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Unsauberkeit bei Kaninchen

stubenreines Wohnungskaninchen


Grundsätzlich sind Kaninchen von Natur aus sehr reinliche Tiere. Allerdings haben sie manchmal etwas andere "Vorstellungen" von Reinlichkeit als ihre Besitzer, was - in erster Linie bei Innenhaltung - problematisch werden kann.

Nicht alle Kaninchen erfüllen die menschlichen Vorstellungen von Stubenreinheit: Manchmal entscheidet das Kaninchen, wo es seine Toilette gerne hätte. Dies sollte Ihnen insbesondere bewusst sein, wenn Sie eine freie Wohnungshaltung planen.

Möchten Sie auf Nummer sicher gehen, sollten Sie gezielt nach Vermittlungskaninchen Ausschau halten, die bei ihrem aktuellen Besitzer / in ihrer aktuellen Pflegestelle bereits in freier Wohnungshaltung leben und von denen bekannt ist, dass sie sich dafür "eignen".



Warum bleiben einige Kaninchen unsauber?

Abgesehen davon, dass nicht alle Kaninchen gleichermaßen viel Wert auf "Sauberkeit" im menschlichen Sinne legen, kommen hierfür mehrere Gründe in Betracht:

  • suboptimale Toiletten
  • Hygienemangel
  • "Tolerieren" unerwünschter Toilettenplätze
  • Dominanzverhalten
  • hoher Sexualhormonspiegel
  • Untergrundvorliebe
  • Stress
  • chronische Schmerzen oder Erkrankung
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Die ideale Toilette für Kaninchen

Damit die Toiletten von den Kaninchen gut angenommen werden, müssen sie ihnen auch gefallen. Folgendes sollte beachtet werden, damit die Chancen auf eine gute Reinlichkeit optimal stehen:

Kombinierter Futter- und Toilettenplatz: Insbesondere Kot wird von Kaninchen gerne dort abgesetzt, wo sie auch fressen, da der Kotabsatz aufgrund ihrer Verdauungsanatomie ("Stopfdarm") schon rein mechanisch durch die Futteraufnahme gefördert wird.

Der Ort, an dem Kot abgesetzt wird, wird dann in der Regel auch zum Urinieren genutzt. Natürlich ist es aus hygienischen Gründen abzulehnen, das Futter in die Toilette zu legen, zumal es dort auch schnell verunreinigt und somit ungenießbar wird.

Um dies zu vermeiden, eignen sich zum Anbieten von Grünfutter und Heu vor allem Metall- oder Holzraufen, die über einer Toilettenschale angebracht werden (z. B. indem sie am Gehegegitter oder an einen Holzunterstand angeschraubt werden).

Schutz und Geborgenheit: Kaninchen erleichtern sich vorzugsweise an Orten, an denen sie sich geborgen fühlen, z. B. in Höhlen, unter Dächern sowie in Ecken. Eine mitten im Raum stehende Toilettenschale ist daher nicht sinnvoll.

Stellen Sie die Toiletten vorzugsweise in Ecken auf und überdachen Sie sie. Gut geeignet sind Holzunterstände, die an 1-2 Seiten geschlossen sind. Auf die Weise fühlen sich die Kaninchen sicher und haben gleichzeitig ihre Umgebung im Blick. Außerdem können Futterraufen an Holzwänden sehr einfach festgeschraubt werden.

Größe: Die Toilettenschalen sollten groß genug sein, damit mindestens zwei Kaninchen zusammen darin sitzen und bestenfalls auch liegen können. Kaninchen fressen und ruhen sehr gerne zusammen, zu kleine Toiletten werden daher eher gemieden.

Anzahl: Je mehr Platz den Kaninchen zur Verfügung steht und je größer die Gruppe ist, desto mehr Toiletten sollten angeboten werden. Pro Tier und Zimmer sollte es mindestens eine Toilette geben, bei einer unruhigen Rangordnung sind eventuell noch mehr nötig, um zu vermeiden, dass ranghöhere Tiere die Toiletten "blockieren".

Auf Unterstände oder ausreichend hohe Füße gestellte Möbel sind sehr praktisch, um den Kaninchen darunter "Höhlen" anzubieten, in denen auch wunderbar die Toiletten "versteckt" werden können.

Einstreu: Eine weiche und / oder "buddelfähige" Einstreu wird in der Regel gut angenommen. Sehr praktisch sind Holzpellets, mit denen - sofern sie mindestens alle 3-4 Tage ausgetauscht werden - keine unangenehmen (und die Atemwege belastenden) Gerüche entstehen. Auch werden sie normalerweise nicht "herausgebuddelt" und fliegen nicht, wie z. B. Sägespäne, im ganzen Raum herum, wenn die Kaninchen aus der Kiste springen. 

Nachteil: Für Kaninchen, die Probleme mit Pododermatitis (Sohlenballengeschwüren) haben, sind Holzpellets als Untergrund zu hart. Auch Kaninchen, die ihre Toilette nicht nur für das Geschäft und zum Fressen aufsuchen, sondern über längere Zeit darin sitzen, können langfristig eine Pododermatitis entwickeln. In beiden Fällen ist eine Überstreu notwendig, zum Beispiel Stroh. Dieses riecht allerdings schneller als Holzpellets.


Hygiene

Schmutzige Toiletten: Hygienemangel von Seiten des Halters kann dazu führen, dass die Kaninchen den stark verschmutzten Ort nicht mehr aufsuchen und einen neuen "Toilettenplatz" wählen. Haben die Tiere sich erst einmal angewöhnt, viele verschiedene Ecken aufzusuchen, lässt sich dieses Verhalten nur schwer wieder abgewöhnen, da einmal gewählte Orte instinktiv immer wieder genutzt werden. 

Abhilfe schaffen können nur eine dauerhaft verbesserte Hygiene, besonders attraktive Toilettenangebote und eine konsequente, zügige Entfernung von Hinterlassenschaften an unerwünschten Orten, gegebenenfalls auch die vorübergehende Absperrung unerwünschter Toilettenplätze. 

Zum Entfernen von Urinpfützen eignet sich z.B. Essigreiniger, da er geruchsneutralisierend wirkt. Werden Gerüche nicht entfernt, erkennen die Kaninchen ihre selbst auserwählte Toilette wieder und nutzen sie ziemlich sicher erneut.

Verschmutzungen außerhalb der Toiletten: Unter "Hygienemangel" fällt allerdings nicht nur eine zu selten gereinigte Toilette. Insbesondere, wenn die Kaninchen neu einziehen, ein neuer Partner dazu kommt oder es Spannungen in der Gruppe gibt, wird gerne einmal abseits von der Toilette geköttelt.

Auch, wenn Kaninchen sehr temperamentvoll sind und mit Schwung aus der Toilette springen, landen schnell mal einige Köttel daneben. Werden diese nicht zügig (mehrmals täglich) beseitigt, gewöhnen die Kaninchen sich oftmals daran, dass die Köttel quasi in den ganzen Raum gehören. Dasselbe gilt für Urinpfützen.


Dominanz unter Kaninchen

Dominante Kaninchen, die ihren Alpha-Status untermalen möchten, markieren Revier und Gegenstände besonders intensiv als ihr "Eigentum". Leben mehrere dominante Kaninchen zusammen, die miteinander konkurrieren, markieren sie gerne einmal "um die Wette". Ist die Rangordnung hingegen klar festgelegt, sinkt die Motivation, zu markieren.

Daher ist die Unsauberkeit meist umso stärker ausgeprägt, je weniger harmonisch die Kaninchen zusammenleben. Tendenziell sind größere Gruppen besonders problematisch, da die Stabilität der Rangordnung mit steigender Gruppengröße sinkt - während ein Pärchen sich in der Regel als unkompliziert erweist.

Ein Gegenstand, der nach einem fremden Kaninchen riecht, kann ebenfalls Markierverhalten auslösen. Dazu zählen z. B. Möbelstücke, Transportboxen, Toilettenschalen, Spielzeuge, Decken, Teppiche oder Kleidung.


Sexualhormone

Für zeugungs- bzw. gebärfähige Kaninchen bedeutet jeder Artgenosse gleichen Geschlechts eine potentielle Konkurrenz. Mit Einsetzen der Sexualhormonbildung, also der Geschlechtsreife, fallen die Reaktionen auf bislang fremde Kaninchen daher besonders heftig aus.

Zur Ressourcenverteidigung werden Eindringlinge nicht nur attackiert, sondern sollen bereits im Voraus "gewarnt" werden, indem das eigene Revier u.a. mit Kot und Urin markiert wird. Auch gegenüber Gruppenmitgliedern, die als Konkurrenz erachtet werden, soll auf diese Weise die eigene Stellung verdeutlicht werden.

Bei Rammlern ist die Kastration zwingend notwendig, um ihnen erstens eine Einzelhaltung zu ersparen (unkastrierte Rammler bekämpfen andere Rammler, zeugen Nachwuchs mit unkastrierten Häsinnen und "bedrängen" kastrierte Häsinnen) und zweitens das meist stark ausgeprägte Markierverhalten zu unterbinden.


Untergrund

Teppiche und Decken sind, ebenso wie eine eingestreute Toilette, angenehm weich und saugfähig. Einige Kaninchen betrachten sie daher als Toilette. Grundsätzlich gilt: Je weicher der Untergrund, desto größer die "Verwechslungsgefahr". Raue Teppiche, Fußabtreter etc. sind beispielsweise weniger "gefährdet" als eine kuschelige, zerwühlbare Decke, ein Bett oder das Sofa. 

Sollten Sie über Teppichboden verfügen, ist es auch hier ratsam, gezielt Kaninchen aufzunehmen, die zuvor bereits ohne Probleme auf Teppichboden gehalten wurden. Das gleiche gilt für Betten und Sofas: Sollen oder können die entsprechenden Bereiche nicht abgesperrt werden, schauen Sie sich unbedingt nach Kaninchen um, die bereits mit besagten Möbelstücken vertraut sind und sie nicht als Toilette "missverstehen".

Den Kaninchen das Lösen auf weichem Untergrund abzugewöhnen, ist eine Herausforderung. Sie können versuchen, den Boden Schritt für Schritt "weicher" zu gestalten, um die Kaninchen allmählich daran zu gewöhnen. Verwenden Sie dafür unbedingt Teppiche und Decken, die sich waschen lassen - denn wenn etwas "danebengeht", müssen die Gerüche gründlich herausgewaschen werden, damit die Kaninchen sich nicht erneut darauf erleichtern.


Stress

Kaninchen, die Stress stehen, zeigen oft ein verstärktes Markierverhalten, da ihr Eigengeruch sie beruhigt. Mögliche Stressfaktoren sind z. B. Spannungen in der Gruppe, das Wittern von fremden Artgenossen, Angst vor Menschen, Angst vor anderen Haustieren, fehlende Rückzugs- oder Ausweichmöglichkeiten, Platzmangel, Angst einflößende Geräusche oder Einzelhaltung.

Stressreduktion ist in diesem Fall der Schlüssel zum Erfolg. Ist die Ursache gefunden, ist die Lösungsmöglichkeit meist selbsterklärend: 

  • Platzmangel (weniger als 6 qm für ein Pärchen Tag und Nacht): erweitertes Platzangebot

  • Spannungen in der Gruppe: zusätzliche Rückzugsmöglichkeiten (zweite Ebenen, Höhlen mit mindestens zwei Eingängen, seitlich offene Unterstände usw.), mehrere Futterplätze, Kastration, erweitertes Platzangebot usw.; bei Mobbing Splitten der Gruppe
  • Wittern von fremden Artgenossen: Sichtkontakt zu gruppenfremden Kaninchen vermeiden; Geruchskontakt durch geschlossene Abtrennung verhindern
  • Angst vor MenschenVertrauen aufbauen, mehr Versteck- und Rückzugsmöglichkeiten (Höhlen, Tunnel, Häuschen, Sichtschutzwände usw.), kein "Zwangskuscheln" / unnötiges Festhalten
  • Angst vor anderen Haustieren: Gewöhnungstraining oder Vermeiden von Sicht- und Geruchskontakt; bellende Hunde möglichst fernhalten
  • Fehlende Rückzugs- oder Ausweichmöglichkeiten: Optimierung der Einrichtung

  • Angsteinflößende Geräusche: Geräusche, soweit möglich, vermeiden; alternativ durch entspannte Musik, Fernseher, Radio o. ä. bestmöglich übertönen 

  • Einzelhaltung: Vergesellschaftung mit einem Partnertier - die Einzelhaltung von Kaninchen ist ausnahmslos tierschutzwidrig und daher abzulehnen.
Als unterstützende Maßnahme zur Stressreduktion können auch kaninchenspezifische Wohlfühl-Pheromone (Beaphar RabbitComfort®) zum Einsatz kommen. Die Wirkung variiert je nach Kaninchen stark. Bei einigen ist der beruhigende Effekt sehr ausgeprägt.


Schmerzen, Erkrankung

Kaninchen mit chronischen Schmerzen bleiben häufig unsauber. Chronische Schmerzen kommen vor allem bei Zahnerkrankungen, Ohrenentzündungen (Widder!) und Arthrose vor. Wirbelsäulenarthrosen können außerdem die Nervenfunktion beeinträchtigen und dadurch eine Inkontinenz verursachen. 

Weitere Krankheiten, die chronisch sein können und oftmals mit Unsauberkeit einhergehen, sind Blasengrieß, Blasensteine, Blasenentzündung, chronische Niereninsuffizienz und Enzephalitozoonose (E. cuniculi, EC).


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Warum ist die Reinlichkeit bei Kaninchen unterschiedlich stark ausgeprägt?

Die Antworten lassen sich aus den Erläuterungen im vorherigen Abschnitt ableiten:

  • individuelle Vorlieben
  • individuelles "Hygienebedürfnis"
  • individuelles Dominanzverhalten
  • individueller Hormonspiegel
  • individueller Charakter (Stressanfälligkeit, Selbstbewusstsein etc.)
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Individuelle Vorlieben

Hierzu zählt prinzipiell alles, was unter dem Absatz "Suboptimale Toiletten" (s.o.) aufgeführt wurde: Je nach individuellem Charakter sind die genannten Faktoren mehr oder weniger wichtig für ein Kaninchen.

So gibt es durchaus auch Kaninchen, die so gut wie jede Toilette annehmen, auch wenn sie sehr klein und nach allen Seiten hin offen sein mag, mitten im Raum und weit entfernt vom Futter steht und womöglich sogar die einzige in der ganzen Wohnung ist. Weiterhin gibt es Kaninchen, die sich auf jedem weichen Untergrund erleichtern, den sie finden (inklusive Teppiche, Betten und Sofas), während andere konsequent nur auf die für sie bereit gestellte, eingestreute Toilette gehen.

Hygienebedürfnis

Zum einen sind Kaninchen auch in Bezug auf die Hygiene Individuen - einige legen schlichtweg weniger "Wert" auf bestimmte Toilettenecken als andere, gerade was den Kotabsatz betrifft.

Besonders reinliche Kaninchen lassen beim Hoppeln keinen Köttel fallen und nutzen nur einen einzigen Ort zur Erleichterung, während andere viele verschiedene Plätze zur "Toilette" erklären und dies auch lediglich zum Urinieren, während die Köttel überall im Raum platziert werden.

Dominanzverhalten

Die Ausprägung des Dominanzverhaltens ist bei jedem Kaninchen verschieden und hat nicht zwangsläufig etwas mit der tatsächlichen Rangposition zu tun. Kaninchen, die um ihren Status fürchten - ob nun charakterbedingt oder aufgrund einer tatsächlichen "Gefährdung", z. B. durch ebenfalls dominante Artgenossen - , markieren besonders stark, um die eigene Position damit zu untermalen.

 Rangniedere Kaninchen, die ihre Unterlegenheit ohne Wenn und Aber akzeptieren, aber auch Alpha-Tiere mit einem großen Selbstbewusstsein zeigen hingegen nur wenig Markierverhalten.

Sexualhormonspiegel

Die Brunst äußert sich infolge einer vermehrten Sexualhormonproduktion. Wie massiv diese erfolgt, ist von Tier zu Tier verschieden. Je höher der Hormonspiegel ansteigt, desto verstärkter treten dadurch verursachte Verhaltensweisen zutage. Hierzu gehört das Sexualverhalten an sich - d. h. gegengeschlechtliche Artgenossen werden immer wieder mit erhobener Blume verfolgt, umkreist und besprungen - ebenso wie das instinktive Betrachten gleichgeschlechtlicher Artgenossen als Konkurrenten. 

Daraus wiederum können Unverträglichkeiten hervorgehen, besonders häufig zu beobachten ist jedoch ein verstärktes Markierverhalten, um Revier und Einrichtungsgegenstände deutlich als die eigenen zu kennzeichnen. Fehlt ein gegengeschlechtlicher Partner, dient das Markieren vermutlich auch dem "Anlocken" eines solchen, da der Geruch der Ausscheidungen anderen Kaninchen Informationen über Geschlecht und Zeugungs- bzw. Gebärfähigkeit vermittelt.


Charakter

Auch in Bezug auf ihre Stressanfälligkeit und ihr Selbstbewusstsein sind Kaninchen Individuen. Je unsicherer und ängstlicher ein Kaninchen ist, desto höher ist das Risiko, dass es sein Revier markiert, damit es vertrauter riecht.


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Gründe für plötzliche Unsauberkeit beim Kaninchen

Für plötzliche Unsauberkeit ist in aller Regel entweder eine Erkrankung oder eine gravierende Veränderung im Leben des Kaninchens verantwortlich.


Gesundheitliche Ursachen für Unsauberkeit

  • Blasenentzündung, Blasengrieß, Blasenstein => vermehrter Harndrang => häufiger Absatz kleiner Harnmengen
  • allgemeine Bewegungsunlust, z. B. durch Schmerzen, Fettleibigkeit u. v. m. => Probleme beim Aufsuchen der Toilette
  • Schmerzen bei bestimmten Bewegungen / Springen, z. B. durch Arthrosen oder Spondylosen => Probleme beim Einstieg in die Toilette
  • Gleichgewichtsstörungen => Probleme beim Einstieg in Toilette
  • nervales Problem, z. B. durch E. cuniculi => Inkontinenz
  • Unkastrierte Häsinnen: Gebärmuttererkrankung =>  Druck auf die Blase, Hypersexualität
  • Nierenerkrankung => vermehrter Flüssigkeitsverlust
  • Lebererkrankung => vermehrter Durst => vermehrter Harnabsatz
  • durch Grunderkrankung verursachte allgemeine Schwäche => Probleme beim Aufsuchen der Toilette
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Die häufigsten gesundheitlichen Ursachen stellen Erkrankungen des Harntrakts dar. Bakteriell oder durch Konkremente (Grieß, Steine) ausgelöste Blasenentzündungen führen dazu, dass die Reizschwelle für den Harndrang gesenkt wird, wodurch das Tier häufig kleine Mengen Urin absetzt und es dafür mitunter nicht rechtzeitig zur Toilette schafft. Typisch für Blasengrieß oder -schlamm als Ursache sind ein schlammig-bräunlicher oder kreidig-weißlicher Urin mit sichtbar pulvrigen Beimengungen oder sogar einer pastösen Konsistenz.

Allgemeine Bewegungsunlust kann dazu führen, dass das Kaninchen sich an Ort und Stelle erleichtert, anstatt seine Toilette aufzusuchen. Diese Problematik ist durch den Besitzer aber in der Regel leicht feststellbar, da das Tier sich generell kaum noch bewegt und/oder während der Fortbewegung Lahmheiten aufzeigt. Ursache kann eine Erkrankung des Bewegungsapparates - z.B. Pododermatiden (= entzündete Fußsohlen), Arthrosen oder eine traumatische Verletzung - sein, die dem Tier Schmerzen bereitet; aber auch Schmerzen in anderen Körperregionen (Zahnerkrankungen, Ohrenentzündungen usw.), allgemeine Schwäche durch eine schwere Grunderkrankung oder Fettleibigkeit können zu ausgedehnten Ruhephasen und kaum mehr Aktivität führen.

Gleichgewichtsstörungen, z. B. durch E. cuniculi (Enzephalitozoonose) oder eine Mittelohrentzündung, können es dem Kaninchen unmöglich machen, in die Toilette zu springen. Durch die deutlich gestörte Fortbewegung sind sie sehr auffällig. In beiden Fällen ist ein sofortiger Tierarztbesuch notwendig, da sich im Falle eines akuten Ausbruchs der Enzephalitozoonose die Prognose mit jeder Stunde, die abgewartet wird, verschlechtert, während im Falle der Mittelohrentzündung mit starken Schmerzen zu rechnen ist.

Nerval bedingte Inkontinenz, ebenfalls meist ein Symptom der Enzephalitozoonose, möglicherweise aber auch infolge einer Wirbelsäulenverletzung, führt dazu, dass das Tier seinen Urinabsatz überhaupt nicht mehr kontrollieren kann und an Ort und Stelle meist tröpfchenweise verliert.

Unkastrierte Häsinnen leiden sehr häufig bereits im mittleren Alter an krankhaften Veränderungen der Gebärmutter, meist bösartigen Tumoren. Es kann dann zu blutigem oder eitrigem Ausfluss kommen. Bei einer unkastrierten Häsin mit einem solchen Ausfluss muss daher immer auch eine Ultraschalluntersuchung der Gebärmutter erfolgen. Eine vergrößerte Gebärmutter kann jedoch auch die Blase einengen und dadurch zu einem häufigen Harndrang führen. Weiterhin ist ein hypersexuelles Verhalten und dementsprechend verstärktes Markierverhalten möglich.

Chronische Niereninsuffizienzen, meist durch eine Infektion mit E. cuniculi (Enzephalitozoonose) oder auch eine unbehandelte Blasenentzündung, führen zu einer gestörten Rückresorptionsfähigkeit der Niere, wodurch große Mengen an Flüssigkeit über den Harn verloren werden. Bei artgerecht mit reichlich Grünfutter ernährten Kaninchen, die ohnehin sehr große Harnmengen produzieren, fällt der zusätzliche Flüssigkeitsverlust leider oftmals lange Zeit nicht auf. In einigen Fällen kann es aber zu Unsauberkeit kommen, da sie es gelegentlich nicht mehr rechtzeitig zur Toilette schaffen.

Auch Lebererkrankungen führen z.T. zu vermehrtem Harnabsatz und dadurch evtl. zu Unsauberkeit.


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Hormonell bedingte Ursachen für Unsauberkeit

  • Geschlechtsreife => Markierbedürfnis zwecks Ressourcenverteidigung und Untermalung der eigenen Rangposition
  • Brunst => verstärktes Markierbedürfnis zwecks Ressourcenverteidigung und Partnerfindung

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Ein Anstieg des Hormonspiegels führt oftmals zu einem verstärkten Markierverhalten, da das Kaninchen instinktiv das Bedürfnis verspürt, seine Ressourcen - potenzielle Sexualpartner eingeschlossen - gegenüber gleichgeschlechtlichen Artgenossen zu verteidigen.

Das Einsetzen der Geschlechtsreife wird durch die Produktion von Sexualhormonen verursacht und wird von bestimmten Verhaltensweisen begleitet, zu denen u. a. das Markieren gehört. Hierdurch werden nicht nur Revier und Einrichtungsgegenstände als die eigenen gekennzeichnet, was ein Abwehrverhalten gegenüber fremden, gegengeschlechtlichen Artgenossen darstellt, die grundsätzlich als Konkurrenz betrachtet werden; auch Rudelmitglieder werden durch intensives Markieren "herausgefordert" - das Jungtier versucht dadurch, in der Rangordnung aufzusteigen. 

Eine Frühkastration beim Rammler - d. h. eine Kastration vor dem Einsetzen der Geschlechtsreife mit 10-14 Wochen - verhindert, dass der tierische Organismus überhaupt erst Sexualhormone produziert, beugt damit einhergehenden Problemen also optimal vor. Außerdem müssen frühkastrierte Rammler nicht von weiblichen Artgenossen getrennt werden, was sich auf ihre Entwicklung und ihr Wohlbefinden äußerst positiv auswirkt. Spätkastrierte Rammler hingegen müssen nach dem Eingriff noch mindestens sechs Wochen von unkastrierten Häsinnen getrennt werden.

Brünstige Kaninchen markieren vermehrt, um ihre Chancen auf einen Sexualpartner zu verbessern. Dies geschieht erstens, indem sie Revier und Einrichtungsgegenstände als ihr Eigentum kennzeichnen und dadurch ihren "Vorrang" gegenüber Rudelmitgliedern untermalen; zweitens, indem rudelfremde Artgenossen des gleichen Geschlechts durch die intensive Markierung "eingeschüchtert" werden; und drittens, indem gegengeschlechtliche Artgenossen durch die Markierung "angelockt" werden.

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Unsauberkeit durch Spannungen in der Gruppe

  • neues Partnertier => Markierbedürfnis als Dominanzgeste
  • Wittern eines fremden Artgenossen => Markierbedürfnis zwecks Ressourcenverteidigung
  • Besitzansprüche an die Toilette vonseiten eines ranghöheren Artgenossen => Angst vorm Aufsuchen der Toilette
  • Rangordnungsunstimmigkeiten => Markierbedürfnis zwecks Untermalung der eigenen Rangposition
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Während harmonisch zusammen lebende Kaninchen verhältnismäßig wenig Markierverhalten an den Tag legen, sieht es bei Gruppen, in denen es zu Auseinandersetzungen kommt, gegenteilig aus.

Neue Partnertiere "erschüttern" die bestehende Rangordnung, wodurch sie neu geregelt werden muss. Ist dies erst einmal erfolgt, nimmt in der Regel auch das verstärkte Markierbedürfnis ab und das Problem löst sich somit von selbst - die Tiere haben sich gegenseitig in ihren Rangpositionen akzeptiert und verspüren demzufolge keine Veranlassung mehr, ihre Besitzansprüche gegenüber den Artgenossen zu unterstreichen.

Geruch oder Sichtung eines fremden Artgenossen versetzen eine bestehende Gruppe immer in Unruhe, was nicht nur die interne Rangordnung infrage stellt und dadurch zu vermehrtem Markierverhalten führt, sondern auch das Individuum massiv unter Stress setzt - denn da kein körperlicher Kontakt zu dem fremden Tier möglich ist, kann das instinktive Bedürfnis nach einer Ausfechtung der Rangordnung nicht befriedigt werden.

Dadurch kommt es zu Frustration und einem Anstau von Aggressionen, die sich teilweise innerhalb der Gruppe entladen - d. h. auch gegenüber Artgenossen, mit denen sich das Tier zuvor gut verstanden hat - ; jedoch auch dann zutage treten, wenn zuvor getrennten Kaninchen im Rahmen einer Vergesellschaftung schließlich aufeinander treffen. Aus diesem Grunde bewirkt die in der Vergangenheit gerne empfohlene "Gitter-an-Gitter-Methode" oftmals das Gegenteil dessen, was ihr eigentliches Ziel ist: Die Tiere gehen bei der ersten Begegnung umso heftiger aufeinander los.

Werden mehrere Kaninchengruppen getrennt voneinander gehalten, sollten diese weder Sicht- noch Geruchskontakt zueinander haben. Auch Pflegekaninchen sollten strikt von den eigenen Tieren getrennt leben, um beiden Gruppen dauerhaften Stress zu ersparen.

In seltenen Fällen stellt das Alpha-Kaninchen so ausgeprägte Besitzansprüche an "seine" Toilette, dass die restlichen Gruppenmitglieder sich nicht hinein wagen. Die Lage entspannt sich in aller Regel, wenn mehrere Toiletten angeboten werden.

Rangordnungsunstimmigkeiten kommen in den meisten Gruppen vor - je mehr Tiere zusammenleben, desto häufiger. Besonders heranwachsende Jungtiere versuchen gelegentlich, in der Rangordnung aufzusteigen. Besonders ausgeprägt sind Reibereien, wenn mehrere Tiere mit ähnlich dominanter Natur zusammenleben - denn dann versuchen sie permanent, einander zu "übertrumpfen". Kaninchen, die eine überlegene Position untermalen oder erzielen möchten, markieren Revier und Einrichtung intensiv als ihr "Eigentum".

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Äußere Einflüsse als Ursache für Unsauberkeit

  • generell ungeeignete Toilette
  • Hygienemangel vonseiten des Besitzers => Abneigung gegenüber der Toilette
  • Verknüpfung unangenehmer Erfahrung mit der Toilette => Angst vorm Aufsuchen der Toilette
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Nicht zuletzt kann ein Kaninchen auch ein ganz "persönliches" Problem mit der Toilette haben. Wird die Reinigung der Toilette zwischenzeitig vernachlässigt, kann dies dazu führen, dass ein Kaninchen künftig auf andere Orte ausweicht. 

Dies bedeutet nicht, dass Sie penibel auf ständige Sauberkeit achten müssen; im Gegenteil animieren kleine Mengen "frisch" verschmutzter Streu die Tiere dazu, sich erneut an diesem Ort zu erleichtern. Keinesfalls sollten Verunreinigungen jedoch tagelang in der Toilette verbleiben - nicht nur kommt es hierdurch zu einer massiven Ansiedelung von Keimen und im Sommer auch Fliegen (! Fliegenmadenbefall ist beim Kaninchen immer wieder eine Todesursache!), sondern auch zu einer starken Ammoniakbelastung und zur Entstehung höchst gesundheitschädlicher Schimmelsporen. 

Fäulnisgerüche sind für die empfindliche Kaninchennase zudem sehr unangenehm - und auf durchnässtem Untergrund verbleiben die wenigsten Tiere.Je nach Verschmutzungsgrad sind Toiletten alle ein bis drei Tage grob zu säubern. Stark verschmutzte Schalen sollten in Essigwasser eingeweicht und dann ausgeschrubbt werden.

Jegliche Chemikalien sind vor Wiederverwendung gründlich abzuspülen - nicht nur der Gesundheit wegen, sondern auch, da ihr Geruch die Tiere mitunter abschreckt.

Eine negative Erfahrung, die das Kaninchen mit der Toilette verknüpft hat, kann es dazu bewegen, sie künftig zu meiden. Dazu genügt mitunter bereits ein plötzliches Geräusch, das das Tier in Angst und Schrecken versetzt hat, während es sich in der Nähe der Toilette oder darin befand.

Am unkompliziertesten lösen Sie ein solches Problem, indem Sie es umgehen - und einfach eine alternative Toilette an einem anderen Ort anbieten. Auf diese Weise kann das Kaninchen ganz einfach "ausweichen", bis es seine Furcht allmählich wieder abgelegt hat. Diese Vorgang lässt sich beschleunigen, indem Sie versuchen, dem Kaninchen zu positiven Verknüpfungen ("Gegenkonditionierung") mit der Toilette zu verhelfen - z. B. indem Sie es mit Leckerlis wieder zunehmend in die entsprechende Richtung locken.

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Welche Tricks gibt es, damit ein Kaninchen stubenrein wird?

  • Einhaltung der Mindestgröße
  • Angebot verschiedener Toilettenarten und Streusorten
  • Aufstellen der Toiletten in bereits auserwählten "Pinkelecken"
  • Positionieren kleiner Mengen verschmutzter Streu in der Toilette
  • Überdachung der Toilettenschale
  • Futterangebot über der Toilettenschale bzw. direkt vorm Einschlupfloch
  • (gute Beobachtung und sofortiges Setzen in die Toilette, wenn die Blume gehoben wird)
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Einhaltung der Mindestgröße

Da Kaninchen gerne gemeinsam in ihren Toilettenschalen sitzen, fressen oder auch liegen, sollten sie nicht zu klein bemessen sein. Ansonsten werden sie eher gemieden. Die Überdachung sollte sich in einer ausreichenden Höhe befinden, damit die Kaninchen bequem aufrecht darunter sitzen können, ohne mit den Ohren anzustoßen.

Vielseitiges Angebot

Wählerische Kaninchen können durch ein vielseitiges Angebot zur Toilettenbenutzung animiert werden. Insbesondere empfiehlt es sich, sowohl eine überdachte Toilette als auch eine Schale ohne Deckel anzubieten. 

Die Toilette sollte in jedem Fall groß genug sein, dass das Kaninchen darin bequem sitzen und sich drehen, nach Möglichkeit auch liegen kann. Manchmal besitzen die Tiere individuelle Streuvorlieben. Geeignet sind z.B. Sägespäne, Holzpellets, Hanf und anderweitige handelsübliche Kleintierstreu. 

Ebenfalls verwendet werden dürfen Heu, Stroh oder Flachs. Da diese Sorten den Urin allerdings nur sehr begrenzt binden, sollten Sie sie nur als Überstreu für eine saugfähige Streusorte verwenden. Diese binden auch den Geruch besser, was die Akzeptanz wiederum verbessert und die Atemwege schont.

Keinesfalls verwendet werden sollten Strohpellets oder Katzenstreu, da sie bei Verzehr schwere Verdauungsstörungen verursachen! Eine Ausnahme sind Gittertoiletten.


Position nach Kaninchenwünschen

Haben sich die Kaninchen bereits bestimmte Ecken gesucht, in denen sie Kot und/oder Urin absetzen, sollten Sie die Toilettenschale(n) dort aufstellen - die Tiere kehren instinktiv zu einmal auserwählten "Pinkelecken" zurück und nehmen auch im Nachhinein dort positionierte Toiletten in aller Regel an. Dies gilt besonders für Nischen und anderweitig abgedunkelte Orte, z. B. hinter einem Möbelstück, unter dem Sofa oder Schreibtisch. 

Läuft diese Vorgehensweise auf sehr viele Toilettenschalen hinaus, können Sie sie, sobald die Kaninchen stubenrein sind, reduzieren; jedoch nicht, indem sie einfach eine nach der anderen entfernen (denn dann werden die Tiere sich aus Gewohnheit wahrscheinlich weiterhin dort erleichtern, wo vorher das "Klo" stand), sondern indem Sie über 1-2 Wochen hinweg jeweils zwei Toilettenschalen Tag für Tag ein wenig dichter zusammenrücken, bis sie direkt nebeneinanderstehen. Anschließend entfernen Sie eine der beiden.


Positionieren verschmutzter Streu in der Toilette

Hier wird das instinktive Bedürfnis des Kaninchens, immer wieder an denselben Orten zu koten und zu urinieren, genutzt: Positionieren Sie kleine Mengen "frisch" urinverschmutzter Streu und Köttel in den Toiletten, fühlen sich die Tiere dazu animiert, sich "wieder" dort zu erleichtern.


Futterangebot in unmittelbarer Toilettenähe

Viele Kaninchen setzen zunächst Kot, in der Folge auch Urin "an Ort und Stelle" ab, während sie fressen. Daher sind über der Toilettenschale angebrachte Futterraufen äußerst nützlich. Besonders beliebt sind Toilettenschalen, die unter einem seitlich offenen Unterstand aufgestellt werden, da sie den Kaninchen zugleich Schutz von oben und einen guten Blick auf die Umgebung bieten. An diesem Unterstand können auch die Futterraufen befestigt werden.


"Erziehung"

Immer wieder wird geraten, die Kaninchen gut zu beobachten und bei jedem Anheben der Blume sofort in die Toilette zu setzen. Was theoretisch einfach klingt, ist - jedenfalls bei tiergerechter Haltung - praktisch allerdings schwer umsetzbar: Sie müssten die Tiere permanent intensiv beobachten, um jedesmal "eingreifen" zu können. 

Dies kann lediglich bei Kaninchen funktionieren, die tierschutzwidrig regelmäßig in einen Käfig gesperrt werden und diesen nur unter Aufsicht verlassen dürfen. Doch auch bei ihnen kommt eine weitere Problematik hinzu: Als Fluchttiere werden die allermeisten Kaninchen nur sehr ungerne hochnehmen und reagieren oft sogar mit Angst aufs "Gepacktwerden". 

Geht dem Setzen in die Toilette aber erst einmal eine Verfolgungsjagd voraus, verliert das Tier nicht nur zunehmend sein Vertrauen gegenüber dem Menschen, sondern verbindet das Absetzen von Kot und Urin an sich mit "Strafe" - was völlig verkehrt wäre, da es lediglich begreifen soll, einen ganz bestimmten Ort mit diesem Verhalten zu verbinden.

Bestrafungen sind grundsätzlich abzulehnen. Ein Tier, das sich erleichtert und dafür bestraft wird, begreift nicht, dass es sich schlichtweg am falschen Ort befindet. Es entwickelt entweder eine Scheu vor dem Menschen, der es scheinbar grundlos erschreckt, oder verbindet die "Strafe" mit dem Kot- bzw. Urinabsatz an sich. Letzteres würde dazu führen, dass es sich künftig nur noch erleichtert, wenn es sich unbeobachtet fühlt. Es besteht also auch für den Besitzer kein Nutzen.

Weitere allgemeine Informationen zum Thema Toilette und Einstreu sowie viele Beispielbilder für geeignete Toiletten finden Sie hier:

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