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Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) beim Kaninchen

Diabates mellitus, volkstümlich als “Zuckerkrankheit” bekannt, tritt beim Kaninchen so gut wie nie auf. Umso häufiger wird sie von nicht-kaninchenaffinen Tierärzten fälschlicherweise diagnostiziert, wenn ein Kaninchen einen hohen Blutglukosewert aufweisen. Dieser ist jedoch beim Kaninchen in aller Regel stressbedingt.

Diabetes bezeichnet eine Gruppe von Stoffwechselerkrankungen, die eine Hyperglykämie (=zu hoher Blutzuckerspiegel) auslösen. Da die Erkrankung auf Dauer schwere organische Folgeschäden verursacht, müssen betroffene Kaninchen zwingend dauerhaft behandelt werden.


Ursache

  • genetisch / altersbedingte Störung des Insulinstoffwechsels
  • (Schädigung der Bauchspeicheldrüse durch Medikamente, Entzündung, Tumor oder Fehlernährung)
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Im gesunden Organismus regulieren zwei Hormone, die als gegenseitige Antagonisten (= Gegenspieler) arbeiten, den Blutzuckerspiegel: Das Insulin und das Glycagon. Diese Hormone werden von der Bauchspeicheldrüse produziert und von der Leber “gesteuert”. Insulin sorgt dabei für eine erhöhte Permeabilität (= Durchgängigkeit) der Zellwände für Glykosemoleküle; es veranlasst also, dass Zucker aus dem Blut in die Zellen aufgenommen wird, und senkt dadurch den Blutzuckerspiegel.

Die Insulinausschüttung erfolgt nach jeder Mahlzeit, um die aufgenommene Glukose abzubauen, durch sogenannte β-Zellen, die sich im Bereich der Langerhans'schen Inseln in der Bauchspeicheldrüse befinden. Die Glucagon-Abgabe hingegen bleibt normalerweise konstant und wird nur in Ausnahmefällen, z.B. einer Unterzuckerung oder starker körperlicher Anstrengung, erhöht.

Eine chronische Überzuckerung des Blutes hängt somit zwar immer mit dem Insulin zusammen, kann aber trotzdem unterschiedlich verursacht werden. Beim diabetischen Kaninchen scheint allerdings in aller Regel eine eingeschränkte Insulinsekretion der β-Zellen für das Krankheitsbild verantwortlich zu sein (Diabetes Typ 2). Theoretisch kommen auch Autoimmunkrankheiten, bei welchen die körpereigenen β-Zellen zerstört werden (Diabetes Typ 1), oder eine Insulinresistenz, durch die das ausgeschüttete Insulin wirkungslos bleibt (Diabetes Typ 2), in Frage. 

Hauptauslöser für die Erkrankung scheinen genetisch bedingte Prädispositionen zu sein, allerdings werden auch andere Faktoren wie z.B. Übergewicht diskutiert. Tumore, chronische Entzündungen und Schädigungen durch Medikamente sind grundsätzlich ebenfalls möglich, beim Kaninchen aber absolute Einzelfälle.

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Symptomatik

  • Heißhunger
  • ungewöhnliche Nahrungsvorlieben
  • Gewichtsverlust
  • (vermehrter Durst)
  • (vermehrter Urinabsatz)
  • Linsentrübung
  • Schwäche, Müdigkeit, Inappetenz
  • allgemeine Immunschwäche, Sekundärerkrankungen
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Im Normalfall werden Glukosemoleküle nicht mit dem Harn ausgeschieden, sondern ins Blut rückresorbiert. Ist jedoch ein bestimmter Schwellenwert im Blut überschritten, sind die Kapazitäten der Nieren erschöpft und die überschüssige Glukose gelangt in den Urin. Dabei "zieht" sie Flüssigkeit mit sich, wodurch große Mengen Harn ausgeschieden werden.

Infolge des erhöhten Wasserverlusts entsteht auch ein gesteigertes Durstgefühl. Allerdings sind diese Symptome beim Kaninchen oftmals schwer erkennbar: Gerade in größeren Gruppen oder bei Außenhaltung fällt es mitunter nicht auf, wenn eines der Tiere mehr Urin als gewohnt absetzt, und ein vermehrtes Trinkverhalten ist - leider - besonders bei artgerecht ernährten Kaninchen nicht immer zu beobachten, da die Tiere bereits so viel Flüssigkeit mit der Nahrung aufnehmen, dass ihr Durst dadurch mitunter schon gestillt ist. Trinkt ein Kaninchen tatsächlich auffällig viel, stecken dahinter meist Magenbeschwerden oder weit fortgeschrittene Nierenerkrankungen - und nur sehr selten ein Diabetes.

Auffällig ist hingegen, dass diabeteskranke Kaninchen trotz ständigen Heißhungers zusehens an Gewicht verlieren. Bei einigen Tieren werden ungewöhnliche Futtervorlieben beobachtet, wie beispielsweise die gezielte Aufnahme von Zeitungspapier.

Ein häufiges Symptom ist die Linsentrübung (Grauer Star), bei dem die Pupillen des Tiere mit der Zeit eine glanzlos-milchige, graublaue Färbung annehmen und dadurch Blindheit verursachen. 

Im fortgeschrittenen Stadium und bei massiver Überzuckerung kommen allgemeine Schwäche, ausgedehnte Müdigkeitsphasen und neurologische Symptome dazu. Auch wandelt sich der Heißhunger vermehrt in Fressunlust um.

Die permanente Überzuckerung kann zu verschiedenen Sekundärerkrankungen führen. Möglich sind sowohl organische Veränderungen (z. B. chronische Niereninsuffizienz, Hautbeschwerden, Durchblutungsstörungen) als auch Infektionskrankheiten (Milben, Pilze, E.cuniculi- und Schnupfenausbrüche) infolge des geschwächten Immunsystems.

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Diagnostik

  • Blutuntersuchung (Fruktosamin!, (Glukose))
  • Urinuntersuchung
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Vor einer Insulinbehandlung ist eine sichere Diagnose unerlässlich, da die Medikation anderenfalls lebensgefährlich sein kann! So kann ein Kaninchen, dem aufgrund einer fehlerhaften Verdachtsdiagnose Insulin gespritzt wird, in einen mitunter tödlichen Unterzucker geraten (hypoglykämischer Schock).

Die Diagnose erfolgt anhand von Blut- und Urinproben. Dabei ist zu beachten, dass Kaninchen in Stresssituationen grundsätzlich hohe Blutzuckerspiegel von bis zu 300 mg / dl aufweisen. Normal wäre eine Konzentation von 50-160 mg / gl. Es empfiehlt sich daher, das Kaninchen bis zur Beruhigung beim Tierarzt belassen und ihm erst im Anschluss Blut abzunehmen. Da jedoch bereits die Blutentnahme an sich großen Stress bei dem Patienten auslösen kann, liefert auch diese Vorgehensweise keine sichere Diagnose, sondern nur Hinweise.

Die gewonnene Blutprobe muss zudem unverzüglich verarbeitet werden, um ein korrektes Ergebnis zu gewährleisten. 

Aussagekräftiger als der Glukose- ist der Fruktosaminwert, der sogenannte "Langzeitzucker". Um diesen zu bestimmen, schickt der Tierarzt i.d.R. eine Blutprobe ins Labor.

Ein leicht erhöhter Zuckerwert im Harn ist in aller Regel stressbedingt. Eine deutliche Erhöhung hingegen kann einen Hinweis auf einen Diabetes liefern.

Wird die Zuckerkrankheit vermutet oder nachgewiesen, sollte unbedingt ein komplettes Blutprofil angefertigt werden. Auf die Weise können auch bereits vorhandene Folgeschäden frühzeitig erkannt werden. Ein Kaninchenprofil beinhaltet diverse Organwerte und ein Differenzialblutbild.


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Therapie

  • Insulin
  • Ernährungsanpassung
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Um einem mitunter tödlichen Zuckerkoma durch Hyperglykämie sowie schweren organischen Folgeschäden an Leber, Niere und Bauchspeicheldrüse vorzubeugen, muss ein diabeteskrankes Kaninchen dauerhaft mit täglichen Insulinspritzen therapiert werden. Ihr Tierarzt wird Ihnen diese Maßnahme vorführen und mit Ihnen gemeinsam üben, bis Sie die Spritzen selbstständig verabreichen können. Die Medikation wird dann schnell zur Routine.

Um die ideale Dosis zu finden, sollte das Kaninchen einen Tag lang stationär beim Tierarzt belassen werden. Der Blutzuckerspiegel wird dann vor und nach der Insulingabe engmaschig bestimmt.

Achten Sie bei Diabetikern ganz besonders auf eine zuckerfreie Ernährung; d.h. streichen Sie Obst, Wurzelgemüse und kohlenhydrathaltige Leckerlis komplett vom Speiseplan Ihrer Tiere. Dadurch unterstützen Sie die Therapie.

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Prognose

Bei frühzeitiger Diagnose und Therapie lässt sich die Erkrankung mit ein- bis zweimal täglich durchgeführten Insuilininjektionen meist gut in den Griff bekommen. Wichtig ist eine sorgfältige Beobachtung des Tieres, um bei einer etwaigen Verschlechterung des Allgemeinbefindens seine Blutzuckerwerte kontrollieren und die Insulinmenge gegebenenfalls anpassen zu können.


Prophylaxe

Da Diabates mellitus beim Kaninchen vermutlich in erster Linie genetisch bedingt ist, sind prophylaktische Maßnahmen nur eingeschränkt möglich. Allgemeingültige Ratschläge, wie z.B. das Angebot von ausreichend Bewegungsmöglichkeiten und eine gesunde, kohlenhydratarme Fütterung, sollten grundsätzlich berücksichtigt werden.