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Aggressivität gegenüber Menschen

Kaninchen sind Menschen gegenüber grundsätzlich nicht aggressiv. Zu Problemen kommt es lediglich bei bei gravierenden Haltungs- oder Umgangsfehlern oder - seltener - im Falle einer Erkrankung.

Aggressivität in einem Käfig oder Stall

Immer wieder hört man von Kaninchen, die ihre Besitzer regelrecht "anfallen" und dabei oft auch heftig zubeißen. Allein aus der Beschreibung geht meistens bereits die Ursache hervor: Das Verhalten tritt zutage, wenn jemand "in den Käfig fasst".

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Handelsübliche Käfige und Ställe gehören in keine Kaninchenhaltung, da sie ausnahmslos zu klein sind. Das Einsperren der Kaninchen in derartige "Behausungen" verstößt daher auch gegen $2 des Tierschutzgesetzes.

Nähere Informationen zur Rechtslage finden Sie hier.

Die Tiere sind weder körperlich noch geistig ausgelastet, wodurch sich Frust und Aggressionen anstauen. Fühlen sie sich dann auch noch "bedrängt" - wie es zwangsläufig der Fall ist, wenn sich ihnen eine Hand nähert und sie keine Fluchtmöglichkeit haben - gehen viele Tiere zum Angriff über. Auch ein Häuschen im Käfig ändert daran nichts, da das Kaninchen darin genauso "in der Falle sitzt".

Gesunde Kaninchen, die ausreichend Platz (mind. 3 qm pro Tier Tag und Nacht) zur Verfügung haben und denen kein Körperkontakt aufgezwungen wird, greifen von sich aus keinen Menschen an.

Werden vermeintlich "hochaggressive" Kaninchen vom Käfig oder Stall in eine artgerechte Unterkunft umquartiert, wandelt sich das vorherige Angriffsverhalten in Fluchtverhalten. Meist legen sich die Spannungen innerhalb weniger Tage, die Kaninchen werden friedlich und ausgeglichen und können behutsam an den Menschen gewöhnt werden:


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Aggressivität beim Einfangen

Zu aggressivem Verhalten kommt es gelegentlich auch, wenn ein Kaninchen eingefangen werden soll; z.B. wegen eines anstehenden Tierarztbesuches, zum Krallenschneiden, allgemeinen Check-up oder um es nach dem Freilauf wieder ins sichere Zimmer- oder Außengehege zu sperren. Hierbei kann es vorkommen, dass das Tier zunächst die Flucht ergreift und dann, sobald man es in die Enge getrieben hat und greifen möchte, zum Angriff übergeht, mit angelegten Ohren droht, knurrt und bei weiterer Annäherung zubeißt.

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Auch hier liegt die Ursache beim Halter: Als Fluchttiere empfinden Kaninchen immer Stress, wenn sie "verfolgt" werden. Auch bei einem zutraulichen Tier können in einer solchen Situation die Fluchtinstinkte in den Vordergrund rücken und es in Panik versetzen, wenn man es immer weiter "jagt". Gerät es dann in eine Sackgasse, besteht seine von Natur aus einzige Überlebenschance darin, sich durch einen Angriff zur Wehr zu setzen.

Wendet sich ein in die Enge getriebenes Kaninchen abrupt um, droht und faucht, oder hat man es bereits gegriffen und es schreit dabei gellend auf, muss sofort von ihm abgelassen werden!

Ein solches Tier empfindet Todesangst, die beim Kaninchen aufgrund des sehr anfälligen Herz-Kreislauf-Systems sogar zum Tode führen kann (psychisch bedingter Schock). Zudem wird die Mensch-Tier-Beziehung durch einen solchen Übergriff extrem belastet.

Richtige Vorgehensweisen beim Einfangen:

  • Soll das Kaninchen ins Gehege oder in eine Transportbox, locken Sie es nach Möglichkeit mit Futter, sodass es freiwillig von selber hinein hoppelt.

  • Klappt das nicht, versuchen Sie das Kaninchen sanft in die entsprechende Richtung zu "treiben", bis es den gewünschten Bereich von selber betritt. Hierzu können Sie auch ein Gitterelement vor sich her tragen, dann kann es nicht so einfach an Ihnen "vorbei flüchten".

  • Schlägt auch das fehl, können Sie das Kaninchen mit Gitterelementen "einzäunen" und diese in Richtung Ziel immer weiter verengen, bis es keine andere Wahl mehr hat, als dorthin den Weg einzuschlagen.

  • Letztere Methode eignet sich auch, wenn Sie das Kaninchen tatsächlich fangen und hochnehmen müssen, da Sie es auf die Weise nur indirekt und relativ kurzzeitig "verfolgen".

  • Muss ein Kaninchen hochgehoben werden, obwohl es (noch) große Angst davor hat, empfiehlt es sich, es nicht mit den Händen zu greifen, sondern ein Tuch oder eine Decke über ihm auszubreiten und es anschließend damit zu ergreifen. Die durch das abgedeckte Sichtfeld entstehende Dunkelheit vermittelt ein sicheres "Höhlengefühl" und die fixierenden Hände werden weniger stark wahrgenommen. Nicht zuletzt besteht für Sie kein Verletzungsrisiko mehr, da das Kaninchen gar nicht sieht, wo es hinbeißen müsste. Nichtsdestotrotz steht es natürlich auch hierbei unter Stress, weshalb Sie es langfristig daran gewöhnen sollten, sich angstfrei greifen und tragen zu lassen.

  • INFO:  Gewöhnung ans Hochnehmen
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Plötzliche allgemeine Aggressivität

Verhält sich ein Kaninchen von einem Tag auf den anderen plötzlich auffallend aggressiv gegenüber Menschen oder Artgenossen, liegt höchstwahrscheinlich eine gesundheitliche Ursache zu Grunde. Meist sind das Schmerzen, seltener neurologische Probleme. Das Tier sollte möglichst sofort einem Tierarzt vorgestellt werden, da es vermutlich leidet. Dieser sollte insbesondere den Bauchraum durchtasten, die Maulhöhle inspizieren und gegebenenfalls Röntgendiagnostik durchführen, um Nieren- und Blasensteine auszuschließen.

Kann dabei nichts Ungewöhnliches festgestellt werden, sollte auch ein Blutprofil eingeleitet werden, um die organischen Funktionen zu überprüfen.

In seltenen Fällen steckt ein traumatisches Erlebnis hinter der plötzlichen Aggressivität. Das Kaninchen kann sich über Nacht schlimm vor etwas erschreckt haben und dementsprechend "verstört" sein. In diesem Fall bleibt die tierärztliche Untersuchung unauffällig und sein Verhalten wird sich innerhalb weniger Tage normalisieren.


Unkastrierte Häsinnen

Hitzige Häsinnen können sehr launisch, aufdringlich und "zickig" erscheinen. Übermäßige oder jedes Mal stärkere Aggressivität während der Brunst deuten allerdings eher auf eine Gebärmuttererkrankung hin (Zysten, Tumore, ...). Dies kann der Tierarzt mittels Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen feststellen. Es ist dann in aller Regel eine Kastration erforderlich. Diese stellt auch die einzige wirksame Prophylaxemöglichkeit dar. Wichtig ist die Wahl eines - in Bezug auf diesen Eingriff - wirklich erfahrenen Tierarztes.