Unsauberkeit bei Kaninchen
stubenreines Wohnungskaninchen
Grundsätzlich sind Kaninchen von Natur aus sehr reinliche Tiere. Allerdings haben sie manchmal etwas andere "Vorstellungen" von Reinlichkeit als ihre Besitzer, was - in erster Linie bei Innenhaltung - problematisch werden kann.
Nicht alle Kaninchen erfüllen die menschlichen Vorstellungen von Stubenreinheit. Dies sollte Ihnen insbesondere bewusst sein, wenn Sie eine freie Wohnungshaltung planen.
Möchten Sie auf Nummer sicher gehen, sollten Sie gezielt nach Vermittlungskaninchen Ausschau halten, die bei ihrem aktuellen Besitzer / in ihrer aktuellen Pflegestelle bereits in freier Wohnungshaltung leben und von denen bekannt ist, dass sie sich dafür "eignen".
Abschnitte auf dieser Seite:
- Warum bleiben einige Kaninchen unsauber?
- Warum ist die Reinlichkeit bei Kaninchen unterschiedlich stark ausgeprägt?
- Womit kann plötzliche Unsauberkeit zusammenhängen?
- Welche Möglichkeiten gibt es, die Kaninchen zur Stubenreinheit zu bewegen?
Warum bleiben einige Kaninchen unsauber?
Abgesehen davon, dass nicht alle Kaninchen gleichermaßen viel Wert auf "Sauberkeit" im menschlichen Sinne legen, kommen hierfür mehrere Gründe in Betracht:
- suboptimale Toiletten
- Hygienemangel
- "Tolerieren" unerwünschter Toilettenplätze
- Dominanzverhalten
- hoher Sexualhormonspiegel
- Untergrundvorliebe
Womit kann plötzliche Unsauberkeit zusammenhängen?
Für plötzliche Unsauberkeit ist in aller Regel entweder eine Erkrankung oder eine gravierende Veränderung im Leben des Kaninchens verantwortlich.
Gesundheitliche Ursachen
- Blasenentzündung => vermehrter Harndrang => häufiger Absatz kleiner Harnmengen
- allgemeine Bewegungsunlust, z.B. durch Schmerzen, Fettleibigkeit u.v.m. => Probleme beim Aufsuchen der Toilette
- Schmerzen bei bestimmten Bewegungen / Springen, z.B. durch Arthrosen oder Spondylosen => Probleme beim Einstieg in die Toilette
- Gleichgewichtsstörungen => Probleme beim Einstieg in Toilette
- nervales Problem, z.B. durch E. cuniculi => Inkontinenz
- unkastrierte Häsinnen: Ausfluss durch Gebärmuttererkrankung
- Nierenerkrankung => vermehrter Flüssigkeitsverlust
- Lebererkrankung => vermehrter Durst => vermehrter Harnabsatz
- durch Grunderkrankung verursachte allgemeine Schwäche => Probleme beim Aufsuchen der Toilette
Die häufigsten gesundheitlichen Ursachen stellen Erkrankungen des Harntrakts dar. Bakteriell oder durch Konkremente (Grieß, Steine) ausgelöste Blasenentzündungen führen dazu, dass die Reizschwelle für den Harndrang gesenkt wird, wodurch das Tier häufig kleine Mengen Urin absetzt und es dafür mitunter nicht rechtzeitig zur Toilette schafft. Typisch für Blasengrieß oder -schlamm als Ursache sind ein schlammig-bräunlicher oder kreidig-weißlicher Urin mit sichtbar pulvrigen Beimengungen.
Allgemeine Bewegungsunlust kann dazu führen, dass das Kaninchen sich an Ort und Stelle erleichtert, anstatt seine Toilette aufzusuchen. Diese Problematik ist durch den Besitzer aber in der Regel leicht feststellbar, da das Tier sich generell kaum noch bewegt und/oder während der Fortbewegung Lahmheiten aufzeigt. Ursache kann eine Erkrankung des Bewegungsapparates - z.B. Pododermatiden (= entzündete Fußsohlen), Arthrosen oder eine traumatische Verletzung - sein, die dem Tier Schmerzen bereitet; aber auch Schmerzen in anderen Körperregionen, allgemeine Schwäche durch eine schwere Grunderkrankung oder Fettleibigkeit können zu ausgedehnten Ruhephasen und kaum mehr Aktivität führen.
Gleichgewichtsstörungen, z.B. durch E. cuniculi (Enzephalitozoonose) oder eine Mittelohrentzündung, können es dem Kaninchen unmöglich machen, in die Toilette zu springen. Durch die deutlich gestörte Fortbewegung sind sie sehr auffällig. In beiden Fällen ist ein sofortiger Tierarztbesuch notwendig, da sich im Falle eines akuten Ausbruchs der Enzephalitozoonose die Prognose mit jeder Stunde, die abgewartet wird, verschlechtert, während im Falle der Mittelohrentzündung mit starken Schmerzen zu rechnen ist.
Nerval bedingte Inkontinenz, ebenfalls meist ein Symptom der Enzephalitozoonose, möglicherweise aber auch infolge einer Wirbelsäulenverletzung, führt dazu, dass das Tier seinen Urinabsatz überhaupt nicht mehr kontrollieren kann und an Ort und Stelle meist tröpfchenweise verliert.
Unkastrierte Häsinnen leiden sehr häufig bereits im mittleren Alter an krankhaften Veränderungen der Gebärmutter, meist bösartigen Tumoren. Es kann dann zu blutigem oder eitrigem Ausfluss kommen. Bei einer unkastrierten Häsin mit einem solchen Ausfluss muss daher immer auch eine Ultraschalluntersuchung der Gebärmutter erfolgen.
Chronische Niereninsuffizienzen, meist durch eine Infektion mit E. cuniculi (Enzephalitozoonose) oder eine unbehandelte Blasenentzündung, führen zu einer gestörten Rückresorptionsfähigkeit der Niere, wodurch große Mengen an Flüssigkeit über den Harn verloren werden. Bei artgerecht mit reichlich Frischfutter ernährten Kaninchen, die ohnehin sehr große Harnmengen produzieren, fällt der zusätzliche Flüssigkeitsverlust leider oftmals lange Zeit nicht auf. In einigen Fällen kann es aber zu Unsauberkeit kommen, da sie es gelegentlich nicht mehr rechtzeitig zur Toilette schaffen.
Auch Lebererkrankungen führen z.T. zu vermehrtem Harnabsatz und dadurch evtl. zu Unsauberkeit.
- INFO: Fettleibigkeit
- INFO: Blasenentzündung
- INFO: Kalzinosen
- INFO: Enzephalitozoonose
- INFO: Nierenerkrankungen
- INFO: Lebererkrankungen
- INFO: Häsinnen- und Rammlerkastration
Hormonell bedingte Ursachen
- Geschlechtsreife => Markierbedürfnis zwecks Ressourcenverteidigung und Untermalung der eigenen Rangposition
- Brünstigkeit => verstärktes Markierbedürfnis zwecks Ressourcenverteidigung und Partnerfindung
Ein Anstieg des Hormonspiegels führt oftmals zu einem verstärkten Markierverhalten, da das Kaninchen instinktiv das Bedürfnis verspürt, seine Ressourcen inklusive potenzielle Sexualpartner gegenüber gleichgeschlechtlichen Artgenossen zu verteidigen.Das Einsetzen der Geschlechtsreife wird durch die Produktion von Sexualhormonen verursacht und wird von bestimmten Verhaltensweisen begleitet, zu denen u.a. das Markieren gehört. Hierdurch werden nicht nur Revier und Einrichtungsgegenstände als die eigenen gekennzeichnet, was ein Abwehrverhalten gegenüber fremden, gegengeschlechtlichen Artgenossen darstellt, die grundsätzlich als Konkurrenz betrachtet werden; auch Rudelmitglieder werden durch intensives Markieren "herausgefordert" - das Jungtier versucht dadurch, in der Rangordnung aufzusteigen. Eine Frühkastration, d.h. eine Entfernung der Keimdrüsen (Rammler: Hoden; Häsin: Eierstöcke plus Gebärmutter) vorm Einsetzen der Geschlechtsreife, verhindert, dass ein tierischer Organismus überhaupt erst Sexualhormone produziert, beugt damit einhergehenden Problemen also optimal vor.Brünstige Kaninchen markieren vermehrt, um ihre Chancen auf einen Sexualpartner zu verbessern. Dies geschieht erstens, indem sie Revier und Einrichtungsgegenstände als ihr Eigentum kennzeichnen und dadurch ihren "Vorrang" gegenüber Rudelmitgliedern untermalen; zweitens, indem rudelfremde Artgenossen des gleichen Geschlechts durch die intensive Markierung "eingeschüchtert" werden; und drittens, indem gegengeschlechtliche Artgenossen durch die Markierung "angelockt" werden.
Gruppeninterne Unruhen
- neues Partnertier => Markierbedürfnis als Dominanzgeste
- Wittern eines fremden Artgenossen => Markierbedürfnis zwecks Ressourcenverteidigung
- Besitzansprüche an die Toilette vonseiten eines ranghöheren Artgenossen => Angst vorm Aufsuchen der Toilette
- Rangordnungsunstimmigkeiten => Markierbedürfnis zwecks Untermalung der eigenen Rangposition
Während harmonisch zusammen lebende Kaninchen verhältnismäßig wenig Markierverhalten an den Tag legen, sieht es bei Gruppen, in denen es zu Auseinandersetzungen kommt, gegenteilig aus.
Neue Partnertiere führen immer dazu, dass die bestehende Rangordnung erschüttert wird und neu geregelt werden muss. Ist dies erst einmal erfolgt, nimmt in der Regel auch das verstärkte Markierbedürfnis ab und das Problem löst sich somit von selbst - die Tiere haben sich gegenseitig in ihren Rangpositionen akzeptiert und verspüren demzufolge keine Veranlassung mehr, ihre Besitzansprüche gegenüber den Artgenossen zu unterstreichen.
Geruch oder Sichtung eines fremden Artgenossen versetzen eine bestehende Gruppe immer in Unruhe, was nicht nur die interne Rangordnung infrage stellt und dadurch zu vermehrtem Markierverhalten führt, sondern auch das Individuum massiv unter Stress setzt - denn da kein körperlicher Kontakt zum Fremdling möglich ist, kann das instinktive Bedürfnis nach einer Ausfechtung der Rangordnung nicht befriedigt werden.
Hieraus resultieren Frustration und ein Anstau von Aggressionen, die sich teilweise innerhalb der Gruppe entladen - d.h. auch gegenüber Artgenossen, mit denen sich das Tier zuvor gut verstanden hat - , zu einem erheblichen Teil jedoch auch dann zutage treten, wenn zuvor getrennten Kaninchen im Rahmen einer Vergesellschaftung schließlich aufeinander treffen. Aus diesem Grunde bewirkt die in der Vergangenheit gerne empfohlene "Gitter-an-Gitter-Methode" oftmals das Gegenteil dessen, was ihr eigentliches Ziel ist: Die Tiere gehen umso heftiger aufeinander los.
Werden mehrere Kaninchengruppen getrennt voneinander gehalten, sollten diese weder Sicht- noch Geruchskontakt zueinander haben. Auch Pflegekaninchen sollten strikt von den eigenen Tieren getrennt leben, um beiden Gruppen dauerhaften Stress zu ersparen.
In seltenen Fällen stellt das Alpha-Kaninchen so ausgeprägte Besitzansprüche an "seine" Toilette, dass die restlichen Gruppenmitglieder sich nicht hinein wagen. Die Lage entspannt sich in aller Regel, indem fortan mehrere Toiletten angeboten werden.
Rangordnungsunstimmigkeiten kommen in den meisten Gruppen vor - je mehr Tiere sie beinhalten, desto häufiger. Besonders heranwachsende Jungtiere versuchen gelegentlich, in der Rangordnung aufzusteigen. Besonders ausgeprägt sind Reibereien, wenn die Gruppe mehrere Tiere ähnlich dominanter Natur beinhaltet - denn dann versuchen sie permanent, einander zu übertrumpfen. Kaninchen, die eine überlegene Position untermalen oder erzielen möchten, markieren Revier und Einrichtung intensiv als ihr "Eigentum".
Äußere Einflüsse
- generell ungeeignete Toilette
- Hygienemangel vonseiten des Besitzers => Abneigung gegenüber der Toilette
- Verknüpfung unangenehmer Erfahrung mit der Toilette => Angst vorm Aufsuchen der Toilette
Nicht zuletzt kann ein Kaninchen auch ein ganz "persönliches" Problem mit der Toilette haben.Eine zu selten erfolgende Reinigung der Toilette kann dazu führen, dass ein Kaninchen künftig auf andere Orte ausweicht.
Dies bedeutet nicht, dass Sie penibel auf ständige Sauberkeit achten müssen; im Gegenteil animieren kleine Mengen "frisch" verschmutzter Streu die Tiere dazu, sich erneut an diesem Ort zu erleichtern. Keinesfalls sollten Verunreinigungen jedoch tagelang in der Toilette verbleiben - nicht nur kommt es hierdurch zu einer massiven Ansiedelung von Keimen und im Sommer auch Fliegen (! Fliegenmadenbefall ist beim Kaninchen immer wieder eine Todesursache!), sondern auch zur Entstehung höchst gesundheitschädlicher Schimmelsporen.
Fäulnisgerüche sind für die empfindliche Kaninchennase zudem sehr unangenehm - und auf durchnässtem Untergrund verbleiben die wenigsten Tiere.Je nach Verschmutzungsgrad sind Toiletten alle ein bis drei Tage grob zu säubern. Stark verschmutzte Schalen sollten in Essigwasser eingeweicht und dann ausgeschrubbt werden.
Jegliche Chemikalien sind vor Wiederverwendung gründlich abzuspülen - nicht nur der Gesundheit wegen, sondern auch, da ihr Geruch die Tiere mitunter abschreckt.
Eine negative Erfahrung, die das Kaninchen mit der Toilette verknüpft hat, kann es dazu bewegen, sie künftig zu meiden. Dazu genügt mitunter bereits ein plötzliches Geräusch, das das Tier in Angst und Schrecken versetzt hat, während es sich in der Nähe der Toilette oder darin befand.
Am unkompliziertesten lösen Sie ein solches Problem, indem Sie es umgehen - und einfach eine alternative Toilette an einem anderen Ort anbieten. Auf diese Weise kann das Kaninchen ganz einfach "ausweichen", bis es seine Furcht allmählich wieder abgelegt hat. Diese Vorgang lässt sich beschleunigen, indem Sie versuchen, dem Kaninchen zu positiven Verknüpfungen ("Gegenkonditionierung") mit der Toilette zu verhelfen - z.B. indem Sie es mit Leckerlis wieder zunehmend in die entsprechende Richtung locken.
Welche Möglichkeiten gibt es, die Kaninchen zur Stubenreinheit zu bewegen?
- Einhaltung der Mindestgröße
- Angebot verschiedener Toilettenarten und Streusorten
- Aufstellen der Toiletten in bereits auserwählten "Pinkelecken"
- Positionieren kleiner Mengen verschmutzter Streu in der Toilette
- Überdachung der Toilettenschale
- Futterangebot über der Toilettenschale bzw. direkt vorm Einschlupfloch
- (gute Beobachtung und sofortiges Setzen in die Toilette, wenn die Blume gehoben wird)