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Aktivitätsphasen von Kaninchen: dämmerungs- und nachtaktive Tiere

Wer einmal ein Kaninchen so richtig rennen, springen und Haken schlagen gesehen hat, wird sich vorstellen können, wie es sich auf engen Raum gesperrt fühlt. Dies ist einer der Gründe, weshalb das Einsperren von Kaninchen in Käfige oder Ställe gegen §2 des Tierschutzgesetzes verstößt. Nähere Informationen zur Rechtslage finden Sie hier.

Das Problem der Bewegungseinschränkung trifft übrigens u.a. auch auf die Käfig- oder Stallhaltung von Meerschweinchen zu, deren Platzbedarf zwar geringer als der von Kaninchen ist, die aber ebenfalls jederzeit spontan sprinten können möchten - was in den handelsüblichen Behausungen beim besten Willen nicht möglich ist.

Immer wieder hört man selbst von Tierärzten, „eine oder zwei Stunden Freilauf am Tag sollten es schon sein“ – dann sei nichts dagegen einzuwenden, die Tiere für den Rest des Tages in einen Käfig zu sperren (Anm.: Die Bezeichnung „Käfig“ wird nachfolgend für sämtliche Behausungen verwendet, in denen die Kaninchen weder rennen noch springen können).

Solche Menschen können sich unmöglich schon einmal ernsthaft Gedanken über die Bedürfnisse unserer kleinen Heimtiere gemacht haben - die in einem Käfig nicht weniger leiden, als es eine Katze oder ein Hund tun würde. Wer würde wohl einem Hundebesitzer sagen, er könne seinen Hund ruhig dauerhaft an eine 2-Meter-Leine binden, solange er täglich eine Stunde mit ihm Gassi geht?

Der Tagesablauf eines Kaninchens sieht keineswegs so aus, dass es ein bis zwei Stunden durch die Gegend rennen möchte und den Rest des Tages damit zufrieden wäre, tatenlos in seiner "Aufbewahrungsbox" zu hocken.

Kaninchen sind von Natur aus wechselaktiv. Das bedeutet, dass ihre Ruhe- und Akitivitätsphasen schnell und häufig innerhalb von 24 Stunden wechseln.

Dies ist schon allein deswegen von großer Bedeutung, da die Verdauungstätigkeit des Kaninchens - anders als bei Fleischfressern und beim Menschen - nicht hauptsächlich durch Muskeltätigkeit, sondern vor allem durch ständig nachfolgenden Nahrungsbrei sowie durch Bewegung aufrecht erhalten wird. "Erzwungene" stundenlange Ruhephasen oder ausbleibende Nahrungsaufnahme haben eine Verdauungsträgheit zur Folge, die schwere, oft tödliche Komplikationen nach sich ziehen kann. Demnach könnten Kaninchen gar nicht die ganze Nacht über schlafen, ohne gesundheitliche Probleme davonzutragen.

Hinzu kommt, dass gerade während der Dämmerung und der Nacht die Aktivitätsphasen der Tiere überwiegen. Das bedeutet mit anderen Worten:

Es ist schlichtweg vermenschlichend, von einer guten Tierhaltung auszugehen, wenn ein Kaninchen "den ganzen Tag" Freilauf erhält und "nur nachts" eingesperrt wird. Der natürliche Rhythmus der Kaninchen wird bei dieser Vorgehensweise ebenso ignoriert wie ihre Verdauungsphysiologie. Man könnte dieses Schema in etwa damit vergleichen, von einem Menschen zu erwarten, dass er drei Tage lang aktiv ist und anschließend zwei Tage lang durchschläft.

Nur mit dauerhaftem Freilauf, d.h. mindestens 3 qm pro Kaninchen (bis max. 3 kg Körpermasse) rund um die Uhr, können wir den Bedürfnissen der Tiere gerecht werden.