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Notfallapotheke

Um einem Kaninchen im Notfall Erste Hilfe leisten zu können, sollten Sie sich eine kleine Notfallapotheke anlegen. Auf diese Weise haben Sie alles Nötige an einem Ort beisammen und können schnell und gezielt handeln. Bitte beachten Sie, dass die hier aufgeführten Utensilien keinen Tierarztbesuch ersetzen und im Zweifelsfall immer dessen Rat zu befolgen ist! Ziel der Ersten Hilfe ist es, das Kaninchen aus der akuten Gefahr zu befreien, ehe man den Weg zum Tierarzt antritt oder die Tierrettung eintrifft.


Eine gute Notfallapotheke enthält:


Fenbendazol (z. B. Panacur ®)

Als Erste-Hilfe-Maßnahme beim Verdacht auf einen akuten E. cuniculi-Ausbruch. Nur notwendig bei EC-positiven Kaninchen. Grundsätzlich sollte jeder Kaninchenhalter den EC-Status seiner Kaninchen kennen, d.h. ihr Blut einmalig auf EC-Antikörper testen lassen.

Bei plötzlich auftretenden neurologischen Symptomen (z.B. Kopfschiefhaltung, Lähmungserscheinungen, Krampfanfälle, unkoordinierte Fortbewegung, ...) besteht der Verdacht eines akuten Ausbruchs der Enzephalitozoonose. Ein solcher stellt immer eine Notfallsituation dar und muss umgehend behandelt werden, um irreparable Schäden zu vermeiden. Es empfiehlt sich, noch vor der Fahrt zum Tierarzt Fenbendazol zu verabreichen, um keine Zeit zu verlieren.

Die Dosierung beträgt 20 mg pro kg Körpergewicht einmal täglich; bei einer 10%igen Lösung wären das 0,2 ml Suspension pro kg Körpergewicht des Kaninchens. Für Fenbendazol sind keine Nebenwirkungen bekannt, daher ist eine Behandlung in jedem Fall bereits auf Verdacht anzuraten.


Metamizol (z. B. Novalgin ®, Novaminsulfon ®, Vetalgin ®)

Dieses rezeptpflichtige Schmerzmedikament wird von Kaninchen sehr gut vertragen und ist auch bei oraler Verabreichung schnell wirksam. Sollte Ihr Kaninchen nicht fressen, Anzeichen starker Schmerzen oder Koliken zeigen oder sich eine schmerzhafte Verletzung zuziehen, empfiehlt sich die Verabreichung von 50 mg / kg Metamizol, noch ehe Sie sich auf den Weg zum Tierarzt machen. Bei einem Saft mit 500 mg / ml verabreichen Sie also 0,1 ml je kg Körpergewicht des Kaninchens. Die Wirkung von Metamizol hält zwischen 4 und 6 Stunden an.

Die frühzeitige Eingabe von Metamizol ist nicht nur aus Tierschutzgründen ratsam, um möglichst schnell die Schmerzen zu lindern, sondern kann mitunter lebensrettend sein: Kaninchen mit hochgradigen Schmerzen produzieren riesige Mengen an Stresshormonen. Diese beeinträchtigen die Verdauungstätigkeit zusätzlich und können, v.a. in Kombination mit der Fahrt zum Tierarzt, zum akuten Herzversagen führen. 

Ein geeignetes, schnell wirksames Schmerzmittel trägt somit zur Stabilisierung des Kaninchens bei. Darüber hinaus nehmen Kaninchen nach dem Abklingen der Schmerzen eher wieder Futter auf, wodurch lebensbedrohlichen Entgleisungen der Darmflora vorgebeugt wird.

Metamizol wirkt besonders gut, wenn es gespritzt wird. Nach tierärztlicher Anleitung können Sie zu Hause selber subkutan (unter die Haut) spritzen. Hierzu benötigen Sie eine sterile Injektionslösung - Metamizol-Präparate für die orale Verabreichung dürfen nicht gespritzt werden!

Achtung: Mit anderen Schmerzmitteln ist ohne Rücksprache mit einem Tierarzt größte Vorsicht geboten! Insbesondere der Wirkstoff Meloxicam ist in der Kaninchenmedizin verbreitet, kann aber in bestimmten Situationen (Kreislaufschwäche, Nierenerkrankungen, Magen-Darm-Erkrankungen) sehr gefährlich sein. Darüber hinaus kann dieses entzündungshemmende Schmerzmittel nur dann helfen, wenn die Schmerzen tatsächlich entzündlich bedingt sind (z.B. bei einer Verletzung oder nach einer Operation). Bei Bauchschmerzen sind derartige Wirkstoffe nutzlos und mitunter gefährlich!


Meloxicam (z. B. Metacam ®)

Meloxicam gehört zur Medikamentengruppe der NSAID und ist somit ein entzündungshemmendes Schmerzmittel. Es wirkt hervorragend bei Wund- und Entzündungsschmerzen. Meloxicam kann notfallmäßig bei Verletzungen oder Beschwerden beim Abbeißen /  Kauen gegeben werden. Leider wird es von vielen Tierärzten viel zu niedrig dosiert, da sie auf veraltete Fachliteratur zurückgreifen oder sich an den Dosierungsempfehlungen für Hunde und Katzen orientieren. Kaninchen benötigen jedoch die 5- bis 10-fache Dosis, damit eine Wirkung eintritt!

Meloxicam kann oral eingegeben oder unter die Haut gespritzt werden. Die korrekte Dosierung beim Kaninchen beträgt 2x tgl. 0,3-0,5 mg pro kg Körpergewicht oder zur Not 1x tgl. 0,6-1,0 mg pro kg Körpergewicht. Bei starken Schmerzen (z. B. Knochenbruch oder Madenbefall) empfiehlt es sich, zunächst die komplette Tagesdosis von 1 mg pro kg zu verabreichen und ab dem Folgetag die Tagesdosis auf zwei Gaben (morgens & abends) aufzuteilen. 

Keinesfalls geeignet ist Meloxicam bei Bauchschmerzen, Kreislaufschwäche oder Inappetenz unbekannter Ursache! Da hier i. d.  R. keine Entzündung vorliegt, ist auch keine Wirkung zu erwarten; gleichzeitig besteht die Gefahr von Nebenwirkungen wie Gastritis (Magenschleimhautentzündung) und Nierenschädigungen. Das Risiko solcher Nebenwirkungen ist besonders hoch, wenn das Kaninchen bereits Magen-Darm-Beschwerden hat bzw. die Nierendurchblutung bereits beeinträchtigt ist (z. B. infolge einer Kreislaufschwäche oder verminderten Futter- und somit auch Flüssigkeitsaufnahme).

Auch bei älteren Kaninchen sowie bei EC-positiven Kaninchen muss immer davon ausgegangen werden, dass die Nieren bereits vorbelastet sind. Bei diesen Tieren ist es grundsätzlich empfehlenswert, sie während des Behandlungszeitraums alle 1-2 Tage subkutan zu infundieren (50 ml pro kg). Dies können Sie nach tierärztlicher Anleitung zu Hause tun: Sie benötigen lediglich sterile Vollelektrolytlösung, große Spritzen (am besten 50-ml-Perfusorspritzen) und sterile Butterfly-Katheter (s. u.).


Metoclopramid (z. B. MCP ®, Emeprid ®)

Metoclopramid wirkt beim Kaninchen hervorragend gegen Bauchunwohlsein und Übelkeit. Darüber hinaus stimuliert es die Muskulatur im Verdauungstrakt. Metoclopramid kann, ebenso wie Metamizol, immer notfallmäßig gegeben werden, wenn ein Kaninchen nicht frisst. Dadurch gewinnen Sie mitunter wertvolle Zeit bis zur Ankunft beim  Tierarzt.

Metoclopramid wirkt besonders gut, wenn es gespritzt wird. Nach tierärztlicher Anleitung können Sie zu Hause selber subkutan (unter die Haut) spritzen. Hierzu benötigen Sie eine sterile Injektionslösung - Metoclopramid-Präparate für die orale Verabreichung dürfen nicht gespritzt werden!

Dosiert wird der Wirkstoff mit 0,5-1 mg pro kg Körpergewicht. Beispiel: Von oralen Lösungen mit 1 mg / ml werden 0,5-1 ml pro kg Körpergewicht gegeben; von Injektionslösungen mit 5 mg / ml werden 0,1-0,2 ml pro kg Körpergewicht gegeben - bei Bedarf alle 8 Stunden. 

Oft hilft es, die erste Gabe mit 5 mg pro kg Körpergewicht zu dosieren. Dies ist i. d.  R. nur bei hochkonzentrierten Präparaten mit 5 mg / ml realistisch, von denen Sie 1 ml / kg Körpergewicht bräuchten. Von Präparaten mit nur 1 mg / ml dagegen bräuchten  Sie 5 ml / kg Körpergewicht.


Pro- und Präbiotikum (z. B. ProPreBac ®, BeneBacPlus ®, OMNiBiOTiC ® )

Empfehlenswert bei allen Arten von Verdauungsstörungen. Leichte Darmverstimmungen lassen sich häufig allein mit einem Präbiotikum therapieren, das 2-3 mal täglich verabreicht wird. Bei starken Durchfällen, ausbleibender Besserung, Untertemperatur oder einem schlechten Allgemeinzustand muss jedoch unbedingt ein Tierarzt aufgesucht werden, da Verdauungsprobleme für Kaninchen schnell lebensbedrohlich werden.

Pro-/ Präbiotika sind auch prophylaktisch für Kaninchen geeignet, die nicht selbstständig fressen, um Magen-Darm-Problemen vorzubeugen. Probiotika - d.h. Medikamente, welche anstelle der Bakteriennahrung die Bakterien selbst enthalten, die sich im Darm ansiedeln sollen - , sollten vor der Verabreichung auf ihre Zusammensetzung überprüft werden - denn viele Bakterien überleben die Magensäure nicht und kommen somit auch nicht (lebend) im Darm an. Andere (wie Laktobazillen) gehören nicht nur physiologischen Darmflora, ihr Nutzen ist daher fraglich. 

Gut geeignet sind Probiotika, die z.B. Enterococcus faecium enthalten. Dabei handelt es sich um ein physiologisches und säureresistentes Darmbakterium der Kaninchen. Prüfen Sie vor dem Kauf die Zusammensetzung des Produkts, um sicherzugehen, dass das Bakterium wirklich darin enthalten ist - auch die Rezepturen der aufgeführten Präparate können sich ändern!


Antitympanikum (z.  B. Simeticon, Dimeticon,  Sab Simlex)

Hilfreich für Kaninchen, die nicht selbstständig fressen oder an Infektionen des Magen-Darm-Trakts leiden. Wirkt vorbeugend und therapeutisch gegen schaumige Gärungen. Indem es im Verdauungstrakt vorhandene Gasblasen verkleinert, kann das Gas besser abtransportiert werden. 


Laktulose

Verstopfungen / Darmverschlüsse gehören zu den häufigsten Todesursachen beim Kaninchen. Besonders häufig treten sie durch Fütterungsfehler oder verschluckte Haare (Fellwechsel!) auf. Ein harter Bauch, Futterverweigerung und Apathie in Verbindung mit ausbleibendem Kotabsatz ist immer verdächtig! Hier sollte bereits auf Verdacht ein abführendes Medikament gegeben werden, vorzugsweise Laktulose pur oder mit eingeweichten Flohsamenschalen. Letztere sind in Drogeriemärkten erhältlich. Als Erste-Hilfe-Maßnahme kann auch Speiseöl verwendet werden; es kann jedoch nur im oberen Magen-Darm-Trakt wirken, da es im Dünndarm resorbiert wird.

Dosiert wird Laktulose i. d. R. mit 1 ml pro kg Körpergewicht. Beim Verdacht auf die Aufnahme von Giftstoffen sollten 2 ml pro kg Körpergewicht gegeben werden.

Während des Fellwechsels kann Laktulose ein- bis dreimal täglich verabreicht werden; beim Verdacht auf einen Darmverschluss, bei hochgradiger Aufgasung sowie nach der Aufnahme von Giftstoffen kann sie sogar stündlich gegeben werden - schlimmstenfalls bekommt das Kaninchen davon kurzzeitig Durchfall.

Wichtig: Laktulose kann die Resorption anderer Medikamente beeinträchtigen. Daher sollte sie immer mindestens 30 Minuten zeitversetzt zu allen Medikamenten gegeben werden, die ebenfalls oral verabreicht werden und in die Blutbahn gelangen sollen (z. B. Schmerzmittel, Antibiotika, Fenbendazol, Herzmedikamente, Vitaminpräparate).

Medizinische Kohle (Aktivkohle)

Aktivkohle gehört zu den wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen beim Verdacht auf eine Vergiftung. Wird sie noch vor dem Auftreten von Symptomen gegeben - z. B., wenn Sie ein Kaninchen "in flagranti" dabei ertappt haben, wie es etwas Giftiges gefressen hat - , ist die Wirkung besonders erfolgversprechend: Die Aktivkohle bindet die Toxine im Darm und hemmt dadurch ihre Resorption ins Blut.

Sind bereits Symptome vorhanden, wird Aktivkohle verabreicht, um zumindest die Toxine zu binden, die sich evtl. noch im  Darm befinden. Substanzen, die bereits in der Blutbahn übergetreten sind, können hingegen nicht mehr neutralisiert werden. Initial geben Sie 2 g pro kg Körpergewicht oral ein. Danach erhält das Kaninchen alle 6 Stunden 1 g pro kg.

Achtung: Aktivkohle eignet sich nicht bei infektiösen Durchfällen, da sie die Verweildauer der Keime im Darm verlängert.

Wichtig: Präparate mit Aktivkohle können die Resorption anderer Medikamente beeinträchtigen. Daher sollten sie immer mindestens 30 Minuten zeitversetzt zu allen Medikamenten gegeben werden, die ebenfalls oral verabreicht werden und in die Blutbahn gelangen sollen (z. B. Schmerzmittel, Antibiotika, Fenbendazol, Herzmedikamente, Vitaminpräparate).


Huminsäuren (z. B.  Dysticum®)  

Huminsäuren kleiden die Darmschleimhaut aus und binden Toxine im Darm. Sie eignen sich daher hervorragend bei Durchfällen und Vergiftungen.  Sie dürfen bereits prophylaktisch eingegeben werden, wenn der Verdacht besteht, dass ein Kaninchen etwas Giftiges oder Unverträgliches verzehrt hat.

Die Dosierung beträgt 2x tgl. 0,5-1 g pro kg Körpergewicht

Wichtig: Präparate mit Aktivkohle können die Resorption anderer Medikamente beeinträchtigen. Daher sollten sie immer mindestens 30 Minuten zeitversetzt zu allen Medikamenten gegeben werden, die ebenfalls oral verabreicht werden und in die Blutbahn gelangen sollen (z. B. Schmerzmittel, Antibiotika, Fenbendazol, Herzmedikamente, Vitaminpräparate).


Medikament gegen Ektoparasiten

Im Sommer, vor allem bei Außenhaltung und kranken Tieren oder Tieren mit wunden Hautarealen, kann ein Antiparasitikum lebensrettend sein, da Fliegen hier gerne ihre Eier ablegen. Es schlüpfen - oft binnen Stunden - Maden, die das Kaninchen regelrecht von innen auffressen.

Sollten Sie Maden an Ihrem Kaninchen entdecken, kann die sofortige Verabreichung eines Medikamentes, welches die Maden abtötet, lebensrettend sein! Selbstverständlich sollten Sie unmittelbar danach den Tierarzt (auch im Notdienst) aufsuchen, um weitere Maßnahmen einzuleiten (Bäder, Wundversorgung, Antibiotikum, ...) und das Kaninchen zu retten.

Es eignet sich z.B. das Spot-on-Präparat Stronghold®, (Wirkstoff:  Selamectin; 15 mg / kg Körpergewicht), welches auf die Nackenhaut des Tieres geträufelt wird, oder Capstar®-Tabletten (Wirkstoff: Nitenpyram; 1 mg / kg Körpergewicht), die zermörsert und dann in Wasser aufgelöst mit der Spritze ins Mäulchen gegeben werden.


Verschiedenes Verbandmaterial

Stark blutende Wunden müssen zunächst notversorgt werden, ehe umgehend ein Tierarzt aufgesucht wird. Hierzu decken Sie die Wunde als erstes mit einer sterilen Kompresse ab. Anschließend wird der betroffene Körperteil mit einer Mullbinde (Watte) gepolstert, ehe der "richtige" Verband folgt. Hierdurch vermeiden Sie ein Aufscheuern der Haut.

Fixiert wird der Verband mit einigen Streifen Verbandtape. Bei Blutungen, die sich nicht stillen lassen, ist ein Druckverband notwendig. Im Falle einer Sickerblutung erfolgt dieser direkt auf der Wunde. Pulsierenden Blutungen liegt eine Arterienverletzung zugrunde - hier muss die betroffene Gliedmaße oberhalb der Blutung abgebunden werden. Mehrstündige Druckverbände können lebensbedrohliche Durchblutungsstörungen zur Folge haben - ein umgehender Tierarztbesuch nach der Erstversorgung hat daher oberste Priorität!



Utensilien zur Wunddesinfektion

Wunden sollten zunächst mit einem Wunddesinfektionsspray behandelt werden, ehe sie ggfs. verbunden werden. Verschmutzungen werden vor der Desinfektion mit klarem Wasser entfernt. Nach der Erstbehandlung sollte schnellstmöglich ein Tierarzt aufgesucht werden.



Verbandschere

Praktisch zum Zurechtschneiden von Verbandmaterial oder zum Wegschneiden verschmutzter / verfilzter Haare.


Spritzen und Kanülen

Notwendig zur Eingabe von Medikamenten, Flüssigkeit oder Futterbrei. Für die orale Applikation eignen sich grundsätzlich 1-ml-Spritzen am besten: Auch, wenn größere Mengen als 1 ml eingegeben werden, haben sich (mehrere) 1-ml-Spritzen bewährt, da sie besonders schlank sind und sich dadurch besser ins Mäulchen schieben lassen als 3- oder 5-ml-Spritzen. Futterbrei lässt sich hervorragend mit 1-ml-Spritzen verabreichen, deren Spitze Sie zuvor abgeknipst haben, sodass die Öffnung breiter ist.

Kanülen gibt es in vielen verschiedenen Größen. Je kleiner der Durchmesser, desto weniger schmerzhaft ist die Injektion! Die meisten Medikamente lassen sich sehr gut mit blauen Kanülen injizieren. Etwas dickflüssigere Präparate spritzen Sie mit einer schwarzen Kanüle und besonders dickflüssige Präparate mit einer gelben.

Um eine Infusion unter die Haut zu spritzen, eignen sich 50-ml-Perfusorspritzen in Kombination mit Butterfly-Kathetern ideal. Kaufen Sie vorzugsweise Perfusorspritzen inklusive Kanüle: Die dazugehörigen Kanülen haben einen extra großen Durchmesser, wodurch sich die großen Mengen an Infusionsflüssigkeit sehr bequem aufziehen lassen. Mit "gewöhnlichen"  Kanülen ist dies hingegen sehr kraftaufwändig.


Sterile Butterfly-Katheter

Zum Infundieren unter die Haut verwenden Sie am besten Butterfly-Kanülen. Diese werden offiziell für die Punktion von Venen verkauft, eignen sich jedoch auch hervorragend, um Infusionsflüssigkeiten unter die Haut zu spritzen. Butterfly-Katheter setzen sich aus einer kurzen Nadel und einem flexiblen Plastikschlauch zusammen. Das macht die Anwendung sehr sicher, denn wenn sich das Kaninchen währenddessen bewegt, bewegt sich der Katheter einfach mit - es kann sich die Nadel nicht in den Körper "rammen".

Zum Infundieren wird der Butterfly-Katheter auf eine Spritze geschraubt (50-ml-Perfusorspritzen) oder gesteckt (kleinere Spritzen). Er sollte nach jeder Anwendung gewechselt werden.


Sterile Vollelektrolytlösung zum Infundieren

Als Infusionslösung ist RingerLactat besonders empfehlenswert. Eine Ausnahme sind Leberpatienten - sie sollten Ringerlösung (ohne Laktat) bekommen. Für die Notfallapotheke eignen sich i. d. R. 250-ml- und 500-ml-Flaschen.

Zur Kreislaufstabilisierung spritzen Sie zwischen 50 und 100 ml pro kg Körpergewicht subkutan (unter die Haut). Bei leichter Untertemperatur oder normaler Körpertemperatur wärmen Sie die Infusionslösung vorher unbedingt an, idealerweise körperwarm. Dafür können Sie die aufgezogenen Spritzen für einige Sekunden in die Mikrowelle legen. Testen Sie vor dem Spritzen unbedingt auf Ihrer eigenen Haut, ob die Temperatur passt! Kaninchen mit Fieber oder Hyperthermie (>  ca. 39,5°  C) sollten zimmerwarme bzw. kühle Infusionen erhalten. Mehr zum  Thema Fiebermessen finden Sie hier.

Bei starker Untertemperatur (< ca. 37°  C) werden subkutane Infusionen mitunter nicht resorbiert! Hier sollten Sie maximal 50 ml pro kg spritzen, da das Kaninchen bei ausbleibender Besserung einen venösen Zugang und eine intravenöse Infusion benötigt. Hat es vorab bereits seine komplette "Tagesdosis" an Flüssigkeit bekommen, würde es überwässert werden.

Einen weiteren Sonderfall stellen Herzpatienten dar: Sie dürfen nur mit größter Vorsicht infundiert werden. Halten Sie nach Möglichkeit vorab Rücksprache mit einem Tierarzt. Ist dies nicht möglich, spritzen Sie stündlich ca. 5-10 ml pro kg und beobachten Sie die Atmung des Patienten gut. Zeigen sich Anzeichen von Atembeschwerden, keinesfalls weiter infundieren!


Pulver oder geeignete Pellets (z. B. Cuni Complete®) zum Päppeln

Kaninchen, die nicht fressen, müssen mehrmals täglich gepäppelt werden - sofern kein Darmverschluss (Ileus) vorliegt! Kaninchen mit einem prallen Bauch müssen unbedingt geröngt werden, ehe sie zwangsgefüttert werden, um einen Darmverschluss z. B. von einer Darmträgheit (Stase) und einer starken Aufgasung unterscheiden zu können.

Grundsätzlich dürfen Sie pro Portion bis zu 20 ml pro kg Körpergewicht päppeln. Dies gilt allerdings nicht für übergewichtige Kaninchen, da deren Magen logischerweise nicht größer ist als der eines schlanken (und daher leichteren) Kaninchens derselben Größe. Im Gegenteil hat der Magen eines adipösen Tieres weniger Platz im Bauchraum, da hier reichlich Fett eingelagert wird. Je nach Ausmaß des Übergewichts füttern Sie daher maximal 10-15 ml pro kg. Päppeln Sie nach Möglichkeit ca. alle 4 Stunden.

Kaninchen mit einer hochgradigen Aufgasung oder einer Stase mit Magendilatation müssen engmaschig mit kleinen Mengen gepäppelt werden, da die Füllungskapazität des Magens stark eingeschränkt ist. Zwar ist es hier wichtig, intensiv Futterbrei "nachzuschieben"; jedoch in vielen kleinen Portionen, also z. B. stündlich 2-3 ml pro kg.

Zum Päppeln eignen sich verschiedene Pulver sowie Pellets mit extra-grober Rohfaser (z. B. Cuni Complete®). Durch Einrühren bzw. Einweichen in Wasser stellen Sie einen dickflüssigen Brei her, den Sie anschließend in einer Spritze aufziehen und dem Kaninchen ins Mäulchen eingeben. Besonders gut funktioniert das mit einer 1-ml-Spritze, deren Spitze Sie abknipsen.

Ausführliche Informationen zum Thema Päppeln finden Sie hier.


Wärmkissen / Wärmflasche

Eine zügige Wärmezufuhr kann bei Kreislaufschwäche und Untertemperatur lebensrettend sein. Halten Sie daher immer eine Wärmequelle parat, die innerhalb weniger Minuten  "einsatzbereit" ist. Zu Hause können auch Heizlüfter, Heizmatten sowie Rotlicht zum Einsatz kommen, doch Sie sollten in jedem Fall auch eine Wärmequelle zur Hand haben, die Sie auf der Fahrt zum Tierarzt mit in die Box legen können.

Geeignet sind klassische Wärmflaschen sowie Wärmekissen, die in der Mikrowelle aufgewärmt werden. Spezielle Produkte für Haustiere haben den Vorteil, dass sie wasserfest und waschbar sind und dass sie nicht so leicht durch Zähne oder Krallen beschädigt werden (z. B. Snuggle Safe®.

Mehr zum Thema Aufwärmen von Kaninchen erfahren Sie hier.


Gummihandschuhe

Nützlich zur Pflege eines Kaninchens mit verschmutztem Hinterteil, z. B. während des Wegschneidens verschmutzter Haare oder während des Auswaschens der Verschmutzungen unter dem Wasserstrahl. Die Ursache ist unbedingt schnellstmöglich aufzuklären!


Tablettenteiler

Dient der möglichst präzisen Zerteilung (und somit Dosierung) oder der Zerkleinerung von Tabletten. In der Regel werden für Kaninchen allerdings Medikamente in flüssiger Form verwendet.

Fieberthermometer plus Vaseline

Die Körpertemperatur wird beim Kaninchen rektal gemessen. Die in Vaseline oder Creme, notfalls Wasser, getränkte Thermometerspitze sollte mindestens 2-3 cm in den After eingeführt werden, um Messfehler zu vermeiden.

Die Einführung muss stets sachte erfolgen - stoßen Sie auf einen Widerstand, ändern Sie vorsichtig die Richtung oder ziehen Sie das Thermometer noch einmal einige Milimeter zurück, um es anschließend in einem leicht veränderten Winkel wieder vorzuschieben. Die Normaltemperatur liegt beim Kaninchen zwischen 38,0° und 39,5° C. In Angst- und Stresssituationen kann sie, v. a. im Hochsommer, im Extremfall auf bis zu 40 ° ansteigen.

Wichtig: Die individuelle Körpertemperatur kann von Tier zu Tier sehr stark schwanken! Einige Kaninchen haben standardmäßig eine Temperatur von lediglich 38° C, andere befinden sich hier bereits im Kreislaufschock. Messen Sie die Körpertemperatur Ihrer Tiere von Zeit zu Zeit, z. B. immer während des Krallenschneidens, und lassen Sie sie bei jedem Tierarztbesuch messen. Notieren Sie sie anschließend, um Abweichungen im Notfall zu erkennen (sowohl in Ruhe zu Hause als auch unter Stress beim Tierarzt).

Ausführliche Informationen zum Thema Fiebermessen finden Sie hier.