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Schock beim Kaninchen

Der Schockzustand bezeichnet ein lebensbedrohliches Kreislaufversagen, das durch eine unzureichende Blutversorgung des Körpers entsteht und durch eine Vielzahl von Ursachen ausgelöst werden kann.

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In der ersten Schockphase kommt es zur sogenannten "Zentralisation": Hierbei konzentriert der Körper die Blutversorgung auf die wichtigsten Organe, v.a. das Gehirn, während insbesondere die Extremitäten unterversorgt bleiben. Dies geht vonstatten, indem das Stresshormon Adrenalin ausgeschüttet wird; dadurch verengen sich die Arteriolen und Venolen (die kleinsten im Körper vorhandenen Blutgefäße); das Blut kann infolgedessen nicht mehr bis in die Zellen vordringen, um diese zu versorgen.

In der zweiten, tödlich verlaufenden Schockphase kommt es zur "Dezentralisation": Die Engerstellung der Haargefäße bewirkt mit der Zeit einen Anstau der sauren Endprodukte des Kohlenhydrahtstoffwechsels, wodurch es zu einer Azidose (=Übersäuerung des Blutes) kommt. Diese Übersäuerung wiederum animiert die Arteriolen dazu, sich wieder zu erweiten – während die Venolen verengt bleiben. Dadurch beginnen sich nun auch die Erythrozyten (=rote Blutkörperchen) in den Haargefäßen anzustauen, es kommt infolge der einsetzenden Blutgerinnung zur Entstehung von Thromben (=Blutgerinnseln) und somit zur Verstopfung der Gefäße und Gewesenekrosen (=dem Absterben von Gewebe).

Um ein Eintreten in die irreversible zweite Schockphase zu verhindern, müssen betroffene Tiere umgehend kreislaufstabilisiert, d.h. in erster Linie beruhigt und infundiert werden. Zusätzlich sind Sauerstoff- und Wärmezufuhr notwendig. Je nach Ursache sind weitere Maßnahmen vorzunehmen.

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Symptome bei Schock - allgemein

  • erniedrigte Körpertemperatur
  • schneller, flacher Puls
  • blasse Schleimhäute (Ausnahme: kardiogener Schock)
  • Apathie (Ausnahme: Angstsymptome beim psychischen Schock)
  • (kühle Gliedmaßen und Ohren)
  • (Zittern)
  • (schnelle, flache Atmung)


Diagnostik bei Schock - allgemein

  • Allgemeine Untersuchung
  • Urinuntersuchung
  • Blutuntersuchung
  • nach Stabilisierung je nach Vorbericht evtl. weitere Maßnahmen
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Bei der allgemeinen Untersuchung eines Schockpatienten fallen meist ein ungewöhnlich ruhiges, teilnahmsloses Verhalten (Apathie), blasse Schleimhäute, Untertemperatur (je nach individuellem Kaninchen < 38,0° C oder bereits < 38,5° C!) und ein schneller, schwacher Herzschlag auf.

Sonstige "typische" Schocksymptome wie kühle Gliedmaßen und Ohren, Schüttelfrost und eine beschleunigte Atmung sind beim Kaninchen nicht routinemäßig festzustellen!

Eine sichere Aussage über den Kreislaufzustand lässt sich durch einen Urinstick und eine Blutuntersuchung treffen. Alle mit größerem Stress verbundenen Diagnostikmethoden (z. B. Ultraschall) sollten in jedem Fall erst erfolgen, nachdem der Patient mittels intravenösen (!) Infusionen, Wärme und Sauerstoff stabilisiert wurde.

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Therapie bei Schock - allgemein

  • Intravenöse (!) Infusionen mit RiLac, Sterofundin oder ggf. Ringerlösung
  • Wärmezufuhr
  • Ruhe, Dunkelheit
  • ggf. Sauerstoff
  • Unterstützung der Verdauungstätigkeit
  • weitere Maßnahmen je nach Ursache
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Zwecks Kreislaufstabilisierung stehen intravenöse (!) Infusionen an oberster Stelle. Subkutane, d.h. unter die Haut gespritzte, Infusionen werden im Schockzustand nicht resorbiert und sind daher keine Option! Bestehen Sie in jedem Fall darauf, dass das Kaninchen einen Venenzugang erhält und an den Tropf gehängt wird!

Im Schock benötigt das Kaninchen kurzfristig große Flüssigkeitsmengen intravenös. Eine Schockinfusion wird mit 10-15 ml/kg dosiert, die innerhalb von 15-20 Minuten verabreicht werden müssen. Bei ausbleibender Besserung kann die Schockinfusion bis zu dreimal wiederholt werden. 

Geeignete Infusionslösungen sind RingerLactat und Sterofundin. Im Falle einer Lebererkrankung sollte stattdessen Ringerlösung verwendet werden. Glukosehaltige Lösungen und NaCl sind nicht geeignet.

Da ein Schock in aller Regel mit Unterkühlung (s.o.) einhergeht, ist eine Wärmezufuhr unerlässlich. Hierfür eignen sich Heizkissen, Wärmflaschen und Rotlichtlampen sowie das Einwickeln in eine Decke. 

Das Aufwärmen muss langsam und schonend erfolgen! Anderenfalls droht ein kompletter Kreislaufkollaps!

Dazu wird beispielsweise mit einer Decke und einem Wärmekissen begonnen. Bei leichter Untertemperatur (37°-38° C) können warme, unter die Haut gespritzte Infusionsdepots (50-100 ml / kg) bereits ausreichend sein. Bei ausbleibendem Temperaturanstieg muss aber zwingend ein Venenkatheter gelegt und das Kaninchen intravenös infundiert werden!

Steigt die Temperatur trotz Wärmezufuhr nicht oder fällt sie weiter, wird zusätzlich mit Rotlicht, Heizlüfter o.ä. gearbeitet. Bei einem langsamen, kontinuierlichen Temperaturanstieg wird unverändert weitergemacht. 

Die Unterbringung in einem ruhigen, dunklen Raum kann lebensrettend sein. Zusätzlicher Stress dagegen gibt dem bereits geschwächten Kreislauf mitunter den Rest.

Sauerstoffzufuhr ist bei kreislaufschwachen Tieren immer sinnvoll; im Falle von Atemnot (v.a. beim kardiogenen Schock) absolut unerlässlich. Dafür wird das Kaninchen von dem Tierarzt in eine luftdicht abgeschlossene Box gesetzt (einfache Frischhaltefolie genügt), in die über einen Schlauch reiner Sauerstoff geleitet wird. Dieser kann eine verminderte Lungenfunktion kompensieren, wodurch das Tier stabilisiert wird. Gleichzeitig muss die Ursache für die Atemnot behoben werden, z.B. durch Entwässerungsmedikamente.

Die Unterstützung der Magen-Darm-Tätigkeit kann lebensrettend sein! Im Schockzustand kommt die Darmmotorik meist zum Erliegen, wodurch es sekundär zu lebensbedrohlichen Krankheitsbildern (paralytischer Ileus (Darmlähmung), Entgleisung der Darmflora, Aufgasungen, ...) kommen kann!

Neben einer regelmäßigen Zwangsfütterung (5-20 ml / kg je nach individuellem Patienten) kommen verschiedene Medikamente zum Einsatz. Je nach Schockform und Zustand des Patienten sind dies beispielsweise Metamizol (50-75 mg/kg alle 4-6 Std) als Schmerzmittel, Emeprid (0,5-1 mg/kg alle 8 Std) zur Stimulation der Darmmotorik und als Antiemetikum (Medikament gegen Übelkeit), Prä- und Probiotika zum Erhalt der Darmflora und Simeticon (als Antitympanikum ("Entgaser").


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Septischer Schock

Der septische Schock entsteht infolge einer Blutvergiftung. Eine solche kann entweder durch Krankheitserreger (Viren, Bakterien, Parasiten) oder durch Toxine verursacht werden.

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Insbesondere Bakterien können in die Blutbahn geraten, wenn z.B. eine Wunde oder im Körper befindliche Infektion (Zahnwurzel-, Darmentzündung, ...) längerfristig nicht antibiotisch behandelt wird. 

Auch eine Entgleisung der Darmflora führt häufig zur Sepsis, wenn sie nicht oder nicht rechtzeitig behandelt wird: Pathogene Bakterien setzen einerseits Toxine frei und produzieren andererseits Gase, durch die es zu einer hochgradigen Blinddarmaufgasung kommt. Beides führt zu einer Schädigung der Darmwand und der Blut-Darm-Schranke, wodurch sowohl die Bakterien selbst als auch ihre Giftstoffe in die Blutbahn einwandern können.

Bei der oft unerkannten Leberlappentorsion kann es zum Absterben des betroffenen Leberlappens kommen. Auch dabei werden mitunter riesige Mengen Toxine freigesetzt und führen zu einer Sepsis. Typische Symptome sind plötzliche Apathie und Futterverweigerung, manchmal in Verbindung mit einer massiven Schmerzhaftigkeit im vorderen Bauchbereich und starker Aufgasung. Im Blut zeigen sich meist hochgradig erhöhte Leberwerte, eine regenerative Anämie und leicht erhöhte Nierenwerte.

Im Gegensatz zu anderen Schockformen kann der septische Schock mit Fieber einhergehen. In den meisten Fällen wird jedoch auch hier eine Untertemperatur festgestellt. Auch Schwankungen sind möglich.

Betroffene Tiere müssen dringend mit einem Breitbandantibiotikumeventuell einer Doppelantibiose versorgt werden! Die Prognose ist grundsätzlich als schlecht einzustufen.

Eine Sepsis gehört zu den seltenen Krankheitsbildern, die beim Kaninchen eine Hypoglykämie, d. h. eine Unterzuckerung, zur Folge haben können. Bei einer nachgewiesenen Hypoglykämie darf ausnahmsweise Glukose gespritzt werden.


Prophylaxe

Bakterielle Infektionen müssen stets über einen definierten Zeitraum mit einem Antibiotikum behandelt werden. Dies gilt sowohl für ansteckende Infektionskrankheiten als auch für infizierte Wunden oder Organe.

Das Antibiotikum muss unbedingt regelmäßig und bis zum Ende des geplanten Behandlungszeitraums gegeben werden; unregelmäßige Eingaben oder ein zu früher Abbruch der Therapie können dazu führen, dass einige besonders widerstandsfähige Bakterien übrig bleiben, die sich anschließend vermehren und zu einem weiteren, schwereren Erkrankungsausbruch führen. Mitunter sprechen die Bakterien dann gar nicht mehr auf das vorherige Antibiotikum an (Resistenzbildung!), was wiederum die Gefahr einer Sepsis erhöht.

Beim Verdacht auf eine Infektionskrankheit oder Wundinfektion muss das Kaninchen daher dem Tierarzt vorgestellt werden. Im Falle einer infizierten Wunde muss diese außerdem bis zur Heilung regelmäßig vom Tierarzt gereinigt werden.

Magen-Darm-Probleme können bei ausbleibender Behandlung ebenfalls zu einer Sepsis führen. Fortgeschrittene Entzündungsgeschehen und stundenlang unbehandelte Aufgasungen erhöhen die Durchlässigkeit der Blut-Darm-Schranke, wodurch Darmbakterien in die Blutbahn geraten können. Auch hier ist eine sorgfältige Therapie also das A und O - bei akuten Symptomen (starke Aufgasung, wässriger Durchfall, Apathie) auch notfallmäßig!

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Kardiogener Schock

Der kardiogene Schock entsteht infolge einer Herzerkrankung. Die Blutversorgung des Körpers ist durch ein schwaches oder fehlerhaft arbeitendes Herz nicht mehr gewährleistet.

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Bei einer sogenannten Linksherzschwäche, ausgelöst z.B. durch eine Mitralklappeninsuffizienz, kommt es zum Blutrückfluss in die Lungenarterie, infolge des erhöhten Druckes zum Blutaustritt ins umliegende Gewebe und damit zum sogenannten Lungenödem (= Flüssigkeitsansammlung im Lungengewebe).

Ein Lungenödem verursacht schwere Atemnot (Maulatmung, rasselnde Atemgeräusche, Emporstrecken des Köpfchens und zyanotisch (= bläulich) verfärbte Schleimhäute) kennzeichnet. Daher sind neben der Kreislaufstabilisierung eine Sauerstoffzufuhr sowie die Verabreichung von Herzmedikamenten (z. B. blutdrucksenkend, entwässernd, schlagkrafterhöhend, antiarrhythmisch, ...) wichtige Therapiebestandteile.

Prophylaxe

Lassen Sie Ihr Kaninchen regelmäßig vom Tierarzt untersuchen. Eventuelle Herzerkrankung fallen je nach Art und Schweregrad bereits beim Abhören auf.

Beobachten Sie Ihre Kaninchen gut und achten Sie auch auf kleine Krankheitsanzeichen. Herzerkrankungen können im frühen Stadium z.B. durch vermehrte Ruhephasen, nachlassende Ausdauer, das Vermeiden liegender Körperpositionen, Hecheln oder angestrengtes Atmen bereits nach kurzzeitiger Anstrengung sowie vermehrtes Trinkverhalten auffallen.

Eine fortschreitende Herzerkrankung verschlimmert die Atembeschwerden; es kann zu den unter dem vorherigen Punkt beschriebenen Symptomen kommen. Diese stellen einen absoluten Notfall dar, der umgehend dem Tierarzt oder der Tierklinik vorgestellt werden muss.

Riesen sind besonders anfällig für Herzerkrankungen.

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Hypoglykämischer Schock

Hypoglykämie bezeichnet eine Unterzuckerung des Körpers. Dazu kommt es in aller Regel bei Diabetikern, die dauerhaft mit Insulin behandelt werden müssen. Auch Tumore der Nebenniere können den Insulinspiegel in die Höhe treiben. Allerdings kommen sowohl Diabetes mellitus als auch Insulinome beim Kaninchen fast nie vor.

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Die Aufrechterhaltung der Körperfunktionen von Mensch und Tier ist durch einen Unterzucker eingeschränkt. Nachweislich (!) hypoglykämische Kaninchen werden mit Glukoselösung infundiert; als Erste-Hilfe-Maßnahme flößen Sie dem Tier in Wasser gelösten Zucker, optimalerweise Traubenzucker, oder Honig ein, wenn Sie aufgrund einer nachgewiesenen Diabeteserkrankung den Verdacht auf Unterzuckerung haben. 

Bewusstlosen Kaninchen kann vorsichtig eine kleine Menge auf die Lippen geschmiert werden – keinesfalls mehr, ansonsten besteht Erstickungsgefahr!

Ein Kaninchen mit schwachem Kreislauf, bei dem kein Diabetes bekannt ist, sollte keinesfalls eine Glukoseinfusion erhalten! Anders als Hund und Katze sind Kaninchen in einem schlechten Allgemeinzustand nur sehr selten unterzuckert: 

Weitaus häufiger besitzen sie einen erhöhten Blutglukosespiegel, da ihr schlechter Zustand mit der Ausschüttung großer Mengen an Stresshormonen einhergeht. Die Verabreichung von Glukose, "weil das Kaninchen so schwach ist", stellt einen Kunstfehler dar!

Prophylaxe

Eine vermeintliche Diabateserkrankung bedarf einer sorgfältigen Diagnostik. 

Es genügt nicht, dem Kaninchen Blut abzunehmen und auf den Glukosewert zu schauen - dieser ist bei Tieren, die unter Stress stehen, generell erhöht. 

Das Kaninchen muss mehrere Stunden lang stationär aufgenommen werden und es müssen mehrere Blutentnahmen erfolgen, um wirklich beurteilen zu können, wie sich sein Glukosestoffwechsel verhält. Grundsätzlich aussagekräftiger als der Glukosewert ist das Fruktosamin, der "Langzeitzuckerwert".

Nach der Diagnose eines Diabates mellitus ist es wichtig, sich sehr langsam und behutsam an die optimale Insulindosis heranzutasten. Dies muss mit neuerlichen Blutuntersuchungen kontrolliert werden, bis das Tier optimal eingestellt ist.

Niemals darf einem Tier blindlings Insulin verabreicht werden. Solange ein Diabetes mellitus nicht eindeutig nachgewiesen wurde, sind Insulingaben lebensgefährlich.

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Hypovolämischer Schock

Die Hypovolämie, eine Unterversorgung mit Flüssigkeit, also Austrocknung des Körpers, kann durch unzureichende Futter- / Flüssigkeitsaufnahme (Inappetenz, keine Trinkmöglichkeiten, ...), eine gestörte Flüssigkeitsresorption im Darm (Ileus, Stase), Druck auf große Blutgefäße (Magendilatation, Magenüberladung, Aufgasung, Tumor, ...), chronisches Nierenversagen (Flüssigkeitsverlust über den Harn) oder starken Durchfall ebenso verursacht werden wie durch einen hohen Blutverlust. Eine weitere Ursache sind Hitzschläge sowie Verbrennungen, da diese dem Elektrolytehaushalt des Körpers schaden.

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Je nach Ursache wird eine intravenöse Infusion, evtl. sogar eine Bluttransfusion verabreicht und gegebenenfalls die ursächliche Erkrankung  behandelt. 

Erste-Hilfe-Maßnahmen sind das Anbieten oder im Notfall Einflößen von reichlich Flüssigkeit (ca. 10 ml / kg - Achtung, nicht bei prallem Magen!!) sowie Grünfutter und, falls vorhanden, die Erstversorgung der Blutung bzw. Verbrennung. 

Prophylaxe

  • allgemeine Unfallprophylaxe
  • allgemeine Hitzschlagprophylaxe
  • artgerechte Fütterung
  • Unterstützung des Fellwechsels
  • täglich Futteraufnahme beobachten
  • regelmäßige Gewichtskontrollen
  • regelmäßige Prüfung des Hautturgors

Unfälle mit Blutungsgefahr passieren in Wohnungshaltung v. a. durch Treten, Einklemmen in Türen oder Fenstern, Stöße durch zu schnelles Öffnen von Türen sowie andere Haustiere (v.a. Katzen und Hunde). In Außenhaltung stellen Raubtiere (v.a. Füchse und Marder, aber auch freilaufende Katzen) ebenfalls eine Gefahr dar. Stürze von hohen Ebenen oder dem Arm sind ein weiteres Risiko.

Hitzschlaggefahr droht v.a. bei der (tierschutzwidrigen) Haltung in handelsüblichen Ställen, aber auch in unbeschatteten Außengehegen, auf Südbalkonen, Dachterrassen, in Dachgeschosswohnungen und überhitzten Fahrzeugen.

Eine artgerechte Fütterung kann Verdauungserkrankungen wie Ileus, Stase, Verstopfung und Durchfall in vielen Fällen vorbeugen. Auch die Unterstützung des Fellwechsels gehört zu einer guten Ileus-Prophylaxe.

Verbrennungen kommen beim Kaninchen selten vor. Ungesicherte Kerzen sind eine mögliche Gefahrenquelle.

Eine schleichend nachlassende Futteraufnahme führt meist zu chronischen Flüssigkeitsdefiziten, da Kaninchen den Großteil der benötigten Flüssigkeit über ihre Nahrung aufnehmen und nur den gröbsten Durst über aktives Trinken stillen. Verschiedene Grunderkrankungen, z. B. Zahn-, Mittelohr-, Nieren-, Gebärmutter- und Tumorerkrankungen, können dazu führen, dass ein Kaninchen immer weniger Futter und somit auch zu wenig Flüssigkeit aufnimmt.

Auch regelmäßiges Wiegen hilft zu erkennen, ob ein Kaninchen insgesamt zu wenig frisst oder aus anderen Gründen an Gewicht verliert. Bei entsprechenden Auffälligkeiten muss die Ursache immer zügig abgeklärt werden.

Durch die Prüfung des Hautturgors erkennen Sie eine fortgeschrittene Austrocknung ganz leicht: Greifen Sie sich eine große Hautfalte am Rücken des Kaninchens, ziehen Sie sie leicht nach oben und lassen Sie sie dann wieder los. Beim gut hydrierten Tier verstreicht die Falte sofort (innerhalb einer Sekunde).

Eine Hautfalte, die nur zögerlich oder gar nicht mehr verstreicht, ist ein deutliches Anzeichen einer Dehydratation!

Eine frühzeitige Diagnosestellung und Therapie verhindert, dass das Kaninchen überhaupt erst in einen Schockzustand gerät.

Es ist für jeden Kaninchenhalter empfehlenswert, das Verabreichen subkutaner Infusionen zu erlernen und die entsprechende "Ausrüstung" in der Hausapotheke parat zu haben.

Ihr Tierarzt kann Ihnen zeigen, wie Sie Ihrem Kaninchen im Notfall selbstständig ein Infusionsdepot unter die Haut spritzen können. Am einfachsten funktioniert dies mit 50-ml-Spritzen und aufgesetzten Butterfly-Kathetern. Als Infusionslösung für den Notfall hat sich RingerLactat bewährt.

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Psychisch bedingter Schock

Traumatische Erlebnisse können beim Kaninchen ebenso einen Schock verursachen wie beim Menschen. In den allermeisten Fällen wird der Angstschock beim Kaninchen dadurch ausgelöst, dass es mit einem natürlichen Feind konfrontiert, vielleicht sogar von diesem gejagt wird, ohne in einen sicheren Unterschlupf flüchten zu können.

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Dafür kann die Nachbarskatze, der Familienhund – auch, wenn er vielleicht nur spielen möchte – oder bei scheuen Kaninchen auch ein hinterherjagender Mensch verantwortlich sein. Bei Todesangst schüttet der Körper eines Kaninchens riesige Mengen an Adrenalin aus, welche nicht selten akuten Herztod des Tieres führen.

Im Falle eines (drohenden) psychischen Schocks ist Erste Hilfe durch Beruhigung das A und O - denn jeder zusätzliche Stress kann seinen Tod bedeuten!

Theoretisch empfiehlt es sich, die Tierrettung oder einen mobilen Tierarzt herbeizurufen, um transportbedingten Stress zu vermeiden. Jedoch sind diese Tierärzte mitunter nicht auf Kaninchen spezialisiert, was gerade in einer Notfallsituation essentiell wäre. 

In jedem Fall sollte ein Kaninchen, das einen psychischen Schock erlitten hat, zunächst gemeinsam mit einem Artgenossen in einem abgedunkelten, nicht zu kühlen Raum unter. Setzen bzw. legen Sie es auf eine Lage Heu und bieten Sie ihm einen Unterschlupf, Futter und Wasser an.

Wohnungskaninchen bleiben vorzugsweise in ihrer gewohnten Umgebung, der Raum sollte jedoch abgedunkelt werden. Zutrauliche Tiere können durch sanftes Streicheln und leises Zureden beruhigt werden; menschenscheue Kaninchen sollten hingegen unbedingt in Ruhe gelassen werden, um weiteren Stress zu vermeiden.

Ist ein Hausbesuch durch einen kaninchenerfahrenen Tierarzt nicht möglich, muss das Kaninchen notfallmäßig in der Praxis vorgestellt werden. Sofern "nur" ein psychisches Trauma vorliegt, kann es sinnvoll sein, 20 bis 30 Minuten abzuwarten, bis sich das Tier etwas beruhigt hat. Auf die Weise gerät es nicht unmittelbar von einer Stresssituation in die nächste.

Ein sofortiger Tierarztbesuch hingegen ist unerlässlich bei Symptomen wie:

  • Atemnot
  • neurologischen Symptomen
  • sichtbaren schweren Verletzungen
  • Verdacht auf innere Verletzungen
  • weiterer Verschlechterung auch im Ruhezustand

Transportieren Sie das Kaninchen dabei so schonend wie möglich, d.h. in einem gewohnten, abgedunkelten Behältnis (v.a. mit blickdichtem Dach) mit einer warmen, weichen Polsterung und reichlich duftendem Heu sowie Grünfutter. Außerdem muss unbedingt mindestens ein Artgenosse dabei sein - ein Einzeltransport könnte den Stress noch erheblich steigern!

Um das Kaninchen hochzuheben, decken Sie es mit einem großen Tuch ab und heben Sie es darin eingewickelt behutsam hoch. Dadurch wird es weniger gestresst, als wenn Sie es direkt "greifen" würden. Auch der Kopf bzw. das Gesicht sollte bedeckt sein - die Dunkelheit vermittelt Geborgenheit. Auf diese Weise vermeiden Sie, dass es erneut in Panik gerät.


Prophylaxe

Sorgen Sie stets für ein ausreichendes Angebot an Vesteck- und Rückzugsmöglichkeiten und vermeiden Sie den (unbeaufsichtigten) Kontakt zu Tieren, die den Kaninchen Angst einflößen könnten. Jagen Sie nie hinter einem verängstigten Kaninchen hinterher und greifen Sie nicht plötzlich von oben nach den Tieren (Raubvogelinstinkt). 

Um ein scheues Kaninchen einzufangen, drängen Sie es langsam und vorsichtig in eine Ecke und nähern Sie sich ihm von vorne, nicht von oben. Auch hier empfiehlt es sich, das Tier hochzuheben, indem Sie eine Decke über es legen und es damit greifen.

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