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Grünfutterunverträglichkeit beim Kaninchen?


Ursachen: Warum vertragen manche Kaninchen kein Grünfutter?

Erscheint eine Futterumstellung auf Grünfutter nicht möglich, da die Kaninchen mit Verdauungsstörungen reagieren, gilt es, die Ursache herauszufinden und zu beheben - primäre Grünfutterunverträglichkeiten beim Kaninchen gibt es nicht!


Vorangegangene Fehlernährung

Die Darmflora des Kaninchens passt sich auch an ungeeignete Futtermittel an, soweit es ihr möglich ist. Dadurch kommt es vor, dass auch schädliche Futtermittel zunächst keine offensichtlichen Symptome hervorrufen - während neue, gesunde Futtermittel, auf welche der Verdauungstrakt nicht eingestellt ist, scheinbar zu Problemen führen.

Weiterhin können Futtermittel, die Kaninchen von Natur aus nicht gut verdauen können (z.B. Gluten und Laktose), chronische Darmentzündungen verursachen. Diese verursachen mitunter lange Zeit keine Symptome; sie lassen den Darm aber hochsensibel auf neue Futtermittel reagieren. In diesem Fall ist es notwendig, die schädliche Sorten zunächst komplett vom Speiseplan zu streichen und dem Darm 1-2 Wochen Zeit zu geben, um sich zu regenerieren, ehe langsam das Grünfutter eingeführt wird.


Zahnerkrankungen

Kaninchen mit Zahnproblemen sind oft in der Zerkleinerung ihrer Nahrung beeinträchtigt, wodurch zu große und dementsprechend schwer verdauliche Futterbestandteile abgeschluckt werden. Da Grünfutter generell schneller gärt als Trockenfutter, treten die Verdauungsstörungen zunächst nur hier auf. Mit einem Verzicht auf Grünfutter erfolgt daher keine ursächliche, sondern lediglich eine symptomatische Behandlung - die meist noch nicht einmal von Dauer ist, da unbehandelte Zahnproblematiken sich im Laufe der Zeit weiter verschlimmern.

An erster Stelle steht hier also die Abklärung und Behandlung des Zahnproblems. Wurde dahingegend bereits alles getan und das Kaninchen reagiert aufgrund einer nicht-behebbaren Zahnveränderung sensibel auf Grünfutter (z. B. da es nur noch wenige Zähne besitzt), kann es helfen, die Darmflora durch eine dauerhafte Gabe von Nahrungsergänzungsmitteln zu stabilisieren. Dazu eignen sich Prä- und Probiotika wie Apfelpektinflocken, gemahlene Flohsamenschalen und OmniBIotic10 ®. Ausführliche Informationen dazu finden Sie hier:

In jedem Fall ist es bei scheinbaren Grünfutterunverträglichkeiten umso wichtiger, die Kaninchen für die Zukunft gesund zu ernähren, um den gesundheitlichen Schäden entgegenzuwirken!


Darmparasiten

Ein chronischer Befall mit Darmparasiten (meist Kokzidien), aber auch bestimmten Bakterien (z. B. Klebsiellen), kann den Darm erheblich reizen und schädigen. Es ist möglich, dass Symptome zunächst nur in Verbindung mit Grünfutter auftreten, da der angeschlagene Darm hochsensibel auf das "neue" Futter reagiert. 

Erscheint eine Umstellung auf Grünfutter nicht möglich, ist daher neben einer Zahnkontrolle immer auch eine Kotuntersuchung wichtig. Hierzu muss an 3 aufeinanderfolgenden Tagen Kot gesammelt und anschließend als sogenannte "Sammelkotprobe" beim Tierarzt abgegeben werden. Dies ist notwendig, da Parasiteneier und mitunter auch Bakterien nur sporadisch ausgeschieden werden, sodass Kot von einem einzigen Tag zu einem falsch-negativen Ergebnis führen kann.


Problem in der Bauchhöhle

Tumore, große Mengen Fettgewebe und - bei unkastrierten Häsinnen - eine stark angebildete Gebärmutter können den Darm verdrängen. Dadurch ist er in seiner Funktion beeinträchtigt. Auch dies kann ein möglicher Grund dafür sein, dass ein Kaninchen zu Verdauungsproblemen neigt. Röntgenaufnahmen in mindestens zwei Ebenen (auf der Seite und auf dem Rücken liegend) bringen die Ursache i. d. R. ans Tageslicht. Insbesondere eine vergrößerte oder tumorös veränderte Gebärmutter sowie übermäßiges Bauchfett sind auf Röntgenaufnahmen sehr gut zu erkennen.

Liegt eine fragliche Umfangsvermehrung vor oder kann eine Masse nicht eindeutig zugeordnet werden, kann auch ein Ultraschall hilfreich sein.

In seltenen Fällen liegen chronische Verklebungen von Darmschlingen vor. Es ist nachvollziehbar, dass auch dadurch die Darmtätigkeit beeinträchtigt sein kann. Derartige Verklebungen sind eine mögliche Komplikation der Häsinnenkastration, aber auch eine mögliche Folge von Entzündungsherden im Bauchraum. In einigen Fällen können sie durch ein Kontraströntgen festgestellt werden. Dabei fallen z. B. Engstellen, unnormale Lagerungen und ein zu geringer Füllungszustand einzelner Darmabschnitte auf. 

In manchen Fällen kann die Diagnose allerdings nur durch eine Probelaparotomie, also eine Eröffnung des Bauches zur Diagnosefindung, festgestellt werden. In diesem Fall würde man versuchen, die Verklebungen von Hand vorsichtig zu lösen.  Da dieser Eingriff vergleichsweise riskant ist, gilt es sorgfältig abzuwägen, ob er in einem Verhältnis zu den vorliegenden Verdauungsproblemen steht. 


Anpassung der Darmflora

Der Verdauungstrakt des Kaninchens passt sich, soweit möglich, auch ungeeigneter Kost an. Daher reagieren Kaninchen, die bereits über einen längeren Zeitraum hinweg falsch ernährt wurden, oft besonders sensibel auf Futterumstellungen. Dies gilt vor allem für die nährstoffreichen Jungpflanzen des Frühjahrs, Kohlgewächse, Klee, nasses Futter sowie ferner auch gespritztes Gemüse aus dem Lebensmittelladen. Am unproblematischsten ist daher eine Umstellung auf Wiesengrün im Sommer und im Herbst; im Winter und Frühjahr sollte besser mit ungespritzten Küchenkräutern begonnen werden.


Die Umstellung auf Grünfutter möglich machen

Bedenken Sie stets, dass Pflanzen und ihre frischen (!) Bestandteile das Alleinfutter der Wildkaninchen darstellen: Ihr Verdauungstrakt hat sich über Tausende von Generationen hinweg dem Angebot der Natur angepasst. Eine Umstellung auf die natürliche Ernährung ist daher, auch wenn sie sich zunächst als schwierig gestalten sollte, in jedem Fall die richtige Entscheidung!

Liegt ein gesundheitliches Problem vor, hat dessen Behebung natürlich oberste Priorität (z. B. Zahnsanierung, Gewichtsreduktion, Behandlung von Darmparasiten, Kastration, ...). Im Anschluss sollte baldmöglichst die Futterumstellung angegangen werden.

Folgende Tipps haben sich bei sensiblen Kaninchen bewährt:


Darmschonendes Trockenfutter für Kaninchen

Schädliches Trockenfutter muss, anders als oftmals behauptet, keineswegs "langsam ausgeschlichen" werden. Sie können es direkt 1:1 durch darmschonendere Trockenfuttersorten ersetzen. Hierzu gehören neben Heu auch getrocknete Blätter, Gräser und Blüten, Zweige,  Rindenstreifen sowie kleine Mengen (glutenfreies) Getreide im Spelz.

Der direkte Ersatz von handelsüblichem Trockenfutter durch weniger bedenkliche getrocknete Futtermittel stellt keine bedenkliche abrupte Futterumstellung dar, da der Flüssigkeitsgehalt sich nicht verändert. Daher kommt der Kaninchendarm in aller Regel problemlos damit zurecht.

Achten Sie darauf, dass alle Inhaltsstoffe in ihrer natürlichen Struktur vorliegen; nur dann sind sie verdauungsschonend. Insbesondere sollten keine Pellets oder anderweitig zermahlenes und dann wieder zusammengepresstes Futter enthalten sein, da die feinen Partikel komplett in den Blinddarm gelangen und ihn überlasten, während sie zugleich Darmträgheiten fördern.

Eine Ausnahme sind bestimmte Pellet-Sorten, die extra grobe Rohfaser enthalten, wie zum Beispiel Cuni Complete Adult ® . Sie dürfen in kleinen Mengen enthalten sein. Einen größeren Anteil sollten sie nicht ausmachen, da sie - im Gegensatz zu strukturierten Futtermitteln nicht durch mahlende, sondern durch quetschende Kaubewegungen zerkleinert werden und somit kaum zum natürlichen Zahnabrieb beitragen. 

Harte Futterkomponenten wie Nüsse, Gemüsechips, Erbsenflocken und Saaten sind gänzlich ungeeignet: Sie können zu Zahnfrakturen führen und fördern das retrograde Zahnwachstum.

Weiterhin muss das Futter unbedingt frei von Gluten und Laktose sein.

Ehe Sie mit der Fütterung von frischem Grün beginnen, sollte der Darm des Kaninchens sich regenerieren. Hierzu sollten Sie ihm 1-2 Wochen Zeit geben, in denen Sie ausschließlich Heu und die o. g. unschädlichen Futtermittel reichen. Bei Kaninchen mit chronischem Durchfall sollten Sie das Futter von vornherein selber mischen und dabei ausschließlich rohfaserhaltige, gut verträgliche Bestandteile verwenden; also beispielsweise keinerlei Getreide, auch nicht im  Spelz oder in Flockenform.

Sobald die Kaninchen keinerlei Verdauungsbeschwerden mehr zeigen, beginnen Sie ganz allmählich mit der Umstellung auf Grünfutter.


Darmschonende Grünfuttersorten

Füttern Sie zu Beginn der Umstellung keine eiweißhaltigen und potenziell blähenden Futtermittel wie beispielsweise Klee, Kohl oder eiweißreiche Jungpflanzen (Achtung v. a. im Frühjahr). Auch nasses Frischfutter kann jetzt unter Umständen noch problematisch sein. Gut verträglich ist Wiesengrün im Sommer und Herbst, zu anderen Jahreszeiten beginnen Sie besser mit ungespritzten Küchenkräutern und ebenfalls unbehandelten, gut verträglichen Blattgemüsesorten (z.B. Bittersalate, Karottengrün).


Die richtige Menge Grünfutter

Starten Sie konsequent mit ein bis zwei Blättchen oder wenigen Grashalmen pro Tier und Tag und steigern Sie die Menge vorsichtig. Beim Auftreten von Durchfall kehren Sie zunächst zu der Menge zurück, welche das Tier noch gut vertragen hat, und steigern Sie sie beim nächsten Mal geringfügiger.

Heu-Wasser-Diäten sind bei Verdauungsproblemen gänzlich ungeeignet, da damit eine weitere Futterumstellung vorgenommen und das Tier auf die nächste Frischfutterration noch empfindlicher reagieren würde.


Herkunft des Grünfutters

Sammeln Sie möglichst kein Grünfutter in der Nähe stark befahrener Straßen oder "Hundewiesen". Besser geeignet ist das Pflücken im Garten, auf Spielplätzen oder aus dem eigenen Blumentopf.

Gemüse ist am besten verträglich, wenn Sie es im Bio-Laden besorgen; bei sensiblen Tieren kommt es anderenfalls mitunter zu Reaktionen auf die Chemikalien.


Zusammensetzung der Futterration

Nehmen Sie anfangs keine abrupten Änderungen in der Zusammensetzung des Grünfutters vor. Bleiben Sie z. B. bei einer ausgeglichenen Mischung aus Gräsern, Löwenzahn, Wegerich und Schafgarbe und steigern Sie die Menge aller gereichten Futterpflanzen gleichermaßen. Erst, wenn die Kaninchen diese Sorten ad libitum vertragen, sollten Sie nach und nach weitere Komponenten ergänzen.


Fütterungsreihenfolge

Reichen Sie morgens grundsätzlich als erstes hochwertiges Heu - selbst, wenn noch ausreichend Heu vom Vortag vorhanden ist. Auch vermeintlich satte Tiere mögen die frisch aus der Tüte geholten, duftenden Hälmchen meist sehr gerne. Durch die Fütterung von Heu, an das die Kaninchen bereits gewöhnt sind, wird die Verdauung schonend angekurbelt, das erst mehrere Stunden später gereichte Grünfutter besser vertragen und weniger hastig gefressen. Sobald die Kaninchen ständig Grünfutter zur Verfügung haben, spielt es keine Rolle mehr, zu welchen Uhrzeiten Sie Grünfutter und Heu nachfüllen.


Umstellung einer Kaninchengruppe

Müssen mehrere Tiere umgestellt werden, empfiehlt es sich, das Grünfutter anfangs einzeln aus der Hand zu füttern, um sicherzugehen, dass jedes von ihnen die abgestimmte Ration erhält. Dies ist in der Regel unproblematisch, da die meisten Kaninchen, die kein Grünfutter gewohnt sind, heißhungrig darauf reagieren und es Ihnen gerne abnehmen werden.


Medikamentöse Unterstützung

Bei Kaninchen mit sehr empfindlicher Verdauung empfiehlt es sich, sie während der Futterumstellung mit verschiedenen Präparaten zu unterstützen. Dazu eignen sich Prä- und Probiotika wie Apfelpektinflocken, gemahlene Flohsamenschalen und OmniBIotic10 ®. Ausführliche Informationen dazu finden Sie hier:

Gegebenenfalls ist auch ein Antitympatikum (z.  B. Simeticon Dechra ® ,  Sab Simplex ®) zu verabreichen. Antitympatika beugen Aufgasungen vor. Präbiotika enthalten die Nahrungsgrundlage der physiologischen Darmflora, unterstützen also deren Vermehrung und dadurch eine geregelte Verdauung. Beide Medikamente sind völlig ungefährlich und frei von Nebenwirkungen. Viele weitere Informationen rund ums Thema Futterumstellungen finden Sie hier: