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Die Website für zeitgemäße Kaninchenhaltung

Kaninchenschnupfen  (Rhinitis contagiosa cuniculi) 


Erreger: Bakterien

  • Pasteurella multocida
  • Bordetella bronchiseptica
  • Streptokokken
  • Staphylokokken
  • Mykoplasmen
  • Pseudomonas
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Beim Ansteckenden Kaninchenschnupfen handelt es sich um eine multifaktorielle Erkrankung der Kaninchen, die zunächst mit ähnlichen Symptomen wie eine harmlose Erkältung einhergeht, unbehandelt jedoch zu schweren und teilweise lebensbedrohlichen Atemwegsinfektionen führen kann.

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Infektion mit Kaninchenschnupfen

Übertragung

Direkt über:

  • (latent) infizierte Artgenossen
  • andere bakteriell erkrankte Tierarten
  • Menschen mit bakteriellen Mund- und Atemwegsinfektionen

Indirekt über:

  • Kontaminierte Objekte

Begünstigende Faktoren:

  • Immunschwäche
  • Zugluft
  • Unterkühlung
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Die Haupterreger der Infektion sind Pasteurellen (Pasteurella multocida) und Bordetellen (Bordetella bronchiseptica), weiterhin beteiligt sein können Streptokokken, Staphylokokken, Pseudomonas und Mykoplasmen. Die Übertragung erfolgt direkt über lebende (Kontakt zu erkrankten Tieren und Menschen!) sowie indirekt über tote (Streu, Grünfutter, Kleidung, Hände, Einrichtungsgegenstände usw.) Faktoren.

Die meisten Kaninchen tragen einen oder mehrere Schnupfenerreger in sich, ohne dass Symptome auftreten. Bei diesen latent (= verborgen) infizierten Kaninchen bricht die Erkrankung in vielen Fällen erst in Stresssituationen oder infolge anderer Erkrankungen auf, die das Immunsystem belasten. In den meisten Fällen kommen erste Symptome während der Wintermonate zum Vorschein. Sekundärinfektionen, d. h. Folgeerkrankungen, treten u.a. in Form von Pseudonomas und Viren auf.

Zu einer Infektion führen kann jeglicher Kontakt zu Menschen und Tieren, die erkältet, an Grippe, Mundraum-, Lungen- oder Rachenentzündungen erkrankt sind. Beispiele hierfür sind z.B. schnupfeninfizierte Katzen, an Zwingerhusten erkrankte Hunde, Menschen mit Angina und selbstverständlich auch an Kaninchenschnupfen erkrankte Artgenossen.

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Symptome bei Kaninchenschnupfen

  • Niesen
  • Augen- und Nasenausfluss
  • Bindehautentzündung
  • feuchtes Fell im Kopfbereich, v. a. um die Nase
  • feucht-verklebtes Fell an den Vorderläufen
  • Dakryozystitis (Entzündung der Tränen-Nasen-Kanäle)
  • rasselnde Atemgeräusche
  • gering- bis hochgradige Atembeschwerden
  • Ohrenentzündung mit neurologischen Symptomen
  • Fieber
  • Apathie (=Teilnahmslosigkeit)
  • Anorexie (=Appetitlosigkeit)
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Erste Anzeichen eines Erkrankungsausbruchs sind neben häufigem Niesen ein klarer Nasenausfluss sowie ein infolgedessen feuchtes Fell im Nasenbereich sowie verklebte Vorderläufe, da die Kaninchen sich den Nasenausfluss damit wegputzen.

Auch eine Dakryozystitis, also eine Entzündung der Tränen-Nasen-Kanäle, ist möglich. Beim Putzen werden die im Nasenausfluss lebenden Erreger vom Kaninchen über den gesamten Kopf gewischt, wodurch es im Anschluss zu klarem Augenausfluss, -rötungen und zur Bindehautenzündung kommt. 

Bei ausbleibender Behandlung werden Augen- und Nasenausfluss zunehmend eitriger. Es kann zu einer Lungenentzündung kommen, die rasselnde Atemgeräusche und Atembeschwerden, schlimmstenfalls einen Lungenabszess zur Folge hat. Auch können hochgradige Verklebungen der Nase zu schwerer Atemnot mit Erstickungsgefahr führen. 

Eine häufige Komplikation sind weiterhin Mittel- und Innenohrentzündungen, da die Schnupfenerreger über die Eustachische Röhre vom Rachen in die Ohren einwandern. Da im Bereich des Innenohrs auch das Gleichgewichtsorgan liegt, ist dieses oftmals mit beeinträchtigt und führt zu Kopfschiefhaltungen und Gleichgewichtsproblemen, gelegentlich zu Nystagmus (hin- und herflackernden Pupillen).

Kaninchen mit Kopfschiefhaltung, Gleichgewichtsstörungen oder Nystagmus müssen immer auf eine Mittelohrenentzündung untersucht werden - was ohne Röntgen oder CT nicht möglich ist! Dies gilt auch, wenn bei diesen Kaninchen eine E.cuniculi-Infektion bekannt ist oder nachgewiesen wird.

Eine Mittel- oder Innenohrentzündung ist hochschmerzhaft und muss umgehend antibiotisch behandelt werden, darf also keinesfalls übersehen werden. Gerade bei Schnupfenpatienten kommt es häufig vor, dass die Ohrmuscheln und der äußere Gehörgang noch unauffällig aussehen, während das Mittel- und / oder Innenohr bereits entzündet sind. Durch "Reinschauen" in die Ohrmuschel alleine ist daher keine sichere Diagnostik möglich!

Bei langfristig unbehandeltem Schnupfen können die Eitererreger im Körper streuen. Sie treten ins Blut über und verteilen sich über das Gefäßsystem in verschiedene Organe und Körperregionen (Septikämie). Hierdurch kann es unter anderem zu Lungen-, Leber- und Wirbelsäulenabszessen kommen, aber auch Nieren-, Gebärmutter- und Herzbeutelentzündungen.

Auch das Allgemeinbefinden des Kaninchens verschlechtert sich bei ausbleibender Behandlung zunehmend, es kommt zu Apathie (=Teilnahmslosigkeit), Inappetenz (=Appetitlosigkeit) und Fieber. Inappetenz kann auch dadurch entstehen, dass der Schnupfen den Geruchs- und Geschmacksinn beeinträchtigt.

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Diagnostik bei Kaninchenschnupfen

  • klinisches Bild
  • Abhören
  • Röntgen / Computertomographie
  • Blutbild
  • Nasenspülprobe
  • Abstrich?
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Bei einem niesenden Kaninchen mit beidseitigem Nasen- und / oder Augenausfluss, verklebten Vorderpfoten usw. ist eine Schnupfeninfektion relativ eindeutig. Einseitiger Ausfluss hingegen deutet auf ein Zahnproblem im Oberkiefer oder eine isolierte Problematik des Tränen-Nasen-Kanals hin.


Abhören

Ein sorgfältiges Abhören ist wichtig, um das Ausmaß der Erkrankung zu beurteilen. Hierbei werden neben Lungen und Herz auch der Kehlkopf und der Nasenrücken abgehört, um den Ursprung der Atemgeräusche zu ermitteln. Sind bisher nur die oberen Atemwege betroffen, sind hier mitunter starke Atemgeräusche hörbar, Herz und Lungen hingegen klingen unauffällig.


Röntgen / Computertomographie

Generell empfehlenswert, ganz besonders wichtig aber im Falle von Lungengeräuschen oder gedämpften Herztönen, sind Röntgenaufnahmen des Brustkorbs in mindestens 2 Ebenen (auf der Seite und auf dem Rücken liegend) - alternativ eine Computertomographie. Letztere ist meist nur in Kliniken möglich, einige bieten bereits sogenannte "Wach-CTs" an, für die der Patient nicht narkotisiert werden muss.

Mit der bildgebenden Diagnostik werden etwaige Flüssigkeitsansammlungen und entzündliche Veränderungen in den Lungen sowie Lungenabszesse ausgeschlossen.

Bei einseitigem Nasen-/ Augenausfluss, fühlbaren Beulen am Kiefer oder sichtbar veränderten Zahnkronen sowie bei neurologischen Symptomen sind Röntgenaufnahmen des Schädels in mindestens zwei Ebenen (seitlich und von oben) erforderlich.

Damit werden Entzündungsherde an den Zahnwurzeln sowie im Mittel- und Innenohr ausfindig gemacht. Hierdurch erfolgt erstens die Differenzierung vom infektiösen Kaninchenschnupfen zu Zahnerkrankungen (retrogrades Zahnwachstum, welches zu Nasen- und Augenausfluss führt, wird erkennbar); zweitens - im Falle neurologischer Störungen - die Differenzierung von Mittel- und Innenohrentzündungen zu E. cuniculi.


Blutuntersuchung

Ein Blutbild ist hilfreich, um den Allgemeinzustand des Kaninchens zu beurteilen. Ein akuter Infekt kann zu einer allgemeinen Erhöhung der Leukozyten (weißen Blutkörperchen) führen, welche für die Immunabwehr zuständig sind.

In vielen Fällen befinden sich die Leukozyten jedoch im Referenzbereich und sind dennoch auffällig - nämlich wenn sich das Verhältnis der Lymphozyten zu den neutrophilen Granulozyten verschiebt.

Das gesunde Kaninchen besitzt ein lymphozytäres Blutbild, d.h. mehr Lymphozyten als neutrophile Granulozyten. Ist dieses Verhältnis umgekehrt (eine sogenannte "Pseudolinksverschiebung") liegt ein Entzündungsgeschehen vor - auch, wenn sich beide Werte innerhalb ihres eigenen Referenzbereiches befinden!


Nasenspülprobe

Vor allem bei chronischen oder wiederkehrenden Schnupfenproblemen ist ein Erregernachweis mit Antibiogramm sinnvoll. Das Antibiotikum kann dann der Resistenzlage angepasst werden. Auch ermöglicht die Anzucht von Erregern die Herstellung einer Autovakzine, um das individuelle Tier gegen den spezifischen Erreger zu immunisieren. 

Das Mittel der Wahl für die Keimbestimmung ist eine Nasenspülprobe. Diese kann auch am wachen Tier schonend durchgeführt werden, indem der Tränen-Nasen-Kanal durchgespült wird. Nur, wenn beide Tränen-Nasen-Kanäle nicht durchgängig sind, sollte die unangenehme Variante gewählt werden, bei der die Kochsalzlösung direkt in die Nasenlöcher gespült wird.

In beiden Fällen wird das an der Nase austretende Sekret steril aufgefangen. Wichtig ist es, den Nasenspiegel vorab zu desinfizieren - z. B. mit einem in Alkohol getränkten Wattestäbchen. Anderenfalls werden oftmals irrelevante Umgebungs- oder Darmkeime nachgewiesen. 

Nach der Nasendesinfektion wird Kochsalzlösung in den Tränen-Nasen-Kanal gespült. Das Auffangen der Flüssigkeit erfolgt entweder direkt in einem sterilen Probenröhrchen oder in einem zuvor desinfizierten Gefäß. Aus der Flüssigkeit sollte sowohl ein Tupfer mit als auch ohne Nährboden genommen werden. Ein Teil der Flüssigkeit sollte mit in das Tupfergefäß gegeben werden.

Aus der Tupferprobe mit Nährboden erfolgt die bakteriologische Untersuchung in Form einer Erregeranzucht. Wachsen potenziell relevante Keime, kann daraus eine Autovakzine hergestellt sowie ein Antibiogramm angefertigt werden. Dies ermöglicht eine zielgerichtete Therapie.

Der Tupfer ohne Nährboden wird für PCR-Tests auf typische Schnupfenerreger (Pasteurellen, Bordetellen, Mykoplasmen) verwendet. Er ist sensitiver als die Erregeranzucht. Reicht die Erregermenge in der Probe also für eine Anzucht nicht aus, ist es trotzdem möglich, dass sie in der PCR-Untersuchung nachgewiesen werden und somit wichtige Hinweise liefern.


Abstrich?

Eine oberflächlicher Abstrich durch eine Tupferprobenentnahme ist nur begrenzt aussagekräftig, da häufig nicht alle beteiligten Erreger "erwischt" werden und das Ergebnis dann falsch-negativ ausfällt.

Ein tiefer Abstrich aus den Nasenhöhlen in Sedation ist zuverlässiger, doch auch hier sind falsch-negative Ergebnisse keine Seltenheit - wodurch sich die Frage stellt, ob ein fragwürdiges Ergebnis die sedationsbedingte Belastung des Körpers wert ist (insbesondere bei einem ohnehin schon angeschlagenen Tier).

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Therapie bei Kaninchenschnupfen

Je nach Schweregrad und Stadium der Erkrankung gibt es verschiedene Therapieoptionen:

  • Antibiotikum
  • Autovakzine
  • pflanzliche Medikamente
  • Stärkung des Immunsystems
  • Wärmezufuhr
  • Schleimlöser
  • Schmerzmittel (Meloxicam)
  • Inhalation
  • Tränen-Nasen-Kanal-Spülung
  • Nasentropfen
  • Augenmedikation
  • Ablösung der Krusten
  • Sekretabsaugung
  • Infusionen
  • Zwangsfütterung
  • Sauerstoffzufuhr
  • (Nasenspülung: nur als Notfallmaßnahme)
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Kaninchenschnupfen-Erreger können meist nicht aus dem Körper eliminiert werden. Auch, wenn die Symptome abklingen, bleibt das Kaninchen latent (= verborgen) infiziert.

Dies liegt daran, dass sich v. a. der Erreger Pasteurella multocida unerreichbar in den Nasennebenhöhlen sowie den tiefer gelegenen Atemwegen abkapselt. Im Falle einer Immunsuppression (Stress, anderweitige Erkrankung, ...) sind also Rückfälle möglich. Eine individuell angepasste, zielgerichtete Therapie kann aber zu einem kompletten Abklingen der Symptome führen - oft jahre- oder sogar lebenslang. 


Antibiotikum

Bei nur milder Symptomatik (z. B. klarer Nasenausfluss, gelegentliches Niesen) sollte zunächst versucht werden, auf Antibiotika zu verzichten. Ausnahme sind immunsupprimierte Tiere. 

Bei deutlichen Symptomen (mit eitrigem Ausfluss, Fieber, reduziertem Allgemeinbefinden, Blutbildveränderungen, Ohren- / Lungenentzündungen, ...) hingegen ist eine sofortige antiobiotische Behandlung anzusetzen. Vorab empfiehlt sich die Entnahme einer Spülprobe und ein Erregernachweis.

Das Antibiotikum der ersten Wahl ist grundsätzlich Enrofloxacin (z. B. Baytril® , Orniflox® ); gibt es bereits eine Lungenbeteiligung, ist Azithromycin die bessere Alternative, da es wirksamer ins Lungengewebe eindringt. Sollte ein Schnupfenerreger mit einer Resistenz gegen den eingesetzten Wirkstoff nachgewiesen werden, muss die Antibiose umgestellt werden - es sei denn, es ist bereits eine deutliche klinische Besserung eingetreten. 

Spätestens, wenn der Therapieerfolg ausbleibt oder es nach Abklingen der Symptome zu einem Rückfall kommt, sollte eine Nasenspülprobe für einen Resistenztest entnommen werden. Auf die Weise kann gezielt ein besonders effektiver Wirkstoff eingesetzt werden.

Zwischen der letzten Antibiotikagabe und der Nasenspülprobe sollten allerdings mindestens 14 Tage liegen, um falsch-negative Ergebnisse zu vermeiden. Daher ist es immer sinnvoll, die Probe bereits für einer antibiotischen Therapie zu entnehmen.

Pro- und Präbiotika sind im Falle einer Antibiotikagabe anzuraten, um die gutartige Darmflora zu unterstützen.


Autovakzine

Eine Autovakzine ist ein individueller Impfstoff, der sich gegen einen zuvor angezüchteten, spezifischen Erreger richtet. Es wird also eine bakteriologische Untersuchung aus einer Nasenspülprobe benötigt. Die Herstellung dauert meist drei bis vier Wochen.

Autovakzinen können für die orale, subkutane oder inhalative Verabreichung entwickelt werden. Bei Schnupfeninfektionen ist die Inhalationsvakzine das Mittel der Wahl. Nähere Informationen zum Thema Inhalation finden Sie weiter unten.


Pflanzliche Medikamente

Bei nur leichten Symptomen genügt es oft, das Kaninchen symptomatisch zu behandeln und pflanzliche Medikamente zur Stärkung des Immunsystems (z.B. Rodicare Pulmo®, Rodicare Immun®) zu verabreichen.

Pflanzenextrakte oder Öle aus Efeu, Thymian, Anis, Fenchel und Primel gelten als natürliche Schleimlöser und sind in vielen Schnupfenmedikamenten enthalten. Frischen Thymian und Fenchel können Sie nach Belieben dem Futter beimischen oder als Tee (zusätzlich zum Wasser) anbieten.

Bei schwereren Symptomen sind pflanzliche Heilmittel i. d. R. nicht ausreichend (vor allem bei eitrigem Ausfluss oder Fieber ist eine Antibiose Pflicht!), können unterstützend aber sehr gute Dienste leisten.


Immunaufbau

Das Immunsystem erkrankter Kaninchen kann und sollte auch durch weitere Maßnahmen gestärkt werden. Dies kann tierärztlich durch die Injektion von Interferon / Paramunitätsinducer (z.B. den Impfstoff Zylexis® - an Tag 1, Tag 3 und Tag 8 subkutan) erfolgen, ist aber darüber hinaus durch besonders hochwertige Ernährung (viele verschiedene frische Kräuter) und dadurch möglich, das Kaninchen bis zur Genesung unter durchgehend milden, gleichbleibenden Temperaturen und keinesfalls Zugluft oder Nässe auszusetzen.

D. h. bei extremen Temperaturen (Hochsommer oder Minusgrade) oder wechselhaftem Klima sollten im Freien lebende Kaninchen vorübergehend ins Haus geholt werden, sofern sie dadurch keinem extremen "Wärmeschock" ausgesetzt werden - während der Wintermonate ist unbedingt ein nur schwach bereizter Raum oder Dachboden zur Verfügung zu stellen. Anderenfalls schadet die plötzliche “Hitze” mehr, als sie nützt. 

Es muss mindestens ein Artgenosse beim Patienten bleiben, da Isolationshaltung den Genesungsprozess verzögert! Bei beständigen, milden Temperaturen sollte ein Umgebungswechsel eher vermieden werden; es sei denn, das Kaninchen ist ein Intensivpatient, der unter permanenter Beobachtung stehen muss.


Wärmezufuhr

Viele Kaninchen mit einer schweren Schnupfeninfektion bevorzugen Wärme. Bieten Sie Ihrem Tier daher eine Rotlichtlampe, Wärmeflasche oder -matte an, die es bei Bedarf aufsuchen kann. Rotlichtlampen müssen unbedingt so angebracht werden, dass die Kaninchen sich nicht daran verbrennen können. Ausführliche Infos zur Wärmezufuhr finden Sie hier.


Schleimlöser

Sogenannte Expectorantia (z.B. Bromhexin oder Acetylcystein (ACC)) können zur Lösung der Sekrete sehr hilfreich sein. Je nach Präparat können sie sowohl oral eingegeben als auch gespritzt, inhalativ verabreicht oder in den Tränen-Nasen-Kanal eingegeben werden.

Bromhexin ist ein sogenanntes Sekretolytikum: Es verflüssigt körpereigene Sekrete. Mukolytika wie Acetylcystein hingegen sorgen dafür, dass die Konsistenz des Schleims weniger zäh wird. Beide Arzneimittelgruppen erleichtern den Abtransport von Sekreten und ergänzen sich sehr gut gegenseitig, weshalb sie gerne in Kombination eingesetzt werden.

Acetylcystein (z. B. Equimucin®, ACC Inject® ) Injektionslösung (100 mg / ml) kann im Verhältnis 1:5 mit steriler Kochsalzlösung verdünnt und für Inhalationen oder zur Spülung verstopfter Tränen-Nasen-Kanäle verwendet werden. Zusätzlich ist eine systemische Behandlung mit ACC-Injektionen oder ACC-Hustensaft, der oral verabreicht wird, möglich (2-3x tgl. 5 mg / kg p.o. oder s.c.).

Bromhexin (z. B. Bisolvon®) wird systemisch in einer Dosierung von 2-3x tgl. 0,5 mg / kg p.o. oder s.c. eingesetzt.


Schmerzmittel

Starker Nasenausfluss, verstopfte Tränen-Nasen-Kanäle und Bindehautentzündungen sind mit Schmerzen und Schwellungen verbunden. Das Kaninchen sollte daher ein entzündungshemmendes Schmerzmittel enthalten. Das Mittel der Wahl dafür ist Meloxicam (z. B. Metacam® , Melosus® ) in der Dosierung 2x tgl. 0,5 mg / kg oral oder subkutan.

Die antiinflammatorischen Eigenschaften wirken nicht nur schmerzhemmend, sondern wirken auch den Schwellungen entgegen. Dies ist besonders wichtig, wenn das Kaninchen infolge der entzündeten Nasenschleimhäute bereits Atembeschwerden hat.


Inhalation

Die Atmung kann mit Hilfe von Inhalationen erleichtert werden. Fürs Erste können dazu Wasseraufgüsse verwendet werden, der erzeugte Dampf hilft allerdings nur oberflächlich.

Für eine einfache Wasserdampfinhalation bietet sich als "Inhalator" eine Schüssel oder breite Tasse an, die mit kochendem Wasser gefüllt wird. Diesem Aufguss beigefügt werden kann z.B. Thymianöl oder Kamillentee, welche eine wohltuende Wirkung auf die Atemwege haben.

Weitaus wirkungsvoller sind Ultraschallzerstäuber (z.B. zweckentfremdete Luftbefeuchter / Vernebler) oder spezielle Inhalationsgeräte für Kleintiere oder Kinder (z. B. Pariboy® ), da nur die dadurch erzeugten Aerosole tief in die Atemwege vordringen. Ein solches Gerät wird am besten mit NaCl (physiologischer Kochsalzlösung) gefüllt und vorzugsweise mit Acetylcystein (s. o.) angereichert.

Der Patient wird zum Inhalieren in eine Transportbox mit seitlicher Gittertür gesetzt, vor welche der Inhalator / Verdampfer gestellt wird. Anschließend wird beides mit einem großen Handtuch abgedeckt, sodass ein Inhalationszelt entsteht. 

Das Kaninchen sollte 1-2x täglich für maximal 15 Minuten inhalieren. Es empfiehlt sich, es währenddessen in der Box zu füttern, damit es den Vorgang mit etwas Positivem verknüpft und nicht als zusätzlichen Stress empfindet. Außerdem veranlasst an der Boxentür positioniertes Futter es dazu, mit dem Kopf in Richtung Tür und somit dicht am Inhalator zu sitzen.

Viele Kaninchen spüren die wohltuende Wirkung der Inhalationsdämpfe jedoch sehr schnell und genießen sie sichtlich.


Spülung der Tränen-Nasen-Kanäle

Vereiterungen und Verlegungen des Tränen-Nasen-Kanals werden vom Tierarzt durch Spülungen beseitigt. Hierzu kann das Auge vorab mit einem Tropfen, der ein Lokalanästhetikum enthält, betäubt werden. Meist ist dies aber nicht einmal notwendig.

Das obere Augenlid wird mit einem Finger leicht fixiert, während am unteren Augenlid leicht gezogen wird. Dadurch wird der am nasalen Augenwinkel befindliche Tränenpunkt, die Öffnung des Tränen-Nasen-Kanals, sichtbar.

Anschließend wird ein Plastik-Venenkatheter, aus dem vorab die Nadel entfernt wurde, in den Tränenpunkt eingeführt. Das Augenlid wird locker gelassen. Auf dem Venenkatheter befindet sich eine mit physiologischer Kochsalzlösung (NaCl) gefüllte Spritze, auf die nun ein sanfter Druck ausgeführt wird. Dadurch wird der Inhalt in den Tränen-Nasen-Kanal gespült und tritt - sofern er durchgängig ist - am Nasenloch aus.  Die meisten Kaninchen beginnen dabei heftig zu niesen, wodurch weiteres Sekret aus den tiefer gelegenen Nasenwegen empor befördert wird.

Die Durchspülung erfolgt nach Möglichkeit solange, bis ohne größeren Druck klare Flüssigkeit aus dem jeweiligen Nasenloch tritt. Manchmal sind die Tränen-Nasen-Kanäle jedoch so geschwollen oder mit Sekret verstopft, dass sie sich nicht spülen lassen. In diesem Fall muss die Behandlung wiederholt werden, wenn die Schnupfensymptome sich etwas gebessert haben. Bis dahin sollte das Kaninchen mehrmals täglich ACC-haltige Augentropfen erhalten.

Bei Kaninchen mit einseitig entzündetem Tränen-Nasen-Kanal sind häufig die Backenzähne ursächlich!

Es handelt sich i.d.R. um retrograd wachsende oder entzündete Zahnwurzeln. Diese sind durch einen Blick in die Maulhöhle oder nur ein einziges Röntgenbild mitunter nicht erkennbar! Eine relativ sichere diagnostische Maßnahme sind Röntgenaufnahmen in mindestens 2-3 Ebenen oder eine Computertomographie (s.o.). Gerade letzte eignet sich ideal, um das Ausmaß der Erkrankung zu beurteilen und alle beteiligten Zahnwurzeln sicher identifizieren zu können.

Ist ein Tränen-Nasen-Kanal trotz unauffälliger Zahnwurzeln verlegt, kann neben einer einseitigen Infektion auch ein Fremdkörper verantwortlich sein. Durch eine Kontrastmittel-Spülung und anschließende Röntgenaufnahmen lässt sich die Engstelle lokalisieren.

Nach tierärztlicher Anleitung und mit etwas Übung können Sie die Tränen-Nasen-Kanäle auch zu Hause spülen. Wichtig ist eine Hilfsperson, die das Kaninchen dabei festhält.



Nasentropfen

Bei starken Verklebung der Nasenlöcher können abschwellende Nasentropfen für Kinder gute Dienste leisten. Dafür ziehen Sie ca. 0,1 ml pro Nasenloch in einer Spritze auf und spritzen sie anschließend vorsichtig direkt in die Nase.


Augenmedikation

Bei Bindehautenzündungen sollte eine Behandlung mit antibiotischen Augentropfen erfolgen. Sie müssen mindestens 3x, besser 4-6x täglich verabreicht werden - anderenfalls bleibt der notwendige Wirkspiegel nicht dauerhaft erhalten und es kommt zur Resistenzbildung von Seiten der Bakterien!

Im Falle einer Dakryozystitis - vereiterten Tränen-Nasen-Kanäle - sind ebenfalls antibiotische Augentropfen anzuwenden. Sie können auch während der Spülungen der Tränen-Nasen-Kanäle der Spüllösung beigefügt werden, auf diese Weise gelangen sie besonders effektiv zum Wirkungsort.

Bei einem verstopften Tränen-Nasen-Kanal eignen sich Augentropfen, die mit ACC versetzt sind. Sie sollten viele Male über den Tag verteilt appliziert werden. 

Augensalben sind für Kaninchen nur bedingt geeignet. Sie verkleben das umgebende Fell, werden mit den Vorderpfoten weggewischt und womöglich anschließend auch noch oral aufgenommen. Darüber hinaus werden sie oft schlecht vertragen und führen zu zusätzlichen Entzündungsprozessen im Augenbereich.


Entfernung von Verkrustungen

Verkrustete Augen- und Nasensekrete werden mit einem weichen, in lauwarmes Wasser getauchten Tuch vorsichtig aufgeweicht und abgelöst, um den Heilungsprozess zu beschleunigen und gegebenenfalls die Atmung zu erleichtern.


Sekretabsaugung

Mit einem Schleimabsauger für Babys können locker sitzende Sekrete behutsam aus der Nase gezogen werden.



Infusionen

Sie sind immer hilfreich, um den Kreislauf kranker oder anderweitig geschwächter Tiere anzukurbeln. Zudem unterstützen sie die Schleimlöser in ihrer Wirksamkeit. Je schlechter das Allgemeinbefinden und der Appetit des Kaninchens sind, desto bedeutsamer sind Infusionen.

Solange keine Untertemperatur vorliegt, müssen Infusionen nicht intravenös (am "Tropf") verabreicht, sondern können auch unter die Haut gespritzt werden. Dies kann Ihnen der Tierarzt in der Praxis zeigen, damit Sie es im Anschluss bequem und stressarm zu Hause durchführen können.

Empfehlenswert sind 50-ml-Spritzen mit aufgesetztem Butterfly-Katheter; die kurze Nadel und der dahinter befindliche flexible Plastikschlauch minimieren das Verletzungsrisiko im Falle von Abwehrbewegungen. Hingegen sind unmittelbar auf eine große Spritze gesteckte Kanülen gefährlich, da das Kaninchen sich die Kanüle bei einem Fluchtversuch weit in den Körper rammen kann.


Zwangsfütterung

Frisst das Kaninchen nicht von selber - entweder aufgrund des schlechten Allgemeinzustandes oder des eingeschränkten Geschmacksinnes - , muss es mehrmals täglich mit einer Spritze gepäppelt werden, um lebensgefährlichen Aufgasungen vorzubeugen. Alle notwendigen Informationen zu diesem Thema finden Sie hier:

INFO: Päppeln / Zwangsfüttern


Sauerstoffzufuhr

Bei schwerer Atemnot muss das Kaninchen zunächst stationär aufgenommen und in einer Sauerstoffbox untergebracht werden. Dazu eignet sich eine kleine Box, die mit Plastikfolie umwickelt wird. Durch ein kleines Loch wird reiner Sauerstoff in die Box eingeleitet, sodass er sich darin anreichert. Ein zweites Loch ermöglicht die Ableitung von Kohlenstoffdioxid.

In der Sauerstoffbox wird das Kaninchen stabilisiert, bis die verabreichten Medikamente (Antibiotika, Schleimlöser etc.) anschlagen und die Atmung sich verbessert. Das ist jedoch nur möglich, wenn eventuelle Verkrustungen im Nasenbereich umgehend entfernt werden.



Nasenspülung?

Hierbei handelt es sich um eine sehr unangenehme, aber potenziell lebensrettende Maßnahme bei Schnupfenpatienten, die an schwerer Atemnot leiden. Kaninchen mit starkem Schnupfen atmen zunächst nicht durchs Maul, sondern versuchen krampfhaft, weiter durch die Nase zu atmen, und entwickeln Erstickungsängste, wenn dies nicht mehr richtig funktioniert. Sie können dabei so in Panik geraten, dass sie akut an Herzversagen versterben.

Bei solchen Patienten kann die Nasenspülung angewendet werden. Hierbei wird Kochsalzlösung mit Hilfe einer nadellosen Einwegspritze mit Druck in die Nasenlöcher gespritzt, wodurch festsitzendes Sekret gelöst werden soll. Es wird grundsätzlich zuerst das weniger verstopfte Nasenloch gespült, damit der Patient sofort wieder ausreichend damit atmen kann. Der Kopf des Tieres muss während der Spülung nach unten gehalten werden, um zu vermeiden, dass die Flüssigkeit in die Lungen gerät.

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Prognose bei Kaninchenschnupfen

Insbesondere bei frühzeitiger Behandlung lassen sich die Symptome des Kaninchenschnupfens meist gut in den Griff bekommen. Bei einer Immunsuppression besteht jedoch die Gefahr eines Rückfalls, dessen Schwere nicht vorhersehbar ist. Daher sollte bereits bei geringen Anzeichen auf einen Erkrankungsausbruch – unabhängig davon, ob es der erste oder ein wiederholter ist – ein Tierarzt aufgesucht und zumindest eine symptomlindernde Therapie eingeleitet werden.

Bleibt der Therapieerfolg aus, obwohl die Zahnwurzeln nachweislich gesund sind und das verwendete Antibiotikum laut Resistenztest wirksam ist, liegt vermutlich eine weitere chronische Grunderkrankung vor. Die damit einhergehende Immunschwäche verhindert eine Ausheilung des Schnupfens. Möglich sind beispielsweise eine Infektion mit E. cuniculi, eine Gebärmutter-, Herz- oder Nierenerkrankung.

Prophylaxe von Kaninchenschnupfen

  • Hygiene
  • Stressvermeidung
  • Zugluftvermeidung
  • evtl. Luftbefeuchter bei Innenhaltung
  • allgemeine Gesunderhaltung
  • Kontaktunterbindung zu Menschen & Tieren mit bakteriellen Infektionen
  • Quarantäne für neue Kaninchen
  • schnelle Behandlung bei ersten Symptomen
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Eine stressarme, hygienische und tiergerechte Haltung sowie die Kontaktunterbindung zu Menschen und Tieren mit Atemwegsinfekten bieten die besten Voraussetzungen für ein schnupfenfreies Leben.

“Schnupfenkaninchen” lediglich mit anderen "Schnupfern" zu vergesellschaften, ist fragwürdig, da der Infektionsdruck dadurch enorm hoch ist und die Kaninchen sich womöglich gegenseitig noch mit neuen Erregern anstecken, wodurch der Zustand des einzelnen Tieres verschlechtert wird.

Auch Nasenabstriche und Spülproben, welche auf die beteiligten Erreger untersucht werden, sind nur bedingt aussagekräftig, da häufig nicht alle Erreger "erwischt" werden und es zu falsch-negativen Ergebnissen kommt. Andersherum werden oft Bakterien nachgewiesen, die für die Symptome nicht (haupt)verantwortlich sind.

Es ist daher vermutlich sinnvoller, neu aufgenommene Schnupfenkaninchen zunächst in Quarantäne zu halten und währenddessen sorgfältig zu behandeln, um sie erst nach deutlicher Besserung oder Abklingen der Symptome in eine "normale" Gruppe zu integrieren.

Bricht innerhalb einer vorhandenen Gruppe bei einem der Kaninchen ein Schnupfen aus, sollte es zügig behandelt, jedoch nicht von der Gruppe getrennt werden - denn um eine Ansteckung noch zu vermeiden, wäre es sowieso bereits zu spät. Es ist davon auszugehen, dass die Artgenossen ohnehin bereits die selben Erreger in sich tragen wie das Kaninchen, bei welchem die Erkrankung ausgebrochen ist. Somit würden die Isolation und der Umgebungswechsel des Patienten lediglich negative Folgen nach sich ziehen, nämlich zusätzlichen Stress und somit eine länger andauernde Genesungsphase für das erkrankte Tier.

Begünstigende Faktoren für einen Schnupfenausbruch sind:

  • Immunsuppression (Stress, Primärerkrankungen, …)
  • Hygienemängel (zu selten gereinigte Unterkünfte / Kloschalen / Schutzhütten - v. a. bei Winteraußenhaltung!)
  • ammoniakbelastete Umgebungsluft (z.B. bei unsauberen Kaninchen auf nicht-geruchsbindendem Untergrund wie Handtüchern oder Teppichen),
  • trockene Heizungsluft
  • direkter oder indirekter Kontakt zu Menschen und Tieren, die zurzeit an einer Atemwegsinfektion leiden.
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