Schmerzmittel
Ein Schmerzmittel ist in jedem Fall notwendig, wenn die Pododermatitis bereits fortgeschritten ist (offene Wunden oder Eiterbildung) oder das Kaninchen Symptome zeigt. Generell eignen sich NSAIDs (nicht-steroidale Antiphlogistika) wie Meloxicam, da sie eine entzündungshemmende Komponente beinhalten.
Vorsicht geboten ist bei EC-positiven Kaninchen (E. cuniculi- / Enzephalitozoonose-positiv), da bei ihnen grundsätzlich von vorbelasteten Nieren ausgegangen werden muss und NSAIDs die Nierendurchblutung zusätzlich beeinträchtigen. Im Falle einer bereits diagnostizierten chronischen Niereninsuffizienz ist unbedingt sorgfältig abzuwägen, inwieweit die Vorteile eines NSAID gegenüber den Risiken überwiegen, und die Dosis sowie Behandlungsdauer anzupassen. Auch sollten EC-positive sowie nierenkranke Kaninchen während des Behandlungszeitraums täglich Infusionen bekommen, um die Nierendurchblutung zu fördern.
Bei Kaninchen mit einem empfindlichen / angeschlagenen Magen-Darm-Trakt sollten NSAIDs möglichst gering dosiert, kurzfristig und in Kombination mit Magenschutzpräparaten (z. B. Sucralfat, Omeprazol, Ranitidin) eingesetzt werden, um einer Magenschleimhautentzündung vorzubeugen. Auch hier ist allerdings zu bedenken, dass Magenschutzpräparate nierenbelastend sein können.
Ergänzend oder alternativ zu NSAIDs kann z.B. Metamizol angewandt werden, das zwar nicht entzündungshemmend, aber sehr gut zentral schmerzlindernd ist. Ein noch stärkeres, nierenschonendes Schmerzmittel aus der Gruppe der Opioide ist Tramadol.
Antibiotikum
Im Falle offener Wunden ist ein systemisches Antibiotikum wichtig, da durch die zerstörte Hautbarriere Bakterien eindringen und sich vermehren. Hierdurch entstehen bzw. verschlimmern sich eitrige Infektionen.
Parallel zum Antibiotikum empfiehlt sich ein Pro- und Präbiotikum, um die Darmflora zu unterstützen. Anti- und Probiotikum müssen mindestens zwei Stunden zeitversetzt verabreicht werden, damit das Antibiotikum nicht die im Probiotikum enthaltenen Bakterien bereits im Magen wieder abtötet. Präbiotika hingegen können zusammen mit Antibiotika gegeben werden.
Fußpflege
Im Falle von Abszessen können - neben der regelmäßigen Wundversorgung durch den Tierarzt - Fußbäder notwendig sein, um den Eiter zu verflüssigen und somit sein Abfließen zu erleichtern. Nach tierärztlicher Anleitung können Sie diese Pflegemaßnahme zu Hause durchführen. Nach dem mehrminütigen Fußbad sollten die Fußsohlen behutsam mit weichen Tüchern "trockengedrückt" werden.
Sind die Abszesse soweit ausgeheilt, dass kein Eiter mehr nachkommt, sollten für die Wundpflege anstelle der Fußbäder desinfizierende Tücher oder Sprays (z.B. Chlorhexidin, Vetericyn ®) oder eine Wunddesinfektionslösung (z. B. Rivanol ® 0,1 %), die aufgetupft wird, verwendet werden. Zuvor ist es wichtig, Schmutz mit einem feuchten Tuch vorsichtig zu entfernen, sodass das Desinfektionsmittel auch wirklich die Wunden erreicht.
Salben können desinfizierend wirken und die Wundheilung fördern. Sehr gut wirksam ist Lebertran-Zink-Salbe: Sie wird ein- bis zweimal täglich dünn auf die wunden Sohlenbereiche aufgetragen, nachdem Sie dort sanft die Haare scheiteln. Anschließend streichen Sie das Fell wieder über die eingecremte Haut.
Wenn Sie fetthaltige Salben verwenden, sollte das Kaninchen sich anschließend weder in Einstreu noch auf Erde, Sand oder anderen Untergründen mit "feinen Partikeln" aufhalten. Anderenfalls bleiben diese an den Fußsohlen kleben und können die Entzündung noch verschlimmern. Im Sommer sowie ganzjährig bei Innenhaltung kann die Streu vorübergehend durch Inkontinenz-Unterlagen ersetzt werden. In einer Schutzhütte ist dies während der kalten Jahreszeit nicht möglich.
Pfotenverbände werden von Kaninchen schlecht toleriert. Sie sollten nur zum Einsatz kommen, wenn die Wunden tatsächlich offen sind und somit die Gefahr besteht, dass (zusätzliche) Keime eindringen. Meist werden die Verbände binnen kürzester Zeit heruntergebastelt. Dann ist es notwendig, verschiedene Varianten auszutesten - bis man eine Möglichkeit gefunden hat, die der Patient akzeptiert.
Eine Alternative zu Verbänden sind Pfotenschuhe, die Sie inzwischen bei verschiedenen privaten Anbietern bestellen können. Sie werden in verschiedenen Größen, je nach Anbieter sogar maßgeschneidert, angeboten. Beispiele:
Die Schuhe lassen sich einfach an- und ausziehen und sind somit eine stressarme Variante zum Verband.
Wichtig bei jeder Art von Pfotenschutz ist, dass die Wunden dadurch keine Mehrbelastung erfahren - das heißt, es darf keinesfalls nur der entzündete Bereich eingewickelt werden. Ansonsten wird der Fuß an genau der betroffenen Stelle "dicker" und vermehrt druckbelastet, wo er eigentlich entlastet werden müsste!
Babysöckchen oder einzelne Handschuhfinger können wie Söckchen über die Pfote gezogen und mit Tape am Bein fixiert werden. Stoffhandschuhe sind ein schönes Polster und stören die Kaninchen weniger als dicke, wasserfeste Materialien. Wenn möglich, sollten letztere dennoch bevorzugt werden, da sie die Füße wunderbar trocken halten.
Im Falle von Pfotenverbänden lassen Sie sich genau erklären, wie sie anzulegen sind - hier müssen a) eine gute Schutzfunktion und Befestigung, b) eine Vermeidung weiterer Hautreizungen (z.B. durch fehlende Polsterung oder zu feste Verbände) und c) eine weiterhin problemlose Fortbewegung des Kaninchens gewährleistet sein.
Blasenpflaster können je nach Ausmaß und Schweregrad hilfreich sein, evtl. auch als Alternative zum Pfotenschutz, wenn das Kaninchen ihn gar nicht toleriert.
Achten Sie unbedingt auch auf eine gute "Polsterung" der Fußsohlen. Das Fell sollte mehrmals täglich "aufgeflauscht" und bei Bedarf gekämmt werden, Verfilzungen müssen umgehend vorsichtig mit den Fingern gelöst werden.
Keinesfalls dürfen grundlos Haare entfernt werden! Damit ginge die allgemein, ganz besonders aber bei bereits vorhandenen Hautproblemen wichtige Polsterfunktion verloren und das Kaninchen säße mit den "nackten" Wunden auf dem Boden.
Haltungsmanagement
Neben der Wundpflege sind angepasste Haltungsbedingungen absolut unumgänglich, damit die Pfoten eine Chance haben, zu verheilen. Der Boden muss einerseits so weich und elastisch, andererseits so hygienisch und trocken wie möglich sein!
So sind Holzpellets zwar ideal, um Urin zu binden, sodass die Wunden nicht damit in Kontakt kommen - aber viel zu hart; Decken, flauschige Teppiche o.ä. hingegen sind zwar wunderbar elastisch, jedoch völlig ungeeignet bei Kaninchen, die sie als Toilette "fehlinterpretieren", da Nässe und insbesondere Kontakt mit Urin absolut kontraproduktiv für offenen Wunden sind!
Bei (auf weichem Untergrund) nicht-stubenreinen Kaninchen muss die komplette Fläche mit dicker, weicher und saugfähiger Einstreu gepolstert werden. Über die saugfähige Einstreu wird optimalerweise eine Schicht weiches, zartes Heu oder Stroh gegeben, da sich die Kaninchen darauf wohler fühlen und es nicht dazu neigt, an den Wunden "kleben" zu bleiben.
Bei Wohnungshaltung, während der warmen Jahreszeit auch bei Außenhaltung können alternativ zur Einstreu Inkontinenzunterlagen verwendet werden. Dies ist vor allem dann sinnvoll, wenn die Fußsohlen aufgrund der Entzündung kein schützendes Fellpolster mehr haben und Streupartikel an den Wunden / den eingecremten Fußsohlen kleben bleiben. Lieblingsplätze sollten mit weichen Decken ausgelegt werden.
Bei Außenhaltung ist eine komplette Überdachung des Geheges oder Balkons notwendig, alternativ müssen nicht-überdachte Bereiche unzugänglich gemacht werden. Das Hoppeln auf regennassem Boden oder im Schnee ist für wunde Fußsohlen ein No-Go! Ein trockener Naturboden (Erde, Rasen oder Wiese) ist hingegen ideal geeignet, da er gleichzeitig schön weich ist und der Urin problemlos abfließt.
Sofern die Kaninchen nicht bereits rund um die Uhr mehrere Quadratmeter Fläche zur Verfügung haben, muss dies spätestens jetzt dringend nachgeholt werden - denn Pododermatiden sind im Prinzip "Sitzschwielen"; während beim Sitzen ein großer Teil des Körpergewichts auf den hinteren Fußsohlen lastet, kommen beim Hoppeln lediglich die Zehen mit dem Boden in Kontakt. Hoppeln ist daher die optimale Schonung für wunde Füße!
Eine möglichst vielseitige Einrichtung und möglichst täglich kleine Veränderungen animieren die Kaninchen zur Bewegung und verkürzen die Zeit, die sie sitzend verbringen. Letztlich lässt sich hiermit auch eine Gewichtsabnahme bei übergewichtigen Tieren erzielen, und jedes Gramm Körpergewicht weniger kommt den Fußsohlen zugute.
Hingegen müssen massiv untergewichtige Kaninchen mit kalorienhaltiger Kost (Wurzelgemüse, Getreideflocken, ...) zugefüttert werden.
Therapie von Grunderkrankungen
Pododermatiden sind grundsätzlich eine Sekundärerkrankung, d.h. sie entstehen immer infolge einer oder mehrerer primärer Problematiken. Neben Haltungsfehlern (s.o.), Adipositas oder einer bereits bekannten Primärerkrankung kann auch eine versteckte Grunderkrankung ursächlich sein.
Sollte eines Ihrer Kaninchen aus unerklärlichen Gründen an einer Pododermatitis leiden, ist es unbedingt ratsam, dem auf den Grund zu gehen. Chronische Entzündungsprozesse, hormonelle Inbalancen, Tumore und Organfunktionsstörungen (z.B. Darmparasiten, Zahnwurzel-, Ohren- oder Gebärmutterentzündungen, Thymome, Niereninsuffizienzen, ...) schwächen langfristig das Immunsystem und können bereits vor dem Auftreten spezifischer Symptome zu Pododermatiden führen.
Blut-, Röntgen- und evtl. Ultraschalldiagnostik sind hier zielführend, um das Grundproblem erkennen und behandeln zu können.