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Wurzelgemüse für Kaninchen


Obwohl Wurzelgemüse und Obst zum Frischfutter zählen, sind sie absolut kein geeignetes Hauptfutter für Kaninchen. Ein solches sollte immer aus Grünfutter, d.h. Blattgemüse, Küchenkräutern, Wiesengrün sowie frischen Zweigen bestehen.


Weshalb ist Wurzelgemüse für Kaninchen nur in kleinen Mengen geeignet?

Der Hauptgrund besteht darin, dass nur Grünfutter (und Heu) einen ausreichenden Anteil an Rohfaser besitzt und zugleich kohlenhydrat- und energiearm ist. Wurzelgemüse als Speicherorgan der Pflanze hingegen enthält nur wenig Rohfaser, dafür große Mengen an Zucker oder Stärke. Hierauf ist der Verdauungstrakt der Kaninchen nicht ausgelegt, verschiedene Krankheitsbilder wären die Folge (Zahnüberwuchs, Zahnwurzel- und Kiefererkrankungen, Darmtympanien (= Aufgasungen), Durchfall, Liegenlassen des Blinddarmkotes, Adipostas, …).

Auch, wenn zusätzlich immer Grünfutter und Heu als Rohfaserquellen zur Verfügung stehen, besteht weiterhin die Problematik der – für „Kaninchenverhältnisse“ – hohen Zufuhr an Zucker und Energie. Kaninchen sind von Natur aus auf sehr energiearme Kost ausgelegt; anders als für den Menschen ist Wurzelgemüse für Kaninchen weder gesund noch „figurbewusst“, sondern lässt sie mit der Zeit verfetten und bringt die empfindliche Darmflora durcheinander.

Darüber sind viele Wurzelgemüsesorten zahnbelastend: Anders als "schlanke" Blätter, Gräser und Kräuter können sie nicht zwischen den Zähnen zermahlen (genauer: zerschnitten) werden, sondern werden durch Quetschbewegungen zerkleinert. Ein weiches Stück Gurke mag unproblematisch sein, bei einem knackigen Karottenwürfel sieht es hingegen schon anders aus. Der entstehende Druck auf die Zähne und ihre Wurzeln fördert retrogrades Zahnwachstum und somit langfristig die Bildung von Kieferabszessen.

Zahnfreundlicher als mundgerechte Bissen eines Gemüses sind Raspeln, die wie Blätter zermahlen werden können; oder Scheiben, von denen das Kaninchen erst einmal abbeißen muss: Durch das Abschälen kleiner, schmaler Häppchen mit den Schneidezähnen verläuft der anschließende Kauvorgang natürlicher und schonender.


Wie viel sollten die Kaninchen bekommen?

Zum Wurzelgemüse gehören diverse beliebte Futtersorten wie Karotten, Knollensellerie, Brokkoli, Kohlrabiknollen, Pastinaken, Paprika und Gurken. Sie stehen nur selten auf dem Speiseplan eines Wildkaninchens, und genauso sollten wir es auch bei unseren Hauskaninchen handhaben. Wurzelgemüse kann – wie Obst – häppchenweise aus der Hand gereicht werden oder in sehr kleinen Mengen der Tagesration hinzugefügt werden.

Unterschätzen Sie die Menge nicht! „Nur eine Karotte“ mag für den Menschen wenig sein, ein durchschnittliches Kaninchen hat damit bereits einen beträchtlichen Anteil seines täglichen Energiebedarfs gedeckt.

Beispiel: Ein Kaninchen mit 2 kg Normalgewicht hat einen Energiebedarf von etwa 168 kcal täglich, ein 1,4 kg leichtes Zwergkaninchen lediglich 129 kcal (Formel: 440 kJ / kg KM^0,75. Quelle: Böhmer, "Warum leiden Hauskaninchen so häufig an Gebiss- und Verdauungsproblemen?").

Eine mittelgroße Karotte von 100g enthält bereits 31 kcal, was etwa ¼ des Bedarfs eines Zwergkaninchens entspricht - ohne, dass darin bereits in irgendeiner Form strukturiertes Grünfutter enthalten wäre.

Es versteht sich von selber, worauf es hinausläuft, wenn man nun gleich mehrere Karotten täglich gibt oder zusätzlich zu einer Karotte noch etwas Brokkoli, Kohlrabi, Apfel, ...

Nicht nur die hohe Energiezufuhr an sich ist problematisch, sondern auch der damit verbundene Sättigungsgrad. Die Kaninchen fressen in der Folge entsprechend weniger rohfaserhaltiges Futter, was weder Zähnen noch Darm gut tut.

Getrocknete Gemüsechips sind keine „gesunden Leckerlis!“

Obwohl sie gerne als solche betitelt werden, handelt es sich um Kohlenhydrat-, Energie- und je nach Sorte auch Kalziumbomben. Letzteres ist in Kombination mit dem geringen Wassergehalt extrem bedenklich. Darüber hinaus quellen sie im Magen-Darm-Trakt auf und können dadurch gefährliche Verstopfungen bis hin zu Darmverschlüssen verursachen.

Obst sollte immer nur als Leckerli aus der Hand gefüttert werden. Mehr als ein paar Bissen pro Tag sollten Kaninchen grundsätzlich nicht bekommen.


Ausnahmen

  • Normalgewichtige Kaninchen in Winteraußenhaltung sowie untergewichtige Kaninchen dürfen täglich etwas bekommen. Allerdings müssen auch diese Tiere weiterhin größtenteils rohfaserhaltige Nahrung fressen. Mischen Sie das Wurzelgemüse daher am besten in kleinen Raspeln oder Scheiben unter das Grünfutter.

  • Es versteht sich von selber, dass bei Untergewicht an allererster Stelle die tierärztliche Abklärung der Ursache steht; und nicht blindlings eine erhöhte Energiezufuhr. Ansonsten bleibt womöglich eine ernsthafte Grunderkrankung (z.B. Zahnüberwuchs, chronische Nieren- oder Leberinsuffizienz, Darmparasiten, Tumorerkrankung, chronische Otitis, …) langfristig unentdeckt!

  • Übergewichtige Kaninchen sollten überhaupt kein Wurzelgemüse bekommen. Als Leckerli sind allenfalls ganz kleine Raspeln erlaubt, die einzeln aus der Hand gegeben werden. Faustregel: Eine geraspeltes Gemüsestück sollte so klein sein, dass das Kaninchen es mit einem Bissen komplett im Maul hat.

  • Kaninchen, die aktuell an Verdauungsproblemen leiden, sollten kein Wurzelgemüse bekommen, sondern ausschließlich Schonkost (d.h. Grünfutter und Heu).


  • Kaninchen mit bekannten Zahnproblemen sollten gar kein ungeraspeltes Wurzelgemüse erhalten, um ein weiteres Voranschreiten der Erkrankung nach Möglichkeit zu verhindern: Bei entsprechend vorbelasteten Kaninchen können schon kleine Mengen kritischer Futtermittel bestehende Probleme verschlimmern oder neue hervorrufen. Untergewichtigen Zahnpatienten können Sie Wurzelgemüse zu einem Brei pürieren; so können die zusätzlichen Kalorien „zahnschonend“ zugeführt werden.

  • Bestimmte Gemüsesorten fördern Durchfall besonders: Kaninchen, die zu Durchfall neigen, sollten keine Tomaten oder Gurken bekommen.

Geeignete Gemüsesorten für Kaninchen

  • Fenchelknollen
  • Gurke
  • Karotten
  • Knollensellerie
  • Kohlrabiknollen*
  • Kürbis
  • Mohrrüben
  • Paprika
  • Pastinaken
  • Rosenkohl*
  • Stangensellerie
  • Steckrüben
  • Süßkartoffeln
  • Topinambur
  • Weiße Rübe

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