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Abszesse beim Kaninchen

Ursache für Abszesse

Abszesse sind Eiterkapseln, die meist infolge bakterieller Wundinfektionen entstehen. Es sind aber auch sterile Entzündungen möglich, bei denen ein permanenter Reiz zur Ansammlung körpereigener Entzündungszellen führt.

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Die Abszessmembran besteht aus Granulationsgewebe und ist für Antibiotika nicht durchlässig genug, um allein damit einen Therapieerfolg zu erzielen.

Gefährlich wird ein Abszess vor allem, wenn er sich nach "innen" öffnet und der enthaltene Eiter sich in die umliegende Körperhöhle, ein angrenzendes Organ oder in die Blutbahn ergießt; schwere Entzündungen, die Ausbreitung der Eitererreger in den übrigen Körper sowie Blutvergiftungen sind mögliche Folgen. So kann es im Falle eines Backenzahnabszesses zum Erguss in die Augenhöhle und damit zu schweren Augenentzündungen kommen, die bis zum Verlust des Auges führen können.


Ursachen für Hautabszesse

Sie entstehen durch Verletzungen der Haut, in die Bakterien eindringen und eine Entzündung hervorrufen. Ursache kann z.B. eine Injektion mit einer verunreinigten Spritze, eine Kratz-, Biss- oder Risswunde oder eine durch kontaminiertes Besteck verunreinigte Operationswunde sein.


Ursachen für Abszesse in inneren Organen

Die Ursache ist hier fast immer ein chronischer bakterieller Entzündungsherd, aus dem die Eitererreger nach einer gewissen Zeit in die Blutbahn übergetreten sind und sich im Körper verteilt haben.

Häufig handelt es sich um langwierige, eitrige Kieferknochen- oder Schnupfeninfektionen. Letztere können vor allem Lungenabszesse und Herzbeutelentzündungen nach sich ziehen. Weiterhin möglich sind z.B. Abszesse im Darm, in der Leber oder in den Nieren.


Ursachen für Darmabszesse

Darmabszesse sind eine mögliche Folge schwerer Entzündungsprozesse in der Darmwand. Hierfür können Bakterien wie Klebsiellen, Clostridien, selten auch E. coli verantwortlich sein; aber auch Verletzungen durch Fremdkörper oder scharfkantige Futterbestandteile. Oft kann im Nachhinein nicht mehr sicher gesagt werden, wodurch der vorliegende Abszess entstanden ist.


Ursachen für Pododermatitis

Eine Pododermatitis (= Entzündung der Fußsohle) ist eine multifaktorielle, oft langwierig und schwer zu behandelnde Erkrankung. Mögliche Ursachen, von denen meist mehrere miteinander kombiniert vorliegen, sind:

  • Verfilzungen an den Fußsohlen (oft bei Langhaarrassen oder durch Probleme beim Putzen) => Druckstellen, fortschreitende Hautreizungen
  • Übergewicht => Druckbelastung sowohl durch das Gewicht an sich als auch die damit einhergehende Bewegungsunlust (im Gegensatz zum Hoppeln, welches auf den Zehen erfolgt, belastet Sitzen die Fußsohlen!)
  • starkes Untergewicht => Druckbelastung durch fehlendes "Fettpolster"
  • Krallenüberwuchs => Fehlbelastung der Füße mit Mehrbelastung der hinteren Fußsohle
  • Inkontinenz, z.B. durch Blasengrieß, Spondylosen oder E. cuniculi => fortschreitende Hautreizungen durch urinverschmutzte Fußsohlen
  • Verdauungserkrankungen wie Durchfall oder Nichtaufnahme des Blinddarmkots => Hautreizungen und Druckstellen durch "Kotkrusten"
  • Hygienemängel (stark verschmutzte Toiletten etc.)
  • Haltungsfehler, z. B. Platzmangel, durchgehend harter Boden
  • chronische Grunderkrankungen => Immunschwäche
  • immunsuppressive Medikamente, z. B. Cortison bei Tumorpatienten
  • unnatürliche Körper- / Gliedmaßenhaltung, meist aufgrund von Schmerzen => Fehlbelastung der Füße
  • schmerzbedingte Entlastung oder Amputation eines Hinterbeins, wodurch eine Mehrbelastung des jeweils anderen erfolgt

Zur eitrigen Entzündung kommt es erst, wenn die Pododermatitis über längere Zeit unbemerkt und unbehandelt bleibt. Die Hautreizungen können sich dann mit der Zeit zu offenen Wunden entwickeln, in die sekundär Bakterien eindringen und zur Eiterbildung führen. Die Therapie ist in diesem Fall erheblich schwerer und langwieriger als im Anfangsstadium!


Ursachen für Zahnwurzelabszesse (Kieferabszesse)

Kaninchen leiden sehr häufig unter Zahnwurzelabszessen, die meistens durch Fütterungsfehler zustande kommen. Die Ursache kann einerseits eine Fehlbelastung der Zahnwurzeln sein, welche durch eine langfristige Fehlernährung mit harten Futtermitteln zustande kommt; andererseits auch eine akute Zahnfraktur, für die bereits das einmalige "unglückliche" Zerbeißen eines harten Leckerlis wie z. B. einer Erbsenflocke genügt. 

Jedes Futtermittel, das nicht durch (seitlich) mahlende, sondern (senkrecht) quetschende Kaubewegungen zerkleinert wird, ist mit einer unphysiologischen Druckbelastung der Zähne verbunden. Je härter das Futtermittel dabei ist, desto schädlicher ist sein Einfluss auf die Zähne.

Zu stark "zahnbelastenden" Futtermitteln gehören:

  • Körner, Nüsse und Saaten
  • Pellets
  • stark lignifiziertes (verholztes) Heu
  • "mundgerechte" Wurzelgemüsestückchen
  • getrocknete Obst- und Gemüsechips
  • Erbsenflocken etc.

Die Zähne werden durch die senkrechten Quetschbewegungen in den Kieferknochen gedrückt; die dauerhafte Belastung führt zur Druckatrophie des Gewebes, Entzündungsherden im Zahnfach und retrogradem ("rückwärts" erfolgendem) Wachstum der Zahnwurzeln. Dies hat eine zunehmende Auflösung des Knochengewebes und Instabilität des Kieferknochens zur Folge. Sekundär dringen Bakterien aus der Maul- in die Wundhöhle ein. Die (meist eitrigen) Entzündungen sind mit chronischen Schmerzen verbunden.

Zahnfrakturen können durch das Zerbeißen besonders harter Futterbrocken wie Erbsenflocken, getrockneten Mais, Karottenchips etc. entstehen, aber auch durch Knabbern an Metallgittern.

Zweige und große Gemüsestücke sind zwar relativ hart, aber eher unproblematisch, da die Kaninchen mit den Schneidezähnen Streifen für Streifen abschälen und anschließend physiologisch zermahlen. Mundgerechte Stücke hingegen werden im Ganzen in die Maulhöhle genommen und aufgrund ihrer Dicke zerquetscht.


Ursachen für Ohrgrundabszesse

Sie lassen sich oft gut fühlen, indem der Ohrgrund mit mehreren Fingern umfasst und vorsichtig abgetastet wird. Die häufigsten Ursachen sind:

  • Chronische Außenohrentzündung: v. a. bei Widdern, aber auch bei schiefköpfigen, sehr kleinohrigen oder langhaarigen / "löwenköpfigen" Kaninchen durch die mangelnde Belüftung der Ohrmuscheln => Perforation des Trommelfells => Übertritt ins Mittelohr
  • chronische Schnupfenerkrankung => Aufsteigen der Bakterien ins Mittelohr
  • chronische Zahnwurzelentzündung => Aufsteigen der Bakterien ins Mittelohr

Ohrgrundabszesse können durch eine primäre Otitis externa (Außenohrentzündung) oder eine aufsteigende Ohrenentzündung entstehen.

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Symptomatik bei Abszessen

Alle der folgenden Symptome können, müssen aber nicht (sofort) auftreten. Viele Abszesse sind Zufallsbefunde.

  • Hautabszess: prall-elastische, oft gerötete und druckempfindliche, evtl. verkrustete Schwellung in der Haut, vermehrtes Kratzen und Belecken des entsprechenden Areals
  • Lungenabszess: Atemnot, Kurzatmigkeit, veränderte Atembewegungen
  • Darmabszess: Verdauungsbeschwerden, Fieber, Apathie
  • Pododermatitis: sichtbare Rötungen / Krusten an den Fußsohlen; mitunter Lahmheit, vermehrtes Belecken der Fußsohlen
  • Zahnwurzelabszess: selektives Fressverhalten, veränderte Kaubewegungen, langsame Futteraufnahme, Einspeicheln, schleichender Gewichtsverlust, einseitige Augensymptome, fühlbare Beule am Unterkiefer 
  • Ohrgrundabszess: fühlbare Beule und Druckempfindlichkeit am Ohrgrund, Kopfschiefhaltung, "schiefes Gesicht", gestörter Lidreflex
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Symptomatik: Hautabszesse

Oberflächlich gelegene Abszesse stellen sich als gerötete, prall gefüllte, meist schmerzhafte Schwellungen dar, die sich beim Streichen über die Haut gut ertasten lassen und bei ausreichender Größe oder dem Scheiteln der darüber befindlichen Haare auch zu sehen sind. Bereits aufgekratzte Abszesse sind typischerweise z.T. mit schwarzem Wundschorf überzogen.


Symptomatik: Abszesse der inneren Organe

Hier ist eine gezielte Diagnostik notwendig, um sie ausfindig zu machen. Anlass zu einer solchen können mehr oder weniger spezifische Symptome bieten:

  • Lungenabszess: Kurzatmigkeit, pumpendes Atmen mit langer Ausatmungsphase, Blähen der Nasenflügel, hörbare Atemgeräusche; bei hochgradiger Atemnot Maulatmung, emporgestreckter Kopf und bläulich verfärbte Schleimhäute; im Röntgen erkennbare Masse im Lungenfeld

  • Darmabszess: z.B. (wiederkehrende) Verstopfungen / Darmverschlüsse, Magendilatation; teils kombiniert mit Fieber (! Abgrenzung zu "normalen" Verdauungsproblemen, die häufig Untertemperatur, aber niemals Fieber verursachen !), Apathie und Schmerzverhalten

  • Leberabszess: z.B. vermehrter Durst, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, im Blutprofil erhöhte Blutleberwerte (v.a. ALT / GPT, Bilirubin)


Symptomatik: Pododermatitis

Zum wöchentlichen Gesundheitscheck gehört es auch, die Fußsohlen seiner Kaninchen genau unter die Lupe zu nehmen. Nur so lassen sich Pododermatiden bereits im Anfangsstadium, wenn die Kaninchen noch keine (deutlichen) Symptome zeigen, feststellen. Setzen Sie das Tier so auf Ihren Schoß, dass es auf seinem Hinterteil sitzt und sein Rücken an Ihrem Körper lehnt. Scheiteln Sie vorsichtig das Fell an den Fußsohlen und begutachten Sie die Haut. Einfacher klappt es zu zweit. 

Verfilzte Haare sollten vorsichtig mit den Fingern auseinandergezogen werden, anschließend wird das Fell "aufgebauscht", sodass es wieder ein weiches, luftiges, angenehmes Polster bildet.

Symptome einer Pododermatitis sind:

  • Hautrötungen
  • offene Wunden, Blut
  • Krusten oder Schorf
  • Schwellungen
  • im späten Stadium pralle Abszesse oder bereits austretender Eiter

Mögliche Auffälligkeiten im Verhalten, die immer (auch) Anlass zu einer sofortigen Begutachtung der Fußsohlen bieten, sind:

  • Bewegungsunlust
  • veränderte Hoppelbewegungen
  • reduziertes Allgemeinbefinden
  • allgemeine Schmerzsymptome
  • häufiges, intensives Belecken der Fußsohlen


Symptomatik: Zahnwurzelabszesse

  • Probleme beim Abbeißen oder Kauen (=> z.B. Meiden rohfaserreicher oder harter Nahrung, langsames Fressen, verminderte Futteraufnahme, ...)
  • Speicheln (=> feuchtes Fell an Kinn, Brust, Wamme, Vorderläufen)
  • einseitiger klarer bis eitriger Augen- oder Nasenausfluss
  • einseitig hervorstehender Augapfel (Exophthalmus)
  • fühlbare Schwellungen oder Asymmetrien am Unter- oder Oberkieferknochen)
  • eitriger Geruch aus dem Mäulchen
  • schleichender Gewichtsverlust
  • schmerzbedingte Aggressivität gegenüber Artgenossen

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Symptomatik: Ohrgrundabszesse

Mögliche Symptome, die einzeln oder in Kombination auftreten können, sind:

  • fühlbare "Beule" am Ohrgrund
  • Juckreiz und Berührungsempfindlichkeit am Ohr
  • Kopfschiefhaltung
  • schiefe Ohrenstellung
  • Bei Mittelohrbeteiligung: Facialisspasmus (hochgezogener Mundwinkel), Störung des Lidreflexes, schmerzbedingt verändertes Kauverhalten
  • schleichender Gewichtsverlust
  • schmerzbedingte Aggressivität gegenüber Artgenossen

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Diagnostik von Abszessen


Diagnostik: Hautabszesse

Hat ein Abszess sich bereits nach außen hin geöffnet, tritt der enthaltene Eiter deutlich erkennbar aus. Anderenfalls kann eine Punktion, d. h. eine Probenentnahme des Inhaltes durch Einstechen / Anritzen, durchgeführt werden.


Diagnostik: Abszesse der inneren Organe

  • Röntgen, Computertomographie
  • Ultraschall
  • Endoskopie (für Abszesse in den oberen Atemwegen)


Diagnostik: Pododermatitis

  • klinisches Bild
  • ggf. Punktion
  • Bei Verdacht auf Knochenbeteiligung: Röntgen, Computertomographie

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Diagnostik: Zahnwurzelabszesse

  • Röntgen, Computertomographie

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Diagnostik: Ohrgrundabszesse

  • Abtasten
  • Röntgen, Computertomographie

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Bei für Zahn- sowie Ohrgrundabszesse typischen Symptomen ist Röntgendiagnostik oder eine Computertomographie (CT) Pflicht - auch, wenn beim "Reinschauen" ins Maul bzw. Ohr alles in Ordnung erscheint! 

Nur ein Teil der Zahnwurzelerkrankungen führt (frühzeitig) zu Auffälligkeiten in der Maulhöhle; und Ohrenentzündungen können nur dann mittels Otoskop festgestellt werden, wenn auch das Außenohr betroffen ist. Das Mittelohr liegt hinter dem Trommelfell verborgen!

Durch Röntgen und CT können die Struktur, Länge und Position der Zähne, eventuelle Entzündungsherde an den Zahnwurzeln sowie die knöchernen Strukturen und die Belüftung des Mittelohrs exakt beurteilt werden. Außerdem wird im Falle eines Abszesses deutlich, welche Zähne bzw. Strukturen des Ohrs genau daran beteiligt sind. Ein Zahnwurzelabszess lässt sich - wie auch beim Menschen - niemals allein mit einem Antibiotikum heilen!

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Symptome bei Abszessen

Wie sich ein Abszess äußert, hängt stark von seiner Lokalisation ab.

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Therapie von Abszessen

  • Antibiotikum
  • (Pro-/Präbiotikum)
  • (entzündungshemmendes) Schmerzmittel
  • spezifische Therapiemaßnahmen je nach Lokalisation

und

  • Spaltung und Entleerung
  • regelmäßige Spülungen bis zur Abheilung

oder

  • operative Entfernung der kompletten Abszesskapsel
  • bei Zahnwurzelabszessen immer Entfernung aller beteiligten Zähne

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Zusätzlich zur Abszessspaltung oder -entfernung wird das Kaninchen antibiotisch und idealerweise auch pro-/ präbiotisch abgedeckt, um Sekundärinfektionen bzw. Verdauungsproblemen vorzubeugen. Das Antibiotikum soll einer erneuten Abkapselung von Bakterien und Entzündungszellen sowie deren Ausbreitung vorbeugen, ist als alleinige Therapie aber nicht ausreichend! Besonders effektive Wirkstoffe sind u. a. Azithromycin und Amoxicillin (nie oral!). 

Die meisten Abszess-Patienten benötigen außerdem Schmerzmittel. Besonders gut wirksam sind beim Vorliegen von Abszessen entzündungshemmende Schmerzmittel aus der Gruppe der NSAID, z. B. Meloxicam. Zusätzlich wird vor allem zu Therapiebeginn häufig Metamizol verabreicht, welches eine zusätzliche, zentrale Schmerzhemmung bewirkt.


Therapie: Hautabszesse

Ein äußerlicher Abszess wird vom Tierarzt meist gespalten (d. h. mit einem kleinen Schnitt geöffnet, hierfür ist i. d. R. keine Betäubung notwendig) und zunächst durch vorsichtiges Ausdrücken grob entleert.

Es folgt eine sorgfältige Spülung mithilfe einer sogenannten Knopfkanüle, die dank ihres runden Kopfes gefahrlos in die Abszessöffnung geschoben werden und anschließend mit einer Wunddesinfektionslösung durchgespült werden kann. Mithilfe der Knopfkanüle kann außerdem beurteilt werden, wie groß die Abszesshöhle ist. 

Um eine Ausheilung “von innen heraus” zu gewährleisten, müssen neuerliche Eiteransammlungen vermieden werden. Hierzu muss der Abszess während der nachfolgenden Wochen offen bleiben beziehungsweise engmaschig geöffnet und gründlich gespült werden.

Kratzt oder schleckt das Kaninchen an der Wunde und besteht demzufolge die Gefahr von Sekundärinfektionen (= Folgenfektionen), benötigt es einen Body.

Bei ausbleibender Abheilung ist eine chirurgische Entfernung der vollständigen Abszesskapsel erforderlich.


Therapie: Abszesse der inneren Organe

Je nach Lage kann die Therapie hier schwierig bis unmöglich sein. Da diese Abszesse "tickende Zeitbomben" sind, die sich jederzeit eröffnen und fatale Folgen haben können, sollte wann immer möglich eine Operation erfolgen, bei der die komplette Abszesskapsel entfernt wird. Ist eine chirurgische Entfernung nicht möglich, kann das Kaninchen nur palliativ behandelt oder schlimmstenfalls eingeschläfert werden.

Umso wichtiger ist eine sorgfältige Prophylaxe, die vor allem darin besteht, bakterielle Infektionen nicht zu "verschleppen", sondern immer umgehend mit einem Antibiotikum zu behandeln. 

Besonders kritisch sind chronische Schnupfen- und Zahnerkrankungen. Oft sind Resistenztests ratsam, um im Falle mangelnder Wirksamkeit rechtzeitig auf ein anderes Antibiotikum wechseln zu können, ehe die Bakterien sich im Körper verteilen.


Therapie: Darmabszesse

Hat sich eine Darmentzündung erst zu einem Abszess entwickelt, ist die Behandlung schwierig. Das Eröffnen des Darms ist beim Kaninchen mit einer schlechten Prognose verbunden, da es häufig zu schweren Wundheilungsstörung und der Bildung von Engstellen durch Narbenbildung kommt. Eine langfristige Antibiotikatherapie mit Enrofloxacin und Metronidazol, ergänzt durch Meloxicam und Schleimhautschutz (z. B. Bariumsulfat) kann je nach Gesamtzustand versucht werden; doch je dicker die Abszesskapsel bereits ist, desto schlechter stehen die Chancen.


Therapie: eitrige Pododermatiden

Sie sind besonders schwer therapierbar, da durch das eigene Körpergewicht des Kaninchens eine ständige Belastung der Wunden erfolgt.

  • durchgehend weicher, sauberer, trockener Untergrund
  • Platz zum Hoppeln rund um die Uhr
  • Futterumstellung bei Übergewicht
  • tägliche Wundpflege (Reinigung, Salben, Fußbäder)
  • dick gepolsterte Verbände

Neben der Wundpflege sind angepasste Haltungsbedingungen absolut unumgänglich, damit die Pfoten eine Chance haben, zu verheilen. Der Boden muss einerseits so weich und elastisch, andererseits so hygienisch und trocken wie möglich sein.

So sind Holzpellets zwar ideal, um Urin zu binden, sodass die Wunden nicht damit in Kontakt kommen - aber viel zu hart; Decken, flauschige Teppiche o. ä. hingegen sind zwar wunderbar elastisch, jedoch völlig ungeeignet bei Kaninchen, die sie als Toilette "fehlinterpretieren", da Nässe und insbesondere Kontakt mit Urin absolut kontraproduktiv für offenen Wunden sind!

Bei (auf weichem Untergrund) nicht-stubenreinen Kaninchen muss die komplette Fläche mit dicker, weicher und saugfähiger Einstreu gepolstert werden. Über die saugfähige Einstreu wird idealerweise eine Schicht weiches, zartes Heu oder Stroh gegeben, da sich die Kaninchen darauf wohler fühlen und es nicht dazu neigt, an den Wunden "kleben" zu bleiben.

Auch Vetbeds eignen sich hervorragend als weicher und hygienischer Untergrund.

Bei Außenhaltung ist eine komplette Überdachung des Geheges oder Balkons notwendig, alternativ müssen nicht-überdachte Bereiche unzugänglich gemacht werden. Das Hoppeln auf regennassem Boden oder im Schnee ist für wunde Fußsohlen ein No-Go! Ein trockener Naturboden (Erde, Rasen oder Wiese) ist hingegen ideal geeignet, da er gleichzeitig schön weich ist und der Urin problemlos abfließt.

Sofern die Kaninchen nicht bereits rund um die Uhr mehrere Quadratmeter Fläche zur Verfügung haben, muss dies spätestens jetzt dringend nachgeholt werden - denn Pododermatiden sind im Prinzip "Sitzschwielen"; während beim Sitzen ein großer Teil des Körpergewichts auf den hinteren Fußsohlen lastet, kommen beim Hoppeln lediglich die Zehen mit dem Boden in Kontakt. Hoppeln ist daher die optimale Schonung für wunde Füße!

Eine möglichst vielseitige Einrichtung und möglichst täglich kleine Veränderungen animieren die Kaninchen zur Bewegung und verkürzen die Zeit, die sie sitzend verbringen. Letztlich lässt sich hiermit auch eine Gewichtsabnahme bei übergewichtigen Tieren erzielen, und jedes Gramm Körpergewicht weniger kommt den Fußsohlen zugute.

Hingegen müssen massiv untergewichtige Kaninchen mit kalorienhaltiger Kost (Wurzelgemüse, Getreideflocken, weiche Nüsse / Saaten, ...) zugefüttert werden.

Neben der regelmäßigen Wundversorgung durch den Tierarzt können Fußbäder notwendig sein, um den Eiter zu verflüssigen und somit sein Abfließen zu erleichtern. Nach tierärztlicher Anleitung können Sie diese auch zu Hause durchführen. Gut geeignet ist Leitungswasser mit einer kleinen Menge Rivanol® Wundlösung.

Nach dem Fußbad sollten die Fußsohlen behutsam mit weichen Tüchern "trockengedrückt" werden, ehe der Patient wieder einen eingestreuten Bereich betritt. Nicht rubbeln!

Sind die Abszesse soweit ausgeheilt, dass kein Eiter mehr nachgebildet wird, können für die Wundpflege anstelle der Fußbäder desinfizierende Tücher oder Sprays (z.B. Chlorhexidin, hypochlorige Säure - z. B. Veterycin®) verwendet werden. Zuvor ist es wichtig, Schmutz mit einem feuchten Tuch vorsichtig zu entfernen, sodass das Desinfektionsmittel auch wirklich unmittelbar auf die Wunden gelangt.

Salben können desinfizierend wirken und die Wundheilung fördern. Fetthaltige Salben sollten nur dann großzügig aufgetragen werden, wenn im Anschluss ein Pfotenverband angelegt wird. Anderenfalls bleiben Streupartikel an den Fußsohlen kleben und können die Entzündung noch verschlimmern.

Sehr gut verträglich und förderlich für die Wundheilung ist Lebertran-Zink-Salbe. Diese kann auch ohne ein anschließendes Verbinden der Pfoten verwendet werden. Dazu scheiteln Sie sanft das Fell an der Fußsohle, geben eine dünne Schicht Salbe auf den wunden Bereich und streichen die Haare anschließend vorsichtig wieder hinüber. 

Pfotenverbände werden von Kaninchen schlecht toleriert, weswegen sie nur zum Einsatz kommen sollten, wenn die Wunden tatsächlich offen sind und somit die Gefahr besteht, dass (zusätzliche) Keime eindringen. Meist werden die Verbände binnen kürzester Zeit heruntergebastelt. Dann ist es notwendig, verschiedene Varianten auszutesten - bis man eine Möglichkeit gefunden hat, die der Patient akzeptiert. 

Babysöckchen oder einzelne Handschuhfinger können über die Pfote gezogen und mit Tape am Bein fixiert werden. Stoffhandschuhe sind ein schönes Polster und stören die Kaninchen weniger als dicke, wasserfeste Materialien. Wenn möglich, sollten letztere dennoch bevorzugt werden, da sie die Füße wunderbar trocken halten.

Im Falle von Pfotenverbänden lassen Sie sich genau erklären, wie sie anzulegen sind: Hier müssen a) eine gute Schutzfunktion und Befestigung, b) eine Vermeidung weiterer Hautreizungen (z. B. durch fehlende Polsterung oder zu feste Verbände) und c) eine weiterhin problemlose Fortbewegung des Kaninchens gewährleistet sein. Keinesfalls dürfen die Verbände durchnässen!

Blasenpflaster können je nach Ausmaß und Schweregrad hilfreich sein, evtl. auch als Alternative zum Pfotenverband, wenn das Kaninchen ihn gar nicht toleriert.

Achten Sie unbedingt auch auf eine gute "Polsterung" der Fußsohlen. Das Fell sollte mehrmals täglich "aufgeflauscht" und bei Bedarf gekämmt werden, Verfilzungen müssen umgehend vorsichtig mit den Fingern oder einem Flohkamm gelöst werden. Keinesfalls dürfen grundlos Haare entfernt werden! Damit ginge die allgemein, ganz besonders aber bei bereits vorhandenen Hautproblemen wichtige Polsterfunktion verloren und das Kaninchen säße mit den "nackten" Wunden auf dem Boden.


Therapie: Zahnwurzelabszesse

Es ist zwingend notwendig, eitrig entzündete Zähne operativ zu entfernen.

Anders ist keine langfristige Abheilung möglich, da die beschädigten Zähne einen permanenten Entzündungsherd darstellen und immer wieder zur Eiterbildung führen. Zudem breitet sich die Entzündung mit der Zeit auch auf die benachbarten Zähne aus.

Oberkieferabszesse hinter dem Augapfel lassen sich in manchen Fällen nicht beseitigen, ohne dabei auch das Auge zu entfernen, da die Operation evtl. nicht aus der Maulhöhle heraus, sondern von außen erfolgen muss. Einige Chirurgen haben jedoch Erfahrung darin, diese sogenannten retrobulbären Abszesse "am Auge vorbei" zu entfernen, sodass es erhalten werden kann - abhängig davon, ob und wie stark es bereits geschädigt wurde. Diese OP-Technik ist natürlich wann immer möglich zu bevorzugen - sodass es sich lohnt, explizit nach einem Tierarzt zu suchen, der sie beherrscht!

Auch Unterkieferabszesse, die im Kinnbereich eine sichtbare "Beule" bilden, werden meist von außen eröffnet. Der Zahn wird entweder durch die Maulhöhle ("intraoral") oder nach dem Aufbohren des Kieferknochens von außen ("extraoral") entfernt.

Müssen Zähne aufgrund eitrig entzündeter Wurzeln entfernt werden, ohne dass sich nach außen bereits ein Abszess gebildet hat, erfolgt die Operation normalerweise über die Maulhöhle. Wunden im Unterkiefer heilen grundsätzlich etwas schlechter ab, da sich dort gemäß der Schwerkraft permanent Futterpartikel sammeln. Sorgfältige Nachkontrollen, evtl. mit Spülungen der Wundhöhle, sind hier besonders wichtig. Bei ausbleibender Heilung muss ein Antibiogramm veranlasst werden, um zu überprüfen, ob die beteiligten Keime gegen das verwendete Antibiotikum resistent sind.


Therapie: Ohrgrundabszess

  • operative Entfernung
  • Antibiotikum
  • (entzündungshemmendes) Schmerzmittel

Ohrgrundabszesse sind nur operativ in den Griff zu bekommen. Zuvor muss mittels Röntgendiagnostik oder besser Computertomographie das Ausmaß der Entzündung inklusive der beteiligten Ohrabschnitte beurteilt werden, um die geeignete Operationsmethode zu wählen.

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