Magendilatation beim Kaninchen
Magendilatation durch Stase (Darmträgheit) mit sekundärer Aufgasung des Blinddarms
Eine Magendilatation ("Magenvergrößerung") entsteht, wenn der Magen sich nicht oder nur eingeschränkt entleeren kann. Sie ist keine eigenständige Krankheit, sondern das Symptom bzw. die Folge einer Magenentleerungsstörung. Oft wird die Magendilatation fälschlicherweise als "Magenüberladung" bezeichnet.
Eine echte Magenüberladung kommt in der Realität selten vor, da sie nur entsteht, wenn das Kaninchen sich entweder "überfressen" oder große Mengen quellender Futtermittel aufgenommen hat. In diesem Fall ist der Magen zwar überfüllt, die Magenentleerung ist aber nicht gestört und erfolgt nach und nach von selber. Eine Magenüberladung kann beispielsweise durch die Aufnahme von Katzenklumpstreu entstehen oder wenn ein Kaninchen, das stundenlang kein Futter zur Verfügung hatte, sich heißhungrig mit Trockenfutter den Magen vollschlägt.
Symptome der Magendilatation
Mögliche Symptome einer Magendilatation sind:
- Inappetenz (Appetitlosigkeit)
- Apathie (Teilnahmslosigkeit)
- gekrümmte Körperhaltung, Schmerzmimik
- Ruhelosigkeit, ständiger Wechsel der Sitz- / Liegeposition
- Kreislaufschwäche mit Untertemperatur
- In fortgeschrittenem Stadium: erschwerte Atmung, Steh- und Gehunfähigkeit
- (sichtbar aufgetriebener Bauch)
Therapie der Magendilatation
Die Therapie erfolgt einerseits symptomatisch, andererseits ursächlich:
- Geeignetes Schmerzmittel (z. B. Novaminsulfon® - KEIN Meloxicam!)
- Prokinetikum (Hemmung der Übelkeit und Stimulans der Magen-Darm-Motorik, z. B. Emeprid®, MCP®)
- Antiemetikum (Hemmung der Übelkeit)
- Abführmittel (i.d.R. Laktulose, z. B. Laxatract®, Laxulon®)
- Antitympanikum (erleichtert Gasausscheidung, z. B. Simeticon Dechra®, Sab Simplex®)
- (intravenöse) Infusionen
- Catosal® (zur Stabilisierung des Stoffwechsels)
- Wärmezufuhr
- Magenschleimhautschutz, z. B. Sucrabest®
- ggf. Sauerstoffzufuhr
- ggf. Antibiose
- bei mechanischem Ileus ggf. Operation
- bei Stase / paralytischem Ileus vorsichtige Zwangsfütterung
Ausführliche Informationen dazu finden Sie im Artikel Ileus und Stase.
Prognose bei Magendilatation
Die Prognose ist abhängig vom Schweregrad, der Ursache und der "Qualität der Therapie". Letztere wird von vielen nicht-spezialisierten Tierärzten (oft im Notdienst) leider völlig mangelhaft durchgeführt. Dies führt in vielen Fällen dazu, dass betroffene Kaninchen versterben.
Es ist von größter Bedeutung, die Ursache für die Magendilatation mit einer gezielten Diagnostik nachzuweisen und gezielt zu behandeln. Wird die Magenentleerung beispielsweise durch einen Darmverschluss beeinträchtigt, darf das Kaninchen keinesfalls zwangsgefüttert werden, ehe dieser Verschluss beseitigt wurde!
Liegt hingegen eine Stase oder eine Darmlähmung vor, ist eine engmaschige, vorsichtige (! Kleine, flüssig angerührte Mengen!) Zwangsfütterung lebensrettend.
Sind Atmung und Stehfähigkeit bereits beeinträchtigt, ist die Prognose immer vorsichtig. Diese Kaninchen sind absolute Intensivpatienten, die stationär aufgenommen, intravenös infundiert und engmaschig mit Medikamenten versorgt werden müssen!