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Augenerkrankungen beim Kaninchen

Das Auge ist ein sehr empfindliches Organ. Es reagiert schnell bereits auf kleine Reize und Erkrankungen sind besonders schmerzhaft. Daher müssen Auffälligkeiten immer ernst genommen und schnellstmöglich abgeklärt werden.

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Allgemeines

Ursachen für Augenveränderungen

Augensymptome können primär oder sekundär (infolge einer anderen Erkrankung) auftreten. Als Ursachen kommen infrage:

  • Verletzung (Kratzer, Stoß, Fremdkörper etc.)
  • Reizung (durch Staub, Zigarettenrauch, Hygienemangel, Haare, ...)
  • Schnupfenerreger
  • Verlegung des Tränen-Nasen-Kanals (Sekret, Fremdkörper etc.)
  • Zahnerkrankung
  • E. cuniculi-Infektion
  • altersbedingte Linsentrübung
  • Herzerkrankung, Thymom
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Verletzungen aller Art können massive Augensymptome hervorrufen. Häufig liegt eine Schädigung der Hornhaut vor, die unterschiedlich tief und somit auch unterschiedlich schwer behandelbar sein kann. Aber auch ein eingerissenes Augenlid oder eine verletzte Nickhaut führt zu heftigen Reaktionen. 

Häufige Ursachen für Augenverletzungen sind kleine Fremdkörper (z. B. Pflanzen-, Heu- und Strohhalme) oder eine Kralle, die z. B. beim Kratzen, Putzen oder durch Rangordnungskämpfe ins Auge gerät. In aller Regel ist nur ein Auge betroffen.

Eine Reizung kann durch eine hohe Rauch-, Staub- oder Ammoniakbelastung (Hygienemangel!) zustande kommen. In diesen Fällen sind meist beide Augen betroffen. Bei besonders "flauschigen" Kaninchen (Löwenköpfchen, Angora etc.) ragen häufig Haare in die Augen und verursachen eine dauerhafte Reizung. Dies kann ein oder beide Augen betreffen.

Schnupfenerreger führen häufig zu Augen- und Nasenausfluss. Bei einer heftigen Allgemeininfektion sind in aller Regel beide Augen (und Nasenlöcher) betroffen. Es kommt jedoch auch vor, dass Schnupfenerreger sich nur lokal in einem Auge oder Tränen-Nasen-Kanal manifestieren.

Eine Verlegung des Tränen-Nasen-Kanals führt dazu, dass Sekrete nicht mehr abfließen können und ins Auge zurückstauen. Es entsteht ein Nährboden für Bakterien, wodurch es sekundär häufig zu Entzündungen kommt. Ursächlich für eine Verlegung kann zähflüssiges Sekret, ein kleiner Fremdkörper oder eine Schwellung (z. B. nach einem Stoß) sein.

Zahnerkrankungen im Oberkiefer führen sehr häufig zu Augen- und Schnupfensymptomen. Besonders einseitige Veränderungen sind "verdächtig" für eine Zahnproblematik. Sehr weit fortgeschrittene Zahnerkrankungen (sogenannte End-Stage-Gebisse) können natürlich auch beide Seiten betreffen.

Erkrankungen der oberen Schneidezahnwurzeln sowie Wurzelveränderungen des ersten oberen Backenzahns (P2 oder 106 bzw. 206) treten häufig auf den benachbarten Tränen-Nasen-Kanal über. Dieser kann durch retrograd wachsende Zahnwurzeln "zugedrückt" bzw. durch entzündete Zahnwurzeln infiziert werden.

Entzündungsprozesse an den hinteren Oberkieferbackenzähnen hingegen könnenden Augapfel selbst schwer schädigen. Besonders dramatisch verlaufen sogenannte retrobulbäre Abszesse. Dabei handelt es sich um Zahnwurzelabszesse, die gegen den Augapfel drücken und dazu führen, dass er sichtbar hervorsteht.

Eine E. cuniculi-Infektion kann verschiedene Organe, u. a. die Augen, befallen. Dabei kann es einerseits zu einer ein- oder beidseitigen Linsentrübung (Grauem Star) kommen.

Etwas komplexer verläuft die Entstehung einer sogenannten phakoklastischen Uveitis: Eine solche kann sich nur dann entwickeln, wenn sich das Kaninchen bereits in der Embryonalphase bei seiner Mutter angesteckt hat, da der Erreger nur in dieser frühen Phase in das Auge eindringen kann. Symptome treten jedoch mitunter erst deutlich später (oft nach Jahren) auf.

Eine altersbedingte Linsentrübung ist nicht behandelbar und betrifft ausschließlich alte Kaninchen.

Eine Herzerkrankung sowie ein Thymom (Tumor der Thymusdrüse) können zu ganz speziellen Augensymptomen führen: Entsteht ein erhöhter Druck auf die venösen Gefäße, staut sich das abfließende Blut in den Gefäßplexus hinter den Augäpfeln zurück. Durch den erhöhten Druck kann es einerseits zu einem beidseitigen Exophthalmus, also Hervortreten der Augäpfel, andererseits zu einem beidseitigen Nickhautvorfall kommen.

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Symptome einer Augenerkrankung

Ein Augenproblem kann sich anhand verschiedener Symptome äußern:

  • gerötete Bindehäute
  • gerötete Skleren
  • Zukneifen (Blepharospasmus)
  • Lichtempfindlichkeit (Photophobie)
  • Tränenfluss (klar oder trüb)
  • Schwellungen
  • Trübung des Augapfels
  • flockige oder fädenziehende Strukturen innerhalb des Augapfels
  • Nickhautvorfall
  • sichtbare Schädigung der Hornhaut
  • Exophthalmus (Hervortreten des Augapfels)
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Sowohl akute als auch chronische Augenerkrankungen können sich in Rötungen, Schwellungen, Tränenfluss, Lichtempfindlichkeit und Blepharospasmus äußern. Der Schweregrad ist sehr unterschiedlich.

Eine Trübung des Augapfels kann sich langsam entwickeln (oft bei Linsentrübung), aber auch sehr schnell.

Flockige Strukturen innerhalb des Augapfels können durch Eiter zustande kommen. Sind Fäden

  • Nickhautvorfall
  • sichtbare Schädigung der Hornhaut
  • Exophthalmus (Hervortreten des Augapfels)
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Diagnostik bei Augenveränderungen

Je nach individuellem Fall können verschiedene Untersuchungsmethoden sinnvoll sein:

  • Adspektion (Betrachtung)
  • Fluoresceinprobe
  • Augendruckmessung
  • Spaltlampenuntersuchung
  • Spülung des Tränen-Nasen-Kanals
  • Nasenspülprobe
  • Röntgendiagnostik / CT
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Bei der sorgfältigen Adspektion (Betrachtung) mit einer Lichtquelle stellt der Tierarzt fest, wie schwer die Symptomatik ist. Außerdem kann er schon einmal grob untersuchen, welche Anteile des Auges betroffen sind (Lider, Sklera, Linse, Augenkammer, Hornhaut, ...), und einige mögliche Ursachen erkennen (z. B. eine Verletzung, ins Auge ragendes Fell, ein Fremdkörper, ...).

Betäubende Augentropfen können die Untersuchung erleichtern und sie für den Patienten angenehmer machen, insbesondere bei einem starken Blepharospasmus. Unter Betäubung kann auch das dritte Augenlid mit einer Pinzette vorsichtig angehoben werden, um zu überprüfen, ob sich dahinter ein Fremdkörper befindet. 

Die Messung des Augendrucks ist erforderlich, wenn es Hinweise auf ein Glaukom (Grünen Star) gibt. Dies kann z. B. bei einem hervorstehenden Augapfel (Exophthalmus) oder einer Uveitis (Entzündung der mittleren Augenhaut) der Fall sein. Für die Untersuchung kommt ein sogenanntes Tonometer zum Einsatz. Das Tonometer misst auf Knopfdruck bzw. durch direkten Kontakt mit dem Augapfel den Druck. Für ein aussagekräftiges Ergebnis werden mehrere Messungen vorgenommen, um anschließend einen Mittelwert zu berechnen.

Spaltlampen (Spaltlampenmikroskope) dienen dazu, die einzelnen Schichten des Auges sichtbar zu machen und im Einzelnen beurteilen zu können. Dazu gehören Hornhaut, Iris, Linse, Glaskörper Netzhaut, Makula und der Sehnervenkopf. Die Untersuchung ist sinnvoll, wenn keine (rein) oberflächliche Augenveränderung vorliegt, sondern die Ursache möglicherweise in den tieferen Abschnitten liegt. 

Die Spaltlampe sendet ein schmales, spaltförmiges Lichtbündel aus, welches die transparenten Abschnitte des Auges in "Schnittbildern" darstellt. Der Tierarzt untersucht sie in verschiedenen Belichtungsmodi, Spaltbreiten und Betrachtungswinkeln. 

Eine Fluoresceinprobe erfolgt mittels färbenden Tropfen. Dabei werden eventuelle Hornhautdefekte sichtbar. Die Fluoresceinprobe dauert nur wenige Sekunden und ist nahezu immer sinnvoll, da viele Augenerkrankungen sowohl die Lider als auch die Hornhaut betreffen. Treten die gelbgrünen Tropfen nach der Applikation aus dem Nasenloch aus, zeigt dies auch gleich, dass der Tränen-Nasen-Kanal durchgängig ist.

Eine Spülung des Tränen-Nasen-Kanals sollte immer erfolgen, wenn trübes Sekret am im Auge befindlichen Tränenpunkt austritt. Ein sanfter Druck auf den inneren Augenwinkel hilft bei der Beurteilung. Die Spülung erfolgt mit steriler Kochsalzlösung und erfordert keine Narkose. Beim Spülen lässt sich feststellen, ob und wie gut der Kanal durchgängig ist. 

Eine Nasenspülprobe kann direkt aus dem Tränen-Nasen-Kanal entnommen werden, indem dieser durchgespült wird. Das Sekret wird in einem sterilen Gefäß aufgefangen. Vor der Spülung muss die Nase mit Alkohol desinfiziert werden, um Verunreinigungen mit Umgebungskeimen zu vermeiden.

Eine Nasenspülprobe dient dem Nachweis und der Untersuchung möglicher Schnupfenkeime. Sie ist bei chronischen oder wiederkehrenden Schnupfenschüben sinnvoll - oder wenn der Verdacht besteht, dass der Tränen-Nasen-Kanal durch einen Schnupfenerreger infiziert ist.

Röntgendiagnostik kommt erstens zu m Einsatz, um die Zahnwurzeln zu beurteilen: Ein erschwert durchgängiger Tränen-Nasen-Kanal ist häufig das Resultat retrograd wachsender Zahnwurzeln. Diese lassen sich auf einer seitlich gelagerten Schädelaufnahme erkennen. Alternativ ist auch eine Computertomographie (CT), die wach erfolgen kann, möglich.

Zweitens sind Röntgen- bzw. CT-Aufnahmen bei einem beidseitigen Exophthalmus oder Nickhautvorfall sinnvoll. In diesem Fall wird der Brustkorb geröngt. Dadurch können Herzvergrößerungen und Thymome als Ursache erkannt bzw. ausgeschlossen werden.

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Therapie einer Augenerkrankung

Abhängig von der Art der Erkrankung und der Ursache kommen folgende Therapieoptionen infrage:

  • Schmerzmittel
  • befeuchtende Augenpräparate (Tropfen oder Gele)
  • antibiotische Augentropfen
  • regenerationsfördernde Augenpräparate
  • sekretlösende Augentropfung
  • Spülung des Tränen-Nasen-Kanals
  • entzündungshemmende Augentropfen (kein Cortison!)
  • drucksenkende Augentropfen
  • pupillenerweiternde Augentropfen (Mydriaka)
  • Behandlung der Allgemeininfektion
  • Fenbendazol gegen E. cuniculi
  • Entfernung der reizenden Haare / des Fremdkörpers
  • Verbesserung der Umgebungsluft
  • Abfräsen der Hornhaut
  • chirurgischer Eingriff
  • Zahnsanierung
  • Behandlung der Herzerkrankung / des Thymoms
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Schmerzmittel: Augenveränderungen können hochgradig schmerzhaft sein. Dies äußert sich vor allem durch das Zukneifen des Auges. Daher benötigt das Kaninchen eine gute Schmerzabdeckung. Gut geeignet sind entzündungshemmende Schmerzmittel wie Meloxicam (2x tgl. 0,5 mg / kg). Bei Bedarf und in schweren Fällen sollte zusätzlich Metamizol (4-6x tgl. 50-75 mg / kg) gegeben werden, evtl. sogar Tramadol (2-3x tgl. 10-20 mg / kg).

Befeuchtende Augenpräparate sind bei Reizungen und Verletzungen immer sinnvoll. Sie wirken pflegend, befeuchtend und beruhigend. Allein das kann bereits zu einer deutlichen Besserung der Symptome führen. Flüssige und gelige Produkte (z. B. Remend® Cornea Gel, OcuProtect®) sind besonders gut geeignet. Dies gilt auch für Humanpräparate (z. B. HyloCare®, HyloGel®), die Sie als Erste-Hilfe-Medikament in der Apotheke besorgen können.

Bei vielen Präparaten genügt eine zweimalige Anwendung am Tag. Bei Bedarf kann jedoch deutlich häufiger getropft werden. Auf Salben sollte nach Möglichkeit verzichtet werden, da sie meist zu starken Verklebungen im umgebenden Fell führen und da einige Kaninchen sehr empfindlich auf Salben reagieren.

Antibiotische Augentropfen: Bei ausbleibender Besserung sowie wenn eine eitrige Entzündung oder eine Verletzung vorliegt, benötigt das Kaninchen antibiotische Augentropfen (z. B. Cefenicol®, Floxal®). Beachten Sie, dass eine dreimalige Verabreichung pro Tag das absolute Minimum ist – besser ist eine vier- bis sechsmal tägliche Applikation. Anderenfalls entstehen „Therapielücken“ und es können sich resistente Keime entwickeln.

Dasselbe gilt für einen zu frühen Therapieabbruch: Die antibiotische Behandlung sollte mindestens über 7 Tage erfolgen, bei Bedarf auch deutlich länger! Beachten Sie auch, dass einige Präparate (wie Cefenicol®) im Kühlschrank aufbewahrt werden müssen.

Regenerationsfördernde Augenpräparate (z. B. Corneregel®, Remend®) sind bei Hornhautverletzung sinnvoll, um die Reepithelisierung - also die Heilung des schützenden Epithels - zu stimulieren.  

Sekretlösende Augentropfen: Ist der Tränen-Nasen-Kanal nicht oder erschwert durchgängig, sind Acetylcystein-haltige Augentropfen (z. B. NAC Collyre®, Stromease®) sinnvoll. Alternativ können sie aus ACC-Injektionslösung und steriler Kochsalzlösung selber angemischt werden. Die Tropfen sollten mindestens 3x täglich verabreicht werden, bei Bedarf auch deutlich häufiger.

Spülung des Tränen-Nasen-Kanals: Kleinere Verstopfungen lassen sich durch die Spülung des Tränen-Nasen-Kanals manchmal direkt lösen. Aber auch ein erschwert durchgängiger Tränen-Nasen-Kanal profitiert davon, gründlich durchgespült zu werden. Nach Anleitung durch den Tierarzt können Sie den Tränen-Nasen-Kanal bei Bedarf auch zu Hause spülen. Begleitend dazu sollten sekretlösende Augentropfen verabreicht werden.

Achtung: Ein erschwert durchgängiger Tränen-Nasen-Kanal ist oft die Folge retrograd wachsender Zahnwurzeln! Diese lassen sich über eine seitlich gelagerte Röntgenaufnahme erkennen.

Entzündungshemmende Augentropfen (z. B. Adrocil® oder VOLTAREN® OPHTHA) wirken abschwellend, schmerzlindernd und wirken gegen Verklebungen durch Entzündungsmediatoren. Sie werden v. a. bei einer Uveitis bzw. hochgradig schmerzhaften, nicht-infektiösen Entzündungen eingesetzt.

Cortison ist für Kaninchen nicht geeignet. Auch bei "nur" lokaler Anwendung, z. B. in Form von Augentropfen, kann es schwere Nebenwirkungen in Form von Leberwerterhöhungen und Immunsuppression verursachen! Bei (nicht-infektiösen) Augenentzündungen können ersatzweise entzündungshemmende Augentropfen aus der Medikamentengruppe der sogenannten NSAID zum Einsatz kommen (s. o.).

Drucksenkende Augentropfen kommen bei einem Glaukom (grünem Star), also einem erhöhten Augeninnendruck, zum Einsatz. Sie wirken, indem sie entweder die Kammerwasserproduktion reduzieren oder den Abfluss des Kammerwassers fördern.

Pupillenerweiternde Augentropfen (z. B. Atropin 1 %) dienen der Weitstellung einer spastisch verengten Pupille, v. a. im Rahmen einer Uveitis; mitunter auch bei Keratitis Dadurch wird der Schmerz gelindert und der Bildung von Verklebungen entgegengewirkt.

Die Applikation von Atropin erfolgt mehrmals täglich, da es beim Kaninchen relativ schnell abgebaut wird. Dafür ist ein spezielles Enzym namens Tropaesterase verantwortlich. Während einer Behandlung mit Atropin sollte der Patient in einem abgedunkelten Raum untergebracht werden, da die weitgestellte Pupille äußerst lichtempfindlich ist.  

Behandlung der Allgemeininfektion: Beidseitige Augenveränderungen wie Tränenfluss und Bindehautentzündungen treten häufig bei Schnupfenausbrüchen auf. In diesem Fall ist neben der lokalen Behandlung der Augen auch eine systemische Therapie erforderlich. Dasselbe gilt bei einer Myxomatose-Infektion, die bei ungeimpften Kaninchen allerdings meistens tödlich ist. Die systemische Behandlung kann z. B. ein Antibiotikum, einen Schleimlöser, immunstimulierende Medikamente, Infusionen und Inhalationen beinhalten.

Fenbendazol (z. B. Panacur®) kommt bei der phakoklastischen Uveitis zum Einsatz. Es ist wirksam gegen den zugrunde liegenden Erreger E. cuniculi. Die Verabreichung erfolgt 1x tgl. oral in der Dosierung 20 mg / kg. 

Entfernung der reizenden Haare / des Fremdkörpers: Liegt eine chronische Bindehautreizung durch das umliegende Fell vor, muss dieses vorsichtig kurzgeschnitten und dauerhaft kurz gehalten werden. Befindet sich ein Fremdkörper, z. B. ein Heuhalm oder eine Granne, im Auge, muss dieser unter Lokalanästhesie entfernt werden.

Verbesserung der Umgebungsluft: Sollten Hygienemängel, eine hohe Staubbelastung oder eine verrauchte Umgebungsluft ursächlich sein, muss eine entsprechende Verbesserung der Haltungsbedingungen erfolgen.

Das Abfräsen der Hornhaut kann bei einer Keratitis erforderlich sein (s. u.).

Chirurgische Eingriffe am Auge sind beim Kaninchen eher selten nötig. Sie werden v. a. im Rahmen einer Zahnsanierung durchgeführt, wenn ein Auge infolge eines retrobulbären Abszesses zerstört wurde und entfernt werden muss. Chronische, nicht heilende Hornhautschäden werden vom Augenspezialisten durch Bindehautplastik versorgt. Angeborene Fehlbildung wie ein Entropium oder Ektropium können ebenfalls operativ korrigiert werden.  

Eine Zahnsanierung ist erforderlich, wenn infolge retrograd wachsender Zahnwurzeln der Tränen-Nasen-Kanal zugedrückt wird. Erkrankte Zähne müssen gezogen werden. Bei "nur" retrograd wachsenden Zähnen genügt es, sie sowie ihre Gegenspieler in Narkose kurzzuschleifen, um eine Druckentlastung zu bewirken. Je nach Ursache können regelmäßige Einschleifkorrekturen notwendig sein.

Eine Behandlung des Herzproblems welches zu einer Augenveränderung geführt hat, kann z. B. Blutdrucksenker und Diuretika (Entwässerungsmittel) beinhalten. Das Thymom gehört zu den sehr wenigen Kaninchenkrankheiten, bei denen mangels Alternativen eine Cortisonbehandlung empfohlen wird.

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Katarakt (Grauer Star, Linsentrübung) beim Kaninchen

Ein Katarakt ist eine Trübung der Augenlinse.

Ursachen von Grauem Star

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Ebenso wie Menschen und andere Tierarten können auch Kaninchen eine altersbedingte Linsentrübung entwickeln. Diese ist nicht behandlungsbedürftig. Da es sich meist um einen sehr langsam voranschreitenden Prozess handelt, gewöhnen sich die Kaninchen an die nachlassende Sehkraft und kommen meist problemlos damit zurecht.

Der Infektionserreger Encephalitozoon cuniculi befällt neben den Nieren und dem Zentralnervensystem besonders häufig die Augen. Erfolgt dies bereits im Mutterleib, kann er zusätzlich zur Katarakt eine phakoklastische Uveitis (s. u.) auslösen. 

Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) kommt beim Kaninchen extrem selten vor. Manchmal wird er fälschlicherweise aufgrund eines erhöhten Glukosewertes diagnostiziert - dieser ist beim Kaninchen aber fast immer stressbedingt. Leidet ein Kaninchen tatsächlich an einem Diabetes mellitus, kann es in der Folge zu einer Katarakt kommen.

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Symptome bei Grauem Star

  • fortschreitende Trübung der Augenlinse
  • Bei Enzephalitozoonose: möglicherweise neurologische Ausfallerscheinungen
  • Bei Diabetes mellitus: Gewichtsverlust, Heißhunger, vermehrter Durst, vermehrter Harnabsatz 
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Die Trübung der Augenlinse(n) erfolgt je nach Ursache schleichend oder binnen weniger Tage. In letzterem Fall ist E. cuniculi als Ursache sehr wahrscheinlich. Altersbedingte Katarakte entwickeln sich meist über Monate bis Jahre.

Ist eine EC-Infektion ursächlich für den Grauen Star, treten in manchen Fällen auch neurologische Ausfallerscheinungen auf. Diese können sich schleichend entwickeln (z. B. zunehmende Gleichgewichtsprobleme, Scannen oder Inkontinenz) oder akut und schubweise auftreten (z. B. Kopfschiefhaltung, Hinterhandlähmung, Kreislaufen, Stehunfähigkeit, Krampfanfälle).

In den seltenen Fällen, in denen Kaninchen an einem Diabetes mellitus leiden, sind meist eine gesteigerte, oft wahllose Futteraufnahme sowie vermehrter Durst und Harnabsatz zu beobachten. Gleichzeitig verlieren die Tiere an Gewicht.

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Diagnostik bei Grauem Star

  • Adspektion (Betrachtung)
  • Spaltlampenuntersuchung
  • Blutuntersuchung (E. cuniculi, Fruktosamin)
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Bei einer Linsentrübung genügt meist die Blickdiagnose. Im Zweifelsfall kommt die Spaltlampe zum Einsatz, um die übrigen Augenabschnitte zu begutachten.

Ist der EC-Status des Kaninchens noch nicht bekannt, sollte eine Blutuntersuchung auf E.-cuniculi-Antikörper erfolgen. Im Falle eines positiven Ergebnisses ist eine entsprechende Therapie erforderlich. Auch ein Diabetes mellitus lässt sich mittels Blutuntersuchung abklären. Ausschlaggebend ist dabei der Fruktosaminwert - NICHT der Glukosewert! Dieser ist häufig rein stressbedingt erhöht! 

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Therapie von Grauem Star

  • Bei positivem EC-Status: Fenbendazol, Infusionen; ggf. B-Vitamine und Antibiose
  • Bei Diabetes mellitus: Fütterungsoptimierung, Insulin
  • Haltungsanpassung
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Eine Linsentrübung an sich ist nicht behandel- oder heilbar. Ist eine Grunderkrankung ursächlich, gilt es, diese zu behandeln, um weitere Folgeschäden zu vermeiden und das Voranschreiten des Grauen Stars zu verzögern.

Eine E.-cuniculi-Infektion wird mit Fenbendazol behandelt. Im Falle einer akuten Schubes, der bei einer akuten Linsentrübung vorliegt, sollten zusätzlich über mindestens 3 Wochen Infusionen (alle 2-3 Tage 100 ml / kg unter die Haut) gegeben werden. Diese fördern u. a. die Durchblutung des Nieren- und Nervengewebes, was von großer Bedeutung sein kann, um den Heilungsverlauf zu beschleunigen und bleibenden Schäden vorzubeugen.

Leidet das Kaninchen zusätzlich unter neurologischen Ausfallerscheinungen, ist zusätzlich ein Vitamin-B-Komplex notwendig. Dieser sollte bis zum vollständigen Abklingen der Symptome gegeben werden; im Falle bleibender Schäden eignet er sich auch als Dauertherapie.

Bei schweren Krankheitsschüben sowie entzündlichen Veränderungen im Blut benötigt das Kaninchen über mindestens 10 Tage eine systemische Antibiose (z. B. Enrofloxacin, 2x tgl. 10 mg / kg).

Ein Diabetes mellitus erfordert lebenslange Insulin-Injektionen. Gegebenenfalls ist eine Ernährungsumstellung notwendig, bei der streng darauf geachtet werden muss, alle kohlenhydratreichen Nahrungsmittel vom Speiseplan zu streichen.

Bei einer stark eingeschränkten Sehkraft ist eine entsprechend behindertengerechte Haltung erforderlich. Das Kaninchen sollte keine erhöhten Ebenen erreichen können, von denen es abstürzen könnte. Der Lebensraum sollte nach Möglichkeit nicht umgestaltet werden, damit es sich weiterhin orientieren kann. Generell kommen sehbehinderte Kaninchen sehr gut zurecht - ebenso wie ihre wilden Verwandten im Bau orientieren sie sich vor allem mit ihren Barthaaren und über den Geruchssinn.

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Konjunktivitis (Bindehautentzündung) beim Kaninchen

Ursachen einer Konjunktivitis

  • verlegter / entzündeter Tränen-Nasen-Kanal
  • Infektionserreger (z. B. Schnupfenerreger, Myxomatosevirus)
  • Trauma, Verletzung
  • Reizung (durch Haare, Rauch, Staub, Hygienemangel, ...)


Symptome bei Konjunktivitis

  • gerötete und geschwollene Augenlider
  • Blepharospasmus (Zukneifen)
  • Augenausfluss (klar oder trüb)
  • allgemeine Schmerzsymptmatik


Therapie einer Konjunktivitis

Abhängig von der Ursache kommen verschiedene Therapiemethoden infrage:

  • Schmerzmittel
  • befeuchtende Augenpräparate (Tropfen, Gel, (Salben))
  • antibiotische Augentropfen
  • sekretlösende Augentropfen
  • Spülung des Tränen-Nasen-Kanals
  • Behandlung der Allgemeininfektion
  • Entfernung der reizenden Haare / des Fremdkörpers
  • Verbesserung der Umgebungsluft
  • Zahnsanierung
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Schmerzmittel: Eine Bindehautentzündung kann sehr schmerzhaft sein. Dies äußert sich vor allem durch das Zukneifen des Auges. Daher benötigt das Kaninchen eine gute Schmerzabdeckung. Gut geeignet sind entzündungshemmende Schmerzmittel wie Meloxicam (2x tgl. 0,5 mg / kg). Bei Bedarf und in schweren Fällen sollte zusätzlich Metamizol (4-6x tgl. 50-75 mg / kg) gegeben werden.

Befeuchtende Augenpräparate sind immer sinnvoll, um die gereizten Bindehäute zu pflegen und zu beruhigen. Allein die Befeuchtung kann bereits zu einer deutlichen Besserung der Symptome führen. Flüssige und gelige Produkte (z. B. Remend® Cornea Gel, OcuProtect®) sind besonders gut geeignet. Dies gilt auch für Humanpräparate (z. B. HyloCare®, HyloGel®), die Sie als Erste-Hilfe-Medikament in der Apotheke besorgen können.

Bei vielen Präparaten genügt eine zweimalige Anwendung am Tag. Bei Bedarf kann jedoch deutlich häufiger getropft werden. Auf Salben sollte nach Möglichkeit verzichtet werden, da sie meist zu starken Verklebungen im umgebenden Fell führen und da einige Kaninchen sehr empfindlich auf Salben reagieren.

Antibiotische Augentropfen: Bei ausbleibender Besserung sowie wenn eine eitrige Entzündung oder eine Verletzung vorliegt, benötigt das Kaninchen antibiotische Augentropfen (z. B. Cefenicol®, Floxal®). Beachten Sie, dass eine dreimalige Verabreichung pro Tag das absolute Minimum ist – besser ist eine vier- bis sechsmal tägliche Applikation. Anderenfalls entstehen „Therapielücken“ und es können sich resistente Keime entwickeln.

Dasselbe gilt für einen zu frühen Therapieabbruch: Die antibiotische Behandlung sollte mindestens über 7 Tage erfolgen, bei Bedarf auch deutlich länger! Beachten Sie auch, dass einige Präparate (wie Cefenicol®) im Kühlschrank aufbewahrt werden müssen.

Sekretlösende Augentropfen: Ist der Tränen-Nasen-Kanal nicht oder erschwert durchgängig, sind Acetylcystein-haltige Augentropfen (z. B. NAC Collyre®, Stromease®) sinnvoll. Alternativ können sie aus ACC-Injektionslösung und steriler Kochsalzlösung selber angemischt werden. Die Tropfen sollten mindestens 3x täglich verabreicht werden, bei Bedarf auch deutlich häufiger.

Spülung des Tränen-Nasen-Kanals: Kleinere Verstopfungen lassen sich durch die Spülung des Tränen-Nasen-Kanals manchmal direkt lösen. Aber auch ein erschwert durchgängiger Tränen-Nasen-Kanal profitiert davon, gründlich durchgespült zu werden. Nach Anleitung durch den Tierarzt können Sie den Tränen-Nasen-Kanal bei Bedarf auch zu Hause spülen.

Achtung: Ein erschwert durchgängiger Tränen-Nasen-Kanal ist oft die Folge retrograd wachsender Zahnwurzeln! Diese lassen sich über eine seitlich gelagerte Röntgenaufnahme erkennen.

Behandlung der Allgemeininfektion: Eine beidseitige Konjunktivitis tritt häufig bei Schnupfenausbrüchen auf. In diesem Fall ist neben der lokalen Behandlung der Augen auch eine systemische Therapie erforderlich. Dasselbe gilt bei einer Myxomatose-Infektion, die bei ungeimpften Kaninchen allerdings meistens tödlich ist. Die systemische Behandlung kann z. B. ein Antibiotikum, einen Schleimlöser, immunstimulierende Medikamente, Infusionen und Inhalationen beinhalten.

Entfernung der reizenden Haare / des Fremdkörpers: Liegt eine chronische Bindehautreizung durch das umliegende Fell vor, muss dieses vorsichtig kurzgeschnitten und dauerhaft kurz gehalten werden. Befindet sich ein Fremdkörper, z. B. ein Heuhalm oder eine Granne, im Auge, muss dieser unter Lokalanästhesie entfernt werden.

Verbesserung der Umgebungsluft: Sollten Hygienemängel, eine hohe Staubbelastung oder eine verrauchte Umgebungsluft ursächlich sein, muss eine entsprechende Verbesserung der Haltungsbedingungen erfolgen.

Eine Zahnsanierung ist erforderlich, wenn infolge retrograd wachsender Zahnwurzeln der Tränen-Nasen-Kanal zugedrückt wird. Erkrankte Zähne müssen gezogen werden. Bei "nur" retrograd wachsenden Zähnen genügt es, sie sowie ihre Gegenspieler in Narkose kurzzuschleifen, um eine Druckentlastung zu bewirken. Je nach Ursache können regelmäßige Einschleifkorrekturen notwendig sein.

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Keratitis (Hornhautentzündung) beim Kaninchen

Die Keratitis beschreibt eine Entzündung der Hornhaut (Cornea).

Ursachen einer Keratitis

  • Verletzung (z. B. durch Kralle, Gegenstand, Fremdkörper)
  • mechanische Reizung (z. B. durch Haare)
  • stumpfes Trauma (z. B. Stoß, Tritt)
  • sekundär durch übergreifende Entzündung (z. B. vom Tränen-Nasen-Kanal)
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Eine Keratitis kann mit oder ohne Läsion einhergehen. Bereits ein kleiner Hornhautdefekt führt zu heftigen Entzündungsreaktionen und Schmerzen. Da die Hornhaut aus mehreren Schichten besteht, hängt der Heilungsverlauf von der Tiefe der Verletzung ab.

Eine Keratitis ohne Läsion kann durch ein stumpfes Trauma oder eine aufsteigende Entzündung verursacht werden.

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Symptome bei Keratitis

  • Augenausfluss
  • Blepharospasmus (Zukneifen)
  • Photophobie (Lichtempfindlichkeit)
  • Trübung des Auges
  • im fortgeschrittenen Stadium sichtbare Gefäßeinsprossungen
  • begleitend oft Bindehautentzündung
  • allgemeine Schmerzsymptomatik


Diagnostik bei Keratitis

  • Adspektion (Betrachtung)
  • Fluoresceinprobe
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Oft sind Hornhautdefekte bereits mit bloßem Auge erkennbar, z. B. als Kratzer. Die Fluoresceinprobe bringt Defekte eindeutig zum Vorschein und lässt gewisse Rückschlüsse auf ihre Tiefe zu (schwach oder sattgrüne Färbung).

Besteht die Verletzung schon länger, sind mitunter Gefäßeinsprossungen zu sehen. Ihre Länge und Vernetzung liefert Hinweise darauf, wie alt der Defekt bereits ist.

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Therapie einer Keratitis

  • Schmerzmittel
  • antibiotische Augentropfen
  • regenerationsfördernde Augenpräparate
  • entzündungshemmende Augentropfen
  • Abfräsen des Hornhautepithels
  • chirurgischer Eingriff
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Antibiotische Augentropfen sowie regenerationsfördernde Augenmedikamente sind immer dann erforderlich, wenn die Hornhaut einen Defekt aufweist. Sie müssen konsequent gegeben werden, bis der Defekt verheilt, die Fluoresceinprobe also negativ ist.

In einigen Fällen kommt es zu Wundheilungsstörungen, bei denen das Hornhautepithel nicht mehr mit dem darunter befindlichen Stroma verwächst. In diesem Fall kann es erforderlich sein, das lose Epithel unter Lokalanästhesie mit einem speziellen Instrument abzufräsen, damit ein erneuter Regenerationsprozess einsetzt. Da hierbei vorübergehend ein entsprechend großer Defekt entsteht, erhält der Patient meist zum Schutz eine Kontaktlinse. Überraschenderweise passen Kontaktlinsen für Menschen meist sehr gut.

Eine operative Behandlung mit Bindehautplastik kann erforderlich werden, wenn der Defekt unter Therapie auch über mehrere Wochen nicht verheilt. 

Bei einer Keratitis ohne Hornhautdefekt sind entzündungshemmende Augentropfen aus der Gruppe der NSAID empfehlenswert.

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Dacryozystitis (Entzündung des Tränen-Nasen-Kanals) beim Kaninchen

Ursache für Dacryozystitis 

  • Schnupfenerreger
  • Zahnerkrankung
  • Augenerkrankung
  • Fremdkörper
  • angeborene Verengung
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Ätiologie

Dakryozystitiden können im Rahmen

bakterieller Allgemeininfektionen, als

Fortleitung einer Konjunktivitis oder –

sehr häufig – als Folge einer Zahn

erkrankung entstehen. Hierbei kommt

es durch retrogrades Wachstum der

Backenzähne im Oberkiefer zu einer

Kompression des TNK. Die sich ansam

melnde Tränenflüssigkeit fungiert als

idealer Keimnährboden, sodass eine

eitrige Entzündung entsteht. Teilweise

perforieren auch bereits entzündete api

kale Zahnspitzen den Ductus lacrimalis

und führen so zu dessen Infektion.

Klinik

Meist fällt zunächst eine Epiphora auf.

Das seröse Tränensekret wird zuneh

mend klebrig weißlich bis eitrig. Liegt

keine primäre Konjunktivitis als Ursache

zugrunde, sind die Lidbindehäute sowie

sämtliche okulären Strukturen zu Be

ginn der Erkrankung noch vollkommen

unbeeinträchtigt. Insbesondere die Kon

junktiven können aber bei längerem

Krankheitsverlauf durch die ständige

Vereiterung in das Entzündungsgesche

hen mit einbezogen werden und mit

Rötungen und Schwellungen reagieren

(▶ Abb. 7). Auch umschriebene Ulzera der

Kornea bzw. eine generalisierte Kerati

tis können eine Folge des ständigen Kon

taktes mit Eiter sein. Gleichzeitig fällt

häufig eitriger Nasenausfluss auf der be

troffenen Seite auf.

Diagnose

Durch leichten Druck im Bereich des

medialen Augenwinkels auf Höhe des 

Tränensäckchens entleert sich meist eine

größere Menge dünn bis zähflüssigen

eitrigen Sekrets über den Tränenpunkt.

Im Rahmen der klinischen Untersuchung

sollte eine Allgemeininfektion ausge

schlossen werden. Bei der Augenunter

suchung ist auf Veränderungen der Kon

junktiven und der Kornea zu achten.

Die unverzichtbare Untersuchung der

Maulhöhle ergibt in vielen Fällen Hin

weise auf die Ursache der Dakryozystitis,

wenn Zahnfehlstellungen, Zahnüber

wachstum, eitrige Alveolen oder lockere

Zähne festgestellt werden.

.konkret

Ein retrogrades Zahnwachstum kann

auch bei einem unauffälligen Befund

der Maulhöhle vorliegen, daher sollten

stets Röntgenaufnahmen des Schädels

in 3–4 Ebenen angefertigt werden.

Gegebenenfalls kann durch Einbringen

von jodhaltigen Röntgenkontrastmitteln

der genaue Sitz einer Stenose ermittelt

werden.

Therapie und Prognose

Die Durchgängigkeit des TNK sollte

durch vorsichtiges Spülen mit steriler

Kochsalzlösung unter Lokalanästhesie

(z. B. mit Conjuncain®) überprüft werden.

Eine Applikation von antibiotikahalti

gen Augentropfen ist bei gering bis

mittelgradigen Entzündungen oft aus

reichend. Bei stärkeren Schwellungen

oder Verlegungen können zudem bei in

takter Kornea kurzfristig kortisonhalti

ge Augentropfen eingesetzt werden.

Bis der TNK vollständig durchgängig ist

und die Spülflüssigkeit klar bleibt, sind

die Spülungen etwa alle 2–3 Tage zu

wiederholen. Bei einer Abszedierung des

Ductus lacrimalis oder gleichzeitiger All

gemeininfektion ist zudem ein knochen

gängiges Antibiotikum (z. B. Enrofloxa

cin, Marbofloxacin) systemisch zu verab

reichen.

Bei vollständiger Verlegung oder Perfo

ration des TNK muss die Extraktion des

beteiligten Zahnes bzw. der beteiligten

Zähne erwogen werden. Je nach Zustand

der Strukturen kann jedoch der Kanal

durch überschießende Bildung von Er

satzgewebe dauerhaft verlegt bleiben.

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Uveitis beim Kaninchen

Eine Uveitis ist der Oberbegriff für Entzündungen der mittleren Augenhaut (Uvea). Eine Sonderform stellt die phakoklastische Uveitis dar, welche gesondert beschrieben wird (s. u.).

Ursachen einer Uveitis

  • Trauma, Verletzung
  • Allgemeininfektion
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Eine Uveitis kann die Folge eines stumpfen Traumas oder einer Verletzung sein, aber auch infolge einer Allgemeininfektion entstehen. Durch die Entzündungsreaktion erweiten sich die in der Uvea befindlichen Gefäße und es kommt zum Austritt von Fibrin, welches zu Verklebungen führt. Betreffen diese den Kammerwinkel, kommt es zu einer Abflussstörung des Kammerwassers und der Augeninnendruck steigt. Daher ist das Glaukom (Grüner Star) eine häufige Komplikation der Uveitis.

Funktioniert der Abfluss des Kammerwassers einwandfrei, kommt es hingegen zu einem verminderten Augeninnendruck, da die Entzündung die Produktion des Kammerwassers reduziert.

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Symptome bei Uveitis

  • Blepharospasmus (Zukneifen)
  • Photophobie (Lichtempfindlichkeit)
  • Augenausfluss
  • Trübung
  • Miosis (verengte Pupille)
  • sichtbare Gefäßeinsprossung
  • allgemeine Schmerzsymptomatik
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Kaninchen mit Uveitis zeigen meist hochgradige Schmerzsymptome. Dazu gehört neben Photophobie und Blepharospasmus oft auch ein deutlich gestörtes Allgemeinbefinden. Es kann innerhalb kürzester Zeit zu einer deutlichen Trübung des Augapfels kommen.

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Diagnostik bei Uveitis

  • Adspektion nach Pupillenerweiterung
  • Spaltlampenuntersuchung
  • Messung des Augeninnendrucks
  • Fluoresceinprobe
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Nach Weitstellung der Pupille lassen sich Entzündungsprodukte in der vorderen Augenkammer erkennen. Die Messung des Augeninnendrucks ist v. a. erforderlich, um ein eventuelles Glaukom frühzeitig festzustellen; die Fluoresceinprobe dient dem Ausschluss einer begleitenden Hornhautverletzung, die mitbehandelt werden müsste (s. o. "Keratitis").

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Therapie bei Uveitis

  • Schmerzmittel
  • pupillenerweiternde Augentropfen (Mydriaka)
  • entzündungshemmende Augentropfen
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Neben einer systemischen Schmerztherapie (Meloxicam plus Metamizol / Tramadol) und der Applikation entzündungshemmender Augentropfen kommen Mydriaka zum Einsatz. Durch die Weitstellung der Pupille soll einerseits der Bildung von Verklebungen entgegengewirkt und andererseits der spastische Schmerz gehemmt werden.

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Phakoklastische Uveitits beim Kaninchen

Die phakoklastische Uveitis stellt eine Sonderform der Uveitis beim Kaninchen dar.


Ursache einer phakoklastischen Uveitis

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Ist eine trächtige Häsin mit dem Infektionserreger E. cuniculi infiziert, besteht das Risiko, dass er während der Embryonalphase die Jungtiere befällt. Zu diesem Zeitpunkt ist die Augenlinse für den Erreger noch durchlässig, sodass er sich dort einnisten kann. 

In den meisten Fällen ist das Auge lange Zeit, d. h. über Monate bis Jahre, unauffällig. Besonders tückisch daran ist, dass Kaninchen, bei denen sich der Erreger (noch) ausschließlich in der Augenlinse befindet, keine Antikörper bilden. Laut Bluttest sind sie also EC-negativ, obwohl der Erreger in ihrer Augenlinse sitzt.  

Es besteht jederzeit das Risiko, dass der Erreger sich schubartig vermehrt, die Augenlinse durchbricht und mit dem Immunsystem in Kontakt kommt. Im Auge entsteht dabei eine heftige Immunreaktion.

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Symptome bei phakoklastischer Uveitis

  • weiße Strukturen im Augapfel (Kugeln, Schlieren, Fäden, ...)
  • Blepharospasmus (Zukneifen)
  • Photophobie (Lichtempfindlichkeit)
  • allgemeine Schmerzsymptomatik
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 Nach dem Einreißen der Linse denaturiert das austretende Linseneiweiß. Es stellt sich dann in Form von flecken-, schlieren- oder fadenförmige weiße Strukturen dar, die durch die Hornhaut zu sehen sind.

Nicht immer geht die Erkrankung mit Schmerzen einher, manchmal fällt nur die optische Veränderung auf. Es sind jedoch auch die typischen Symptome einer schmerzhaften Entzündung möglich. Dies ist der Fall, wenn der Erreger durch die körpereigenen Immunzellen angegriffen wird.

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Diagnostik bei phakoklastischer Uveitis

  • Adspektion (Betrachtung)
  • Blutuntersuchung auf EC-Antikörper
  • Messung des Augeninnendrucks

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Das klinische Bild ist bei einer phakoklastischen Uveitis meist so eindeutig, dass eine Blickdiagnose gestellt werden kann. Im Zweifelsfall kann der EC-Status des Kaninchens, sofern er noch nicht bekannt ist, über eine Blutuntersuchung ermittelt werden.

Eine Messung des Augeninnendrucks sollte erfolgen, um festzustellen, ob es infolge der Uveitis zu einem Glaukom gekommen ist. In diesem Fall muss die Therapie entsprechend angepasst werden.

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Therapie bei phakoklastischer Uveitis

  • Fenbendazol
  • pupillenerweiternde Augentropfen (Mydriaka)
  • entzündungshemmende Augentropfen
  • antibiotische Augentropfen
  • Schmerzmittel
  • Bulbusenukleation (Entfernung des Augapfels)
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Eine phakoklastische Uveitis ist nicht heilbar. Das ausgetretene Linseneiweiß verbleibt mit dem Erreger in der Augenkammer, weshalb wiederkehrende Krankheitsschübe möglich sind. Das Ziel besteht darin, diese Schübe so schnell und effektiv wie möglich einzudämmen, um vorläufig eine Beschwerdefreiheit zu erzielen und Komplikationen wie z. B. ein Glaukom zu vermeiden.

Fenbendazol sollte unbedingt über mindestens 21 Tage oral verabreicht werden, um die Erregerdichte im Körper einzudämmen und weiteren Organschäden bestmöglich vorzubeugen.

Ein systemisches Schmerzmittel, i. d. R. ein entzündungshemmender Wirkstoff wie z. B. Meloxicam, ist erforderlich, wenn das Kaninchen Schmerzsymptome zeigt (Zukneifen des Auges, reduziertes Allgemeinbefinden usw.) oder wenn eine deutliche Entzündungsreaktion vorliegt. Ist lediglich denaturiertes Linsenprotein zu sehen, ohne dass ein Hinweis auf eine Entzündungsreaktion vorliegt, ist eine Schmerzmittelgabe nicht erforderlich.

Welche Augentropfen gegeben werden, sollte immer individuell entschieden werden: Da alle Tropfen mehrmals täglich und in einem gewissen Abstand zueinander gegeben werden sollten, ist es in der Realität nicht immer umsetzbar, alle geeigneten Präparate einzusetzen.

Eine Bulbusenukleation (Entfernung des Augapfels) ist ratsam, wenn ein therapieresistentes Sekundärglaukom vorliegt oder das Kaninchen in kurzen Zeitabständen immer wieder an Uveitis-Schüben leidet.

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Glaukom beim Kaninchen

Ein Glaukom bezeichnet einen erhöhten Augeninnendruck.


Ursache eines Glaukoms


  • Primärglaukom: Missbildung,
  • Sekundärglaukom: Verlegung des Kammerwinkels, z. B. durch Uveitis-bedingte Verklebungen
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Symptome eines Glaukoms

  • Exophthalmus (hervortretender Augapfel)
  • verstärkte Gefäßzeichnung in den Skleren
  • Mydriasis (Pupillenweitstellung)
  • Sehstörungen
  • Trübung
  • gestörtes Allgemeinbefinden, allgemeine Schmerzsymptome
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Klinik

Bei einem Glaukom treten folgende

Symptome auf:

● Erhöhung des intraokulären Druckes

(> 25 mmHg) 

Mydriasis

Ausfall Pupillarreflex

● Korneadefekte/Korneaödem (durch den

unvollständigen Lidschluss)

Unspezifische Symptome wie Apathie

und Inappetenz sind als Schmerzanzei

chen zu werten.

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Diagnostik bei Glaukom

  • Adspektion (Betrachtung)
  • Messung des Augeninnendrucks
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Diagnose

Die Diagnose ergibt sich aus dem be

schriebenen klinischen Bild und ggf. dem

Nachweis der Erhöhung des intraokulä

ren Druckes.

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Therapie eines Glaukoms

  • drucksenkende Augentropfen
  • Schmerzmittel
  • Bulbusenukleation
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Therapie und Prognose

Meist werden Kaninchenpatienten erst

mit hochgradigen Glaukomen vorge

stellt. Eine konservative Therapie ver

spricht i. d. R. meist keinen dauerhaften

Erfolg, sodass eine Bulbusenukleation

anzuraten ist.

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Nickhautdrüsenhyperplasie

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Ätiologie

Für eine Nickhautdrüsenhyperplasie

kommen folgende Ursachen infrage:

● einseitige Hyperplasie:

– Verletzungen

– stumpfes Trauma

● beidseitige Hyperplasie:

– chronische Infektionen (v. a. im Rah

men eines Kaninchenschnupfens)

– Bluthochdruck (Thymom)

Klinik und Diagnose

Klinisch fallen die geschwollenen und

oft stark geröteten Nickhäute sofort

auf. Sind keine Hinweise auf eine Verlet

zung, ein stumpfes Trauma oder eine

Infektion zu finden, oder zeigt das Kanin

chen gleichzeitig eine forcierte Atmung,

sollten Röntgenaufnahmen des Thorax

angefertigt werden, um ein Thymom zu

bestätigen oder auszuschließen.

Therapie und Prognose

Liegen der Nickhautdrüsenhyperplasie

Verletzungen zugrunde, sollten the

rapeutisch antibiotische Augensalben

eingesetzt werden, um die angeschwol

lene Nickhaut während der Therapie vor

dem Austrocknen zu bewahren. Bei

Schwellungen durch ein stumpfes Trau

ma ist die Applikation von kortikoid

haltigen Augensalben angezeigt.

Wenn ein Kaninchenschnupfen die Ur

sache ist, muss zusätzlich zur lokalen

eine systemische Antibiose verabreicht

werden, die durch Paramunitätsinducer 

(z. B. Zylexis®, Engystol® ad us. vet.) sinn

voll ergänzt werden kann. Eine Resektion

der vergrößerten Nickhaut ist nur als

Ultima Ratio bei Austrocknung des Ge

webes anzusehen.

Bei einem Thymom ist eine dauerhaft er

folgreiche Therapie nicht möglich; kurz

und mittelfristig kann jedoch durch die

Gabe eines ACE Hemmers der Blutdruck

gesenkt und oft das Allgemeinbefinden

stabil gehalten werden. Auch die Nick

hautdrüsen schwellen dann i. d. R. zu

nächst ab.

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