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Haarballen (Trichobezoare) beim Kaninchen

Hauskaninchen haben eine sehr hohe Neigung zur Bildung von Trichobezoaren im Magen. Besonders gefährdet erscheinen Langhaarrassen, Löwenköpfchen und Satins. Haarballen können symptomlos sein, aber auch lebensgefährliche Darmverschlüsse verursachen.


Ursache für Bezoare

Ein Trichobezoar entsteht, wenn sich abgeschluckte Haare im Magen zu einem unverdaulichen Haarballen zusammenlagern. Risikofaktoren sind:

  • Fellwechsel
  • Rasseprädisposition: z. B. Angora, Löwenköpfchen, Teddy, Satin
  • krankheitsbedingter Haarverlust
  • übersteigertes Putzverhalten (z. B. durch chronischen Stress oder Schmerz)
  • trockene Fütterung
  • rohfaserarme Fütterung

Alle auf das Fell bezogene Risikofaktoren gelten auch, wenn sie ein Partnertier betreffen (gegenseitige Fellpflege)!

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Während des Fellwechsels werden besonders viele Haare abgestoßen und somit beim Putzen verschluckt. Der Fellwechsel erfolgt individuell unterschiedlich stark und in variablen Intervallen. Im Haus lebende Kaninchen verlieren tendenziell mehr Haare als ihre Artgenossen in Außenhaltung.

(Zum Teil) langhaarige Kaninchen wie Angoras, Löwenköpfchen und Teddys haben ein erhöhtes Risiko, einen Haarballen zu entwickeln - nicht nur aufgrund der Länge der verschluckten Haare, sondern auch, da sie oftmals einen stärkeren Fellwechsel zeigen als kurzhaarige Tiere. Satins scheinen aufgrund ihrer Haarstruktur verstärkt zur Bildung von Bezoaren zu neigen.

Ektoparasiten wie Raubmilben und Dermatophyten (Hautpilz) können einen verstärkten Fellverlust bewirken. Andere Parasitenarten führen zu Juckreiz, der ein vermehrtes Putzen sowie Kratzen zur Folge hat. Durch das Kratzen wiederum werden besonders viele Haare gelockert, die anschließend beim Putzen aufgenommen werden.

Auch anderweitige Krankheiten können einen Haarverlust verursachen. Dazu zählt z. B. das paraneoplastische Syndrom, welches durch ein Thymom entstehen kann.

Übersteigertes Putzverhalten kann nicht nur durch Juckreiz, sondern auch psychogen bedingt sein: Manche Kaninchen putzen sich exzessiv, um Stress abzubauen oder Schmerzen zu kompensieren. Mögliche Ursachen sind z. B. Spannungen in der Gruppe, ständige Bedrängung durch den Menschen, Zahn-, Ohren- oder Augenschmerzen, aber auch Tumore.

Trockene Fütterung begünstigt die Entstehung von Trichobezoaren, da der Mageninhalt vergleichsweise fest ist und die Haare verstärkt "aneinanderkleben". Um eine reichliche Flüssigkeitsaufnahme mit der Nahrung zu gewährleisten, sollte frisches Grünfutter 24 Stunden am Tag zur freien Verfügung stehen.

Bevorzugen die Kaninchen stattdessen ein Trockenfutter (z. B. Trockenkräuter, Kräuterheu), sollte dieses nicht mehr angeboten werden. Reines Grasheu genügt völlig! Sollte auch dieses dem Grünfutter vorgezogen werden, probieren Sie neue Grünfuttersorten aus, die die Kaninchen lieber mögen. Beispielsweise sind Wiesen- und Küchenkräuter, Karottengrün und Kohlrabiblätter meist beliebter als Salate oder Blumenkohlblätter.

Rohfaserarme Fütterung führt dazu, dass der Futterbrei im Magen-Darm-Trakt aus sehr feinen Partikeln besteht, die besonders dicht aneinander haften und die Bildung von Bezoaren begünstigen. Grobe Rohfaser hingegen durchzieht den Magen "gitternetzartig", wodurch die Haare sich weniger zusammenlagern. Stattdessen wird der gesamte Mageninhalt gleichmäßig durchmischt, mit Magensäure vermengt und in den Darm weitertransportiert.

Als rohfaserarm gelten neben völlig ungeeignetem Fertigfutter u. a. auch Wurzelgemüse (Möhren, Brokkoli, Sellerieknollen, Pastinaken etc.) und Obst.

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Symptome bei Haarballen

Haarballen können symptomlos bleiben, aber auch wiederkehrende oder akute Beschwerden verursachen:

  • Inappetenz
  • Bauchschmerzen: gekrümmte Körperhaltung, Unruhe, permanenter Wechsel der Sitz- / Liegeposition
  • Allgemeine Schmerzsymptome: Zähneknirschen, Schmerzmimik, Rückzug
  • Magendilatation: fester, aufgetriebener Magen
  • Kreislaufschwäche mit Untertemperatur
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Oft äußert sich ein Magenbezoar dadurch, dass ein Kaninchen immer wieder Bauchschmerzen und Unwohlsein zeigt. Dies liegt vermutlich daran, dass der Haarballen zwischenzeitig die Magenwände reizt und eine chronische Gastritis (Magenschleimhautentzündung) verursacht. Typischerweise geht es den Kaninchen meist schnell besser, nachdem sie mit Metamizol und evtl. auch Metoclopramid behandelt wurden.

Ein Magenbezoar kann allerdings auch akute, lebensbedrohliche Komplikationen auslösen. Das kann entweder ein Ileus (Darmverschluss) oder eine Stase (Darmträgheit) sein. Beide gehen mit einer Magendilatation (Magenvergrößerung) einher, häufig auch mit einer Kreislaufschwäche.

Doch auch, wenn das Kaninchen "nur Bauchschmerzen" hat und diese nicht zügig behandelt werden, können sich infolge des Nichtfressens lebensbedrohliche Komplikationen entwickeln.

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Diagnostik bei Bezoaren

  • Kontraströntgen
  • (Palpation (= Abtasten))
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Sehr erfahrene Spezialisten für kleine Heimtiere (NICHT Kleintiere = Katzen und Hunde!!) können einen Haarballen mitunter ertasten beziehungsweise durch Tasten eine erste Verdachtsdiagnose stellen.

Sicher und objektiv nachweisen lässt sich ein Trichobezoar im Magen jedoch nur mit Kontraströntgenbildern. Auch ist es nur hierbei möglich, durch wiederholte Aufnahmen den Verlauf zu beurteilen.

Als Kontrastmittel eignen sich jodhaltige Präparate sowie Bariumsulfat. Wie viel Kontrastmittel das Kaninchen bekommt, hängt von der Größe seines Magens ab: Hat er eine normale Größe, werden (mindestens) 15 ml pro kg Körpergewicht eingegeben. Nur dann füllt sich der Magen komplett mit dem Kontrastmittel beziehungsweise nur dann werden Aussparungen sichtbar, die auf Haaransammlungen hindeuten. Wird zu wenig Kontrastmittel eingegeben, zeigt der Magen hingegen zwangsläufig Aussparungen, wodurch ein Bezoar "vorgetäuscht" werden kann.

20 Minuten nach der Eingabe des Kontrastmittels wird das Kaninchen in zwei Ebenen geröngt (auf der Seite und auf dem Rücken liegend). Physiologischerweise füllt das Kontrastmittel den Magen komplett und legt sich glatt den Magenwänden an. Ein Teil des Kontrastmittels ist nach 20 Minuten bereits im Dünndarm zu sehen. 

Zeigen sich im Magenbereich Aussparungen und erreicht das Kontrastmittel nicht die Magenwände, sondern bildet in etwas Abstand zur Magenwand eine fransige Begrenzung, ist der kontrastmittelfreie Bereich höchstwahrscheinlich mit Haaren verlegt.

Diese Kontrastmitteluntersuchung auf einen Trichobezoar ist nicht möglich, wenn der Magen des Kaninchens bereits vergrößert ist (Magendilatation!). Dies lässt sich häufig bereits ertasten; im Zweifelsfall werden Röntgenbilder in zwei Ebenen angefertigt, ehe Kontrastmittel eingegeben wird.

Ist der Magen bereits überfüllt, erhält das Kaninchen nur wenige Milliliter Kontrastmittel. In einer weiteren Röntgenaufnahme (frühestens nach 20 Minuten) wird dann kontrolliert, ob sich das Kontrastmittel bereits durch den Dünndarm bewegt hat oder eine Passagestörung (Ileus oder Stase) vorliegt. Erst, wenn der Magen-Darm-Trakt einwandfrei durchgängig und der Magen nicht mehr vergrößert ist, darf das Kaninchen größere Mengen Kontrastmittel bekommen!

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Therapie bei Haarballen

  • Abführmittel (i. d. R. Laktulose)
  • Magenschleimhautschutz
  • bedarfsweise Metamizol, Metoclopramid etc.
  • ggf. Therapie des Ileus / der Stase
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Laktulose

Die Langzeittherapie mit einem Abführmittel ist essenziell für eine erfolgreiche Behandlung: Der Haarballen wird nach und nach durchsetzt und von außen nach innen aufgelöst. Konsequent und hochdosiert angewendet, führt die Therapie innerhalb von 2-3 Monaten meist zu sehr schönen Erfolgen. 

In der Regel wird als Abführmittel Laktulose (z. B. Laxatrakt®, Laxulon®) verwendet: Sie ist gut verträglich, wird unverdaut ausgeschieden und wirkt dadurch im gesamten Magen-Darm-Trakt. Für manche Kaninchen ist Laktulose ein heiß begehrter Leckerbissen, den sie freiwillig aus der Spritze oder vom Teller schlabbern.

Für eine erfolgversprechende Therapie sollten 2-3x täglich 1-2 ml pro kg Körpergewicht gegeben werden. Nach 2-3 Monaten erfolgt eine Röntgenkontrolle, die wieder in zwei Ebenen und 20 Minuten nach der Eingabe von 15 ml / kg Kontrastmittel durchgeführt werden sollte.

Neben den für Tiere zugelassenen Präparaten gibt es Laktulose auch als Humanmedikament. Da diese Sirups jedoch häufig Zucker enthalten, sind sie nur bedingt geeignet. Insbesondere Kaninchen, die zu Durchfall oder Übergewicht neigen, sollten keine zuckerhaltigen Präparate bekommen.

Eine Alternative zur reinen Laktulose ist Rodicare Hairball®. Es enthält zusätzlich Flohsamenschalen und allgemein unterstützende Inhaltsstoffe für die Verdauungstätigkeit.

Grundsätzlich können auch zuckerfreie Laktulose-Präparate zu Durchfall führen. Immerhin handelt es sich um ein Abführmittel. In diesem Fall sollten Sie die Dosis zunächst halbieren und erst, wenn der Kot sich normalisiert hat, über mehrere Tage hinweg wieder langsam steigern.

Achtung: Bekommt Ihr Kaninchen außer der Laktulose weitere Medikamente oral, müssen diese zeitversetzt verabreicht werden, da die Laktulose ihre Resorption beeinträchtigen kann. 30 Minuten gelten als Minimum. Nicht notwendig ist ein Zeitabstand bei Medikamenten, die nicht resorbiert werden, sondern ausschließlich im Magen-Darm-Trakt wirken (z. B. Sucralfat, Simeticon, Pro- und Präbiotika).


Ungeeignete Abführmittel

Speiseöle, Ölsaaten etc. wirken im Magen ebenfalls abführend. Im vorderen Dünndarmbereich werden die enthaltenen Fette jedoch resorbiert und als Energie verwertet, wodurch sie in den dahinter liegenden Darmabschnitten keine Wirkung mehr entfalten können. 

Dies kann einerseits zu einer Gewichtszunahme führen; schlimmstenfalls aber auch dazu, dass abgelöste Bezoar-Bestandteile im hinteren Dünndarm stecken bleiben und einen Ileus (Darmverschluss) verursachen. Letzteres ist auch unter Laktulose möglich, das Risiko ist jedoch geringer. Das höchste Ileus-Risiko haben Bezoar-Patienten, die gar nicht therapiert werden.

Von Paraffinöl wird inzwischen dringend abgeraten. Zwar wird es nicht verdaut und zeigt eine gute abführende Wirkung; gelangt es jedoch versehentlich in die Atemwege, z. B. wenn das Kaninchen sich bei der Eingabe wehrt, verursacht es eine lebensgefährliche Pneumonie (Lungenentzündung).


Magenschleimhautschutz

Ein Schleimhautschutz für den Magen sollte immer dann gegeben werden, wenn ein Kaninchen wiederkehrende Beschwerden (insbesondere Inappetenz und Bauchschmerzen) durch einen Bezoar hat. In diesem Fall ist es wahrscheinlich, dass der Haarballen durch eine mechanische Reizung zu einer Gastritits (Magenschleimhautentzündung) geführt hat.

Bewährt hat sich vor allem Sucralfat (2x tgl. 25 mg / kg p. o. über 4-6 Wochen - z. B. Sucrabest®): Es kleidet den Magen von innen aus, wodurch angegriffene Schleimhautareale vor der körpereigenen Magensäure geschützt werden und sich regenerieren können.

Achtung: Bekommt Ihr Kaninchen außer dem Sucralfat weitere Medikamente oral, müssen diese zeitversetzt verabreicht werden, da das Sucralfat ihre Resorption beeinträchtigen kann. 30 Minuten Zeitabstand gelten als Minimum. Nicht notwendig ist ein Zeitabstand bei Medikamenten, die nicht resorbiert werden, sondern ausschließlich im Magen-Darm-Trakt wirken (z. B. Laktulose, Simeticon, Pro- und Präbiotika).


Medikamente bei akuten Beschwerden

Da Trichobezoare phasenweise zu akuten Beschwerden führen können, sind währenddessen mitunter zusätzliche Medikamente erforderlich. Dies sind insbesondere Metamizol (4-6x tgl. 50 mg / kg - z. B. Novalgin®, Novaminsulfon®) und Metoclopramid (3x tgl. 0,5 mg / kg - z. B. Emeprid®, MCP®).


Gegebenenfalls Therapie des Ileus / der Stase

Sind die akuten Beschwerden mit einem Ileus oder einer Stase verbunden, ist eine dementsprechende Therapie erforderlich!

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Prognose

Prinzipiell sind Trichobezoare gut therapierbar und hinterlassen keine Langzeitschäden. Voraussetzung ist eine langfristige und konsequente Umsetzung der Behandlung. 

Hat der Bezoar einen Ileus verursacht, ist die Prognose vorsichtig. Hier ist eine Intensivtherapie erforderlich.


Prophylaxe

  • ​​​​​Fellpflege
  • Laktulose-Kur während des Fellwechsels
  • artgerechte Ernährung
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Sicher vermeiden lässt sich ein Trichobezoar bei keinem Kaninchen. Es gibt jedoch einige Maßnahmen, mit denen Sie gegensteuern können. 

Dazu zählt unter anderem Unterstützung beim Haarwechsel: Sobald Sie lose Haarbüschel im Fell Ihrer Kaninchen entdecken, sollten Sie diese vorsichtig herausziehen. Während des Fellwechsels hilft außerdem tägliches Kämmen mit einem Flohkamm oder einer Zupfbürste. Auf die Weise werden beim Putzen weniger Haare verschluckt.

Eine weitere effektive Vorbeugemaßnahme während des Haarwechsels ist die Gabe von Laktulose. Je stärker ein Kaninchen (oder eines der Partnertiere!) haart, desto höher sollte die Laktulose dosiert werden. Bei starkem Fellwechsel empfiehlt sich dieselbe Dosierung wie zur Therapie eines bereits vorhandenen Bezoars (3x tgl. 1-2 ml pro kg Körpergewicht).

Eine artgerechte Ernährung, die größtenteils aus frischem Grünfutter besteht, leistet ebenfalls einen wichtigen Beitrag zur Haarballen-Prophylaxe: Der hohe Gehalt an Flüssigkeit und strukturierter Rohfaser fördert den reibungslosen Transport des Nahrungsbreis inklusive Haare durch den Magen-Darm-Trakt.

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