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Verstopfung, Stase (Darmträgkeit), Ileus (Darmverschluss / Darmlähmung) - Passagestörungen beim Kaninchen

Der Weitertransport des Nahrungsbreis kann im Verdauungstrakt auf verschiedene Weise gestört sein. Allen gemein ist, dass sie durch den Rückstau der Nahrung oft zu einer Magenvergrößerung (Magendilatation), zu Aufgasungen und einer lebensbedrohlichen Kreislaufschwäche führen.

Schlimmstenfalls besteht die Ursache in einem kompletten Magen- oder Darmverschluss (mechanischer Ileus). Oft handelt es sich aber auch um eine mehr oder weniger starke Verstopfung oder eine Stase (Magenentleerungsstörung, Darmträgheit,  Darmlähmung), deren Ursache mitunter unklar bleibt. Auch in diesen Fällen kommt es zur Magendilatation, da der Weitertransport in den Darm verzögert ist.

Oft wird die Magendilatation fälschlicherweise als Magenüberladung bezeichnet. Letztere entsteht jedoch nicht durch einen gestörten Transportmechanismus, sondern durch eine übermäßige Futteraufnahme oder die Aufnahme quellender Futtermittel.


Ursachen des Ileus beim Kaninchen

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen dem mechanischen Ileus (Darmverschluss), welcher infolge einer Verstopfung oder Verlegung entsteht, und dem paralytischen Ileus (Darmlähmung) als Folge einer gestörten Darmmotorik.


Ursachen von Verstopfung und mechanischem Ileus

  • Trichobezoar (=Haarballen)
  • Fremdkörperaufnahme
  • Zahnerkrankung
  • Bewegungsmangel
  • Flüssigkeitsmangel, z.  B. durch zu trockene Fütterung
  • Fettleibigkeit
  • Gebärmuttererkrankung
  • Tumor im Bauchraum
  • Umfangsvermehrung im Darm
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Verstopfungen / Verschlüsse im Magen oder Darm führen dazu, dass der Futterbrei zu langsam bzw. gar nicht mehr weitertransportiert wird und sich der Magen nur verzögert bzw. gar nicht mehr entleeren kann. 

Verstopfungen und Darmverschlüsse werden gefördert durch eine unzureichende Kautätigkeit, durch welche das Futter in großen Brocken abgeschluckt wird - z.B. durch Zahnprobleme oder das Verfüttern von Johannesbrotkernen sowie durch Fütterungsfehler wie Rohfasermangel (meist beim Angebot handelsüblichen Trockenfutters, wodurch Grünfutter und Heu liegen gelassen werden) oder eine zu trockene Fütterung (zu wenig Grünfutter), da strukturierte Rohfaser die Darmpassage aufrecht erhält und ein hoher Flüssigkeitsgehalt in der Nahrung verhindert, dass der Futterbrei zu zähflüssig wird.

Aber auch artgerecht mit hauptsächlich Grünfutter ernährte Kaninchen können betroffen sein, meist wenn sie selbst oder ein Partnertier stark haaren (Fellwechsel, bestimmte Rassen)

Durch das (gegenseitige) Putzen gelangen große Mengen verschluckter Haare in den Magen, verklumpen dort mit dem Futterbrei und bilden eine zähe, unverdauliche Masse, die im schlimmsten Fall als Trichobezoar den Magenausgang oder den Dünndarm verschließt; im harmloseren "nur" die Darmpassage verlangsamt. Abgeschluckte Haare und entstehende Haarballen (Trichobezoare) sind die mit Abstand häufigste Ursache für Passagestörungen.

Dasselbe geschieht, wenn die Nahrung unzureichend zerkaut wird – z.B. durch die bereits erwähnten Zahnerkrankungen oder das Herunterschlingen von Futter, das konsistenz- oder größenbedingt nur ungenügend zerkaut wird (Trockenfutter, Heuhäcksel, ...).

Bewegungsmangel fördert eine Darmträgheit und somit die Anschoppung des Nahrungsbreis im Verdauungstrakt. 

Gefährdet sind sowohl Kaninchen, die nachts oder gar dauerhaft keinen Platz zum Hoppeln und Springen haben, als auch solche, die sich aufgrund einer Primärerkrankung (schwerer Infekt, Fieber, Knochenbrüche, Gleichgewichtsprobleme, Lähmungen, Pododermatitis (=entzündete Fußsohlen), Wirbelsäulenprobleme, anderweitige Schmerzen, allgemeine Schwäche, Fettleibigkeit, ...) nicht gut bewegen können.

Anders als bei Hunden ist das Verschlucken von Fremdkörpern nur selten ursächlich für Darmverschlüsse. Insbesondere artgerecht ernährte Kaninchen "vergreifen" sich kaum an gefährlichen Einrichtungsgegenständen.

Bauchtumore und -abszesse, Gebärmuttervergrößerungen und größere Mengen Bauchfett verdrängen den Darm und engen ihn ein. Verschiedene Verdauungsprobleme können die Folge sein: sowohl Durchfall als auch Verstopfung.

Auch eine Umfangsvermehrung im Darm (z. B. ein Tumor oder Abszess) kann zu einem Verschluss führen. Diese Krankheitsbilder sind vergleichsweise selten. 

Am häufigsten treten Darmverschlüsse im vorderen Abschnitt des Zwölf-Finger-Darms (Duodenums) auf, gelegentlich auch an der sogenannten Ileozäkalklappe oder vor dem Magenausgang. 

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Ursachen des paralytischen Ileus

  • Muskelrelaxantien (Buscopan ® !)
  • Kreislaufschwäche, Schmerzen, Schock
  • Stoffwechselentgleisung, Sepsis (Blutvergiftung)
  • vorangegangener mechanischer Ileus
  • Darminfektion, Entgleisung der Darmflora
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Beim paralytischen Ileus ist die Motorik des Darms beeinträchtigt. Zwar ist die Bemuskelung des Darms beim Kaninchen nur schwach ausgeprägt, aber dennoch unverzichtbar für den Weitertransport der Nahrung.

Muskelrelaxantien wie Butylscopolamin (z. B. Buscopan ®) dürfen bei Kaninchen und anderen kleinen Pflanzenfressern (Meerschweinchen, Degus, Chinchillas, ...) niemals eingesetzt werden! Bereits die einmalige Verabreichung kann tödliche Folgen nach sich ziehen, da die ohnehin schwache Darmmuskulatur durch den Wirkstoff nicht nur entspannt, sondern komplett gelähmt wird. Sollte ein nicht-spezialisierter Tierarzt Ihrem Kaninchen ein entsprechendes Medikament verabreichen wollen, lehnen Sie es in jedem Fall ab!

Eine massive Kreislaufschwäche / Schocksymptomatik kann zum Erliegen der Darmtätigkeit führen. Ursache können z. B. Futterverweigerung, Untertemperatur, Überhitzung, Organversagen, starke Schmerzen, Dehydratation (Austrocknung) oder einen Narkosezwischenfall ausgelöst werden.

Eine Stoffwechselentgleisung, die unbehandelt zur Sepsis (Blutvergiftung) führt, entsteht z. B. infolge einer infektiösen Darmentzündung, einer Allgemeininfektion oder eines Organversagens.

Ein mechanischer Ileus (Darmverschluss) ist immer ein Notfall, der einer sofortigen Intensivtherapie bedarf. Anderenfalls wird die Darmschleimhaut im Bereich des Verschlusses schwer geschädigt. Es kann zum Absterben von Darmabschnitten sowie zu einer irreparablen Schädigung der Darmmotorik kommen. In diesem Fall folgt dem mechanischen ein paralytischer Ileus.

Schwere Darminfektionen kommen vor allem bei Jungtieren sowie immungeschwächten Kaninchen vor. Ursächliche Erreger sind meist E.-coli-Bakterien, Clostridien, Klebsiellen oder Kokzidien. Die freigesetzten Toxine führen innerhalb kürzester Zeit zum Erliegen der Darmmotorik und zur tödlichen Sepsis.

Eine schwere Entgleisung der Darmflora kann außerdem die Folge einer Leberlappentorsion, gravierender Fütterungsfehler (z. B. abrupte Futterumstellung, Ernährung mit Brot / Getreide / Süßigkeiten, ...) oder einer Antibiotikavergiftung sein. Letztere entsteht, wenn bestimmte Antibitika (sog. PLACE-Regel: Penicilline, Lincomycin, Amoxicillin, Cephalosporine, Clindamycin, Erythromycin) oral aufgenommen werden; selten auch, nachdem sie gespritzt wurden.

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Symptome eines Ileus beim Kaninchen

  • Anorexie (= Appetitlosigkeit)
  • Apathie (= Teilnahmslosigkeit)
  • gekrümmte Körperhaltung
  • Ruhelosigkeit
  • Auf-den-Boden-Pressen des Bauches
  • Schmerzmimik
  • Zähneknirschen
  • Kreislaufschwäche
  • Untertemperatur
  • praller, aufgetriebener Bauch
  • ausbleibender Kotabsatz
  • Atembeschwerden
  • Bei geringgradiger Verstopfung: Kleine, harte, trockene Köttel; Köttelketten
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Vergrößerungen des Magens, Verstopfungen und Darmverschlüsse äußert sich in erster Linie durch gering- bis hochgradige, krampfartige Schmerzen

Das Kaninchen stellt die Nahrungsaufnahme ein, wirkt apathisch, nimmt mitunter eine gekrümmte Körperhaltung ein und presst das Hinterteil auf den Boden oder versucht sich wiederholt hinzulegen, steht jedoch gleich wieder auf. Währenddessen zeigt es ein "Schmerzgesicht" und knirscht mitunter mit den Zähnen.

Meist kommt es innerhalb weniger Stunden zu Kreislaufschwäche und Untertemperatur. Die Normaltemperatur kann von Kaninchen zu Kaninchen etwas schwanken; für gewöhnlich liegt sie zwischen 38,3° C und 39,5° C. Sie sollten die individuelle Normaltemperatur Ihrer Tiere kennen, um Abweichungen zu erkennen.

Eine "gewöhnliche" Passagestörung geht nicht mit Fieber einher! Diese Kombination deutet auf eine untypische, oft gravierende Ursache hin, z. B. eine schwerwiegende Infektionskrankheit, Tumore oder Abszesse im Darm!

Ein übergroßer Magen ist in Form eines aufgetriebenen, prallen Bauches durch Abtasten fühlbar.

Aufgrund der Passagestörung kommt es auch relativ schnell zu einem Ausbleiben des Kotabsatzes. Vor allem im Anfangsstadium ist es jedoch nicht unüblich, dass das Kaninchen noch einige "Restköttel", Blinddarmkot oder sogar Durchfall absetzt.

In schweren, fortgeschrittenen Fällen drückt entweder der prall gefüllte Magen selbst oder die in der Folge entstehende Aufgasung auf den Brustkorb und versetzt das Tier dadurch in Atemnot, die sich in veränderten Atembewegungen, bläulich verfärbten Schleimhäuten, einem emporgestreckten Kopf und Maulatmung äußern kann.

Kleine, harte, extrem trockene Köttel sowie "Köttelketten" aus Kötteln und Haaren können die Vorboten einer ernstzunehmenden Verstopfung und / oder eines Darmverschlusses sein. Wenn Sie bei einem Ihrer Kaninchen einen solchen Kotabsatz beobachten, sollten Sie die Darmpassage bereits vorbeugend unterstützen (z.B. durch Laktulose mit eingeweichten Flohsamenschalen).

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Diagnostik bei Ileus

  • Palpation (= Abtasten)
  • Röntgendiagnostik (Beurteilung von Magengröße und -inhalt, Darmfüllung, Gasbildung und -verteilung)
  • Kontrastmittelröntgen (zur Beurteilung der Darmpassage und Lokalisation von Passagehindernissen)
  • Blutuntersuchung (zur Beurteilung der Kreislaufsituation, der Nierentätigkeit und der Notwendigkeit einer OP (Glukosewert!))
  • Urin-Teststreifen (zur Beurteilung der Stoffwechsellage)
  • ggf. Ultraschall

Ein Kaninchen mit Verdacht auf einen Ileus oder eine massive Verstopfung benötigt sofortige medizinische Hilfe!

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Jede Stunde, die vergeht, verschlechtert die Prognose und bereitet dem Tier schlimme Schmerzen.


Palpation

Akut vergrößerte Mägen lassen sich gut ertasten. Der Inhalt hat eine teigige Konsistenz. Besteht die Problematik schon seit mehreren Stunden, gleicht der Magen mehr einem prall mit Wasser gefüllten Ballon, da der Mageninhalt sich zunehmend verflüssigt.


Röntgendiagnostik

Die sichere Diagnose wird durch ein Röntgenaufnahmen gestellt; hierdurch kann die Konsistenz des Mageninhalts (fest, flüssig, aufgegast) auch von weniger geübten Tierärzten sicher und objektiv beurteilt werden. Zudem besteht eine objektive Vergleichsmöglichkeit für spätere Verlaufskontrollen.

Die genaue Diagnose ist elementar für die anschließende Therapie:

  • leerer Magen-Darm-Trakt, geschwächte Magen-Darm-Motorik, leichte Verstopfung => Zwangsfütterung notwendig

  • Verschluss (mechanischer Ileus) oder massiv überfüllter Magen => Zwangsfütterung fatal!

Weiterhin kann objektiv beurteilt werden, wie groß der Magen tatsächlich ist, wie lange der Zustand bereits besteht (beim mechanischen Ileus v. a. anhand der Konsistenz des Mageninhaltes: anfangs homogen, anschließend "spiegeleiartig" durch beginnende Gasbildung) sowie inwieweit eine Magentympanie (= Aufgasung) beteiligt ist. Ein gewöhnlicher Kaninchenmagen ist rund, mit homogenem, strukturiertem Inhalt gefüllt und ragt maximal zu einem Drittel über den Rippenbogen hinaus.

Auch kann die Füllung des Magen-Darm-Trakts bereits einen deutlichen Hinweis auf einen Darmverschluss liefern: Bei dem typischen, im vorderen Dünndarmbereich lokalisierten Verschluss ist die Darmschlinge unmittelbar hinter dem Magenausgang leer und luftgefüllt, der dahinter befindliche Darm hingegen noch futtergefüllt. 

Sitzt der Verschluss in einem anderen Darmabschnitt, kann der Darm zu größeren Anteilen mit Luft gefüllt sein oder gefüllte, stark dilatierte (= überdehnte) Areale aufweisen. In letzterem Fall kann der Magen (noch) eine normale Größe besitzen, da sich der Futterbrei zunächst im Dünndarm und erst später bis in den Magen zurückstaut.


Kontraströntgen

Insbesondere empfiehlt sich ein Kontraströntgen, um zwischen einem kompletten Darmverschluss und einer "nur" verlangsamten / erschwerten Darmpassage unterscheiden zu können, einen möglichen Verschluss genau zu lokalisieren (Grenze von Kontrastmittel zu Gas, Dicke der Darmschlingen) sowie Magenbezoare zu identifizieren. 

Hierfür wird dem Kaninchen vom Tierarzt ein Kontrastmittel (Bariumsulfat oder eine jodhaltige Substanz) eingegeben, das erste Kontrollröntgen erfolgt nach 20-30 Minuten. Dabei kann beobachtet werden, ob und wie schnell sich das Kontrastmittel (und somit der Nahrungsbrei) durch den Magen-Darm-Trakt bewegt. 

Nach 20-25 Minuten sollte das Kontrastmittel bereits deutlich sichtbar in den Dünndarm übergetreten sein. Nach spätestens 60 Minuten sollte es auch im Caecum sichtbar sein, nach 3-5 Stunden sollte es den kompletten Darm passiert haben. 

Magenbezoare fallen dadurch auf, dass sie sich nicht mit dem Kontrastmittel anreichern. Stattdessen wird ein ausgesparter Bereich sichtbar. Die Übergänge zum kontrastmittelgefüllten Bereich sind meist fransig. In einem Magen, der frei von Haarballen ist, verteilt sich das Kontrastmittel hingegen vollständig und legt sich glatt den Magenwänden an.

Allerdings gilt dies nur, wenn ausreichend große Mengen Kontrastmittel eingegeben werden (d. h. vom angerührten Bariumsulfat mindestens 15 ml / kg). Bei einem Kaninchen mit bereits vergrößertem Magen ist dies nicht möglich (Gefahr der Magenruptur)! Im Falle einer starken Magendilatation werden nur wenige Milliliter Kontrastmittel verabreicht, um zunächst zu prüfen, ob der Verdauungstrakt überhaupt durchgängig ist.

Taucht nach der Magenentleerung und Besserung des Patienten plötzlich erneut Kontrastmittel im Magen auf, liegt dies daran, dass das Kaninchen seinen Blinddarmkot aufgenommen hat und auch das Kontrastmittel somit ein weiteres Mal "verdaut".

Abtasten alleine liefert keine sichere Diagnose - vor allem nicht, wenn sie im Notdienst erfolgt und kein Heimtierspezialist im Haus ist! Bestehen Sie daher auf Röntgendiagnostik in zwei Ebenen!


Blutuntersuchung

Eine Blutuntersuchung ist anzuraten, um den Allgemeinzustand des Kaninchens beurteilen zu können sowie die Nierentätigkeit zu überprüfen, was im Falle einer Narkose sowie vor der Verabreichung bestimmter Medikamente potenziell lebensrettend ist. 

Beim Verdacht auf einen Ileus (Darmverschluss) sollte parallel zum Kontraströntgen jeweils vor der Röntgenaufnahme der Glukosewert bestimmt werden. Ein steigender Wert liefert einen weiteren Hinweis auf einen Ileus. Auch lassen sich anhand der Blutglukose der Allgemeinzustand, die Narkosefähigkeit und die Prognose beurteilen. 

Die Glukose-Normalwerte betragen beim Kaninchen 76–148 mg/dl oder 4,2–8,2 mmol/l. Gestresste Tiere besitzen oft leicht erhöhte Werte. Eine deutliche Erhöhung ist hingegen krankheitsbedingt. Kritisch ist der Zustand ab Werten von mehr als 360 mg/dl bzw. 20 mmol/l.


Urinuntersuchung

Zusätzlich empfiehlt es sich eine Harnuntersuchung mittels Urin-Teststreifen, da auf diese Weise sehr schnell und einfach die Stoffwechsellage überprüft werden kann, was mitunter bereits wertvolle Hinweise liefert. So deuten vorhandene Ketonkörper und ein saurer pH-Wert auf eine schwere Stoffwechselentgleisung durch längerfristige Nahrungsverweigerung hin.

Achtung: Bei Urinsticks aus der Humanmedizin kommt es auf dem Ketonkörper-Feld oftmals zu falsch-positiven Ergebnissen.


Ultraschall

In bestimmten Fällen gehört auch ein Ultraschall zur Diagnostik. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn eine Magendilatation mit Fieber einhergeht: Dann ist der Darm möglicherweise durch einen Abszess oder Tumor verlegt. 

Ein Ultraschall ist auch dann potentiell lebensrettend, wenn der schlechte Allgemeinzustand abrupt eingetreten ist und die Röntgenaufnahmen eine massive Aufgasung, aber keinen überfüllten Magen zeigen. In diesem Fall liegt möglicherweise eine Leberlappentorsion vor.

Der Verdacht erhärtet sich, wenn im Blut eine starke Erhöhung der Leberwerte und eine Anämie sichtbar sind. Eine Leberlappentorsion sollte umgehend chirurgisch behandelt werden, da die meisten Kaninchen sie mit einer rein konservativen Therapie nicht überleben. Dies ist leider leichter gesagt als getan, da die wenigsten Tierärzte Erfahrung mit der OP haben und die Diagnosestellung mittels Ultraschall sehr schwierig ist, wenn sich viel Gas im Darm befindet.

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Therapie des Ileus beim Kaninchen


Richtig therapieren

  • geeignetes Analgetikum (= Schmerzmittel): Metamizol*, ggf. auch Butorphanol oder Buprenorphin; KEIN Meloxicam
  • Abführmittel (i.d.R. Laktulose)*
  • Prokinetikum (fördert Muskelkontraktionen, lindert Übelkeit)
  • Antiemetikum (lindert Übelkeit)
  • Antitympanikum (= "Entgaser")*
  • Schleimhautschutz
  • Catosal ® (zur Stabilisierung des Stoffwechsels)
  • ggf. Antibiose
  • Pro- und Präbiotikum (zur Stabilisierung der Darmflora)
  • Infusionen
  • Wärmezufuhr
  • "Massagen" des Bauches
  • ggf. Magensondierung
  • ggf. Sauerstoffzufuhr
  • Mechanischer Ileus: bei nur leichter Magendilatation ggf. vorsichtige Zwangsfütterung; bei starker Magendilatation nicht zwangsfüttern!
  • Paralytischer Ileus / Stase: engmaschige Zwangsfütterung - Menge der Magengröße anpassen!
  • notfalls Operation

* Diese Medikamente gehören in die Hausapotheke. Sie können bereits auf Verdacht als Erste-Hilfe-Medikamente eingegeben werden, bevor Sie sich auf den Weg zum Tierarzt machen (Dosierung s. u.).

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Schmerztherapie

Ein sehr wichtiger Bestandteil der Therapie ist ein geeignetes Schmerzmittel (i. d. R. Metamizol (50-65 mg/kg alle 4 Std oder 75 mg/kg alle 6 Std), ggf. auch ein Opiat wie Butorphanol (0,1–1 mg/kg alle 4–6 h) oder Buprenorphin (0,01–0,06 mg/kg alle 6–12 h), das injiziert (und nicht eingeflößt) werden sollte: Im Falle einer Passagestörung können oral verabreichte Medikamente nicht oder nur eingeschränkt resorbiert werden! 

Bei Kreislaufschwäche mit deutlicher Untertemperatur (< 37,0° C) sollten alle Schmerzmittel intravenös, also über einen Venenkatheter, verabreicht werden: Unter die Haut gespritzte Medikamente können in diesem Fall meist nicht mehr resorbiert werden.

Metamizol wirkt zentral schmerzhemmend und krampflösend. Opiate bewirken eine noch intensivere zentrale Schmerzhemmung.

Bei letzteren ist jedoch Vorsicht geboten: Untersuchungen haben gezeigt, dass die erstmalige Verabreichung von Opiaten die Darmmotorik fördern kann; die wiederholte Verabreichung sie hingegen negativ beeinflussen kann. Dieses Risiko muss aber möglicherweise in Kauf genommen werden, wenn anders keine ausreichende Schmerzausschaltung möglich ist. Opiate werden vor allem bei hochgradigen Magendilatationen eingesetzt, da diese mit immensen Schmerzen verbunden sind.

Die Schmerztherapie ist nicht nur aus Tierschutzgründen zwingend notwendig, sondern verbessert auch die Prognose erheblich: Denn bei Schmerzen schüttet der Körper riesige Mengen Stresshormone aus, die die Darmmotorik zusätzlich hemmen.

Meloxicam hingegen ist bei Magen-Darm-Passagestörungen völlig ungeeignet.


Abführmittel

Weiterhin erhält das Kaninchen oral reichlich abführende Medikamente, in der Regel Laktulose (1-2 ml / kg p.o., bei Bedarf jede Stunde). Diese ist vor allem dann vorteilhaft gegenüber Speiseölen, wenn sich ein Passagehindernis in den hinteren Darmabschnitten befindet - denn Speiseöle werden bereits im vorderen Dünndarm resorbiert. Laktulose hingegen wird nicht resorbiert, sondern passiert den kompletten Verdauungstrakt.

Laktulose muss immer mindestens 30 Minuten zeitversetzt zu anderen oralen Medikamenten verabreicht werden, da es ansonsten deren Resorption beeinträchtigen kann.

Achtung: Die Verabreichung von Paraffinöl wird nicht mehr empfohlen (siehe unten)!


Förderung der Darmmotorik

Ein Prokinetikum (z. B. Metoclopramid, 3x tgl. 0,5 mg/kg s.c., i.v.; es kann helfen, die erste Injektion mit 5 mg/kg zu dosieren - also zehnmal höher) wirkt gegen Übelkeit, zudem fördert es die Muskelkontraktionen im Magen und Darm und somit den Weitertransport des Nahrungsbreis.


Medikamente gegen Übelkeit

Ein Antiemetikum wie Maropitant (1x tgl. 1 mg/kg s.c.), z. B. Cerenia ®, oder Metoclopramid (3x tgl. 0,5 mg/kg s.c., i.v.), z. B. Emeprid ®, kann das Befinden erkrankter Tiere erheblich verbessern: Passagestörungen sind meist mit Übelkeit verbunden, welche durch das Antiemetikum gelindert wird. Dadurch fühlen sich die Kaninchen nicht nur besser, sondern beginnen auch eher wieder zu fressen und genesen schneller.


Entschäumer

Um Magen-Darm-Tympanien (Aufgasungen), die infolge des ausbleibenden Weitertransportes der Nahrung auftreten, entgegenzuwirken, wird zusätzlich ein Antitympanikum wie Simeticon (3x tgl. 60-80 mg/kg p.o.) verabreicht. Dieses wirkt gegen sogenannte schaumige Gärungen: große Gasblasen spalten sich in viele kleine, wodurch sie leichter ausgeschieden werden können.


Schleimhautschutz

Ein Schleimhautschutz-Präparat wie Ranitidin (2x tgl. 2–4 mg / kg s.c.), Omeprazol (2x tgl. 20 mg/kg s.c.) oder Sucralfat (2x tgl. 25 mg/kg p.o.) sollte möglichst erst gegeben werden, nachdem eine intakte Nierentätigkeit sichergestellt wurde.

Die Schleimhautschutzpräparate sind vor allem dann sehr zu empfehlen, wenn die Passagestörung bereits seit mehr als 24 Stunden besteht: Häufig kommt es dann zu Entzündungen der Schleimhäute, welche die Genesung erheblich verzögern können, wenn sie nicht gezielt behandelt werden.

Da ein Magenschutz die Resorption anderer oral verabreichter Medikamente beeinträchtigen kann, sollte er immer mindestens 30 Minuten zeitversetzt gegeben werden. Diese "Abstandsregel" gilt nicht für Medikamente, die nicht resorbiert werden, sondern nur lokal im Darm wirken (z. B. Laktulose, Simeticon, Pro- und Präbiotika): Sie dürfen zeitgleich gegeben werden.


Catosal ®

Diese Injektionslösung enthält u. a. organische Phosphorverbindungen und B-Vitamine. Sie stimuliert verschiedene Stoffwechselprozesse und trägt zur Stabilisierung des Patienten bei. Üblicherweise wird das Präparat in einer Dosierung von 1 ml/kg einmal täglich gespritzt.


Antibiose

Antibiotika sind ebenfalls anzuraten, wenn die Problematik bereits länger (> 12 Stunden) anhält. In diesem Fall besteht die Gefahr, dass im Darm befindliche Keime in die Blutbahn übertreten oder die Darmflora entgleist. Auch, wenn ein Kaninchen infolge einer Antibiotika-Vergiftung (d. h. nach oraler Gabe, selten auch nach Injektion von Penicillinen, Lincomycinen, Cephalosporinen oder Erythromycin) eine Darmlähmung entwickelt, muss eine "darmfreundliche" Antibiose als sogenannte "Gegenantibiose" verabreicht werden.

Bei Magen-Darm-Erkrankungen kommen i. d. R. die Wirkstoffe Enrofloxacin (2x tgl. 10 mg/kg s.c.), z. B. Baytril ® oder Orniflox ®, und Metronidazol (2x tgl. 5 mg/kg i.v.) zum Einsatz.


Pro- / Präbiotika

Um die meist angeschlagene Darmflora zu unterstützen, ist die Verabreichung von Pro- und Präbiotika dringend anzuraten. Dies ist allerdings erst sinnvoll, wenn die Darmtätigkeit wiederhergestellt ist.


Infusionstherapie

Um eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu garantieren, den Darminhalt zu verflüssigen und die Kreislauffunktion aufrecht zu erhalten, sind intravenöse Infusionen (mind. 50 ml / kg / Tag, bei Dehydration mehr) dringend anzuraten. Meist erhalten die Kaninchen in den ersten Stunden 5-6 ml / kg).

Subkutane, also unter die Haut gespritzte Infusionen, sind weniger effektiv und bei deutlicher Untertemperatur wirkungslos, da sie von einem kreislaufgeschwächten Tier nur noch schlecht resorbiert werden können.

Bei einer Körpertemperatur über 37,0° C können körperwarme, unter die Haut gespritzte Infusionsdepots sinnvoll sein, um den Patienten aufzuwärmen. Sobald dies funktioniert, kann die Flüssigkeit auch wieder besser resorbiert werden. Bessert sich der Allgemeinzustand aber nicht oder ist das Tier stärker unterkühlt, sind intravenöse Infusionen unerlässlich.


Wärmezufuhr

Unterkühlte Kaninchen (Körpertemperatur unter 38,0-38,5° C - individuelle Unterschiede!) benötigen Wärmezufuhr, um den Kreislauf zu stabilisieren. Hierzu eignen sich z.B. Wärmematten oder -kissen für Haustiere, Wärmeflaschen, spezielle Wärmeboxen oder auch eine Rotlichtlampe, die so positioniert wird, dass das Kaninchen sich ihr bei Bedarf auch entziehen kann. Weiterhin kann fürs Erste ein körperwarmes, subkutanes Infusionsdepot sinnvoll sein s. o.).


"Massagen"

Damit sich das Abführmittel gut mit dem Mageninhalt durchmischt, sind sanfte "Massagen" von großer Bedeutung, um das Medikament zu verteilen und die Verdauungstätigkeit anzuregen. Je nach Magengröße kann der Magen behutsam "durchgeknetet" werden oder darf nur durch sehr leichtes Darüberstreichen stimuliert werden. In letzterem Fall empfehlen sich kreisende Bewegungen von vorne links nach vorne rechts und anschließend nach hinten rechts, um den Nahrungsbrei gemäß der Verdauungsanatomie voran zu befördern.

Niemals darf auf einen stark vergrößerten Magen zusätzlicher Druck ausgeübt werden! Dies wäre für das Kaninchen mit qualvollen Schmerzen verbunden und könnte schlimmstenfalls zu einem tödlichen Einriss der Magenwand führen. Ein praller Magen darf nie "mit Gewalt" massiert, sondern immer nur sanft stimuliert werden!


Magensondierung

Eine Magensondierung kann für größere Kaninchen lebensrettend sein, da auf diese Weise Mageninhalt abgezogen und dem Kaninchen Linderung verschafft werden kann. Bei kleinen Kaninchen ist dies i. d. R. nicht möglich, da die Sonden infolge ihres geringen Durchmessers sofort verstopfen.

Generell sollte sorgfältig abgewogen werden, ob der mit einer Magensondierung verbundene Stress bzw. das Risiko einer Sedation bei einem ohnehin bereits kreislaufgeschwächten Tier in Kauf genommen werden sollte.

Durch die übers Mäulchen eingeführte Magensonde wird flüssiger Mageninhalt mithilfe einer Einwegspritze abgezogen. Oftmals ist der Brei hierfür jedoch - auch bei größeren Tieren - zu dickflüssig. Auch erfolgt meist keine Ursachenbeseitigung, da sich z.B. Bezoare und Fremdkörper auf diesem Wege nicht entfernen lassen. Vor allem Haare führen oft auch zu einer fortwährenden Verstopfung der Sonde, was die Therapiemaßnahme erschwert. 

Jedoch kann die vorübergehende, effektive Linderung der Symptome, welche durch einen übergroßen Magen ausgelöst werden (Schmerzen, Atembeschwerden, Druck aufs Herz), einen großen Vorteil für die weitere Therapie bedeuten.

Weiterhin können dem Kaninchen durch die Ernährungssonde Medikamente wie Laktulose, Antitympanika und Kontrastmittel eingeflößt werden. Dies ist zwar normalerweise auch ohne Sonde per Einwegspritze möglich, in einigen Fällen verweigern die Kaninchen jedoch das Schlucken, wenn ihr Magen bereits stark vergrößert ist.


Sauerstoffzufuhr

Kaninchen mit Atembeschwerden sollten reinen Sauerstoff zugeführt bekommen. Dies kann in einer "richtigen" Sauerstoffbox erfolgen oder das Kaninchen wird in eine mit Plastikfolie umwickelte Box gesetzt, in welche mittels eines Schlauchs der Sauerstoff eingeleitet wird.

Eine Zwangsfütterung ist bei einem Darmverschluss sowie bei massiver Magendilatation lebensgefährlich (siehe unten)! Lediglich bei einem nur leicht vergrößerten Magen ohne sichtbaren Verschluss kann vorsichtig zwangsgefüttert werden, um die Verdauungstätigkeit anzukurbeln und den Mageninhalt zu verflüssigen. 

Dafür empfiehlt es sich, den Futterbrei extrem flüssig, d.h. wässrig anzurühren. Anstatt mit Wasser kann der Brei mit der ohnehin benötigten Menge Laktulose und Simeticon anzumischen, um das Volumen oral verabreicher Substanzen möglichst gering zu halten.

Möchten Sie zwangsfüttern, sollte das Kaninchen nur wenige Milliliter je Stunde erhalten: Das Ziel ist die Stimulation der Magenmuskulatur, nicht das gewaltsame "Stopfen" des Magens! 

Vor jeder Fütterung muss der Magen vorsichtig abgetastet werden, um sicherzugehen, dass er nicht weiter dilatiert. Sobald der Magen wieder eine physiologische Größe erreicht hat (gewissermaßen durch Abtasten, sicher per Röntgen erkennbar), muss möglicherweise mit einer (intensiven) Zwangsfütterung begonnen werden, da viele Kaninchen aufgrund des schlechten Allgemeinbefindens nicht sofort wieder selbstständig Nahrung aufnehmen.

Beim Füttern sollten zunächst nur äußerst kleine, sehr flüssig angemischte Mengen verabreicht werden, um dem Magen zu schonen, d.h. bei Zwergkaninchen nicht mehr als 5ml pro Mahlzeit, bei größeren entsprechend mehr.

Zur Vorbeugung von Aufgasungen aufgrund der noch eingeschränkten Futteraufnahme muss die Verabreichung des Antitympanikums (s.o.) unbedingt fortgeführt werden.


Chirurgische Therapie

Bei ausbleibender Besserung oder einer so starken Magendilatation, dass der Magen zu reißen droht, ist eine Operation zu erwägen

Da betroffene Kaninchen meist so geschwächt sind, dass eine Narkotisierung erhebliche Risiken mit sich bringt, stellt diese Form der Therapie immer eine riskante Notlösung dar. 

Vor einer Operation sollte in jedem Fall eine Blutuntersuchung und Kreislaufstabilisierung (Wärme, intravenöse Infusion, reiner Sauerstoff, ggf. Magensondierung) erfolgen. Diese Form der Kreislaufstabilisierung muss auch während der Narkose fortgeführt werden.

Ist ein Bezoar oder anderweitiger Fremdkörper die Ursache der Erkrankung, sollte möglichst versucht werden, diesen in Richtung Dickdarm zu massieren, wo er i.d.R. keine Probleme mehr bereitet. Zur Not kann er auch zurück in den Magen massiert und dort chirurgisch entfernt werden.

In einigen Fällen entwickelt sich der Verschluss allerdings erst im Dickdarm, da dem Nahrungsbrei hier Flüssigkeit entzogen wird. In diesem Fall kann versucht werden, den (i.d.R.) Bezoar mit Druck und Massagen durch die Darmwand mechanisch zu zerkleinern.

Eine Eröffnung des Darms sollte immer erst die letzte Maßnahme darstellen: Die Überlebenschancen sind ausgesprochen schlecht, da es nach der OP zu massiven Entzündungen sowie zu Vernarbungen kommen kann. Letztere führen dazu, dass in diesem Bereich eine deutliche Engstelle im Darm entsteht, wodurch das Risiko eines neuerlichen Ileus (Rezidivs) hoch ist.

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So nicht! Häufige Behandlungsfehler

Es ist trauriger Alltag, dass unzählige Kaninchen an den Folgen einer Passagestörung sterben, da sie unzureichend oder komplett falsch therapiert werden.

Nicht-spezialisierte Tierärzte haben oftmals nur eine Grundregel im Kopf: "Kaninchen dürfen nicht fasten." Infolgedessen wird häufig direkt oder ausschließlich zu einer Zwangsernährung geraten, sobald ein Kaninchen das Fressen verweigert; ohne (ausreichende) Diagnostik, geeignete Medikamente oder Unterstützung des Kreislauf.

Nicht selten werden die Patienten buchstäblich totgefüttert, da ihnen unter Zwang Futter verabreicht wird, obwohl der Magen sich nicht entleeren kann.

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Eine Zwangsfütterung kann bei einer starken Magenvergrößerung oder einem Darmverschluss tödlich sein! Der Weitertransport in den Darm geschieht durch den im überfüllten Magen herrschenden Druck von selber, sobald die Ursache behoben ist. 

Eine Zwangsfütterung hingegen ist für das Kaninchen, das bereits unter massiven Magenschmerzen und Völlegefühl leidet, nicht nur qualvoll, sondern kann auch schnell tödlich enden, wenn der noch weiter überdehnte Magen Druck auf Herz und Lungen ausübt oder die dünnen Magenwände schlichtweg reißen.

Unter die Haut gespritzte Infusionen (subkutane Infusionen) sind bei einem kreislaufschwachen Tier häufig unwirksam. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die periphere Durchblutung bei einem schwachen Kreislauf (Körpertemperatur < 37-38° C und / oder allgemeine Schwäche) herabgesetzt ist und das Flüssigkeitsdepot dadurch nicht resorbiert werden kann.

Eine Stabilisierung des Kreislauf muss immer durch eine intravenöse Infusion erfolgen, d.h. das Tier muss an den Topf gehängt werden. Dies gilt für Kaninchen ebenso wie für Meerschweinchen, Hunde, Katzen und Menschen. Da eine subkutane Infusionen einfacher und bequemer ist, ziehen viele nicht-heimtieraffine Tierärzte sie trotz ausbleibender Wirkung dem Legen eines Venenkatheters vor.

Ausnahmen: In Einzelfällen, in denen das Legen des Venenkatheters partout nicht gelingen mag, kann körperwarme Infusionslösung in den Bauchraum (intraperitoneal) verabreicht werden. Bei leichter Untertemperatur (37,0° C-38,0° C) kann versucht werden, den Patienten durch warme subkutane Infusionsdepots aufzuwärmen.

Körperwarme subkutane Infusionen können auch dann anstelle intravenöser Infusionen verabreicht werden, wenn der Allgemeinzustand des Kaninchens noch gut ist und es keine Untertemperatur hat. Verschlechtert sich der Zustand, muss jedoch eine intravenöse Infusion eingeleitet werden!

Gelegentlich werden auch völlig ungeeignete Medikamente verabreicht. Dazu gehören:

  • Muskelrelaxantien (Buscopan!)
  • Cortison
  • bestimme Antibiotika
  • Meloxicam
  • (Paraffinöl, Speiseöl, Ananassaft)

Fragen Sie daher genau nach, was Ihr Kaninchen bekommen soll, und lehnen Sie das Medikament gegebenenfalls ab! Sie retten Ihrem Tier damit das Leben!

Keinesfalls darf dem Kaninchen ein Muskelrelaxans wie z.B. Buscopan ® verabreicht werden! Muskelrelaxantien wirken krampflösend, indem sie zu einer Muskelerschlaffung führen. Dies mag bei Hunden, Katzen und Menschen gut funktionieren; der nur schwach bemuskelte Magen-Darm-Trakt des Kaninchens hingegen wird durch Muskelrelaxantien komplett lahmgelegt. Die resultierende Darmlähmung führt häufig zum Tod.

Cortison scheint eine "Verzweiflungsmaßnahme" einiger nicht-spezialisierter Tierärzte zu sein, da es appetitanregend wirkt. Es versteht sich von selber, dass dadurch keine Behandlung der Ursache erfolgt! 

Darüber hinaus reagieren Kaninchen, verglichen mit Hunden und Katzen, äußerst empfindlich auf Cortison: Bereits die einmalige Applikation kann ihr Immunsystem massiv unterdrücken oder zu einer Lebererkrankung führen. Daher ist Cortison beim Kaninchen nur in sehr seltenen Ausnahmefällen angezeigt, z.B. bei lebensbedrohlicher Atemnot oder zur Palliativtherapie von Tumorpatienten.

Ungeeignete Antibiotika können das Todesurteil für ein Kaninchen bedeuten. Dazu gehören Antibiotika mit den folgenden Wirkstoffen: Penicillin, Lincomycin, Ampicillin, Amoxicillin, Cephalosporine, Clindamycin oder Erythromycin. 

Oral verabreicht, führen diese Wirkstoffe zu lebensgefährlichen Entgleisungen der Darmflora. Werden sie gespritzt, ist dieses Risiko deutlich geringer; bei bereits vorhandenen Verdauungsproblemen aber wiederum erhöht, ohne, dass auch nur irgendein Nutzen damit einhergehen würde.

Als Therapiebestandteil bei Passagestörungen dürfen ausschließlich darmfreundliche Antibiotika (meistens Enrofloxacin und Metronidazol) verwendet werden, welche die gutartige Darmflora erhalten, anstatt sie zusätzlich zu belasten.

Meloxicam (z. B. Metacam ®, Meloxoral ®, Melosus ®) ist ein entzündungshemmendes Schmerzmittel. Es gehört zur Gruppe der sogenannten NSAID und wirkt hervorragend bei Kaninchen, die sich verletzt haben, operiert wurden oder einen Entzündungsprozess im Körper aufweisen. 

Bei Magen-Darm-Beschwerden ist Meloxicam hingegen vollkommen ungeeignet! Die schmerzlindernde Wirkung des Meloxicams beruht rein auf Entzündungshemmung: Magendilatationen, Darmverschlüsse und Verstopfungen gehen aber nicht mit Entzündungen einher. Somit erfolgt auch keine Schmerzlinderung.

Gleichzeitig kann Meloxicam in bestimmten Situationen (z.B. bereits vorhandene Magen-Darm-Problematik, Kreislaufschwäche, Flüssigkeitsmangel) zu Schleimhautgeschwüren und Nierenversagen führen.

Opiate sind nicht unumstritten, da sie zwar eine hervorragende Schmerzlinderung bewirken, eine bereits vorhandene Darmträgheit jedoch theoretisch verstärken können. In der Praxis stellt letzteres aber offenbar kein großes Problem dar. Hinzu kommt, dass es keine wirkliche Alternative zu Opiaten gibt, wenn - in schweren Fällen - Metamizol keine ausreichende Schmerzausschaltung bewirkt.

Als Schmerzmittel bei Verdauungsbeschwerden sollte in jedem Fall Metamizol verwendet werden: Es wirkt zentral schmerzhemmend und wird auch von geschwächten Tieren sehr gut vertragen. Die zusätzliche Verabreichung eines Opiats muss aus dem erwähnten Grund sorgfältig abgewogen werden.

Speise- und Paraffinöl sowie Ananassaft sind keine geeignete Therapiemaßnahme bei Verstopfungen. Speiseöl sollte nur dann notfallmäßig zum Einsatz kommen, wenn auf die Schnelle keine Laktulose verfügbar sein sollte:

Paraffinöl wirkt zwar abführend, kann jedoch tödliche Folgen haben, falls das Kaninchen sich bei der Eingabe verschlucken und es in die Atemwege geraten sollte. Speiseöl wirkt nur dann, wenn sich die Verstopfung im Magen oder unmittelbar dahinter befindet: Es wird im Dünndarm resorbiert und gelangt somit nicht bis in die hinteren Darmabschnitte. Ananassaft schadet in der Regel nicht, hat aber auch keinerlei Nutzen.

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Prognose

Die Prognose ist abhängig von Schweregrad, Stadium und Auslöser der Erkrankung sowie Allgemeinzustand und Therapiemaßnahmen. Gelingt die Stabilisierung des Kreislaufs, erfolgt Kotabsatz und / oder beginnt das Kaninchen wieder mit der Futteraufnahme, steht die Prognose günstig. Kaninchen hingegen, die bereits stark kreislaufgeschwächt sind, versterben oft auch unter Intensivtherapie an der Erkrankung. Auch Operationen werden nicht immer überlebt - oder das Kaninchen verstirbt in den darauffolgenden Stunden, da der Darm nicht wieder zu arbeiten beginnt.


Prophylaxe

  • ausreichend Platz Tag und Nacht (mind. 2-3 qm pro Tier)
  • gutes Körpergewicht
  • kein Trockenfertigfutter!
  • kein getrocknetes Obst / Gemüse
  • keine Heuhäcksel
  • keine Johannesbrotkerne
  • Heu und Grünfutter rund um die Uhr
  • Grünfutter mindestens 2x täglich frisch
  • Tierarztbesuch beim Verdacht auf Zahnprobleme
  • Unterstützung beim Fellwechsel
  • Beobachtung des Kotabsatzes
  • keine ungeeigneten Medikamente
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Die beste Verbeugung gegen Passagestörungen stellen eine artgerechte Haltung und Ernährung dar. Hierzu gehören Platz zum Hoppeln und Springen rund um die Uhr (=> Ankurbelung der Verdauung) und das Streichen von Mischfutter, Pellets, Weizen, Mehlprodukten, Obst- und Gemüsechips sowie uneingeweichten Lein-, Flohsamen- und Chiasamen vom Speiseplan.

Frischfutter sollte reich an strukturierter Rohfaser sein und daher vorrangig aus Grünfutter (d.h. Gräsern, Kräutern und blättrigen Futtermitteln sowie Zweigen), weniger aus Wurzelgemüse und Obst bestehen. Für den Fall, dass einmal kein genießbares Grünfutter mehr verfügbar sein sollte (z.B. durch Verwelken, Verschmutzen, Frost oder Hitze), muss den Kaninchen jederzeit eine gut verträgliche, rohfaserhaltige "Ersatznahrung" (Heu, Zweige, sonstige Gehölze) zur Verfügung stehen.

Das Grünfutter sollte jederzeit zur freien Verfügung stehen und mindestens zweimal täglich frisch gereicht werden, wobei die Menge immer großzügig bemessen werden sollte, sodass bis zur nächsten Mahlzeit noch etwas übrig ist - permanent angeboten, wird das Grünfutter gleichmäßig und entspannt verzehrt, was einem hastigen Fressen und ungenügenden Kauen vorbeugt.

Verstopfungen kommen ebenfalls selten vor, wenn sowohl Grünfutter als auch ausreichend Platz zum Hoppeln rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Der hohe Wassergehalt sowie die bewegungsbedingt ständige Ankurbelung des Verdauungstraktes beugen einem Eindicken des Nahrungsbreis effektiv vor.

Übergewicht begünstigt die Entstehung von Verdauungsproblemen massiv, da Kaninchen vor allem im Bauch große Mengen Fettgewebe bilden und dieses den Magen-Darm-Trakt nach vorne verdrängt. Dadurch wird er in seiner Funktion eingeschränkt.

Zahnprobleme können unzureichende Kauvorgänge und somit das Verschlucken zu großer Nahrungsbestandteile zur Folge haben. Besteht der Verdacht auf ein Zahnproblem (z.B. durch Speicheln, verlangsamtes Fressen, veränderte Kaubewegungen, plötzliches Selektieren weicher Futtersorten, eine schiefe Kopfhaltung beim Fressen, Probleme beim Abbeißen / Nagen usw.), sollte zeitnah ein kaninchenkundiger (!) Tierarzt aufgesucht werden, der die Maulhöhle kontrollieren und den Schädel röntgen kann.

Wenn eines der Kaninchen stark haart (z.B. beim Fellwechsel), kann durch Bürsten und sanftes "Herausziehen" abgestorbener Haare verhindert werden, dass übermäßig viele Haare beim Putzen verschluckt werden. 

Treten bei dem betreffenden Kaninchen oder einem Artgenossen, mit dem es regemäßig Fellpflege vollzieht, erste Anzeichen einer Verstopfung auf (Köttelketten aus Kötteln und Haaren oder sehr kleine, harte, trockene Köttel), sollte vorsorglich zwei- bis dreimal täglich Laktulose (1-2 ml/kg Körpergewicht) verabreicht werden, bis sich der Kot wieder normalisiert hat. Zusätzlich können in der Laktulose Flohsamenschalen (1 Messerspitze / kg Körpergewicht) eingeweicht werden.

Achtung bei der Medikamentenwahl: Nicht auf Kaninchen spezialisierte Tierärzte richten sich möglicherweise nach den Empfehlungen für Hunde oder Katzen. Das kann für ein Kaninchen fatal sein, denn einige sind für seinen Verdauungstrakt hochgiftig:

  • Das krampflösende Medikament Butylscopolamin (Buscopan ®) führt beim Kaninchen zu einer kompletten Darmlähmung.

  • Die Antibiotika-Wirkstoffe Penicillin, Licomycin, Amoxicillin, Cephalosporin, Clindamycin und Erythromycin dürfen einem Kaninchen niemals oral verabreicht werden, da sie seine natürliche Darmflora abtöten. In seltenen Fällen geschieht dies auch, wenn sie gespritzt werden.


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