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Zahnlose Kaninchen: Kaninchen mit Brei ernähren

Kaninchen, die vorübergehend oder dauerhaft nicht mehr (gut) kauen können, sind auf Breinahrung angewiesen. Damit sie keine Verdauungsprobleme entwickeln, ist die richtige Zusammensetzung des Breis von großer Bedeutung: Er sollte zu einem großen Teil aus groben Fasern bestehen und nur wenig Kohlenhydrate beinhalten. Obst-, Karotten-, Hafer- oder Babybrei etc. sind daher nicht geeignet!


Welche Kaninchen benötigen Breinahrung?

Generell sollten Kaninchen nur dann Nahrung in Breiform erhalten, wenn sie Probleme beim Kauen haben. Gesunde Kaninchen benötigen kaufähiges Futter, um ihre ständig nachwachsenden Zähne abzureiben.

Beispiele für Kaninchen, die zeitweise oder dauerhaft auf Breinahrung angewiesen sind:

  • Zahnpatienten, die Schmerzen beim Kauen haben
  • Kaninchen, die (fast) keine Zähne mehr haben
  • Kaninchen mit einer Ohrenentzündung, die Schmerzen beim Kauen haben
  • Kaninchen mit einer Kieferfraktur

Soll ein Kaninchen aufgrund von Schmerzen mit Brei ernährt werden, beobachten Sie zunächst, ob es tatsächlich Probleme beim Kauen hat: Zahn- und Ohrenpatienten, bei denen nur eine Seite betroffen ist, kauen oft problemlos mit der anderen. Sie sollten weiterhin normal gefüttert werden. Falls sie dabei an Gewicht verlieren, können Sie den Brei zusätzlich zur kaufähigen Nahrung anbieten.



Was eignet sich als Brei für Kaninchen?

Ein Brei, der als Haupt- oder Alleinfutter dienen soll, muss vor allem die folgenden Voraussetzungen erfüllen:

  • hoher Gehalt an grober Rohfaser
  • niedriger Gehalt an Kohlenhydraten
  • keine für Kaninchen schädlichen Bestandteile (z. B. Gluten, Zucker, Salz)
  • Deckung des Nährstoffbedarfs
  • guter Geschmack

Am einfachsten und sichersten lässt sich dies mit bestimmten Pellets gewährleisten, die Sie in Wasser einweichen. Nicht alle Pellet-Sorten sind geeignet! Viele enthalten Gluten oder so fein zermahlene Rohfaser, dass sie die Verdauung eher stört, als sie anzukurbeln. Gut geeignet sind z. B. Cuni Complete Adult® oder Cuni Complete Sensitive® der Firma Versele-Laga. Beim Kontakt mit Wasser werden sie innerhalb weniger Minuten weich und somit fressbar für Kaninchen, die nicht kauen können. Viele Kaninchen mögen es lieber, wenn sie dabei noch eine gewisse Form behalten, als wenn sie komplett zu einem Brei zerfallen.

Zusätzlich zum Brei können kleine Mengen geraspeltes Wurzelgemüse wie Karotte oder Pastinake angeboten werden. Es ist besser verträglich als Obst und für die meisten Kaninchen ein willkommener Leckerbissen. 

Theoretisch ist es auch möglich, Breinahrung selbst herzustellen. Dafür geben Sie alle Futtersorten, die Sie normalerweise verfüttern würden (beziehungsweise mit denen Sie die Partnertiere füttern), in den Küchenhäcksler. Eine abwechslungsreiche Zusammenstellung ist dabei genauso wichtig wie bei gesunden Kaninchen, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.



Kaninchen mit Brei ernähren: mögliche Risiken

Gegenüber "natürlicher" Fütterung birgt die Breiernährung von Kaninchen natürlich auch Risiken. Einige Beispiele:

  • erhöhte Anfälligkeit für Verdauungserkrankungen
  • leichte Verderblichkeit des Breis
  • bei Winteraußenhaltung schnelles Gefrieren des Breis
  • mitfressende Partnertiere
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Verdauungsbeschwerden

Die Verdauung beginnt im Mund - d. h. mit dem Kauvorgang. Obwohl Kaninchen, die mit geeigneter Breinahrung gefüttert werden, meist eine ungestörte Verdauung haben, sind sie generell anfälliger gegenüber Magen-Darm-Erkrankungen.

Wenn bei Ihrem Tier wiederholt Symptome wie Matschkot, Durchfall, Bauchgluckern, Unwohlsein oder Aufgasungen auftreten, sollten Sie den Kot auf Parasiten und gegebenenfalls auch pathogene (=krankmachende) Bakterien untersuchen lassen: Denn Krankheitserreger, die bei einem gesunden Kaninchen oftmals keine Symptome verursachen, können bei "vorbelasteten" Tieren durchaus zu Beschwerden führen. Weiterhin sollten Sie die Darmflora mit Pro- und Präbiotika unterstützen. Diese können Sie ganz einfach dauerhaft dem Päppelbrei untermischen. 

Wenn Sie Päppelbrei selber herstellen, achten Sie darauf, dass er fein genug zerkleinert wird: Er sollte eine Konsistenz haben, als wäre er gekaut worden. Andererseits kann es passieren, dass das Kaninchen zu große Partikel abschluckt und einen lebensgefährlichen Ileus (Darmverschluss) entwickelt!



Leichte Verderblichkeit des Breis

Feine, feuchte Futterpartikel fangen sehr schnell an zu gären. Werden sie anschließend gefressen, können sie Verdauungsbeschwerden verursachen. Werden sie liegen gelassen, muss das Kaninchen möglicherweise über mehrere Stunden fasten, was ihm ebenfalls nicht gut tut. Vor allem bei sommerlichen Temperaturen verdirbt breiiges oder eingeweichtes Futter innerhalb weniger Stunden!

Es ist daher sehr wichtig, dass Sie den Brei mehrmals täglich frisch anbieten. Vor allem in der Nacht und für voll Berufstätige ist es jedoch kaum möglich, das Futter alle paar Stunden auszutauschen. Damit es dennoch bis zur nächsten Mahlzeit frisch bleibt, können Sie den Futternapf z. B. auf einen Kühlakku oder eine Kühlmatte stellen.


Schnelles Gefrieren des Breis

Umgekehrt sieht es bei Winteraußenhaltung aus: Hier wird der Brei nicht durch heiße, sondern durch kalte Temperaturen ungenießbar, da er besonders schnell einfriert. Auch in einer gut isolierten Schutzhütte bleiben die Temperaturen meist nicht dauerhaft über dem Gefrierpunkt.

In diesem Fall können Sie ein Wärmekissen, eine Wärmflasche o. ä. in die Schutzhütte legen und den Napf mit dem Brei darauf stellen. Dabei sollte er jedoch nicht zu warm werden, da er sonst wiederum schnell verdirbt. Besser als ein heißes sind daher mehrere lauwarme Kissen, die Sie in der Schutzhütte verteilen.

Gelingt es dennoch nicht, den Brei vor dem Gefrieren zu schützen, müssen die Kaninchen den Winter im Haus verbringen. Handelt es sich um eine große Gruppe, sollte mindestens ein Partnertier das "gehandicapte" Kaninchen begleiten.


Mitfressende Partnertiere

Die meisten Kaninchen bedienen sich liebend gerne am "Buffet" ihres Artgenossen. Dadurch kann es einerseits passieren, dass sie ihm das Futter wegfressen; andererseits sind zahngesunde Kaninchen auf kaufähiges Futter angewiesen, um auch zahngesund zu bleiben. Schlagen sie sich mit Breifutter den Magen voll, nehmen sie meist nicht mehr genügend festes Futter zu sich, um einen ausreichenden Zahnabrieb zu gewährleisten.

Langfristig besteht die einzig sinnvolle Lösung für dieses Problem darin, das Breifutter in einem abgetrennten Bereich anzubieten, der nur durch eine elektronische Katzenklappe betreten werden kann. Das Kaninchen, welches den Brei bekommen soll, wird mit einem Microchip ausgestattet und in die Katzenklappe eingespeichert.  Auf die Weise öffnet sie sich nur, wenn dieses Tier sich nähert, nicht jedoch bei den Artgenossen. Ausführliche Informationen dazu finden Sie hier.

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