Die Hypovolämie, eine Unterversorgung mit Flüssigkeit, also Austrocknung des Körpers, kann durch unzureichende Futter- / Flüssigkeitsaufnahme (Inappetenz, keine Trinkmöglichkeiten, ...), eine gestörte Flüssigkeitsresorption im Darm (Ileus, Stase), Druck auf große Blutgefäße (Magendilatation, Magenüberladung, Aufgasung, Tumor, ...), chronisches Nierenversagen (Flüssigkeitsverlust über den Harn) oder starken Durchfall ebenso verursacht werden wie durch einen hohen Blutverlust. Eine weitere Ursache sind Hitzschläge sowie Verbrennungen, da diese dem Elektrolytehaushalt des Körpers schaden.
Je nach Ursache wird eine intravenöse Infusion, evtl. sogar eine Bluttransfusion verabreicht und gegebenenfalls die ursächliche Erkrankung behandelt.
Erste-Hilfe-Maßnahmen sind das Anbieten oder im Notfall Einflößen von reichlich Flüssigkeit (ca. 10 ml / kg - Achtung, nicht bei prallem Magen!!) sowie Grünfutter und, falls vorhanden, die Erstversorgung der Blutung bzw. Verbrennung.
Prophylaxe
- allgemeine Unfallprophylaxe
- allgemeine Hitzschlagprophylaxe
- artgerechte Fütterung
- Unterstützung des Fellwechsels
- täglich Futteraufnahme beobachten
- regelmäßige Gewichtskontrollen
- regelmäßige Prüfung des Hautturgors
Unfälle mit Blutungsgefahr passieren in Wohnungshaltung v. a. durch Treten, Einklemmen in Türen oder Fenstern, Stöße durch zu schnelles Öffnen von Türen sowie andere Haustiere (v.a. Katzen und Hunde). In Außenhaltung stellen Raubtiere (v.a. Füchse und Marder, aber auch freilaufende Katzen) ebenfalls eine Gefahr dar. Stürze von hohen Ebenen oder dem Arm sind ein weiteres Risiko.
Hitzschlaggefahr droht v.a. bei der (tierschutzwidrigen) Haltung in handelsüblichen Ställen, aber auch in unbeschatteten Außengehegen, auf Südbalkonen, Dachterrassen, in Dachgeschosswohnungen und überhitzten Fahrzeugen.
Eine artgerechte Fütterung kann Verdauungserkrankungen wie Ileus, Stase, Verstopfung und Durchfall in vielen Fällen vorbeugen. Auch die Unterstützung des Fellwechsels gehört zu einer guten Ileus-Prophylaxe.
Verbrennungen kommen beim Kaninchen selten vor. Ungesicherte Kerzen sind eine mögliche Gefahrenquelle.
Eine schleichend nachlassende Futteraufnahme führt meist zu chronischen Flüssigkeitsdefiziten, da Kaninchen den Großteil der benötigten Flüssigkeit über ihre Nahrung aufnehmen und nur den gröbsten Durst über aktives Trinken stillen. Verschiedene Grunderkrankungen, z. B. Zahn-, Mittelohr-, Nieren-, Gebärmutter- und Tumorerkrankungen, können dazu führen, dass ein Kaninchen immer weniger Futter und somit auch zu wenig Flüssigkeit aufnimmt.
Auch regelmäßiges Wiegen hilft zu erkennen, ob ein Kaninchen insgesamt zu wenig frisst oder aus anderen Gründen an Gewicht verliert. Bei entsprechenden Auffälligkeiten muss die Ursache immer zügig abgeklärt werden.
Durch die Prüfung des Hautturgors erkennen Sie eine fortgeschrittene Austrocknung ganz leicht: Greifen Sie sich eine große Hautfalte am Rücken des Kaninchens, ziehen Sie sie leicht nach oben und lassen Sie sie dann wieder los. Beim gut hydrierten Tier verstreicht die Falte sofort (innerhalb einer Sekunde).
Eine Hautfalte, die nur zögerlich oder gar nicht mehr verstreicht, ist ein deutliches Anzeichen einer Dehydratation!
Eine frühzeitige Diagnosestellung und Therapie verhindert, dass das Kaninchen überhaupt erst in einen Schockzustand gerät.
Es ist für jeden Kaninchenhalter empfehlenswert, das Verabreichen subkutaner Infusionen zu erlernen und die entsprechende "Ausrüstung" in der Hausapotheke parat zu haben.
Ihr Tierarzt kann Ihnen zeigen, wie Sie Ihrem Kaninchen im Notfall selbstständig ein Infusionsdepot unter die Haut spritzen können. Am einfachsten funktioniert dies mit 50-ml-Spritzen und aufgesetzten Butterfly-Kathetern. Als Infusionslösung für den Notfall hat sich RingerLactat bewährt.