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Gesundheitliche Aspekte: Platzmangel macht krank

Das Einsperren von Kaninchen in Käfige oder Ställe verstößt gegen §2 des Tierschutzgesetzes. Nähere Informationen zur Rechtslage finden Sie hier.

Bewegung ist neben artgerechter Ernährung die Basis für die Gesunderhaltung der Tiere: Körperliche Betätigung stärkt Skelett und Muskeln sowie das Herz-Kreislauf-System, unterstützt die Immunabwehr und regt in einem nicht zu unterschätzenden Ausmaß die Verdauung an.

Insbesondere ist Bewegungsmangel eine indirekte Hauptursache für zwei häufige Gesundheitsprobleme:

Immunsuppression

Körperliche Betätigung stärkt das Immunsystem. Nicht nur daraus lässt sich schlussfolgern, dass Bewegungsmangel im Gegenteil eine entsprechende Immunschwäche zur Folge hat; auch das psychische Leid und der permanente Stress von Kaninchen, die sich zu wenig und / oder zu selten bewegen können, führt zu einer erhöhten Krankheitsanfälligkeit.

Stress führt in vielen Fällen zum Ausbruch von Infektionen, die bei widerstandsfähigen Kaninchen zu keinerlei Symptomen führen würden. Hierzu zählt v.a. die Enzephalitozoonose, mit welcher knapp 50 % aller als Heimtiere gehaltenen Kaninchen infiziert sind - und die in den meisten Fällen durch eine Immunschwäche ausbricht.

Auch Erreger des Ansteckenden Kaninchenschnupfens oder Darmparasiten wie z.B. Kokzidien werden von einem guten Immunsystem oftmals in Schach gehalten, während sie sich bei immunsupprimierten Tieren explosionsartig vermehren und zu Problemen führen.

Somit öffnet Bewegungsmangel Tür und Tor für Krankheitsausbrüche - wird jedoch nur selten als indirekte Krankheitsursache festgestellt, da sogar diverse Tierärzte heutzutage noch die Augen davor verschließen, dass Kaninchen auch nicht stundenweise oder "nur" nachts in enge Behausungen gehören.


Verdauungsprobleme

Als Krankheitsbild stehen Verdauungsprobleme beim Kaninchen an oberster Stelle. Symptome treten meist in Form von regelmäßigen Durchfällen, wiederholt auftretenden Bauchschmerzen ohne eindeutige Ursache, einem kotverklebten Hinterteil, aber auch in Form von Verstopfungen und / oder lebensbedrohlichen Magenüberladungen in Folge von Darmverschlüssen auf.

Kotprobenuntersuchungen ergeben meist eine Besiedelung mit Kokzidien, Hefepilzen und / oder E. coli-Bakterien. Diese kommen oftmals auch im Darm gesunder Kaninchen vor - allerdings in so geringer Zahl, dass sie den Tieren keine Probleme bereiten.

Bei massiver Besiedelung hingegen kommt es zu Verdauungsstörungen, die mit einer medikamentösen Behandlung meist behoben werden können - allerdings kommt es bei vielen Kaninchen immer wieder zu scheinbar unerklärlichen Rückfällen.

Äußerst selten wird Bewegungsmangel als Ursache überhaupt in Erwägung gezogen. Dabei ist nicht nur die daraus resultierende Immunsuppression ein Grund dafür, dass Darmparasiten die Vermehrung erleichtert wird: Dadurch, dass der Magen-Darm-Trakt des Kaninchens kaum bemuskelt ist, erfolgt der Weiterschub der Nahrung überwiegend durch mechanische Einwirkungen. Diese basieren einerseits auf einem permanenten Nachschub an Nahrungsbrei durch sehr häufige Mahlzeiten und ein großes Futtervolumen, andererseits auf einer Ankurbelung des Verdauungssystems durch regelmäßige Bewegung.

Ein zu geringes Volumen an Nahrungsbrei sowie eine zu seltene Nahrungsaufnahme (beides wird z.B. durch flüssigkeitsarme, stark sättigende Nahrungsbestandteile wie Körner, Getreideflocken, Sämereien, Brot usw. hervorgerufen) führt, ebenso wie Bewegungsmangel, zu einer Verdauungsträgheit.

Eine Verdauungsträgheit führt zu einer längeren Verweildauer des Nahrungsbreis im Darm. Die möglichen Folgen:

  • Durch die langsame Darmpassage haben pathogene (=krankmachende) Bakterien die Möglichkeit, sich anzusiedeln und zu vermehren. Sie verdrängen einerseits die natürliche Darmflora, andererseits scheiden sie giftige Stoffwechselprodukte aus. Die resultierenden Fehlgärungsprozesse führen zur Gasbildung.

  • Durch die Überwucherung des Darmes mit Parasiten und schädlichen Bakterien  sowie die Verdrängung der natürlichen Darmflora werden Verwertungs- und  Resorptionsprozesse eingeschränkt. Der Kot wird nicht mehr ausreichend geformt und besteht zu einem großen Teil aus Flüssigkeit. Es kommt zu Durchfall.

  • Ist die Darmflora gesund, tritt anstelle von Durchfall oftmals Verstopfung  auf: Die lange Verweildauer des Nahrungsbreis im Enddarm führt zu eine verstärkten Flüssigkeitsresorption. Infolgedessen wird der Kot außergewöhnlich  hart und trocken.

  • Eine bestehende Verstopfung lähmt den Verdauungstrakt. Nimmt das Kaninchen weiterhin Nahrung auf, staut sich diese regelrecht an. Letztendlich wird  dadurch auch der Magen zunehmend gefüllt und schließlich überdehnt. Dieses als Magendilatation bezeichnete Krankheitsbild ist meist nur durch eine Intensivtherapie mit Abführmitteln, (intravenösen) Infusionen und Bauchmassagen therapierbar und endet nicht selten tödlich, wenn die Therapie  zu spät eingeleitet wird.  

  • Eine verklebte Analregion kann infolge von Durchfällen, einer übermäßige  Produktion (z.B. durch zu eiweißreiche Fütterung) oder mangelnder Aufnahme von  Blinddarmkot entstehen; aber auch dadurch, dass das gelangweilte Kaninchen  nach dem Kot- und / oder Urinabsatz einfach an Ort und Stelle sitzen bleibt.  Auch die Aufnahme des Blinddarmkotes kann dadurch eingeschränkt werden, dass  ein eingesperrtes Kaninchen stundenlang trübselig vor sich hin döst, anstatt  sich natürlich zu verhalten. Ein verklebtes Hinterteil kann Fellprobleme und  massive Hauterkrankungen bis hin zum lebensbedrohlichen Befall mit Fliegenmaden zur Folge haben.  


  • Durchfall
  • Aufgasungen
  • Magenüberladung
  • Darmkokzidiose


Weitere Probleme

  • Bewegungsmangel vermindert nicht nur den Kalorienverbrauch, sondern hat  auch ein vermehrtes Fressen aus Langeweile zur Folge. Beides kann zu  Übergewicht mit all seinen negativen Auswirkungen auf die Gesundheit (Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Knochen- und Gelenkerkrankungen, Blasengrieß, Haut- und Fellprobleme, ...) führen.

  • Bewegung stärkt das Herz-Kreislauf-System. Gerade Kaninchen sind von Natur  aus äußerst anfällig gegenüber derartigen Leiden und profitieren  dementsprechend von prophylaktischen Maßnahmen.

  • Kaninchen verfügen über einen speziellen Kalziumstoffwechsel: Sie scheiden überschüssiges Kalzium über die Blase aus. Durch regelmäßige Bewegung werden Kalziumkristalle in der Blase aufgewirbelt und können mit dem Urin ausgeschieden werden. Bewegungsmangel hingegen erhöht das Risiko, dass sich das Kalzium am Blasengrund anlagert und Blasengrieß entsteht.

  • "Untrainierte" Kaninchen sind vielfach empfindlicher gegen Verletzungen des Bewegungsapparates wie z.B. Zerrungen und Knochenbrüche.


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