Übergewicht beim Kaninchen
Zivilisationskrankheit Übergewicht
Selbst bei Kaninchen, die ausgesprochen modern und artgerecht gehalten werden, weist ein erschreckend hoher Prozentsatz gering- bis hochgradiges Übergewicht auf.
Auffällig ist, dass dies einem Teil der Halter überhaupt nicht bewusst ist ("Aber man kann doch die Wirbelsäule noch spüren!"), während andere Besitzer das Problem zwar sehen, sich aber nicht darüber im Klaren sind, dass ihre vermeintlich artgerechte Fütterung viel zu energiehaltig ausfällt und somit die Ursache darstellt ("Möhren und Pastinaken machen dick?").
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Ernährungsfehler
Typische ungeeignete Futtermittel, die oftmals verfüttert werden, sind:
- handelsübliches Mischfutter
- "gesundes Trockenfutter" (Trockenkräuter, Gemüsechips etc.)
- Pellets
- handelsübliche Leckerlis, Knabberprodukte usw.
- hartes Brot
- Wurzelgemüse (Karotten, Fenchel, Sellerie usw.)
- Obst
- Getreide
- Erbsenflocken, Obst- und Gemüsechips
- Saaten
Euthyroid Sick Syndrome
Primäre Stoffwechselstörungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion treten beim Kaninchen extrem selten auf. Das sogenannte Euthyroid Sick Syndrome bezeichnet eine sekundäre Schilddrüsenunterfunktion: Der Körper fährt infolge einer chronischen Grunderkrankung seinen Stoffwechsel herunter. Auch die Schilddrüsenhormone sind in diesem Fall erniedrigt. Hier gilt es, die Grundursache zu finden.
Veranlagung
Gelegentlich gibt es Kaninchen, die trotz reichlich Bewegung und durchweg energiearmer Nahrung übergewichtig sind. Sie fressen Wiese, Blattgemüse, Küchenkräuter, Zweige usw. dann in solchen Mengen, dass sie an Gewicht zulegen, obwohl diese Nahrungsmittel nur wenig Kalorien enthalten und das ideale Grundfutter für eine gesunde Ernährung darstellen.
Die Möglichkeiten, etwas dagegen zu tun, sind dann relativ eingeschränkt (s.u.)
Risiken der Adipositas
- erhöhte Anfälligkeit für Kreislaufversagen
- hohes Narkoserisiko
- Verdauungsprobleme
- wunde Fußsohlen (Pododermatitis)
- Blasengrieß
- Mangelerscheinungen
- Fliegenmadenbefall
- Haut- und Fellprobleme
- Fettleber, akutes Leberversagen bei Inappetenz
- Herzerkrankungen
- Bluthochdruck, Thrombosen
- Arthrosen infolge der Gelenkbelastung
- niedrige Lebenserwartung
Wie erkennt man Übergewicht bei Kaninchen?
- Rippen, Schulterblätter, Sitzbeinhöcker und/oder Wirbelsäule kaum oder gar nicht mehr ertastbar
- Im "Babysitz": zur Körpermitte hin beidseitig deutlich zunehmender Leibesumfang
- greifbare Fettpolster am Bauch
- Das Kaninchen erreicht beim Putzen seinen Hinterleib nicht mehr
- auf Röntgenbildern sichtbar eingelagerte Fettmassen
- (Trägheit, Bewegungsunlust)
- (geringe Ausdauer)
- (evtl. Symptome von Folgeerkrankungen)
Therapie und Prophylaxe
Vorsorge und Behandlung von Übergewicht entsprechen sich im Großen und Ganzen: Tiergerechte Haltungsbedingungen, gesunde Fütterung sowie allgemeine Gesunderhaltung sind für das Anstreben und den Erhalt des Idealgewichts gleichermaßen wichtig.
Allerdings gilt natürlich: Vorbeugen ist besser als Heilen. Eine Gewichtsreduktion ist immer schwieriger, als es gar nicht erst so weit kommen zu lassen.
Kontrolle durch Wiegen
- 1x wöchentlich wiegen
- Gewicht notieren
- Schwankungen bis ca. 2 % innerhalb einer Woche sind normal
- Das Gewicht sollte über 3-4 Wochen konstant bleiben
- während Reduktionsdiät max. 5 % Gewichtsverlust pro Monat
Beschäftigung
Kaninchen zu beschäftigen, ist im Grunde nicht schwer. Die meisten nehmen jede Art von Tunnel, Höhle oder Aussichtsplattform mit Begeisterung an. Alles, was neu ist, wird eingehend inspiziert und erkundet, beschnuppert, benagt, umkreist und zum Verstecken, Ausschauhalten oder Durchschlüpfen genutzt.
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Futtererarbeitung
Die beste Animation zur Bewegung ist und bleibt Futter - bei Kaninchen, die abspecken sollen, natürlich kalorienarm. Diese Grundregel lässt sich auch in Ihrer Abwesenheit umsetzen: Bieten Sie Grünfutter und Heu ab sofort ausschließlich erhöht an, sodass sich die Kaninchen zumindest aufrichten und / oder strecken müssen, um zu fressen. Die beliebtesten Sorten könnten das Aufsuchen zweiter Ebenen (z.B. ein Sitzbrett, einen Baumstumpf, Pflanz- oder Backstein) erfordern.
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Gruppenhaltung
Je mehr Kaninchen Sie besitzen, desto mehr "Leben" ist in der Gruppe. Um das angeborene intensive Bedürfnis nach Sozialkontakt zu befriedigen, ist Paarhaltung jedoch das absolute Wohlfühl-Minimum. Bereits ein Duo ist um ein Vielfaches aktiver als ein einsames Einzeltier.
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Ernährung
Für fettleibige Kaninchen gelten ähnliche Fütterungsregeln wie für normalgewichtige:
- Hauptnahrung: Wiesengrün, Blattgemüse, Küchenkräuter, Zweige; zusätzlich ständiges Heuangebot
- Obst und Wurzelgemüse nur in Leckerli-Mengen
- Kein Kraftfutter (Mischfutter, Pellets, Getreide, Saaten, ...)!
- ggf. Futterumstellung: sofortiger Ersatz handelsüblicher "Müslis" oder Pellets durch Heu, Stroh, Rinde, getrocknete Blätter und Blüten; dann allmähliche Umstellung auf Grünfutter