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Wiesengrün: Gras und Wildkräuter für Kaninchen

Die natürlichste und gesündeste Nahrung für Kaninchen ist das Grünfutter. Einmal daran gewöhnt, dürfen und sollten die Tiere es in unbegrenzten Mengen erhalten.


Achtung: Grünfutter ist NICHT gleich Frisch- oder Saftfutter

Die Begriffe "Frischfutter" und "Saftfutter" bezeichnen alle Futtersorten mit einem hohen Wassergehalt, also z.B. auch Wurzelgemüse und Obst. Diesen fehlt es jedoch an Rohfaser, während sie gleichzeitig (für Kaninchenverhältnisse) zu große Mengen an Kohlenhydraten und Kalorien enthalten.

Grünfutter dagegen - also Kräuter, Blätter, Gräser und Zweige - ist sowohl rohfaserreich als auch kohlenhydrat- und energiearm. Rohfaser ist für das Kaninchen überlebenswichtig, da sie für eine geregelte Verdauung und für einen ausreichenden Zahnabrieb sorgt. 

Somit ist nicht "Frischfutter" als Grundnahrung geeignet, sondern nur eine Untergruppe davon, nämlich das Grünfutter.

Das Grünfutterangebot sollte – außer für übergewichtige Kaninchen – nicht überwiegend oder gar ausschließlich aus Gras bestehen, sondern vorrangig aus gemischten Wiesenkräutern und Blättern.

Letztere werden vom Kaninchen als sogenannter Folivor (Blattfresser) auch instinktiv bevorzugt.


Wiese: die ideale Nahrungsgrundlage für Kaninchen

Grünfutter in Form diverser verschiedener, kompletter Wiesenpflanzen (Stängel, Blätter, Knospen, Blüten und Wurzeln) macht von Frühjahr bis Herbst den mit Abstand größten Teil der Nahrung der Wildkaninchen aus. Ergänzt wird es lediglich durch Äste inklusive Knospen und Blättern, Rinden sowie Wurzeln von Bäumen. Getreide gehört, wenn überhaupt, lediglich während der Herbstmonate zum Futterspektrum der Wildkaninchen, sofern ihnen ein (von Menschenhand angelegtes) Feld zur Verfügung steht.

Vielfältiges frisches Wiesengrün enthält als einzige Futtersorte alles, was ein Kaninchen zum Leben braucht, und sollte wann immer möglich das Grundfutter der Tiere darstellen.

Wichtig ist, neu aufgenommene Kaninchen behutsam daran zu gewöhnen, da jede plötzliche Futterumstellung gefährliche Verdauungsstörungen verursachen kann.

Zudem sollte Wiesengrün möglichst immer im Gemisch gefüttert werden. Dies sichert die Nährstoffzufuhr und verhindert, dass die Kaninchen Sorten im Übermaß fressen, die in größeren Mengen schlecht verträglich sind (z.B. Hahnenfuß, Vergissmeinnicht und Scharbockskraut).

Grünfutter enthält neben der Rohfaser einen hohen Anteil an Flüssigkeit, was eine bedeutsame Prophylaxe gegen Blasengrieß und -steine bietet.

Es kann bei einer naturnahen Fütterung mit einem ständigen Grünfutterangebot durchaus der Fall sein, dass die Tiere – besonders solche in Außenhaltung, wo die Luftfeuchtigkeit vergleichsweise hoch ist – sehr wenig trinken. Dies ist kein Grund zur Beunruhigung, allerdings gilt auch hier, dass natürlich für den Notfall immer frisches Wasser bereit stehen muss.

 

Wiese füttern - aber richtig

Beim Sammeln und Verfüttern von Wiese ist einiges zu beachten:

  • Haben die Kaninchen bisher kein oder nur wenig Grünfutter bekommen, müssen sie langsam daran gewöhnt werden, indem die Menge über mehrere Tage langsam gesteigert werden. Reagieren sie mit Verdauungsbeschwerden, muss die Umstellung langsamer erfolgen (INFO:  Gewöhnung ans Grün).

  • Im Frühjahr ist darauf zu achten, dass die proteinreichen Jungpflanzen langsam angefüttert werden - und nicht abrupt von Blattgemüse / Küchenkräutern / Zweigen auf junge Wiesenpflanzen umgestellt wird.

  • Kaninchen, die noch ungeeignetes Futter (z.B. Pellets, gluten- / laktosehaltige Futtermittel, Mehlprodukte, ...) bekommen, sollten noch kein Grünfutter erhalten, v.a. keine Kohlgewächse. Sie sollten zunächst für einige Tage auf reine Heufütterung umgestellt werden, anschließend wird das Grün aus der Küche über mehrere Tage langsam angefüttert. Kohl sollte erst dazugefüttert werden, wenn die Kaninchen bereits an anderweitiges Grünfutter gewöhnt sind.

  • Sammeln Sie das Grün bevorzugt auf wilden, artenreichen Wiesen mit einer großen Vielfalt an Gräsern, Kräutern und Blumen. Je vielseitiger das Grünfutterangebot, desto besser ist die Nährstoffzufuhr gesichert und desto geringer ist das Risiko, dass die Kaninchen Unbekömmliches zu sich nehmen.

  • Grundsätzlich brauchen Sie beim Sammeln von Wiesenpflanzen nicht zu selektieren. Vergiftungen kommen beim Kaninchen sehr selten vor: Erstens sind sie vergleichsweise resistent gegen Giftstoffe, zweitens werden unbekömmliche Pflanzen instinktiv liegen gelassen. Nur sehr wenige Pflanzenarten wie Eibe und Schierling stellen ein ernstes Risiko dar. Diese sollten Sie kennen und darauf achten, dass die Kaninchen keinen Zugang dazu haben.

  • Waschen Sie Wiesengrün grundsätzlich nicht ab! Als Höhlenbewohner nehmen Kaninchen notwendige Mineralstoffe auch über die Erde auf – sowohl bei der Fellpflege als auch beim Verzehr von Wurzeln. Mit dem gut gemeinten Waschen frischen Grünfutters gehen daher wertvolle Nährstoffe verloren.

  • Sammeln Sie nach Möglichkeit nicht auf Grünflächen, die verstärkt durch Hunde genutzt werden oder sich unmittelbar neben stark befahrenen Straßen befinden. Dies gilt auch für Wegränder.

  • Da Grünfutter v.a. unter extremen Temperaturbedingungen relativ schnell verdirbt , sollte den Kaninchen als Notfallnahrung ständig hochwertiges Heu und Zweige zur Verfügung stehen, um ihnen keinerlei Anreiz zu bieten, auf ungenießbare Nahrung zurückzugreifen.

  • Grünfutter aller Art sollte mindestens zweimal täglich frisch gereicht werden, damit die Kaninchen weder in die Versuchung geraten, Verdorbenes aufzunehmen, noch sich so heißhungrig auf ihre Mahlzeit stürzen, dass sie mit Verdauungsstörungen darauf reagieren.

  • Sobald die Kaninchen an eine Ad-libitum-Grünfütterung gewöhnt sind, reichen Sie bei jeder Mahlzeit so viele verschiedene Wiesenpflanzen wie möglich, um die Kaninchen mit allen benötigten Nährstoffen zu versorgen. Zudem sind einige Sorten wie Hahnenfuß, Vergissmeinnicht und Scharbockskraut im Übermaß schädlich, während sie im Gemisch mit anderen Sorten gut vertragen werden.


Geeignete Futterpflanzen

Gut verträgliche Pflanzenarten sind (soweit nicht anders vermerkt, inklusive Blüten und Wurzeln) u.a.:

  • Beifuß
  • Beinwell
  • Breitwegerich
  • Hahnenfuß*
  • Brennnessel
  • Brombeere
  • Brunnenkresse
  • Gänseblümchen
  • Gräser
  • Hibiskus
  • Himbeere
  • Hirtentäschelkraut
  • Johannisbeere
  • Kornblume
  • Klee
  • Krauser Ampfer
  • Liebstöckel
  • Löwenzahn
  • Luzerne
  • Magerite
  • Ringelblume
  • Rosmarin
  • Rotklee
  • Quirlmalve
  • Sauerampfer
  • Scharbockskraut*
  • Scharfgabe
  • Sonnenblume
  • Sonnenhut
  • Stumpfblättriger Ampfer
  • Thymian
  • Vogelmiere
  • Weißklee
  • Wiesenbärenklau
  • Wiesensalbei
  • Vergissmeinnicht*
  • * im Übermaß giftig - daher nur im Gemisch mit anderem Grün füttern!



Giftpflanzen

Die meisten Kaninchen meiden Giftpflanzen instinktiv oder fressen sie von sich aus nur in geringen, noch verträglichen Mengen. Diese Fähigkeit ist offenbar besonders ausgeprägt bei Tieren, die Zugang zu einer Wiese mit einer großen Auswahl an Pflanzen haben – während Kaninchen, denen nur ein sehr begrenztes oder einseitiges Grünfutterangebot zur Verfügung steht, viel eher auf Unverträgliches zurückgreifen.

Stark giftige Pflanzen, die überhaupt nicht gefressen werden dürfen, sind auf verwilderten Wiesen kaum zu finden. Eine Ausnahme sind Schierling und Jakobskreuzkraut - diese sollten Sie erkennen! Schwach giftige Sorten (Scharbockskraut, Hahnenfuß, Vergissmeinnicht u.a.) werden im Gemisch mit anderem Grün problemlos vertragen, müssen also nicht aussortiert werden.

Am sichersten fahren Sie, indem Sie den Kaninchen stets eine bunte Mischung mit reichlich unterschiedlichen Gras- und Kräutersorten anbieten, sodass der übermäßige Verzehr einer einzelnen Sorte vermieden wird.

Bedenklich sind exotische Pflanzen im Zimmer oder Garten, welche die Kaninchen von Natur aus nicht "kennen". Hier besteht tatsächlich die Gefahr einer Vergiftung. Daher sollten derlei Pflanzen stets außer Reichweite der Tiere gebracht werden.