Eine mögliche Ursache der Tympanie ist die Fütterung zuckerhaltiger Futtermittel. Der Zucker bringt das natürlicherweise basische Darmmilieu zum “Kippen” in einen sauren Zustand, in welchem die natürliche Darmflora abstirbt und sich schädliche, gasbildende Bakterien explosionsartig vermehren. Die gleichen Folgen kann zermahlenes Getreide (z.B. in Pellets) haben.
Besonders gefährlich ist Trockenfutter in Verbindung mit Kohl. Kaninchen, die mit darmschädigendem Trockenfutter (Weizen, zermahlenem Getreide, laktosehaltigen Leckerlis, ...) gefüttert werden, vertragen meist keine Kohlgewächse und reagieren mit Verdauungsproblemen, wenn beides in Kombination gefüttert wird.
Tympanien treten auch infolge von längeren Fresspausen auf: Durch den fehlenden "Nachschub" kommt der Nahrungsbrei im Verdauungstrakt zum Erliegen und beginnt zu gären. Lange Fresspausen entstehen nicht nur, wenn dem Kaninchen nicht ausreichend Futter zur Verfügung steht oder es aufgrund von Schmerzen, Unwohlsein oder Stress die Nahrung verweigert; sie können auch dadurch zustande kommen, dass ein Kaninchen zu nahrhaft ernährt wird.
Futtermittel wie Saaten, Haferflocken, Nüsse usw. besitzen einen hohen Sättigungsgrad, d.h. es vergeht eine unnatürlich lange Zeit, bis das Kaninchen wieder Hunger hat. Gleichzeitig enthalten diese Nahrungsmittel keine strukturierte Rohfaser und werden nur sehr langsam durch den Darm transportiert. Diese lange Verweildauer im Darm fördert Fehlgärungen zusätzlich.
Daher dürfen nahrhafte Futtermittel, wenn überhaupt, nur in sehr kleinen Mengen angeboten werden. Grundsätzlich sind sie nur bei alters- oder krankheitsbedingt untergewichtigen Tieren oder als Leckerli aus der Hand zu empfehlen.
Ein unzureichender Weitertransport des Nahrungsbreis kann ebenso durch Bewegungsmangel verursacht werden. Daher sind Kaninchen, die zeitweise in einen Käfig oder Stall gesperrt und womöglich außerdem mit Trockenfutter ernährt werden, besonders gefährdet.
Verstopfungen, Darmverschlüsse und Darmlähmungen führen dazu, dass der Magen-Darm-Inhalt verzögert oder gar nicht mehr weitertransportiert wird. Auch hierdurch entstehen Gärprozesse und es werden Gase freigesetzt. Häufig gehen diese Krankheitsbilder auch mit einer Magendilatation, seltener einer Magenüberladung einher.
Darmlähmungen können z. B. durch für Kaninchen giftige Medikamente (Buscopan® !!), Narkosezwischenfälle, Darminfektionen und schwere Allgemeininfektion mit Blutvergiftung entstehen.
Magen-Darm-Tympanien sind aber auch eine häufige Folge von plötzlichen Futterumstellungen (ungewohnt große Mengen Trocken- oder Frischfutter), auf die der Verdauungstrakt des Kaninchens nicht eingestellt ist, oder von stark gärendem Futter wie z.B. welkem, erwärmtem oder zuvor eingefrorenem Frischfutter.
Infektionskrankheiten des Darms (z.B. Kokzidiose, Clostridien- oder Klebsiellenbefall, Rotavireninfektion) sind ebenfalls mögliche Auslöser. Sie stören das Gleichgewicht der natürlichen Darmflora und schädigen die Schleimhäute. Bakterielle und parasitäre Darminfektionen führen vor allem bei Kaninchen zu Symptomen, die aufgrund von Stress (z.B. Umgebungswechsel, zu frühe Trennung vom Muttertier, Haltungsfehler) oder einer chronischen Erkrankung (z.B. Enzephalitozoonose, Mittelohrentzündung, Tumorerkrankung, Zahnerkrankung, ...) immungeschwächt sind. Daher sollten Sie grundsätzlich eine Kotprobe - bestenfalls der letzten 3 Tage - des aufgegasten Kaninchens mit zum Tierarzt nehmen und untersuchen lassen.
Vergiftungen kommen beim Kaninchen sehr selten vor. Sollte die Möglichkeit bestehen (z.B. durch das Knabbern an einer exotischen Zimmerpflanze, Eibe / Schierling / Maiglöckchen im Garten, Herbstzeitlose im Heu, ...), ist eine sofortige und umfassende Intensivtherapie unerlässlich, um das Leben des Tieres zu retten.
Wiederkehrende Verdauungsprobleme mit Aufgasung und Nahrungsverweigerung werden gelegentlich durch chronische Schleimhautentzündungen des Magens oder Darms verursacht. Eine solche sollte dann in Betracht gezogen werden, wenn die Symptome nicht durch die Ernährung, Haltung, durch Stress, Parasiten oder Bakterien erklärt werden können.
Atemnot hat zur Folge, dass das Kaninchen - beispielsweise durch Maulatmung - vermehrt Luft abschluckt. Dadurch kommt es sekundär zu Aufgasungen. Da Tiere mit Atemnot meist auch nicht mehr (ausreichend) fressen und Todesangst haben, entsteht zusätzlich eine Darmträgheit, die ihrerseits mit Aufgasungen einhergeht.
Psychischer oder schmerzbedingter Stress können nicht nur ein reduziertes Fressverhalten zur Folge haben, sondern auch direkt die Darmmotorik beeinträchtigen: Die freigesetzten Stresshormone hemmen die Peristaltik des Magens und des Darms, sodass auch hierdurch eine Darmträgheit entsteht.