Zweige, Äste und Rinde für Kaninchen
Zweige sind äußerst nährstoff- und rohfaserreich, unterstützen also den notwendigen Zahnabschliff und trainieren darüber hinaus die Kiefermuskulatur. Harz, der durchs Benagen freigesetzt wird, besitzt eine geringfügig antibakterielle Wirkung und trägt dadurch zur Gesunderhaltung bei. Letztlich erfolgt durch das "Bearbeiten" von Baumbestandteilen eine natürliche Zahnfleischmassage, welche die Durchblutung optimiert und dadurch ebenfalls gesunderhaltend wirkt.
Entgegen der landläufigen Meinungen schleifen sich die Schneidezähne des Kaninchens NICHT an Ästen ab, sondern an den gegenüberliegenden Schneidezähnen. Dies geschieht sowohl beim Abbeißen als auch während des mahlenden Kauvorgangs.
Dennoch stellen Baumbestandteile wie Zweige, Rindenstücke, Wurzeln und auch dicke Äste einen sehr wertvollen Bestandteil der Kaninchenernährung dar.
Sind Zweige wichtig für den Zahnabrieb beim Kaninchen?
Zahnschmelz ist um ein Vielfaches härter als jedes Nahrungsmittel (also auch Körner, Brot, Knabberstangen usw.) und kann daher auch nicht "an einem Futtermittel" abgeschliffen werden.
Der Zahnabrieb bei Kaninchen und Nagetieren erfolgt dadurch, dass die Zähne aus Ober- und Unterkiefer während des mahlenden Kauvorgangs aneinander reiben und sich somit gegenseitig abschleifen. Darüber hinaus treffen die Schneidezähne beim Abbeißen aufeinander, wodurch sie sich gegenseitig in Form schleifen.
Somit ergibt auch der Mythos keinen Sinn, dass der Nagetrieb von Kaninchen und co. in einem Zusammenhang mit dem nötigen Zahnabrieb stehen würde.
Vielmehr nagen Kaninchen instinktiv, da sie sich in der Natur während der kalten Jahreszeit überwiegend von Baumbestandteilen ernähren - also Zweige, Wurzeln und Baumstämme benagen. Darüber hinaus müssen während des Grabens von Höhlen immer wieder Wurzeln zerknabbert werden. Vermutlich aus diesem Grund werden auch "im Weg hängende" Kabel von Kaninchen gerne zernagt.
Von Bedeutung für den Zahnabrieb ist vor allem, dass das Futter rohfaserreich und kalorienarm ist. Dadurch müssen die Kaninchen erstens sehr lange darauf mahlen, bis es zerkleinert ist, und zweitens viel davon verzehren, um ihren Energiebedarf zu decken. Beides hat einen sehr langwierigen, mahlenden Kauvorgang und somit einen ausgiebigen Zahnabrieb zur Folge. Wiesengrün enthält zusätzlich die sogenannte Kieselsäure, welche wie Schmirgelpapier auf die Zähne wirkt - ihre Struktur allerdings während des Trocknungsvorgangs zu Heu verliert. Dies ist der Grund, weshalb frische Kräuter, Gräser und Blätter den Zahnabrieb intensiver fördern als Heu.
Auch Zweige enthalten Rohfaser und sind kalorienarm, unterstützen also effektiv den Zahnabrieb (und auch die Verdauung). Sie sind dazu jedoch aus den genannten Gründen nicht zwingend notwendig und auch nicht "besser geeignet" als Grünfutter.
Warum brauchen Kaninchen Zweige?
Obwohl Zweige keineswegs "wichtig für den Zahnabrieb" sind, stellen sie einen sehr wertvollen Bestandteil der Nahrung dar und sollten zusätzlich zu Grünfutter rund um die Uhr angeboten werden:
- Ebenso wie Kräuter, Gräser und Blätter sorgen Zweige aufgrund ihrer Rohfaser, des Flüssigkeitsgehaltes und der geringen Energiedichte für eine geregelte Verdauung und einen widerstandsfähigen Magen-Darm-Trakt.
- Frische Zweige sind enorm nährstoffreich und gerade im Winter sehr zu empfehlen, da hier keine frische Wiese verfügbar ist und Grünes aus dem Lebensmittelladen infolge des Lagerungsprozesses bereits Nährstoffverluste (i.B. Proteine und sekundäre Pflanzenstoffe) erlitten hat.
- Der Harz, welcher durchs Benagen freigesetzt wird, besitzt eine natürliche antibakterielle Wirkung.
- Durch das "Bearbeiten" von Baumbestandteilen erfolgt eine natürliche Zahnfleischmassage, welche die Durchblutung fördert und dadurch ebenfalls gesunderhaltend wirkt.
- Zweige helfen dem Kaninchen, seinen natürlichen Nagetrieb zu befriedigen, und sind ein tolles Beschäftigungsmaterial.
Welche Zweige sind für Kaninchen geeignet?
Geeignete Sorten sind z.B.:
- Ahorn
- Apfelbaum
- Birke
- Birne
- Brombeere
- Buche
- Erle
- Esche
- Fichte
- Haselnuss
- Heidelbeerbusch
- Johannisbeerbusch
- Kiefer
- Kirsche
- Linde
- Obstbäume
- Pappel
- Pflaume
- Quitte
- Tanne
- Ulme
- Weide
Wie werden Zweige gefüttert?
Die Fütterung von Zweigen ist nicht schwer: Selbst, wenn die Blätter vertrocknen, dürfen sie weiterhin bedenkenlos geknabbert werden. Im Winter gefrieren Zweige langsamer als Grünfutter.
- Zweige sind reich an Rohfaser und Nährstoffen, zudem verderben sie nicht so schnell wie anderweitiges Grünfutter. Sie dürfen und sollten nach Möglichkeit ständig zur freien Verfügung angeboten werden.
- Optimalerweise füttern Sie begrünte Zweige - also inklusive Blättern und Knospen. Immergrüne Bäume wie z.B. Tannen, Fichten und Kiefern sind im Winter eine erstklassige Alternative. Ansonsten eignen sich auch kahle Äste verschiedener Laubbäume.
- Neben zarten Zweigen und kleineren Rindenstückchen lieben Kaninchen auch dicke Äste zum Benagen.
- Mit Wasser gefüllte Weihachtsbaumständer eignen sich optimal, um Zweige hygienisch anzubieten und lange frischzuhalten. Außerdem lassen sich dabei üppige „Büsche“ bilden, unter denen die Kaninchen gerne ruhen.
- Zweige - i.B. begrünte - lassen sich auch wunderbar in Heuraufen oder Gehegegitter stecken, zwischen Gegenstände klemmen oder übers Einrichtungsinventar hängen, sodass darunter naturnahe Höhlen entstehen.