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EC-positive Kaninchen: den EC-Schub vermeiden 

Einmal positiv, immer positiv: EC-Trägertiere sollten bestmöglich vor einem Krankheitsschub geschützt werden. Nachweisen lässt sich die Krankheit nur über einen Bluttest.


Knapp die Hälfte aller Hauskaninchen trägt den Infektionserreger Encephalitozoon cuniculi in sich. Jeder Kaninchenbesitzer sollte wissen, ob seine Tiere dazugehören - denn für positive Kaninchen  ("Trägertiere") sollten einige Maßnahmen getroffen werden, um sowohl einen akuten Ausbruch als auch ein schleichendes Voranschreiten der Krankheit zu verhindern. Die Ansteckung erfolgt über den direkten Kontakt zu infektiösem Urin.

Falls Sie den  EC-Status Ihrer Kaninchen also noch nicht kennen, sollten Sie zeitnah einen Tierarzttermin für eine entsprechende Blutuntersuchung vereinbaren.

Ausführliche Informationen zu diesem Thema finden Sie hier:


Der EC-Schub: Wodurch kann EC ausbrechen?


Allgemeine Ursachen für einen EC-Schub

Sowohl ein akuter Krankheitsausbruch (mit neurologischen Ausfallerscheinungen) als auch ein chronischer, unspezifischer Verlauf (z. B. in  Form von Niereninsuffizienz, Harninkontinenz) sind meist die Folge einer Immunschwäche. Für eine solche kommen diverse Ursachen infrage, z. B.:

  • anderweitige Grunderkrankung (z. B. Schnupfen, Herz- /  Leber- /  Niereninsuffizienz, Parasitenbefall, Zahnerkrankung, Mittelohrentzündung, Tumorerkrankung, Gebärmuttererkrankung, Arthrose)
  • akute Erkrankung (z. B. Blasenentzündung, Magen-Darm-Beschwerden, Augenerkrankung, Madenbefall)
  • akuter Stress (Umzug, Tierarztbesuch, sonstiger Transport, Vergesellschaftung, Unruhe in der gewohnten Umgebung)
  • chronischer Stress (Streitigkeiten mit Artgenossen, Hunde und Katzen, permanenter Lärm oder Fehler im Umgang wie "Zwangskuscheln",  Nackengriff etc.)
  • Haltungsfehler (Platzmangel, Überhitzung, Hygienemangel, Vitamin-D-Mangel, fehlendes Tageslicht, Langeweile, fehlende Rückzugsmöglichkeiten)
  • akute Verletzung, Schmerzen (z. B. nach Biss, Sturz, Tritt, Zusammenprall)
  • hohes Alter

Die Vielfältigkeit der möglichen Ursachen zeigt, dass ein Krankheitsschub nie zu 100 % verhindert werden kann. Eine Optimierung der Haltung, wöchentliche Gesundheitschecks zu Hause und eine schnelle Behandlung von Krankheiten und Verletzungen senken das Risiko jedoch erheblich. Dasselbe gilt für die prophylaktische Eingabe von Fenbendazol, wenn eine Stress- /  Krankheitssituation bevorsteht oder unerwartet eingetreten ist.


Risikofaktoren für eine Niereninsuffizienz durch EC

Auch eine Belastung der Nieren kann bei EC-positiven Kaninchen verheerende Folgen haben - denn das Nierengewebe zählt zu den bevorzugten Angriffsgebieten des Erregers. Die meisten Trägertiere sind entsprechend vorbelastet - eine Nierenerkrankung führt erst im weit fortgeschrittenen Stadium zu Symptomen und Befunden!

Eine Nierenerkrankung im Anfangsstadium lässt sich weder im Blut, Urin, Röntgen noch im Ultraschall feststellen. Bei EC-positiven Kaninchen muss immer von einem vorbelasteten Nierengewebe ausgegangen werden, da der Erreger sich dort bevorzugt ansiedelt.  

Daher ist bei Trägertieren in bestimmten Situationen und mit bestimmten Medikamenten besondere Vorsicht geboten: Alles, was eine potentielle Belastung für die Nieren darstellt, kann bereits vorhandene Schädigungen erheblich verschlimmern. Beispiele für mögliche Nierenbelastungen und Lösungsvorschläge:

  • Gabe von Meloxicam (z. B. Metacam, Melosus, Meloxoral) und anderen NSAIDs => Infusionen während des Therapiezeitraums
  • Narkosen => intensives Infusionsmanagement
  • Gabe von Entwässerungsmitteln (bei Herzpatienten) => Dosis so gering wie möglich wählen
  • Kalziumkonzentrate (z. B. Trockenkräuter, Gemüsechips, Kräuterheu) => Streichen vom Futterplan
  • trockene Ernährung (z. B. mit überwiegend Heu) => Futterumstellung auf frisches Grün ad libitum
  • reduzierte Futteraufnahme =>  sorgfältiges Päppeln, tägliche Infusionen
  • Kreislaufschock, Magen-Darm-Erkrankungen => Infusionen


EC und Impfungen: Beeinträchtigt EC den Impfschutz?

Jede chronische Grunderkrankung kann dazu führen, dass das Immunsystem nur eingeschränkt auf eine Impfung anspricht. Dies gilt für Darmparasiten wie Kokzidien ebenso wie für EC, eine chronische Mittelohrentzündung, eine Zahnerkrankung oder eine Herzinsuffizienz.

Je nach Grunderkrankung können Sie jedoch Maßnahmen treffen, um die Immunantwort auf die Impfung zu verbessern. Im Falle von EC behandeln Sie Ihre Kaninchen kurz vor und nach dem Impftermin mit Fenbendazol: Die Erregerdichte im Körper wird dadurch heruntergefahren und Sie verhindern, dass sich der Erreger infolge des stressigen Tierarztbesuchs im Körper vermehren kann.


Wie funktioniert die prophylaktische EC-Behandlung?

Die Studienlage bezüglich einer wirksamen EC-Prophylaxe ist noch sehr dünn.  Fest steht, dass die Vermehrung des Erregers durch die Eingabe von Fenbendazol (z. B. Panacur ® ) gehemmt wird - wodurch Sie akuten Ausbrüchen und einem Voranschreiten chronischer Schädigungen vorbeugen können.

Aktuelle, auf Erfahrungen basierende Empfehlungen lauten wie folgt:

Dosierung: 1x tgl. 20 mg Fenbendazol pro kg Körpergewicht (Beispiel: von einer 10%igen Suspension geben Sie 0,2 ml pro kg Körpergewicht) oral

Therapiedauer: mindestens 3-7 Tage, um einer möglichen Resistenzbildung vorzubeugen. i. d. R. maximal über 28 Tage

Stresssituationen: Therapie, solange die Stresssituation besteht, mindestens jedoch über 3 Tage; Therapiebeginn idealerweise bereits 24 Stunden vor Beginn der Stresssituation - ansonsten, sobald sie bekannt ist

Krankheiten /  Verletzungen: nach Bekanntwerden sofortiger Therapiebeginn; Therapiedauer mindestens 3 Tage und i. d.  R. maximal 28 Tage (bei länger andauernden Krankheiten /  Verletzungen)

Impfungen: Therapiebeginn spätestens 24 Stunden vor dem Impftermin und weitere 2-6 Tage danach

Immunsuppressive Therapien: In seltenen Fällen (z. B. zur Behandlung von Thymomen) kommen beim Kaninchen immunsuppressive Therapien (Bestrahlung, Cortison) zum Einsatz. In diesem Fall sollten Sie spätestens 24 Stunden vor Behandlungsbeginn mit der Fenbendazol-Therapie beginnen und eine Dauertherapie erwägen.



Vergesellschaftung mit anderen Kaninchen

Vor jeder potenziellen Vergesellschaftung sollte der EC-Status beider Kaninchen bzw. beider Gruppen bekannt sein. Trägertiere und EC-negative Tiere sollten nicht zusammengeführt werden, da anderenfalls eine Ansteckung zu erwarten wäre. 

Da leider ein Großteil aller Kaninchen nach wie vor "auf gut Glück" vergesellschaftet wird, breitet sich EC tendenziell immer weiter aus. Dies sollten Sie nicht unterstützen. Bringen Sie daher vor der Aufnahme neuer Tiere unbedingt deren EC-Status in Erfahrung und führen Sie nur "Titer-passende" Kaninchen zusammen.

In einigen sozialen Netzwerken gibt es bereits spezielle Gruppen für positiv bzw. negativ auf EC getestete Kaninchen. Auch viele Tierheime und Tierschutzvereine testen Ihr "Wunschkaninchen" auf Nachfrage oder bereits von sich aus. 

Auch, wenn die Suche nach Titer-passenden Tieren mitunter etwas länger dauert: Sie lohnt sich allemal. Denn kein Kaninchen verdient es, grundlos mit der Enzephalitozoonose infiziert zu werden.

Ausführliche Informationen zu diesem Thema finden Sie hier:


Vermehrung / Zucht mit EC-positiven Kaninchen

Ein weiterer Grund für die Ausbreitung von EC ist die Zucht / Vermehrung mit Trägertieren. Infizierte Muttertiere übertragen den Erreger entweder bereits im Mutterleib oder durch direkten Kontakt nach der Geburt auf ihre Jungen. Seriöse Züchter züchten nur mit (nachweislich) gesunden, d. h. EC-negativ getesteten Kaninchen!

Bitte unterstützen Sie niemals eine Kaninchenvermehrung / -zucht mit EC-positiven oder ungetesteten Kaninchen! Generell sind Tierheime und Tierschutzvereine die bessere Anlaufstelle, um Kaninchen zu adoptieren - sowohl aus Tierschutzgründen als auch in Ihrem eigenen Interesse (Fokus auf dem Tierwohl, nicht auf Profit). 

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