Steht die Diagnose eines Tumors, sind die Therapiemöglichkeiten sehr begrenzt und führen unter keinen Umständen zu einer Ausheilung.
Eine medikamentöse Therapie erfolgt vor allem mit Cortison (i. d. R. Prenisolon, 2x tgl. 0,5-2 mg / kg s. c. oder p. o.). Meist wird mit einer hohen Dosis begonnen, die anschließend reduziert wird. Cortison kann das Tumorwachstum deutlich hemmen und sich positiv auf einen eventuellen Herzerguss auswirken.
Allerdings kann Cortison beim Kaninchen auch fatale Folgen haben. Als sogenannte Corticosteroid-sensitive Tierart vertragen sie es allgemein so schlecht, dass sogar lokale Anwendungen (z. B. am Auge oder Ohr) gravierende Nebenwirkungen haben können. Grundsätzlich darf Cortison beim Kaninchen nur eingesetzt werden, wenn es keine andere Chance mehr gibt, dem Tier noch Lebensqualität zu verschaffen oder Lebenszeit zu schenken.
Erstaunlicherweise vertragen gerade Thymom-/Lymphom-Patienten Cortison oftmals über Monate oder sogar Jahre hinweg sehr gut. Einige Tiere reagieren jedoch früher oder später mit Leberversagen oder einem kompletten Kollaps des Immunsystems. Regelmäßige Blutuntersuchungen (v. a. Leberwerte, Differenzialblutbild) sind gerade zu Beginn der Therapie unbedingt empfehlenswert!
Sollte der Tumor zufällig entdeckt werden, ehe er Symptome verursacht (z. B. während einer Röntgendiagnostik, die wegen einer anderen Problematik durchgeführt wird), stellt sich die Frage, ob man das Kaninchen direkt mit Cortison dagegen behandeln sollte – denn einerseits wird der Tumor dadurch bereits im Frühstadium gehemmt und die Lebenszeit des Kaninchens evtl. erheblich verlängert; andererseits besteht das Risiko, dass schwere Nebenwirkungen auftreten und man ihm im Gegenteil Lebensqualität und -zeit nimmt.
Die Bestrahlung ist eine relativ neue und kostspielige Therapiemethode, der viele Besitzer auch aus ethischen Gründen skeptisch gegenüberstehen.
Fakt ist: Sie schlägt in den meisten Fällen gut an und führt zu einer deutlichen Verkleinerung des Thymoms, es kommt in aller Regel nicht zu den oftmals gefürchteten Hautverbrennungen und auch die notwendigen Narkosen werden mit einem guten Management meist problemlos vertragen, die meisten Kaninchen zeigen während des Therapiezeitraumes ein ungestörtes Allgemeinbefinden.
Allerdings führt auch die Bestrahlung weder zu einer Abheilung, noch ist sie frei von Risiken. Es ist nahezu unmöglich, alle Tumorzellen zu „treffen“, insbesondere wegen der unmittelbaren Nachbarschaft zum Herzen und zu den Lungen. Aus demselben Grund können die genannten Organe Strahlenschäden davontragen.
Durch übrig gebliebene Tumorzellen wächst das Thymom / Lymphom i. d. R. binnen 1-2 Jahren wieder nach, falls das Kaninchen so lange überleben sollte. Es ist - wie beim Cortison - auch bei der Bestrahlung möglich, dass sich eine massive Immunschwäche entwickelt und das Kaninchen permanent krank ist, womöglich sogar an einer Sekundärerkrankung verstirbt.
Auch hier stellt sich also die Frage, ob man durch die Bestrahlung nicht mehr verliert, als man gewinnt. Dies sollte sorgfältig abgewogen werden. Unbedingt überprüft werden sollte zudem, ob das Herz bereits Schaden genommen hat, denn in diesem Fall hilft auch die Bestrahlung nicht mehr viel weiter – im Gegenteil können die mehrfachen Narkosen dann zu einer so schweren Mehrbelastung führen, dass die Lebenszeit sich eher verkürzt als verlängert.
Nicht verkehrt sind pflanzliche Medikamente, die das Zellwachstum des Tumors hemmen sollen, beispielsweise die sogenannte Misteltherapie. Die Wirksamkeit dieser Therapie ist allerdings nicht nachgewiesen.
Herzmedikamente sind notwendig, wenn das Herz bereits Schaden genommen hat oder dies in naher Zukunft zu erwarten ist. Besonders häufig kommen Diuretika (Mittel zur Entwässerung, z. B. Furosemid) und Blutdrucksenker (z. B. ACE-Hemmer) zum Einsatz.
Bronchodilatatoren sind Medikamente, die die Bronchien erweitern und dadurch die Atmung erleichtern. Sie können Atembeschwerden bis zu einem gewissen Grad kompensieren und sollten daher eingesetzt werden, sobald erste Symptome einer erschwerten Atmung erkennbar sind. Dazu sollte das Kaninchen täglich sorgfältig beobachtet werden. Geeignet sind Theophyllin (2-3x tgl. 4 mg / kg s. c. oder p. o., z. B. Afpred forte®) und Terbutalin (4-6x tgl. 0,01 mg / kg s. c. - z. B. Bricanyl®).
Eine Operation ist nicht erfolgversprechend; denn auch chirurgisch ist es kaum möglich, alle Tumorzellen zu entfernen, sodass es im Anschluss zu einem neuerlichen Wachstum kommt. Eine Operation am Brustkorb ist ein sehr schwerwiegender Eingriff mit hohem Narkoserisiko und langer Genesungszeit. In Hinblick darauf, dass eine Heilung nicht möglich ist, sollten dem Tier diese Belastung und die damit einhergehenden Schmerzen erspart bleiben.
Eine Euthanasie ist angezeigt, wenn das Kaninchen eine deutlich erschwerte Atmung zeigt, die auch medikamentös nicht mehr erleichtert werden kann. In diesem Fall muss es umgehend erlöst werden, um es vor einem qualvollen Erstickungstod zu bewahren.