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Untergewicht beim Kaninchen

Abschnitte auf dieser Seite:

Untergewicht ist beim Kaninchen in aller Regel entweder alters- oder krankheits-, seltener stress- oder ernährungsbedingt.

Niemals darf Untergewicht blindlings einem hohen Alter oder eventuellem Stress zugeschrieben werden!

Gerade im Alter ist zunehmende Abmagerung häufig das Symptom einer ernsthaften Erkrankung (z.B. Krebs, Niereninsuffizienz, Zahnerkrankung, ...). Auch sind Tiere, die unter Stress stehen, besonders anfällig für Erkrankungsausbrüche (z.B. Darmparasiten, Enzephalitozoonose, ...), d.h. auch hier wird der Gewichtsverlust nicht zwangsläufig durch den Stress selbst ausgelöst, sondern ist womöglich das Symptom einer gesundheitlichen Problematik.

Bei Gewichtsverlust, der nicht auf eine Futterumstellung oder vermehrte Bewegung zurückzuführen ist, muss das Kaninchen in jedem Fall einem Tierarzt vorgestellt werden.

Anderenfalls riskieren Sie, dass eine womöglich ernsthafte Erkrankung lange Zeit unerkannt bleibt. Insbesondere anzuraten sind eine Blut-, Zahn- und evtl. Kotuntersuchung.

Fallen diese negativ aus, sollten Sie versuchen herauszufinden, ob womöglich eine Stressquelle im Leben Ihres Kaninchens eine Rolle spielt.

Erst, nachdem eine gründliche tierärztliche Untersuchung keine Auffälligkeiten ergeben hat und wenn keine Stressquellen (mehr) vorhanden sind, sollten Sie sich mit dem Alter als Ursache "abfinden" und kleine Mengen kalorienreicher Nahrung zufüttern, um einem weiteren Gewichtsverlust vorzubeugen.


Stressquellen beseitigen

Neben Erkrankungen und altersbedingtem Gewichtsverlust ist auch Stress eine mögliche Ursache. Grund dafür können für den Menschen unbedeutend erscheinende Ereignisse im Kaninchenleben sein, z.B.:

  • ein neues Partnertier
  • "Mobbing" durch Artgenossen
  • ein Umgebungswechsel
  • Lärmquellen (z.B. Besuch, eine Baustelle, ...)
  • regelmäßig am Gehegegitter "lauernde" Fressfeinde (Haus- oder Wildtiere)
  • Haltungsfehler (Einzelhaltung, Platzmangel, fehlende Unterschlüpfe, ...)

Probleme mit Artgenossen können ein Kaninchen auf Dauer psychisch und körperlich stark belasten. Beobachten Sie, ob das Tier vom Rest der Gruppe "ausgegrenzt" wird oder ob es mit einem bestimmen Artgenossen immer wieder aneinander gerät. Unter folgendem Link können Sie sich darüber informieren, wie Sie gewöhnliche Spannungen von "Mobbing" unterscheiden können und wie Sie der Lage am besten begegnen:

Ein Umgebungswechsel wird von Kaninchen unterschiedlich "aufgefasst". Umzug, Urlaub etc. sind grundsätzlich desto weniger stressig, je mehr das neue Kaninchenzuhause dem gewohnten ähnelt; d.h. Kaninchen in Außenhaltung fällt eine plötzliche Unterbringung in Innenhaltung oftmals schwer, und je mehr gewohnte Gegenstände sich im neuen / vorübergehenden Zuhause befinden, desto vertrauter wirkt es. 

Fressen Kaninchen schlecht, nachdem sie in einer neuen Umgebung untergebracht wurden, sollten Sie versuchen, diese möglichst ähnlich wie die vorherige einzurichten. Bei Kaninchen, die von Außen- in Innenhaltung umquartiert wurden, kann es z. B. sinnvoll sein, den Boden zunächst mit Gras zu bedecken und eine Tageslichtlampe anzubringen.

Lärmquellen können die Kaninchen auf Dauer sehr unter Stress setzen. Schrill pfeifende Vögel, permanent bellende Hunde, umher tobende Kinder usw. sollten sich nicht im selben Raum aufhalten wie die Kaninchen. Haben Sie auf die Lärmfaktoren keinen Einfluss, z.B. im Falle einer vorübergehenden Baustelle in unmittelbarer Nähe, sollten Sie den Tieren zumindest vermehrt Unterschlüpfe anbieten, damit sie sich geborgen fühlen. Sollte die Situation weiterhin eine unzumutbare Belastung für die Kaninchen darstellen, sollten sie während der "Hauptlärmzeiten" in einem möglichst ruhigen Raum untergebracht werden.

Fressfeinde aus dem eigenen Hause, d.h. Katzen und Hunde, sollten grundsätzlich vom Gehege ferngehalten werden. Bei Wildtieren wie Füchsen und Mardern sowie bei freilaufenden Katzen ist dies meist schwierig. Eine Möglichkeit wäre ein Elektrozaun in einigem Abstand zum Gehege oder um den kompletten Garten herum. Anderenfalls sollten Sie vermehrt Unterschlüpfe anbieten und zumindest nachtsüber für Sichtschutzmaßnahmen (z.B. Schilfrohrmatten am Gehegegitter) sorgen. 

Haltungsfehler können sowohl zu Stress als auch zu "depressionsartigen" Verhaltensstörungen folgen, in deren Folge die Tiere regelrecht "resignieren" und keinen Appetit mehr haben. In diesem Fall muss dringend eine Optimierung der Haltungsbedingungen erfolgen.

Mögliche Ernährungsfehler

Fütterungsfehler sind eine vergleichsweise seltene Ursache für Gewichtsverlust. Sie betreffen meist Kaninchen aus verwahrloster Haltung, die tatsächlich nicht ausreichend zu fressen bekommen. 

Selten sind allerdings auch Tiere betroffen, deren Halter lediglich fehlinformiert sind. So zieht eine ausschließliche Ernährung mit Heu, die tatsächlich immer wieder als "richtig", "gesund" oder eine "geeignete Diät" erachtet wird, massive Mangelerscheinungen nach sich, da durch Trocknungsvorgang und Lagerung ein Großteil der enthaltenen Vitamine, Mineralstoffe, Proteine und sekundären Pflanzenstoffen verloren geht. Die Tiere verhungern dann quasi vor ihrem Heuberg.

Häufiger praktiziert wird eine ausschließliche Fütterung mit Heu und wenigen Sorten Wurzelgemüse. Diese birgt die gleichen Risiken, ganz besonders steht hier der Mangel an sekundären Pflanzenstoffen und Proteinen im Vordergrund. Mangelerscheinigungen können u.a. zu Fellproblemen, einem geschwächten Immunsystem und dem Abbau von Muskelmasse führen.


Fütterung untergewichtiger Kaninchen

Eine Fütterung zur Gewichtszunahme sollte folgendermaßen aussehen:

  • Wiesengrün und begrünte Zweige möglichst ständig zur freien Verfügung

  • falls nicht verfügbar, alternativ Blattgemüse und Küchenkräuter ständig zur freien Verfügung

  • Ergänzung der Futterration durch Wurzel- und Knollengemüse (max. 1/3 der täglichen Frischfutterration - bezogen auf das Gewicht)

  • Wenn nötig: kleine Mengen geeigneten Getreides (z.B. 1 Ähre oder 2 Esslöffel Getreide im Spelz täglich pro Kilogramm Körpergewicht - ausgenommen Weizen und Roggen!)

  • Wenn nötig: eingeweichte Pellets (ohne ungesunde Inhaltsstoffe und mit groben Fasern)

  • Wenn nötig: 1-2 Esslöffel pro Kilogramm Körpergewicht weiche Getreideflocken, eingeweichte Saaten oder eingeweichte, gemahlene Nüsse /  Mandeln 


Grundsätzlich sollten Sie zunächst testen, ob die Fütterung von Wurzelgemüse oder geeigneten Pellets bereits genügt, um eine Gewichtszunahme zu erzielen. Dies wäre die gesündere Alternative zu Getreide, Saaten, Nüssen oder Mandeln. Nach spätestens einer Woche sollte auf der Waage eine deutliche Veränderung zu sehen sein.

Nur, wenn das nicht der Fall ist, sollten Sie die zuletzt genannten hochkalororischen, rohfaserarmen Nahrungsmittel zufüttern.