Ein Megacolon ist nicht heilbar. Bei Kaninchen, die - trotz optimaler Fütterung - dauerhaft oder in kurzen Abständen massive Beschwerden zeigen, ist eine Euthanasie zu erwägen. Bei Kaninchen, die nur leichte Symptome zeigen oder "Schübe" in größeren Abständen haben, besteht hingegen kein Grund dafür.
Metamizol (z. B. Novalgin®, ^®, Vetalgin®)
Metamizol ist der Wirkstoff der Wahl bei Eingeweideschmerzen. Es sollte in jeder Hausapotheke vorhanden sein und beim Verdacht auf Bauchschmerzen sofort gegeben werden. Am schnellsten und zuverlässigsten wirkt es gespritzt. Alternativ kann ein es oral eingegeben werden. Die Dosierung beträgt 50 mg pro kg alle 4 Stunden oder 75 mg pro kg alle 6 Stunden.
Metoclopramid (z. B. MCP®, Emeprid®)
Metoclopramid ist ein Medikament, das die Magen-Darm-Motorik stimuliert und gleichzeitig übelkeithemmend wirkt. Ebenso wie Metamizol sollte es in jeder Hausapotheke vorhanden sein. Beim Verdacht auf Bauchschmerzen darf es entweder sofort gegeben werden oder spätestens dann, wenn Metamizol innerhalb einer halben Stunde keine Wirkung zeigt.
Bei Megacolon-Patienten hat Metoclopramid eine besonders große Bedeutung, da hier das Hauptproblem in einer beeinträchtigten Magen-Darm-Motorik besteht.
Am schnellsten und zuverlässigsten wirkt Metoclopramid gespritzt. Alternativ kann ein es oral eingegeben werden. Die Dosierung beträgt 0,5-1 mg pro kg alle 8 Stunden.
Die erste Dosis wird idealerweise mit 5 mg pro kg dosiert. Hier sollte allerdings ein hochkonzentriertes Präparat (z. B. Emeprid Injektionslösung 5 mg / ml) verwendet werden, da von den niedriger konzentrierten Produkten (z. B. MCP Saft 1 mg / ml) ein sehr großes Volumen eingegeben werden müsste.
Ranitidin
Ranitidin ist ein sogenannter H2-Antagonist, eine Untergruppe der Antihistaminika. Er hemmt die Produktion von Magensäure, wodurch er einer Reizung der Magen- und Dünndarmschleimhaut entgegenwirkt.
Obwohl das eigentliche Problem eines Megacolons im Dickdarmbereich liegt, können H2-Hemmer sich positiv auswirken, da die entstehende Futteranschoppung ab einem gewissen Grad den gesamten Magen-Darm-Trakt betrifft.
Wird Ranitidin oral eingegeben, beträgt die Dosierung 2x tgl. 2-5 mg pro kg. Wird es subkutan oder intravenös gespritzt, beträgt die Dosierung 1x tgl. 2 mg pro kg.
Pro- und Präbiotika
Zur Stabilisierung der Darmflora sollten Megacolon-Patienten dauerhaft, zumindest aber in Akutphasen mit Pro- und Präbiotika versorgt werden. Die Studienlage bezüglich einer sinnvollen Dosierung ist noch sehr dünn; es sind jedoch keine Nebenwirkungen durch "Überdosen" bekannt.
Ein gut geeignetes Präbiotikum ist z. B. Rodicare Dia®. Der Hersteller empfiehlt eine Dosierung von 2x tgl. 1 ml pro kg. In Akutphasen ist dies allerdings oft zu wenig.
Es kann daher hilfreich sein, zusätzlich bestimmte Produkte für den Menschen zu verwenden. Davon kann eine großzügige Prise pro Dosis bereits gut wirksam sein. Je nach Schweregrad der Symptome können die Präparate zweimal täglich bis stündlich gegeben werden.
Geeignet sind z. B.:
- Flohsamenschalen (Präbiotikum)
- Apfelpektinflocken (Präbiotikum)
- OmniBiotic10® (Probiotikum)
Alle Präparate können in Kombination miteinander angewandt werden.
Infusionen
Infusionen sind potenziell lebensrettend, wenn ein Kaninchen stark kreislaufgeschwächt ist und / oder eine massive Anschoppung vorliegt. In diesem Fall ist eine hohe Flüssigkeitszufuhr notwendig, um den Kreislauf zu stabilisieren beziehungsweise eine Eintrocknung des Darminhalts zu verhindern.
Bei einer massiven Kreislaufschwäche (z. B. bei hochgradiger Aufgasung, Stehunfähigkeit oder starker Untertemperatur < 37° C) muss das Kaninchen an den Tropf gehängt werden - unter die Haut verabreichte Infusionen sind hier nicht mehr ausreichend!
Wird eine subkutane Infusion, d. h. eine Infusion unter die Haut, verabreicht, sind bis zu 100 ml pro kg möglich - bei starkem Durchfall täglich. Anderenfalls sollte die Menge ab dem zweiten Tag auf 50 ml pro kg reduziert werden, da das Kaninchen die Flüssigkeit ansonsten nicht mehr vollständig resorbieren kann. Diese Mengenangaben dienen der groben Orientierung - letztendlich muss im Einzelfall entschieden werden, welche Infusionsmenge die optimale ist.
Bei einer intravenösen Infusion ("Tropf") muss die benötigte Menge pro Stunde und Tag exakt berechnet werden, um den Patienten weder über- noch unterzudosieren. Intravenöse Infusionen werden in aller Regel nur in der Tierarztpraxis oder -klinik über einen Infusiomaten verabreicht. Wie die richtige Rate berechnet wird, können Sie hier nachlesen.
Sobald das Kaninchen stabil genug ist, sollte wieder auf subkutane Infusionen umgestellt werden, damit es nach Hause entlassen und sich dort frei bewegen kann (intravenöse Infusionen sind nur möglich, wenn es in einer kleinen Box sitzt).
Laktulose
Liegt eine Anschoppung vor, benötigt der Patient schnellstmöglich hochdosiert Laktulose (z. B. Laxatract®, Laxulon®). In schweren Fällen darf stündlich 1 ml pro kg gegeben werden. Nachts und in mittelschweren Fällen sind 2-3 ml pro kg alle 3-6 Stunden möglich. Die Dosierung hängt stark vom individuellen Fall ab.
Da Laktulose ein Abführmittel ist, darf es nicht bei Durchfall gegeben werden.
Huminsäuren und Aktivkohle (medizinische Kohle)
Sehr starker, wässriger Durchfall entzieht dem Kaninchen große Mengen an Flüssigkeit, schwächt den Kreislauf massiv und ist meist mit einem sehr schlechten Allgemeinbefinden verbunden.
Medikamente, die den Kot schnell und effektiv festigen, können hier sehr hilfreich sein. Dazu gehören Huminsäuren (2x tgl. 0,5-1 g pro kg p.o. über 3-5 Tage; z. B. Dysticum®) sowie Aktivkohle (1 g pro kg alle 4-6 Stunden - wenn der Kot wieder halbwegs fest ist, sofort absetzen).
Achtung: Beide Medikamente müssen mindestens 30 Minuten zeitversetzt zu anderen Medikamenten gegeben werden, um deren Resorption nicht zu beeinträchtigen. Ausnahme sind Medikamente, die ebenfalls ausschließlich im Magen-Darm-Trakt wirken und nicht resorbiert werden (z. B. Simeticon, Laktulose, Sucralfat).
Bei starken Aufgasungen sollten Huminsäuren gegenüber Aktivkohle bevorzugt werden, da Aktivkohle die Darmausscheidung verzögert, wodurch auch Gase langsamer ausgeschieden werden.
Nystatin
Nystatin ist ein Antimykotikum, d. h. ein Anti-Pilz-Mittel. Es wirkt gegen Hefepilze im Darm. Hefen gehören zu den natürlichen "Darmbewohnern" des Kaninchens und sind grundsätzlich nicht behandlungsbedürftig. Nur, wenn sie im Übermaß vorliegen, können sie zu Symptomen wie matschigem Kot oder Bauchschmerzen führen.
Ein verstärkter Hefepilzbefall im Darm ist beim Kaninchen nie die Grundursache für Darmsymptome, sondern immer nur das Symptom einer Grunderkrankung.
Ein Megacolon-Syndrom ist eine der möglichen Ursachen. Wird bei einem Megacolon-Patienten ein vermehrter Hefebefall nachgewiesen und zeigt der Patient Symptome - und nur dann! - , können die Hefen kurweise unterstützend mitbehandelt werden.
Die Dosierung beträgt 2x tgl. 100.000 I.E. pro kg über 10-14 Tage.
Zwangsfütterung
Kaninchen, die selbstständig nicht (genug) fressen, müssen mit der Spritze zwangsgefüttert werden. Voraussetzung ist immer, dass kein Ileus (Darmverschluss) vorliegt!
Setzt ein Megacolon-Patient keinen Kot ab und hat einen umfangsvermehrten Bauch, der nicht eindeutig dem Dickdarm zugeschrieben werden kann, ist zunächst Röntgendiagnostik notwendig, um einen Ileus als mögliche Ursache auszuschließen! Anderenfalls kann eine Zwangfütterung tödlich enden.
Achtung: Liegt eine Anschoppung vor, kann es sein, dass ein Kaninchen sein Gewicht hält oder sogar schwerer wird, obwohl es selbstständig kein Futter aufnimmt. Es ist daher unerlässlich, dass Sie den Patienten und sein Fressverhalten gut beobachten.
Wie oft und wie viel gefüttert werden sollte, hängt von der aktuellen Symptomatik ab.
Eine Verstopfung mit Futteranschoppung führt dazu, dass der Blinddarm des Kaninchens extrem vergrößert ist und den überwiegenden Teil des Bauchraums einnimmt. In diesem Fall hat der Magen kaum Platz, um sich auszudehnen, weshalb immer nur kleine Mengen appliziert werden dürfen. Mitunter können dies stündlich wenige Milliliter sein.
Bei Durchfall können größere Futtermengen in entsprechend größeren Intervallen eingegeben werden. Ein Kaninchen, das selbstständig überhaupt nichts frisst, darf alle 4 Stunden bis zu 20 ml pro kg Körpergewicht bekommen.
Simeticon
Simeticon ist ein Antitympanikum, das große Gasblasen in kleinere zersetzt. Dies erleichtert ihre Ausscheidung.
Bei Bauchgluckern und Unwohlsein kann Simeticon (z. B. Sab Simplex®) generell als Erste-Hilfe-Medikament eingesetzt werden - bei Inappetenz immer in Kombination mit Metamizol und evtl. auch Metoclopramid. Hier werden etwa 3-4x tgl. 80-100 mg pro kg gegeben.
Bei hochgradigen Aufgasungen darf Simeticon alle 1-2 Stunden gegeben werden.
Antibiose
Flüssiger Durchfall und hochgradige Aufgasungen sind Symptome einer komplett entgleisten Darmflora. In diesem Fall kann eine antibiotische Behandlung lebensrettend sein.
Auf die Weise werden krankmachende Keime, die sich infolge einer geschwächten Darmflora explosionsartig vermehren, eingedämmt. Darmfreundliche Antibiotika sind z. B. Fluorchinolone wie Enrofloxacin (2x tgl. 10 mg pro kg), Marbofloxacin oder Pradofloxacin. Diese werden gerne mit Metronidazol (2x tgl. 20 mg pro kg) kombiniert.