Die Website für zeitgemäße Kaninchenhaltung

"Gesundes Trockenfutter" für Kaninchen

Immer wieder wird - meist von Privathändlern übers Internet - für angeblich gesundes Trockenfutter geworden. Je nach Sorte werden hierfür unterschiedliche Eigenschaften angepriesen:

  • "strukturiert"
  • "getreidefrei"
  • "rohfaserreich"
  • "kalziumarm"
  • "pelletiert"

Strukturiertes Trockenfutter für Kaninchen

Diese Art von Trockenfutter ist die einzige, welche nicht direkt verantwortlich für Verdauungserkrankungen ist.

Die Begründung liegt auf der Hand: Dadurch, dass die Inhaltsstoffe naturbelassen sind, d.h. lediglich getrocknet, aber nicht zermahlen werden, bleibt ihre natürliche Struktur unberührt. Dadurch bleiben Darmträgheiten infolge eines verarbeitungsbedingt hochverdaulichen Futterbreis aus. Ein ausreichender Anteil der Rohfaserpartikel ist - ebenso wie bei frischer Kost - groß genug, um direkt als "unverdaulich" ausgeschieden zu werden; d.h. die Darmpassage ist nicht verlangsamt.

Allerdings können die enthaltenen Trockenkräuter dazu führen, dass das Kaninchen seinen Blinddarmkot nicht mehr frisst und es dadurch zu Kotverschmutzungen im  Fell kommt.

Struktur-Trockenfutter hat keinerlei Vorteile gegenüber frischem Grünfutter. Darüber hinaus liegt die Problematik des geringen Wassergehaltes hier ebenso vor wie bei jedem anderen Trockenfutter (inklusive Heu).


Getreidefreies Trockenfutter für Kaninchen

Ein Trend in der Heimtierhaltung ist momentan die getreidefreie Fütterung. Tatsächlich ist in Trockenfutter verarbeitetes Getreide für den Verdauungstrakt des Kaninchens gänzlich ungeeignet; das heißt aber im Umkehrschluss nicht, dass alles, was kein Getreide enthält, nicht genauso schädlich sein kann!

Trockenfutter, das sich ausschließlich aus Gräsern, Kräutern, Gemüse, Vitamin- und Mineralpräparaten zusammensetzt, ist zwar artgerechter, kalorienärmer und folglich besser geeignet als die meisten Fertigmischfuttersorten; alle anderen Problematiken (fehlende Flüssigkeit, hoher Energie- und Kalziumgehalt, mangelnder Zahnabrieb,  Belastung der Zahnwurzeln, verarbeitete und somit zerstörte Futterstruktur) bleiben jedoch bestehen und fördern die oben beschriebenen Erkrankungen.


Rohfaserreiches Trockenfutter für Kaninchen

Eine allgemeine Empfehlung lautet, dass Trockenfutter zu mindestens 15 % aus Rohfaser bestehen sollte. Die Tatsache, dass zermahlene Rohfaser (wie sie z.B. in Pellets enthalten ist), dem Kaninchen kaum mehr etwas nützt, bleibt dabei meist unberücksichtigt.

Weder wird der Zahnabrieb durch das pelettierte Futtermehl in irgendeiner Weise gefördert, noch profitiert die Verdauung davon - im Gegenteil: Nur grobe Rohfaserpartikel, die größer als 0,3 mm sind, werden direkt am Blinddarm vorbeischleust und als Hartkot ausgeschieden; ein Vorgang, der die Verdauung in Schwung hält, der Vermehrung pathogener Keime und somit Aufgasungen vorbeugt. Ein ausschließlich aus kleineren Partikeln bestehender Nahrungsbrei hingegen ist hochverdaulich, gelangt also zur weiteren Verdauung komplett in den Blinddarm. Eine typische Folge ist die Entgleisung der Darmflora.

Rohfaser ist daher nicht gleich Rohfaser - wichtig ist, dass sie in naturbelassener Form vorliegt. Dies ist lediglich bei sogenanntem "strukturierten Trockenfutter" der Fall (s. o.).


Kalziumarmes Trockenfutter für Kaninchen

Um dem Halter die Angst vor Kalzinosen (Grieß und Steine im Harntrakt) zu nehmen, werden spezielle Trockenfuttersorten hergestellt, die einen geringen Gehalt an Kalzium aufweisen. Prophylaxe in dieser Art ist jedoch mehr als fragwürdig.

Grundsätzlich wird das Risiko von Kalzinosen natürlich verringert, wenn das Kaninchen nicht mehr Kalzium als notwendig zu sich nimmt. Die wichtigste Vorsorgemaßnahme gegen Harngrieß und Nierenverkalkung sowie gegen Blasenentzündungen, nicht zuletzt auch Verdauungserkrankungen, ist und bleibt jedoch eine hohe Flüssigkeitszufuhr - und die erfolgt mit kalziumarmem Trockenfutter ebenso wenig wie mit kalziumreichem.

Kalzium ist ein lebensnotwendiger und bei artgerechter Fütterung völlig unproblematischer Mineralstoff: Selbst "kalziumreiche Frischfuttersorten" enthalten zugleich so viel Flüssigkeit, dass überschüssige Mineralien problemlos mit dem Harn ausgeschieden werden.

Vergleichbar ist dies mit einem Löffel Zucker, den man in Wasser auflöst: Auch große Mengen Zucker lösen sich problemlos, wenn sie mit ausreichend Wasser gemischt werden. Bei einer zu geringen Flüssigkeitsmenge hingegen fällt der Zucker aus und lagert sich am Boden des Gefäßes (respektive der Harnblase) an. 

Kaninchen besitzen aufgrund ihres lebenslangen Zahnwachstums einen ausgesprochen hohen Kalziumbedarf. Eine gezielt kalziumarme Fütterung fördert Zahn- und Knochenerkrankungen.