Eine gezielte Therapie gegen das Myxomatosevirus ist nicht möglich. Die ödematöse Verlaufsform endet bei ungeimpften Kaninchen auch unter Intensivtherapie fast immer tödlich, weshalb betroffene Tiere eingeschläfert werden sollten.
Bei der knotigen Verlaufsform ist - je nach Allgemeinzustand des Kaninchens - ein Therapieversuch vertretbar. Die - in der Regel mehrwöchige - Therapie basiert auf einer Antibiotikagabe zur Vorbeugung von bakteriellen Sekundärinfektionen (d.h. zusätzliche Infektionen infolge des geschwächten Immunsystems), Pro- und Präbiotika zur Aufrechterhaltung des Darmmilieus und einer symptomatischen Behandlung.
Intravenöse Infusionen: Bei ungeimpften Tieren ist im Falle eines Therapieversuches die stationäre Intensivbehandlung unerlässlich, da das Kaninchen zwecks Kreislaufstabilisierung intravenös infundiert (also an den Tropf gehängt) werden muss. Subkutane Infusionen sind meist nicht ausreichend!
Antibiotika sind zwar gegen Viren wirkungslos, helfen jedoch vorbeugend gegen bakterielle Sekundärinfektionen, die infolge des geschwächten Immunsystem auftreten und dem Kaninchen zusätzlich schaden können.
Prä- und Probiotika (z.B. Apfelpektin oder Präparate wie "ProPreBac®") sind v. a. im Falle einer Antibiotikagabe anzuraten, um die gutartige Darmflora zu unterstützen. Sie enthalten Fasern, von welchen sich die gutartigen Darmbakterien ernähren (Präbiotika), bzw.die Bakterien selbst (Probiotika).
Schleimlöser: Um die Atemwege zu entlasten, können tierärztlich verordnete Schleimlöser angewandt werden. Dazu gehören Acetylcystein (verflüssigt den Schleim) und Bromhexin (fördert die Flüssigkeitsbildung in den Bronchien und den Abtransport des verflüssigten Schleims)
Augen- und Nasenmedikation: Salben und Tropfen für Augen und Nase verschaffen den Entzündungen bei häufiger Anwendung ein wenig Linderung. Augensalben werden von vielen Kaninchen schlecht vertragen, Tropfen sind besser geeignet.
Sekretabsaugung: Mit einem Absauger für Babys, notfalls auch einer nadellosen Einwegspritze wird behutsam das Sekret aus der Nase gesaugt.
Krustenentfernung: Sekretkrusten im Augen- und Nasenbereich sowie der Ausfluss aufgeplatzter Ödeme werden mit einem in lauwarmes Wasser getränkten, weichen Tuch behutsam aufgeweicht und abgelöst.
Inhalation: Mithilfe eines Inhalators kann dem Kaninchen die Atmung erleichtert werden. Wasserdampf "aus der Schüssel” ist nur im vorderen Bereich der Atemwege hilfreich, da er nicht zerstäubt wird und tiefer gelegene Areale somit nicht erreichen kann. Es eignen sich sowohl Inhalatoren für Menschen als auch speziell für Tiere. Letztere sind oft besonders leise und folglich mit weniger Stress für den Patienten verbunden. Sie werden von einigen Tierarztpraxen verliehen. Alternativ können Sie einen Human-Inhalator von einer Apotheke ausleihen.
Wärme: Im Freien gehaltene Kaninchen sollten ins Haus geholt werden, um sie nicht den Tag-Nacht-bedingten Temperaturschwankungen auszusetzen. Sollte der Ausbruch während der kalten Jahreszeit erfolgt sein, ist unbedingt die Unterbringung in einem nur schwach beheizten Raumerforderlich! Plötzliche “Hitze” würde die Tiere zusätzlich belasten. Bieten Sie den Kaninchen eine Rotlichtlampe an, die sie bei Bedarf aufsuchen können. Sie müssen der Bestrahlung aber jederzeit problemlos ausweichen können!
Fütterung: Kaninchen, die die Nahrungsaufnahme einstellen, müssen zwangsgefüttert werden. Besser wäre es natürlich, ihnen diesen Stress zu ersparen, indem man sie zur selbstständigen Futteraufnahme bewegt. Das Angebot besonders stark duftender Nahrungsmittel kann hier hilfreich sein, da das eingeschränkte Riechvermögen der Tiere sich oftmals auf den Appetit niederschlägt. Um die Kaninchen bei Kräften zu halten, sollten Sie zusätzlich zu rohfaserreicher auch energiehaltige Nahrungsmittel (Wurzelgemüse, kleine Mengen Saaten, ...) verfüttern.
Immunsystem: Interferon- und Vitaminspritzen zur Stärkung des Immunsystems sind dringend anzuraten. Außerdem ist auf eine besonders vitaminreiche Ernährung, feucht-warme Luft (Wasserschalen aufstellen!), die Vermeidung von Zugluft und Stressfaktoren sowie auf peinliche Sauberkeit zu achten.