Medikamentöse Therapie
Der wichtigste Bestandteil der Therapie besteht in der Verabreichung eines Medikamentes, welches die Kokzidien abtötet. Bei einem nur leichten Befall, der bisher keine oder nur milde Symptome auslöst und das Allgemeinbefinden noch nicht beeinträchtigt, kann zunächst versucht werden, auf die "Chemiekeule" zu verzichten und stattdessen eine Behandlung mit Oregano zu starten.
Die Wirksamkeit von Oregano gegen Kokzidien ist durch Studien belegt. Oregano kann in großen Mengen frisch gefüttert oder in Ölform als Futteröl für Haustiere gekauft werden.
Werden z.B. in einer Routine-Kotprobe zufällig einzelne Kokzidien entdeckt oder offenbart sich ein milder Befall bei einem ansonsten fitten Kaninchen, das allerdings gelegentlich matschigen Kot absetzt, sollten das betroffene Kaninchen sowie seine Gruppenmitglieder über ein bis zwei Wochen täglich Oreganoöl erhalten. Im Gegensatz zu Kokzidioziden ist es völlig harmlos und frei von Nebenwirkungen, verursacht keine Resistenzen und darüber hinaus schmeckt es vielen Kaninchen sehr gut.
Oreganoöl eignet sich auch hervorragend als "Wurmkur" vor Impfungen, um die ganze Gruppe schonend kokzidienfrei zu bekommen, sodass sie anschließend einen optimalen Impfschutz entfalten können.
In schwereren Fällen wird ein wirksames Kokzidiozid verabreicht, z.B. ein Triazinderivat. Meist angewandt wird Toltrazuril 5%, welches allerdings bei vielen Kaninchen zu Inappetenz und Unwohlsein führt. Es wird je nach Ausmaß des Befalls und der Symptome an zwei aufeinanderfolgenden Tagen oder an Tag 1 und Tag 6 oder an Tag 1, 2, 8 und 9 gegeben.
Eine besser verträgliche, aber potenziell resistenzbildende Variante ist Diclazuril. Es wird an einem, zwei oder drei aufeinanderfolgenden Tagen gegeben.
Bei massiven Symptomen (starke Aufgasung, hochgradiger Durchfall, Kreislaufschwäche, Austrocknung) sollte zusätzlich ein Antibiotikum gegen bakterielle Sekundärinfektionen gegeben werden.
Entgegen der landläufigen Meinung sind nicht zwangsläufig alle Tiere eines Bestandes infiziert. Im Gegenteil kommt es häufig vor, dass nur das Kaninchen, welches Symptome aufweist, tatsächlich kokzidien-positiv ist. Kaninchen ohne positiven Befund müssen daher nicht zwingend ebenfalls therapiert werden.
Wird im Kot neben den Kokzidien ein starker Hefebefall festgestellt, empfiehlt sich auch dahingehend eine Behandlung. Der Heilungsprozess wird dadurch gefördert und die Symptome klingen schneller ab. Wählen Sie zur Bekämpfung der Hefen vorzugsweise ein zuckerfreies Medikament - denn Zucker ist die Nahrungsquelle der Hefen, was die Therapie erschweren kann.
Weiterhin empfehlenswert, besonders im Falle einer Antibiotika-Behandlung, ist die gleichzeitige Gabe eines Pro- und Präbiotikums , um die Darmflora zu schützen und zu unterstützen.
Weitere medizinische Maßnahmen
Infusionen sind bei stark geschwächten Kaninchen nötig, um einerseits den Kreislauf zu stabilisieren und andererseits den durchfallbedingt hohen Flüssigkeitsverlust auszugleichen.
Inappetente Kaninchen müssen zwangsgefüttert werden. Ganz wichtig ist hierbei, dass der Päppelbrei äußerst schonend und verträglich ist, damit der ohnehin bereits angeschlagene Darm nicht zusätzlich belastet wird. Hierzu muss der Päppelbrei reichlich strukturierte Rohfaser erhalten - keinesfalls sollte er darmreizende Inhaltsstoffe wie Laktose oder Zucker beinhalten! Auch Gluten ist kontraproduktiv.
Alle wichtigen Informationen zu diesem Thema finden Sie her:
Fütterung
Durch das Streichen kohlenhydrathaltiger Futtermittel wie Getreide, Obst, aber auch Wurzel- und Knollengemüse, wird den Kokzidien der Nährboden entzogen. Auch allgemein völlig ungeeignete Futtermittel Fertigmischfutter, Pellets, Brot und handelsübliche Leckerlis sind ggf umgehend abzusetzen.
Es sollten die allgemeinen Futterregeln für Durchfallpatienten berücksichtigt werden. Ausführliche Ratschläge rund ums Thema Durchfall-Diät finden Sie unter folgendem Link (klicken Sie unter "Therapie" auf den "Weiterlesen"-Button):
Spezielle Hygienemaßnahmen
Nicht immer ist es möglich, sämtliche Kokzidien komplett auszumerzen (z.B. bei freier Wohnungshaltung oder Außenhaltung auf Gras- / Erdboden). Entscheidend ist es dann, die Erregerdichte deutlich zu vermindern und dadurch den Infektionsdruck maßgeblich zu senken.
Gewöhnliche Desinfektionsmittel sind gegen Kokzidien wirkungslos, stärkere "Chemiekeulen" (z.B. Kresole) hingegen giftig für die Kaninchen. Die einfachste und ungefährlichste Methode, die Kokzidien abzutöten, sind kochendes Wasser, Dampfreiniger oder Abflammgeräte. Boden, Wände / Gitter und Einrichtungsgegenstände können hierdurch effektiv von den Kokzidien befreit werden.
Tägliche Säuberungsmaßnahmen sind im Rahmen einer Kokzidienbehandlung von großer Bedeutung, um ihren Entwicklungszyklus zu durchbrechen - d.h. ausgeschiedene Oozysten zu beseitigen, ehe sie ihr infektiöses Stadium erreicht haben und wieder aufgenommen werden. Köttel sollten während der Behandlung täglich sorgfältig entfernt werden und Toilettenecken und -schalen gereinigt und im Anschluss mit kochendem Wasser desinfiziert werden. Durch diese Maßnahmen wird die Wiederaufnahme infektiöser Oozysten auf ein Minimum reduziert.
Kontaktvermeidung zwischen Futtermitteln und Kot
Auch die Kontaktvermeidung zwischen Futtermitteln und Kot hält die Wiederaufnahme von Oozysten in Grenzen. Bieten Sie Futter und Wasser zu diesem Zweck so an, dass sie möglichst nicht mit den Ausscheidungen der Tiere in Berührung kommen. Dies ist leichter gesagt als getan, da auch Futter, das aus einer Raufe gezogen wird, anschließend meist mit dem Boden in Berührung kommt. Dennoch ist diese Futtermethode weitaus hygienischer, als das Futter direkt am Boden anzubieten, wo es zwangsläufig zertrampelt und verschmutzt wird.
Neben der konsequenten Unterbringung des Grün- und Raufutters in Raufen empfiehlt es sich, den Trinknapf etwas erhöht zu plazieren (z.B. auf einem Ziegelstein) oder einen Hängenapf zu verwenden.
10-14 Tage nach Beendigung der Therapie sollte eine zweite Sammelkotprobe untersucht werden, um den Therapieerfolg zu überprüfen.