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Pododermatitis beim Kaninchen

Ein unter Kaninchen weit verbreitetes Krankheitsbild ist die Pododermatitis - d.h. Fußsohlenentzündung - der Hinterläufe. Meist handelt es sich um eine Sekundärerkrankung bei Tieren, die bereits unter einem anderen Gesundheitsproblem leiden oder suboptimal gehalten werden.


Schweregrade

Die Pododermatitis wird in 5 Schweregrade eingeteilt:

  • Grad I: gerötete Haut, oberflächliche Krusten - keine offenen Wunden. Meist ist nur die Ferse betroffen.
  • Grad II: gerötete Haut, vermehrte Hornhautbildung. Neben der Ferse kann auch der Mittelfuß betroffen sein.
  • Grad III: Schwellungen, offene und evtl. eitrige, großflächige Wunden.   
  • Grad IV: Die Entzündung hat bereits auf tieferliegende Gewebeschichten (Knochen, Sehnen, Gelenke) übergegriffen.  
  • Grad V: Der Fuß ist bereits schwer geschädigt, z. B. chronisch deformiert oder arthrotisch verändert.


Ursachen

Mögliche Ursachen, von denen oft mehrere miteinander kombiniert vorliegen, sind:

  • Verfilzungen an den Fußsohlen oder Probleme beim Putzen
  • Übergewicht
  • starkes Untergewicht
  • Krallenüberwuchs
  • unnatürliche Körper- / Gliedmaßenhaltung
  • Harnwegserkrankung
  • Verdauungserkrankung
  • Hygienemängel
  • Haltungsfehler, z. B. Platzmangel oder durchgehend harter Boden
  • chronische Grunderkrankung
  • immunsuppressive Medikamente
  • schmerzbedingte Entlastung oder Amputation eines Hinterbeins
  • Rassedisposition
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Verfilzungen an den Fußsohlen können zu Druckstellen und mit der Zeit zu Hautentzündungen führen. Langhaarige Kaninchen sind mit der Fellpflege oft überfordert, wodurch entsprechende Filzknoten entstehen. Weiterhin betroffen sind Tiere, die generell Probleme damit haben, sich zu putzen, z. B. durch massives Übergewicht, Schmerzen in der Wirbelsäule oder in den Gliedmaßen, Schneidezahn- oder Gleichgewichtsprobleme.

Übergewicht führt einerseits direkt zu einer erhöhten Druckbelastung auf die Fußsohlen, andererseits zu einer verminderten Aktivität, wodurch die Tiere "Sitzschwielen" entwickeln - denn während das Hoppeln auf den Zehen erfolgt, werden beim Sitzen die Fußsohlen be- und überlastet.

Starkes Untergewicht, z.B. bei chronischen Nieren- oder Tumorpatienten, führt zu einem Verlust der Fettpolster an den Füßen, wodurch ebenfalls Druckstellen entstehen.

Zu lange Krallen wirken auf den ersten Blick wie ein Schönheitsfehler, können jedoch ernsthafte Folgen haben, wenn sie häufig oder langfristig so hingenommen werden. Insbesondere, wenn die Kaninchen auf hartem, nicht-elastischem Boden (Stein, Beton, PVC, Laminat, ...) hoppeln, d. h. die Krallen nicht darin "versinken" (wie auf Naturboden, Einstreu oder Teppich / Decken), kommt es zu einer Fehlbelastung der Füße, da sie zunehmend "nach hinten kippen" und immer mehr Gewicht von den Zehen auf die Fußsohlen verlagert wird.

Bei der wöchentlichen Gesundheitskontrolle sollten daher immer auch die Krallen angeschaut werden. Sind bereits mehrere Millimeter sichtbar, die über den durchbluteten Bereich hinausgehen, spitz aus der Fußbehaarung hervorstehen oder gebogen wachsen, sollten sie abgeknipst werden. Je nach Untergrund und individuellem Grabeverhalten kann das Krallenschneiden alle paar Wochen, Monate oder gar nicht notwendig sein.

Auch eine unnatürliche Körper- oder Gliedmaßenhaltung kann langfristig zu einer Fehlbelastung der Füße führen. Hierfür sind meist Schmerzen die Ursache, z. B. Arthrosen, Spondylosen oder Entzündungen im Skelettsystem.

Harninkontinenz (z. B. durch WirbelsäulenarthrosenBlasenentzündung, Harnblasengrieß oder E. cuniculi) oder führt meist zu einem permanenten Einnässen, wodurch auch die Fußsohlen vermehrt mit Urin in Kontakt kommen. Der Harnstoff reizt die Haut.

Verdauungserkrankungen wie Durchfall oder Nichtaufnahme des Blinddarmkots führen dazu, dass das Kaninchen in seinen Hinterlassenschaften sitzen bleibt und seine Fußsohlen entsprechend damit verkleben. Die entstehenden Kotkrusten führen zu Druckstellen und Hautreizungen.

Auch Hygienemängel haben verschmutzte Fußsohlen zur Folge. Durch zu selten gereinigte Toiletten, Schutzhütten oder sonstige eingestreute Bereiche verkleben die Fußsohlen mit Kot und Urin.

Haltungsfehler, die ebenfalls zu "Sitzschwielen" führen, sind z.B. Platzmangel- und Beschäftigungsmangel (wodurch die Kaninchen vermehrt sitzen, anstatt zu hoppeln) und fehlende weiche (eingestreute oder gepolsterte) Rückzugsorte.

Chronische Grunderkrankungen schwächen das Immunsystem, was sich auch auf die Qualität von Fell und Haut auswirkt. Es kommt schneller zu Hautreizungen, und das Risiko, dass diese sich bakteriell entzünden, ist höher als bei gesunden Tieren.

Immunsuppressive Medikamente haben denselben Effekt. Zudem ist eine Ausdünnung der Haut eine bekannte Nebenwirkung z. B. von Cortison, welches in der Kaninchenmedizin normalerweise nur bei Thymom- und Krebspatienten Anwendung findet.

Die Amputation oder schmerzbedingte Entlastung eines Hinterbeins führt - logischerweise - zu einer Mehrbelastung des jeweils anderen Hinterbeins. Ist also nur einer der Füße von Pododermatitis betroffen, sollte unbedingt untersucht werden, ob auf der jeweils anderen Seite - in der Gliedmaße selber, der Hüfte oder der Wirbelsäule - eine schmerzhafte Grunderkrankung vorliegt!

Zur eitrigen Entzündung kommt es erst, wenn die Pododermatitis längere Zeit unbemerkt / unbehandelt bleibt. Die Hautreizungen führen dann mit der Zeit zu offenen Wunden, in die sekundär Bakterien eindringen und zur Eiterbildung führen. Die Therapie ist dann erheblich schwieriger und langwieriger als im Anfangsstadium!

In sehr schweren Fällen - meist bei massiv verwahrlosten Tieren - hat die Entzündung bereits auf den Knochen und die Gelenke übergegriffen. Ist dies beidseitig der Fall, bleibt meist nur noch die Euthanasie. Bei einseitigen Veränderungen muss die betroffene Gliedmaße i. d. R. amputiert werden.

Eine Rasseprädisposition liegt vor allem bei Riesen- und Rexkaninchen vor: Riesen sind aufgrund ihres Gewichts besonders anfällig; Rexkaninchen aufgrund ihrer besonderen Fellstruktur, durch die die Fußsohlen nicht ausreichend gepolstert sind. Bei diesen Rassen sollte ganz besonders auf einen weichen, elastischen Untergrund und eine schlanke Figur geachtet werden.

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Symptome bei Pododermatitis

Mögliche Symptome einer Pododermatitis sind:

  • Hautrötungen
  • offene Wunden, Blutspuren
  • Krusten oder Schorf
  • Schwellungen
  • im späten Stadium pralle, schmerzhafte Abszesse oder bereits austretender Eiter

Mögliche Auffälligkeiten im Verhalten, die immer (auch) Anlass zu einer sofortigen Begutachtung der Fußsohlen bieten, sind:

  • Bewegungsunlust
  • reduziertes Allgemeinbefinden
  • allgemeine Schmerzsymptome
  • Gangunsicherheit
  • häufiges, intensives Belecken der Fußsohlen
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Zum wöchentlichen Gesundheitscheck gehört es auch, die Fußsohlen der Kaninchen genau unter die Lupe zu nehmen. Nur so lassen sich Pododermatiden bereits im Anfangsstadium, wenn die Kaninchen noch keine (deutlichen) Symptome zeigen, feststellen.

Setzen Sie das Tier im "Babysitz" auf Ihren Schoß, sodass es nur auf seinem Hinterteil sitzt und sein Rücken an Ihrem Körper lehnt. Einfacher klappt es zu zweit. Scheiteln Sie vorsichtig das Fell an den Fußsohlen, v. a. im Bereich der Ferse, und begutachten Sie die Haut. Verfilzte Haare sollten vorsichtig mit den Fingern auseinander gezogen werden, anschließend wird das Fell "aufgebauscht", sodass es wieder ein weiches, angenehmes Hautpolster ergibt.

Bei einer minimalen Rötung und Hornhautbildung besteht kein Grund zur Sorge. Breitet sich die gerötete Fläche jedoch aus, geht die Farbe mit der Zeit ins Dunkelrote oder entstehen Wunden, müssen Sie handeln.

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Diagnostik bei Pododermatitis

  • Klinisches Bild
  • ggf. Punktion / Abstrich
  • Bei Verdacht auf Knochenbeteiligung: Röntgen, Computertomographie
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Oft ist eine Blickdiagnose bereits ausreichend. Bei starken Schwellungen oder offenen Wunden können Röngendiagnostik oder besser eine Computertomographie zum Einsatz kommen, um zu prüfen, wie weit die Entzündung in tieferliegende Gewebeschichten reicht.  

Ist im Falle einer Schwellung unklar, ob es sich tatsächlich um einen Abszess handelt, kann ein Punktat entnommen und unter dem Mikroskop angeschaut werden. In einigen Fällen ist auch ein Abstrich, der auf Bakterien untersucht wird, sinnvoll - z. B. bei schlecht heilenden Wunden, bei denen der Verdacht auf resistente / aggressive Keime besteht.

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Therapie von Pododermatitis

  • (entzündungshemmendes) Schmerzmittel
  • ggf. Antibiotikum
  • Optimierung des Untergrundes
  • ggf. Haltungsoptimierung: weicher Untergrund, Inkontinenzunterlagen, Überdachung, ...
  • tägliche Wundpflege
  • evtl. Verbände / Schuhe / sonstiger Pfotenschutz
  • ggf. Gewichtsreduktion
  • ggf. Therapie von Grunderkrankungen
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Schmerzmittel

Ein Schmerzmittel ist in jedem Fall notwendig, wenn die Pododermatitis bereits fortgeschritten ist (offene Wunden oder Eiterbildung) oder das Kaninchen Symptome zeigt. Generell eignen sich NSAIDs (nicht-steroidale Antiphlogistika) wie Meloxicam, da sie eine entzündungshemmende Komponente beinhalten.

Vorsicht geboten ist bei EC-positiven Kaninchen (E. cuniculi- / Enzephalitozoonose-positiv), da bei ihnen grundsätzlich von vorbelasteten Nieren ausgegangen werden muss und NSAIDs die Nierendurchblutung zusätzlich beeinträchtigen. Im Falle einer bereits diagnostizierten chronischen Niereninsuffizienz ist unbedingt sorgfältig abzuwägen, inwieweit die Vorteile eines NSAID gegenüber den Risiken überwiegen, und die Dosis sowie Behandlungsdauer anzupassen. Auch sollten EC-positive sowie nierenkranke Kaninchen während des Behandlungszeitraums täglich Infusionen bekommen, um die Nierendurchblutung zu fördern.

Bei Kaninchen mit einem empfindlichen / angeschlagenen Magen-Darm-Trakt sollten NSAIDs möglichst gering dosiert, kurzfristig und in Kombination mit Magenschutzpräparaten (z. B. Sucralfat, Omeprazol, Ranitidin) eingesetzt werden, um einer Magenschleimhautentzündung vorzubeugen. Auch hier ist allerdings zu bedenken, dass Magenschutzpräparate nierenbelastend sein können.

Ergänzend oder alternativ zu NSAIDs kann z.B. Metamizol angewandt werden, das zwar nicht entzündungshemmend, aber sehr gut zentral schmerzlindernd ist. Ein noch stärkeres, nierenschonendes Schmerzmittel aus der Gruppe der Opioide ist Tramadol.


Antibiotikum

Im Falle offener Wunden ist ein systemisches Antibiotikum wichtig, da durch die zerstörte Hautbarriere Bakterien eindringen und sich vermehren. Hierdurch entstehen bzw. verschlimmern sich eitrige Infektionen.

Parallel zum Antibiotikum empfiehlt sich ein Pro- und Präbiotikum, um die Darmflora zu unterstützen. Anti- und Probiotikum müssen mindestens zwei Stunden zeitversetzt verabreicht werden, damit das Antibiotikum nicht die im Probiotikum enthaltenen Bakterien bereits im Magen wieder abtötet. Präbiotika hingegen können zusammen mit Antibiotika gegeben werden.


Fußpflege

Im Falle von Abszessen können - neben der regelmäßigen Wundversorgung durch den Tierarzt - Fußbäder notwendig sein, um den Eiter zu verflüssigen und somit sein Abfließen zu erleichtern. Nach tierärztlicher Anleitung können Sie diese Pflegemaßnahme zu Hause durchführen. Nach dem mehrminütigen Fußbad sollten die Fußsohlen behutsam mit weichen Tüchern "trockengedrückt" werden.

Sind die Abszesse soweit ausgeheilt, dass kein Eiter mehr nachkommt, sollten für die Wundpflege anstelle der Fußbäder desinfizierende Tücher oder Sprays (z.B. Chlorhexidin, Vetericyn ®) oder eine Wunddesinfektionslösung (z. B. Rivanol ® 0,1 %), die aufgetupft wird, verwendet werden. Zuvor ist es wichtig, Schmutz mit einem feuchten Tuch vorsichtig zu entfernen, sodass das Desinfektionsmittel auch wirklich die Wunden erreicht.

Salben können desinfizierend wirken und die Wundheilung fördern. Sehr gut wirksam ist Lebertran-Zink-Salbe: Sie wird ein- bis zweimal täglich dünn auf die wunden Sohlenbereiche aufgetragen, nachdem Sie dort sanft die Haare scheiteln. Anschließend streichen Sie das Fell wieder über die eingecremte Haut.

Wenn Sie fetthaltige Salben verwenden, sollte das Kaninchen sich anschließend weder in Einstreu noch auf Erde, Sand oder anderen Untergründen mit "feinen Partikeln" aufhalten. Anderenfalls bleiben diese an den Fußsohlen kleben und können die Entzündung noch verschlimmern. Im Sommer sowie ganzjährig bei Innenhaltung kann die Streu vorübergehend durch Inkontinenz-Unterlagen ersetzt werden. In einer Schutzhütte ist dies während der kalten Jahreszeit nicht möglich.

Pfotenverbände werden von Kaninchen schlecht toleriert. Sie sollten nur zum Einsatz kommen, wenn die Wunden tatsächlich offen sind und somit die Gefahr besteht, dass (zusätzliche) Keime eindringen. Meist werden die Verbände binnen kürzester Zeit heruntergebastelt. Dann ist es notwendig, verschiedene Varianten auszutesten - bis man eine Möglichkeit gefunden hat, die der Patient akzeptiert. 

Eine Alternative zu Verbänden sind Pfotenschuhe, die Sie inzwischen bei verschiedenen privaten Anbietern bestellen können. Sie werden in verschiedenen Größen, je nach Anbieter sogar maßgeschneidert, angeboten. Beispiele:

Die Schuhe lassen sich einfach an- und ausziehen und sind somit eine stressarme Variante zum Verband.

Wichtig bei jeder Art von Pfotenschutz ist, dass die Wunden dadurch keine Mehrbelastung erfahren - das heißt, es darf keinesfalls nur der entzündete Bereich eingewickelt werden. Ansonsten wird der Fuß an genau der betroffenen Stelle "dicker" und vermehrt druckbelastet, wo er eigentlich entlastet werden müsste!

Babysöckchen oder einzelne Handschuhfinger können wie Söckchen über die Pfote gezogen und mit Tape am Bein fixiert werden. Stoffhandschuhe sind ein schönes Polster und stören die Kaninchen weniger als dicke, wasserfeste Materialien. Wenn möglich, sollten letztere dennoch bevorzugt werden, da sie die Füße wunderbar trocken halten.

Im Falle von Pfotenverbänden lassen Sie sich genau erklären, wie sie anzulegen sind - hier müssen a) eine gute Schutzfunktion und Befestigung, b) eine Vermeidung weiterer Hautreizungen (z.B. durch fehlende Polsterung oder zu feste Verbände) und c) eine weiterhin problemlose Fortbewegung des Kaninchens gewährleistet sein.

Blasenpflaster können je nach Ausmaß und Schweregrad hilfreich sein, evtl. auch als Alternative zum Pfotenschutz, wenn das Kaninchen ihn gar nicht toleriert.

Achten Sie unbedingt auch auf eine gute "Polsterung" der Fußsohlen. Das Fell sollte mehrmals täglich "aufgeflauscht" und bei Bedarf gekämmt werden, Verfilzungen müssen umgehend vorsichtig mit den Fingern gelöst werden. 

Keinesfalls dürfen grundlos Haare entfernt werden! Damit ginge die allgemein, ganz besonders aber bei bereits vorhandenen Hautproblemen wichtige Polsterfunktion verloren und das Kaninchen säße mit den "nackten" Wunden auf dem Boden.


Haltungsmanagement

Neben der Wundpflege sind angepasste Haltungsbedingungen absolut unumgänglich, damit die Pfoten eine Chance haben, zu verheilen. Der Boden muss einerseits so weich und elastisch, andererseits so hygienisch und trocken wie möglich sein! 

So sind Holzpellets zwar ideal, um Urin zu binden, sodass die Wunden nicht damit in Kontakt kommen - aber viel zu hart; Decken, flauschige Teppiche o.ä. hingegen sind zwar wunderbar elastisch, jedoch völlig ungeeignet bei Kaninchen, die sie als Toilette "fehlinterpretieren", da Nässe und insbesondere Kontakt mit Urin absolut kontraproduktiv für offenen Wunden sind!

Bei (auf weichem Untergrund) nicht-stubenreinen Kaninchen muss die komplette Fläche mit dicker, weicher und saugfähiger Einstreu gepolstert werden. Über die saugfähige Einstreu wird optimalerweise eine Schicht weiches, zartes Heu oder Stroh gegeben, da sich die Kaninchen darauf wohler fühlen und es nicht dazu neigt, an den Wunden "kleben" zu bleiben.

Bei Wohnungshaltung, während der warmen Jahreszeit auch bei Außenhaltung können alternativ zur Einstreu Inkontinenzunterlagen verwendet werden. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn die Fußsohlen aufgrund der Entzündung kein schützendes Fellpolster mehr haben und Streupartikel an den Wunden / den eingecremten Fußsohlen kleben bleiben. Lieblingsplätze sollten mit weichen Decken ausgelegt werden.

Bei Außenhaltung ist eine komplette Überdachung des Geheges oder Balkons notwendig, alternativ müssen nicht-überdachte Bereiche unzugänglich gemacht werden. Das Hoppeln auf regennassem Boden oder im Schnee ist für wunde Fußsohlen ein No-Go! Ein trockener Naturboden (Erde, Rasen oder Wiese) ist hingegen ideal geeignet, da er gleichzeitig schön weich ist und der Urin problemlos abfließt.

Sofern die Kaninchen nicht bereits rund um die Uhr mehrere Quadratmeter Fläche zur Verfügung haben, muss dies spätestens jetzt dringend nachgeholt werden - denn Pododermatiden sind im Prinzip "Sitzschwielen"; während beim Sitzen ein großer Teil des Körpergewichts auf den hinteren Fußsohlen lastet, kommen beim Hoppeln lediglich die Zehen mit dem Boden in Kontakt. Hoppeln ist daher die optimale Schonung für wunde Füße!

Eine möglichst vielseitige Einrichtung und möglichst täglich kleine Veränderungen animieren die Kaninchen zur Bewegung und verkürzen die Zeit, die sie sitzend verbringen. Letztlich lässt sich hiermit auch eine Gewichtsabnahme bei übergewichtigen Tieren erzielen, und jedes Gramm Körpergewicht weniger kommt den Fußsohlen zugute.

Hingegen müssen massiv untergewichtige Kaninchen mit kalorienhaltiger Kost (Wurzelgemüse, Getreideflocken, ...) zugefüttert werden.


Therapie von Grunderkrankungen

Pododermatiden sind grundsätzlich eine Sekundärerkrankung, d.h. sie entstehen immer infolge einer oder mehrerer primärer Problematiken. Neben Haltungsfehlern (s.o.), Adipositas oder einer bereits bekannten Primärerkrankung kann auch eine versteckte Grunderkrankung ursächlich sein.

Sollte eines Ihrer Kaninchen aus unerklärlichen Gründen an einer Pododermatitis leiden, ist es unbedingt ratsam, dem auf den Grund zu gehen. Chronische Entzündungsprozesse, hormonelle Inbalancen, Tumore und Organfunktionsstörungen (z.B. Darmparasiten, Zahnwurzel-, Ohren- oder Gebärmutterentzündungen, Thymome, Niereninsuffizienzen, ...) schwächen langfristig das Immunsystem und können bereits vor dem Auftreten spezifischer Symptome zu Pododermatiden führen. 

Blut-, Röntgen- und evtl. Ultraschalldiagnostik sind hier zielführend, um das Grundproblem erkennen und behandeln zu können.

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Prognose bei Pododermatitis

Die Prognose ist grundsätzlich gut, wenn die Pododermatitis frühzeitig erkannt, behandelt und konsequent gegen die ursächliche Problematik vorgegangen wird. Je später und je inkonsequenter behandelt wird, desto schwieriger und langwieriger gestaltet sich die Therapie. Im Falle einer einseitigen Knochenbeteiligung bleibt oft nur die Amputation der betroffenen Gliedmaße, bei einer beidseitigen ist leider meist eine Euthanasie notwendig.


Prophylaxe: Pododermatitis vorbeugen

  • Bewegung 24 Stunden am Tag
  • Vermeidung von Übergewicht
  • sorgfältige Krallenpflege
  • gute Hygiene
  • artgerechte Ernährung zur Vorbeugung von Verdauungs- und Harnwegserkrankungen
  • weiche, trockene Rückzugsorte
  • (teilweise) weicher, elastischer Untergrund
  • frühzeitige Therapie von Grunderkrankungen
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Wer die aufgeführten Punkte berücksichtigt, hat gute Chancen, dass die Kaninchenfüße lebenslang gesund bleiben. Viele ausgewachsene Kaninchen haben minimal gerötete Fußsohlen, was aber weder die Gesundheit noch die Lebensqualität beeinträchtigt.

Bei Blasen- oder Durchfallerkrankungen kann es sehr schnell zur Entstehung von Pododermatitis kommen. Behalten Sie bei diesen Krankheitsbildern also in jedem Fall auch die Fußsohlen im Auge und pflegen Sie sie gegebenenfalls.

Kaninchen mit Rasseprädisposition können auch dann eine Pododermatitis entwickeln, wenn sie optimal gehalten werden. Hier gilt es, die Fußsohlen besonders regelmäßig zu kontrollieren. Dasselbe gilt bei chronisch kranken Kaninchen.

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