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Grünes aus der Küche für Kaninchen: Kräuter, Salat, Kohl, Gemüsegrün und Co.

Blattgemüse und Küchenkräuter

"Stadtkaninchen", die nur eingeschränkt mit frischem Wiesengrün ernährt werden können, sind auf eine überwiegende Fütterung mit Blattgemüse und Küchenkräutern angewiesen. Zwar stellen beide Futtersorten aus mehreren Gründen nur einen suboptimalen Wiesenersatz dar, eine bessere Alternative gibt es jedoch auch nicht.

Karotten, Paprika etc. sind kein Grünfutter, sondern Wurzelgemüse! Als rohfaserarme und kohlenhydratreiche Futtermittel sollten sie nur in sehr kleinen Mengen gereicht werden. 

 

Vorzüge vom Grünfutter aus der Küche

  • Blattgemüse und Küchenkräuter, auch als "strukturiertes Gemüse" bezeichnet, sind bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Kopfsalat, Eisberg- und Romanasalat) reich an Zellulose (Rohfaser).Dies bedeutet, dass die Kaninchen diese Futtermittel nur durch intensives Mahlen zerkleinern können – sie halten dadurch Zähne, Zahnfleisch und Kiefer gesund. Dieser Effekt ist bei frischem Wiesengrün allerdings ausgeprägter.

  • Der Flüssigkeitsgehalt von Gemüse ist zwar geringer als der von Wiesengrün, aber dennoch relativ hoch.Somit leistet er einen guten Beitrag zur Gesunderhaltung des Harntraktes, da Bakterien und Kalziumkristalle sofort ausgeschwemmt werden, wodurch sowohl Entzündungserscheinungen als auch die Entstehung von Blasengrieß und -steinen weitestgehend vermieden wird. Auch scheinbar „sehr kalziumhaltige“ Gemüsesorten sind grundsätzlich unproblematisch, da sie zugleich so viel Flüssigkeit enthalten, dass der Harn stark verdünnt wird und Kalziumionen problemlos ausgeschieden werden.

  • Durch den hohen Rohfaser- und Flüssigkeitsanteil von Blattgemüse und Küchenkräutern muss ein Kaninchen große Mengen konsumieren, um seinen Energiebedarf zu decken. Dadurch verbringt es einen Großteil seines Tages mit Fressen, was dem Zahnabrieb nützt, die Verdauung ankurbelt und nicht zuletzt einen Zeitvertreib darstellt.

Grünes aus der Küche füttern - aber richtig

  • Haben die Kaninchen bisher kein oder nur wenig Grünfutter bekommen, müssen sie langsam daran gewöhnt werden, indem die Menge über mehrere Tage langsam gesteigert werden. Reagieren sie mit Verdauungsbeschwerden, muss die Umstellung langsamer erfolgen (INFO:  Gewöhnung ans Grün).

  • Kaninchen, die noch ungeeignetes Futter (z.B. Pellets, gluten- / laktosehaltige Futtermittel, Mehlprodukte, ...) bekommen, sollten noch kein Grünfutter erhalten, v.a. keine Kohlgewächse. Sie sollten zunächst für einige Tage auf reine Heufütterung umgestellt werden, anschließend wird das Grün aus der Küche über mehrere Tage langsam angefüttert. Kohl sollte erst dazugefüttert werden, wenn die Kaninchen bereits an anderweitiges Grünfutter gewöhnt sind.

  • Kohlgewächse müssen besonders langsam angefüttert werden, ansonsten kann es zu Verdauungsstörungen kommen. Kaninchen, die aktuell Verdauungsprobleme haben, sollten kein Kohlgemüse erhalten. An (Blatt-)Kohl gewöhnte Kaninchen dürfen ihn in großen Mengen fressen.

  • Bittersalate sind ein hervorragendes Winterfutter. Anderweitige Sorten wie Kopf- und Eisbergsalat sollten eher in kleinen Mengen gefüttert werden, da sie trotz der Blattstruktur relativ rohfaserarm sind.

  • Da Grünfutter v.a. unter extremen Temperaturbedingungen relativ schnell verdirbt (z.B. welkt, gärt oder gefriert), sollte den Kaninchen als Notfallnahrung ständig hochwertiges Heu und Zweige zur Verfügung stehen, um ihnen keinerlei Anreiz zu bieten, auf ungenießbare Nahrung zurückzugreifen.

  • Grünfutter aller Art sollte mindestens zweimal täglich frisch gereicht werden, damit die Kaninchen weder in die Versuchung geraten, Verdorbenes aufzunehmen, noch sich so heißhungrig auf ihre Mahlzeit stürzen, dass sie mit Verdauungsstörungen darauf reagieren.

  • Reichen Sie bei jeder Mahlzeit mindestens fünf, grundsätzlich so viele verschiedene Sorten wie möglich, um die Kaninchen optimal mit Nährstoffen abzudecken. Variieren Sie die Sorten immer wieder ein wenig.

  • Bio-Gemüse wird von Kaninchen grundsätzlich bevorzugt und ist gesünder, jedoch kein Muss. Allerdings reagieren einige chronisch kranke Kaninchen sehr sensibel auf gespritztes Gemüse. Um den Verdauungsstörungen entgegenzuwirken, hilft in diesem Fall meist tatsächlich nur ein Einkauf im Bio-Laden.

  • Insbesondere, wenn kein Wiesengrün zur Verfügung steht, sind Zweige von Laub- sowie Nadelbäumen ein sehr wertvolles Futtermittel, um die Kaninchen mit Mineralstoffen, sekundären Pflanzenstoffen und Proteinen abzudecken. Wann immer möglich, sollten sie den Kaninchen zusätzlich zum Grünfutter aus der Küche angeboten werden – idealerweise ad libitum (s.u.).

Gut und eingeschränkt geeignete Sorten

Grundsätzlich dürfen Kaninchen nahezu alle Blattgemüse- und Küchenkräutersorten fressen, die auch für den menschlichen Verzehr geeignet sind. Hinzu kommen verschiedene Gemüsegrün und Blätter, die der Mensch normalerweise nicht zu sich nimmt. Allerdings gibt es bei einigen Sorten etwas zu beachten. Die folgende Liste gibt Ihnen einen Überblick.

  • Basilikum
  • Blumenkohlblätter**
  • Braunkohl**
  • Chicoree
  • Chinakohl**
  • Dill
  • Eichblattsalat
  • Eisbergsalat*
  • Endiviensalat
  • Feldsalat
  • Fenchelgrün
  • Friséesalat
  • Grünkohl**
  • Jaromakohl**
  • Kamille
  • Karottengrün
  • Kerbel
  • Kopfsalat*
  • Koriander
  • Kresse
  • Kohlrabiblätter
  • Löwenzahn
  • Mairübenblätter
  • Majoran
  • Mangold
  • Minze
  • Oregano
  • Petersilie
  • Pfefferminze
  • Radicchio
  • Radieschenblätter
  • Romanasalat*
  • Romanesko**
  • Rosmarin
  • Rotkohl**
  • Rucola
  • Salbei
  • Schnittlauch
  • Senfkohl**
  • Spinat
  • Spitzkohl**
  • Stangensellerie
  • Thymian
  • Weißkohl**
  • Wirsing**
  • Zuckerhut

* eher rohfaserarm; nur in kleinen Mengen füttern

** Kohlgewächs - langsame Gewöhnung über mehrere Tage nötig; unverträglich, falls die Kaninchen (noch) handelsübliches Trockenfutter / glutenhaltiges Getreide bekommen