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Vergesellschaftung von Kaninchen

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Wichtig: Bitte vergesellschaften Sie keine EC-positiven mit EC-negativen Kaninchen und keine Tiere mit unbekanntem EC-Titer! Ein vorheriger Bluttest auf Antikörper gegen Enzephalitozoonose / E. cuniculi ist wichtig, um zu verhindern, dass gesunde Tiere angesteckt werden und die Krankheit weiter verbeitet wird. Auch Kaninchen, die bisher nie Symptome gezeigt haben, können den Erreger in sich tragen!

Einen ausführlichen Artikel zu diesem Thema finden Sie hier:

Mehr Informationen über EC allgemein finden Sie hier:


Allgemeines

Die Vergesellschaftung von Kaninchen ist nicht immer einfach und kann zu großen Problemen führen, wenn man sich im Voraus nicht über die richtige Vorgehensweise informiert hat. Auch fühlen sich viele Besitzer damit überfordert, bei den anfänglichen Reibereien zwischen ihren Tieren zuzusehen.

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Es gibt bereits viele Tierschutzorganisationen, die unsicheren Besitzern kostenlose Unterstützung vor Ort anbieten. Auch bezüglich der Suche nach einem passenden Artgenossen erhalten Sie hier z.T. Hilfe; evtl. sind sogar Pflegestellen vorhanden, sodass Ihnen direkt ein geeignetes Tier vermittelt werden kann.

Viele Besitzer, die es im Grunde nur gut meinen, machen bei der Zusammenführung unbewusst Fehler. Die in der Vergangenheit routinemäßig empfohlene Gitter-an-Gitter-Methode gilt heutzutage als veraltet, da sie die anschließende Zusammenführung der Tiere erschweren kann.

Der Grund: Das Trenngitter hindert die Kaninchen daran, ihrem natürlichen Bedürfnis nach einer Rangordnungsfestlegung nachzugehen, was Stress und oftmals einen allmählichen Anstau von Aggressionen zur Folge hat.

Dies wird dadurch verschärft, dass das Gitter einem Kaninchen, welches sich bei einem normalen Aufeinandertreffen unterlegen zeigen würde, ein Sicherheitsgefühl verleiht. Dadurch tritt es nicht etwa den Rückzug an, was die normale und ungefährliche Reaktion wäre; sondern es erwidert mitunter das aggressive Verhalten des dominanten Tieres. In der Folge kommt es nicht selten zu "Beißereien durchs Gitter" mit blutigen Bissverletzungen im empfindlichen Lippen- oder Nasenbereich.

Kaninchen, die sich „durchs Gitter“ zunächst zu bekämpfen versuchen und nach einiger Zeit schließlich „tolerieren“, scheinen sich in einer Gewöhnungsphase zu befinden; doch der Schein trügt. Die Tiere mögen den Versuch, ihre Rangordnung zu klären, vorerst aufgegeben haben – doch wenn sie sich im Anschluss „Auge in Auge“ gegenüberstehen, fallen die Auseinandersetzungen oft umso heftiger aus.

Zwei Kaninchen sollten sich vor ihrer Zusammenführung auch nicht riechen, d.h. sie sollten in verschiedenen Räumen untergebracht und mit keinerlei Gegenständen in Kontakt gebracht werden, mit denen das künftige Partnertier bereits in Berührung gekommen ist.

EC-positive Kaninchen sollten spätestens 24 Stunden vor der Vergesellschaftung mit Fenbendazol behandelt werden, um zu verhindern, dass sich der Erreger infolge der Stresssituation im Körper vermehrt. Die Behandlung sollte solange fortgesetzt werden, bis die Vergesellschaftung abgeschlossen ist und die Tiere entspannt miteinander umgehen.

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Der richtige Zeitpunkt

  • Vergesellschaften Sie Kaninchen nur, wenn Sie anschließend zu Hause sind und die Tiere gut im Blick haben; beispielsweise vor dem Wochenende, wenn Sie Urlaub haben oder von zu Hause aus arbeiten. Gerade die ersten zwei Tage sind kritisch; insbesondere, wenn mehr als zwei Kaninchen miteinander vergesellschaftet werden.

  • Vergesellschaften Sie keine akut kranken Kaninchen, Tiere, die kurz zuvor operiert wurden, Häsinnen während einer offensichtlichen Hitze oder Kaninchen, die in weniger als 4 Wochen geimpft werden sollen oder vor weniger als 2 Wochen geimpft wurden; während und kurz nach einer Impfung müssen Kaninchen fit sein und sollten keinem übermäßigen Stress ausgesetzt sein, damit ihr Immunsystem einen optimalen Schutz aufbauen kann.

  • Verzichten Sie auf Vergesellschaftungen an heißen Sommertagen; wenn die Tiere sich bei hohen Temperaturen jagen, könnten sie sich körperlich komplett verausgaben.

Neutrales Gebiet

Die erfolgversprechendste Methode einer Vergesellschaftung besteht darin, die Kaninchen ohne vorherigen Sicht- oder Geruchskontakt in einem neutralen, gut eingerichteten Gebiet zusammenzusetzen und entstehende Rangeleien nicht zu unterbinden.

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Das neutrale Gebiet – z.B. ein Raum, den beide noch nicht kennen – ist deshalb anzuraten, weil hier noch keines der Tiere Revieransprüche besitzt und diesbezügliche Aggressionen somit wegfallen. Wird ein Kaninchen direkt in das Revier eines anderen gesetzt, betrachtet das dort „wohnhafte“ Tier es als Eindringling und kann extrem aggressiv reagieren.

Eine ausreichende Höhe des Geheges ist äußerst wichtig, da Kaninchen, die sich jagen, häufig in die Luft oder übereinander springen. Dabei dürfen sie keinesfalls an der Decke anstoßen. Das Gehege für die Vergesellschaftung sollte möglichst nach oben hin offen sein, keinesfalls jedoch niedriger als 80 cm (für kleine Rassen).

Ich habe zu Hause keinen neutralen Boden. Was kann ich tun?

Wenn Sie keine Möglichkeit haben, den Kaninchen eine bisher unbekannte Fläche zur Verfügung zu stellen, können Sie die Vergesellschaftung durch eine andere Person in deren Wohnung vornehmen lassen. Allerdings sollte diese Person sich mit Kaninchen auskennen, um den Verlauf der Vergesellschaftung beurteilen und bei Bedarf eingreifen zu können. Nicht immer findet man einen Experten im Bekanntenkreis oder eine Tierschutzorganisation in der Nähe, die aktuell Kapazitäten hat; und oftmals möchte man es auch einfach selber machen.

Es besteht die Möglichkeit, ein Gehege im bisherigen Revier aufstellen und es so gestalten, dass es vom Revierinhaber nicht wiedererkannt wird. Dazu gehören:

  • Ein neutraler Boden: Besonders gut eignen sich waschbare Teppiche oder PVC-Stücke, die auf dem bekannten Boden ausgelegt werden. Das funktioniert sowohl in der Wohnung als auch in überdachten Außengehegen.
    Wichtig ist, dass der PVC stark angeraut ist, denn insbesondere während Verfolgungsjagden kann rutschiger Boden zu schweren Verletzungen wie ausgerenkten Gliedmaßen führen. Alternativ können Außengehege mit einer dicken Schicht neuen Bodens (meist Rindenmulch oder Erde) eingestreut werden, der noch nicht nach einem der Kaninchen riecht.

  • Neutrale Begrenzungen: Auch Draht, Gitterelemente, Holzbretter und so weiter riechen nach den bisherigen Revierinhabern. Zudem werden sie auch nach einer Geruchsneutralisation von ihnen wiedererkannt, wenn sie exakt genauso aussehen und sich genauso anfühlen wie die „alten“ Begrenzungen.
    Eine einfache und effektive Möglichkeit, die Gehegegrenzen neutral zu gestalten, sind Metallgitter, wie man sie als „Freigehegegitter“ im Zooladen erhält. Diese können zum Beispiel vor Zimmerwänden oder innerhalb des bereits vorhandenen Außengeheges aufgestellt werden. Wenn Sie bereits ein Zimmergehege haben, das aus den handelsüblichen Gittern besteht, sollten Sie seine Form möglichst verändern.

  • Neue Einrichtung: Das „neue“ Gehege muss sich auch in Bezug auf seine Strukturierung möglichst stark vom vorherigen unterscheiden. Möbel, Büsche und andere bekannte Elemente, die nicht verschoben werden können, sollten vorübergehend abgesperrt werden.
    Es muss weder hübsch noch teuer werden: Hauptsache, die vorübergehende Einrichtung ist so ungewohnt wie möglich. Futterraufen, Toilettenschalen und so weiter müssen gründlich gereinigt und mit Essigreiniger von bisherigen Gerüchen befreit werden. Anschließend müssen sie an einem neuen Platz positioniert werden.

    Alle anderen Elemente sollten entfernt und durch neue, geruchsneutrale Einrichtungsgegenstände ersetzt werden. Diesen Zweck erfüllen vorübergehend auch einfache Pappkartons, in die jeweils zwei Eingänge geschnitten werden, oder Stühle, über die eine Decke gelegt wird, sodass eine Höhle entsteht.
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Einrichtung der Vergesellschaftungsfläche

Achten Sie darauf, „Fallen“ und Gegenstände, die beim Jagen ein Verletzungsrisiko darstellen, zu vermeiden. Das bedeutet:

  • Höhlen, Häuschen und sonstige Unterschlüpfe müssen immer mindestens zwei Ein-/ Ausgänge an gegenüberliegenden Seiten besitzen, damit ein Kaninchen, das sich darin aufhält, jederzeit flüchten kann, falls ein ranghöheres Tier hereinkommt.

  • Verzichten Sie auf längere Tunnel, die dazu führen könnten, dass von zwei Seiten Kaninchen hineinlaufen und sich gegenüberstehen, oder dass das rangniedere Tier auf die Schnelle flüchten kann.

  • Verzichten Sie auf hohe Klettermöglichkeiten. Springt ein Kaninchen fluchtartig von ganz oben herunter, kann es sich schwer verletzen

  • Verhindern Sie spitze Winkel und anderweitige Sackgassen im Gehege. Die Kaninchen sollten um alle Einrichtungsgegenstände herumlaufen können. Je runder die Gehegeform ist, umso besser.

  • Gut geeignet sind sehr kurze Tunnel und an drei bis vier Seiten offene Unterschlüpfe.

Stellen Sie mindestens zwei Toiletten und Futterstellen zur Verfügung, damit alle Kaninchen gleichzeitig entspannt fressen können.


Der Mittelweg zwischen zu vielen und zu wenig Ausweichmöglichkeiten

Oft wird geraten, die Vergesellschaftung auf einer möglichst großen Fläche anzubieten und möglichst viele Rückzugsorte zur Verfügung zu stellen. Dies ist beim ersten Aufeinandertreffen der Kaninchen auch unbedingt anzuraten, da nicht vorhersehbar ist, wie turbulent es zugehen wird. In manchen Situationen kann es jedoch auch sinnvoll sein, den Bereich (vorübergehend) zu verkleinern.

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Großzügige Fläche

Die Fläche auch in den folgenden Stunden und Tagen groß und gut strukturiert zu belassen, ist in folgenden Fällen sinnvoll:

  • Die Tiere haben ein großes Interesse aneinander und suchen aktiv den Kontakt zueinander. Dies ist meistens der Fall, wenn nur zwei Kaninchen miteinander vergesellschaftet werden oder die Tiere noch sehr jung sind.

  • Es kommt zu sehr turbulenten Verfolgungsjagden, die Kaninchen jagen sich in schnellen Sprints oder längerfristig im Kreis. In diesem Fall sind Fläche und Rückzugsmöglichkeiten wichtig, damit das unterlegene Tier problemlos flüchten und zwischendurch zur Ruhe kommen kann.

Problematisch wird es hingegen in folgenden Fällen:

  • Revierbildung: Diese Situation tritt besonders häufig auf, wenn zu einem bestehenden Pärchen ein drittes Tier hinzukommt oder wenn mehrere Pärchen miteinander vergesellschaftet werden: Es ist dann möglich, dass sich das Interesse der Tiere an den neuen Gruppenmitgliedern zunächst in Grenzen hält.
    Bestehende Pärchen ziehen sich dann oft zu zweit zurück. Das ist grundsätzlich nicht schlimm, wird aber in dem Moment zum Problem, in dem die Kaninchen „Reviere im Revier“ bilden (siehe unten, Lösungen für mögliche Probleme).

  • Mehrere sehr unterwürfige / ängstliche Kaninchen: In diesem Fall kommt es vor, dass die Kaninchen zwar friedlich sind, aber einsam bleiben, da sich keines der Tiere „traut“, Kontakt zum jeweils anderen aufzunehmen (siehe unten, Lösungen für mögliche Probleme).


Knapp bemessene Fläche

Die Verkleinerung der Fläche und eine verminderte Strukturierung sind in folgenden Situationen ratsam:

  • Beginnende Revierbildung: Die Kaninchen sind zur Ruhe gekommen und es finden keine heftigen Verfolgungsjagden mehr statt. Allerdings beanspruchen sie über mehrere Stunden bestimmte Bereiche des Geheges für sich (zum Beispiel eine Gehegehälfte, eine Toilettenschale, eine erhöhte Ebene oder einen Unterschlupf) und keines der Kaninchen nutzt weiterhin die komplette Fläche.

  • Die Kaninchen „finden nicht zueinander“: Es finden über mehrere Tage weder Jagden noch Kämpfe, aber auch sonst keine Kontaktversuche statt. Die Tiere nutzen die komplette Fläche, weichen sich aber aus Angst permanent gegenseitig aus.

Die Fläche von vornherein klein zu bemessen und spärlich einzurichten, kann hingegen große Gefahren und Risiken bergen:

  • Kämpfe: Kann ein rangniederes Tier nicht flüchten, wehrt es sich früher oder später gegen das dominante Kaninchen. Es kann zu massiven Beißereien mit ernsthaften Verletzungen kommen.

  • Massiver Stress: Heftige Verfolgungsjagden führen zu extremem Stress und Überforderung bei den unterlegenen Tieren, wenn sie nicht zur Ruhe kommen können. Auch, wenn sich nur zwei Kaninchen jagen, kann bei den übrigen eine Art „Massenpanik“ entstehen. Auf zu kleiner Fläche rennen die Tiere dann panisch und ziellos durcheinander. Platz, erhöhte Ebenen und Gegenstände, die Sichtschutz bieten, sind in solchen Fällen unbedingt notwendig, um keines der Kaninchen zu überfordern oder zu gefährden.
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Verhaltensregeln während einer Zusammenführung

Sie können durch Ihr Verhalten und einige einfache Details viel dazu beitragen, dass die Vergesellschaftung positiv (oder auch negativ) verläuft.

Keine Unterbindung der Rangordnungsklärung

Verfolgungsjagden sollten nicht unterbunden werden – auch nicht, wenn Fell fliegt. So sehr der Besitzer manchmal „mitleidet“, so natürlich und notwendig ist es, dass die Kaninchen auf diese Weise ihre Rangordnung klären. Wenn Sie eingreifen, zieht sich die gesamte Vergesellschaftung in die Länge.

Achtung: Sollten die Kaninchen sich raufen und ineinander verkeilen, müssen sie umgehend getrennt werden (siehe unten, Lösungen für mögliche Probleme).

Positive Verknüpfungen

Vermeiden Sie Situationen, die zu „Eifersucht“ oder Futterneid führen. Streicheln Sie die Tiere gleichzeitig, wenn sie Ihre Nähe suchen. Wenn ein Kaninchen ein Leckerli erhält und ein anderes Tier hinzukommt, muss es ebenfalls ein Leckerli bekommen.

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Bei mehreren Tieren kann es anfangs sehr sinnvoll sein, die Leckerlis in einem gewissen Abstand auf den Boden zu streuen; auf die Weise können sie friedlich nebeneinander fressen, ohne sofort einen direkten Körperkontakt „riskieren“ zu müssen. Die Anwesenheit der Artgenossen wird positiv verknüpft, wenn es währenddessen etwas zu fressen gibt.

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Reichlich Trinkwasser

Achten Sie auf ausreichend Trinkmöglichkeiten. Während einer Vergesellschaftung trinken einige Kaninchen sehr viel; insbesondere bei warmen Temperaturen oder wenn sie sich ausgiebig jagen. Wassernäpfe werden während einer Vergesellschaftung besonders leicht umgeworfen oder verschmutzt.

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Bieten Sie daher unbedingt mehrere, möglichst schwere Näpfe an und stellen Sie diese eher mittig im Gehege auf als am Rand, der oftmals als „Rennstrecke“ genutzt wird. Kontrollieren Sie das Wasserangebot mehrmals täglich.

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Keine vorübergehenden Trennungen

Trennen Sie die Kaninchen nicht mehr voneinander – weder stundenweise noch über Nacht. Anderenfalls können bisherige Fortschritte zunichte gemacht werden und die Rangordnungskämpfe beim nächsten Aufeinandertreffen von vorne beginnen.

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Falls es notwendig sein sollte, mit einem der Kaninchen zum Tierarzt zu fahren, sollten die anderen Tiere mitgenommen werden; nach Möglichkeit in derselben Box. Falls dies noch nicht funktionieren sollte, ist es dennoch ratsam, alle Kaninchen mitzunehmen; in diesem Fall in mehrere Boxen aufgeteilt.

Auf die Weise teilen sie erstens das aufregende Erlebnis und sind gleichermaßen gestresst, wenn sie wieder zusammengesetzt werden; zweitens behalten alle Tiere gewissermaßen den Tierarztgeruch zurück, sodass nicht nur eines der Kaninchen plötzlich ungewohnt riecht und deswegen angegriffen wird; und drittens wird vermieden, dass die Kaninchen, die zu Hause bleiben, das Gehege währenddessen für sich beanspruchen und das zurückkehrende Tier als „Eindringling“ betrachten.

Sollten Sie nicht alle Kaninchen mitnehmen können, bringen Sie die Tiere, die zu Hause bleiben, in dieser Zeit unbedingt außerhalb vom Vergesellschaftungsgehege unter. Sobald die anderen Kaninchen zurückkehren, nehmen Sie etwas Streu aus der Transportbox und reiben Sie die übrigen Tiere damit ein. Umgekehrt sollten die Kaninchen, die beim Tierarzt waren, mit der im Vergesellschaftungsgehege befindlichen Streu eingerieben werden. Auf die Weise werden die Tiere geruchlich einander „angeglichen“.

Diese Vorgehensweise im Falle eines Tierarztbesuchs ist umso bedeutsamer, je "frischer" die Kaninchen vergesellschaftet sind. Bei Tieren, die sich schon lange kennen und in einer stabilen Rangordnung gut miteinander harmonieren, ist das Risiko, dass es nach einem Tierarztbesuch Streit gibt, viel geringer.

Ausnahme Gittertrennung: In sehr seltenen Einzelfällen kann eine vorübergehende Gittertrennung sinnvoll sein:

  • Spätkastrierte Rammler müssen nach dem Eingriff noch 6 Wochen von intakten Häsinnen getrennt bleiben. Falls die Tiere zuvor bereits friedlich zusammengelebt haben, sollten sie nur durch ein Gitter getrennt werden, damit sie sich nicht entfremden.

  • Schlecht sozialisierte oder behinderte Kaninchen reagieren manchmal panisch auf Artgenossen. Andersherum kann ein Kaninchen, das sich ungewöhnlich bewegt (z. B. infolge eines Vestibularsyndroms), bedrohlich auf Artgenossen wirken. Gerät ein Tier völlig in Panik (s. u.), obwohl der Vergesellschaftungspartner sich friedlich verhält, kann die Gitter-an-Gitter-Methode sinnvoll sein: Auf die Weise erlebt das verängstigte Kaninchen den neuen Artgenossen zunächst "aus der Ferne" und kann sich an seine Bewegungen gewöhnen. Sobald es zur Ruhe kommt und seine Angst verloren hat, sollten die Tiere zusammengesetzt werden.
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Lösungen für Probleme bei der Vergesellschaftung

Revierbildung während der Vergesellschaftung

Wenn Sie beobachten, dass die Kaninchen sich jeweils bestimmte Bereiche „reservieren“, mehrere Stunden dort verharren und ihn gegenüber den anderen Kaninchen verteidigen, besteht Handlungsbedarf. Typisch für diese Situation ist, dass die Tiere nicht mehr jeweils die gesamte Fläche nutzen, sondern in getrennten Bereichen verbleiben. Verfolgungsjagden entstehen meist nur, wenn eines der Tiere die „Grenze“ zum jeweils anderen "Revier" übertritt. Sobald es wieder in „sein“ Revier zurückgekehrt ist, kehrt wieder Ruhe ein.

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Insbesondere bei Pärchen kommt es häufig vor, dass ein Pärchen die eine Hälfte des Geheges beansprucht und das andere Pärchen oder dritte Tier die andere Hälfte. Was zunächst friedlich wirkt, kann schnell eskalieren: Denn nachdem sich die Kaninchen zunächst friedlich in „ihren“ jeweiligen Bereichen aufgehalten haben, wird sich früher oder später eines der Tiere durchs gesamte Gehege bewegen; was von einer Sekunde auf die andere zu heftigen Revierkämpfen führen kann.

Neben einer „Gehegehälfte“ werden oft auch Unterschlüpfe, erhöhte Aussichtsplätze oder Toilettenschalen „reserviert“. Auch dies ist kein Dauerzustand, da es früher oder später zu massiven Kämpfen kommt.

Es kann auch andersherum ablaufen: Zieht ein rangniederes Tier sich langfristig in einen bestimmten Bereich zurück, lassen die ranghöheren es nach einigen Stunden oder Tagen mitunter nicht mehr heraus.

Wenn Sie eine solche Revierbildung über mehrere Stunden beobachten, sollte die Fläche komplett umgestaltet werden. „Lieblingsplätze“ einzelner Tiere sollten entfernt werden, sonstige Einrichtungsgegenstände werden umgestellt. Es kann auch sinnvoll sein, den Boden mit Haushalts- oder Essigreiniger zu wischen, um den Geruch zu verändern beziehungsweise zu entfernen.

Die Zahl der Einrichtungsgegenstände sollte insgesamt reduziert werden. Kommt es zu einer erneuten Revierbildung, wird das komplette Vorgehen – also Umstellen, Reinigen und Reduktion der Einrichtung – wiederholt. Beanspruchen die Kaninchen wiederholt eine bestimmte Gehegeseite für sich, sollte das Gehege verkleinert werden. Werden erhöhte Ebenen von einem Tier als Revier beansprucht, sollten derartige Gegenstände komplett entfernt oder soweit „aufgestockt“ werden, dass die Kaninchen nicht mehr hinaufspringen können.

Es kann auch helfen, nur noch eine Futterstelle anzubieten und diese mittig im Gehege zu platzieren, sodass die Kaninchen gemeinsam fressen und dennoch Abstand halten und bei Bedarf flüchten können.

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Raufereien während der Vergesellschaftung

Verfolgungsjagden können auf den Besitzer sehr „brutal“ und beängstigend wirken, sind jedoch grundsätzlich harmlos und völlig normal. Auch, wenn die Kaninchen sich beim Jagen gegenseitig Fell ausreißen, ist dies nicht weiter schlimm.

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Gefährlich wird es, wenn ein Kaninchen sich, anstatt wegzulaufen, zur „Wehr“ setzt. Diese Situation entsteht vor allem auf zu kleiner Fläche, in „Fallen“ (spitze Winkel oder Höhlen mit nur einem Ausgang), bei einer Revierbildung (siehe oben), bei unkastrierten Rammlern oder wenn es sich um zwei sehr dominante Tiere handelt.

Die Kaninchen greifen sich in diesem Fall frontal an, verbeißen sich ineinander und treten sich beim Raufen gegenseitig in den Bauch. Dies kann zu schweren Biss- und Rissverletzungen führen und muss sofort unterbunden werden! Von der Gefahr ganz abgesehen, kann oft nur ein sofortiges Eingreifen verhindern, dass die komplette Vergesellschaftung scheitert.

Wer mit der nackten Hand zwischen die Kaninchen greift, riskiert selber blutige Bissverletzungen. Beim ersten Aufeinandertreffen der Tiere sollten Sie dicke Handschuhe (zum Beispiel für die Gartenarbeit) bereithalten. Auch in den darauffolgenden Tagen sollten sie sicherheitshalber griffbereit neben dem Gehege liegen. Schieben Sie die Kaninchen mit den behandschuhten Händen auseinander und trennen Sie sie anschließend sofort.

Zur Not können Sie auch einen griffbereiten Gegenstand wie einen Holztunnel, ein Brett, eine Toilettenschale oder ein Gitter zwischen die Tiere schieben; Hauptsache, sie lassen für einen kurzen Moment voneinander ab, sodass Sie eines der Tiere greifen und aus der Gefahrenzone nehmen können.

Lassen Sie die Kaninchen getrennt, bis sie sich beruhigt haben; das heißt, sich putzen, fressen und nicht mehr außer Atem sind. Sie sollten mindestens 30 bis 60 Minuten entspannt sein, ehe Sie sie wieder zusammensetzen.

Gestalten Sie die Fläche vor dem erneuten Zusammensetzen komplett um und reinigen Sie den Boden. Beheben Sie mögliche Ursachen, die den Kampf ausgelöst haben (oft eine zu kleine Fläche oder Revierbildung – siehe oben).

Wenn Sie die Tiere wieder zusammengesetzt haben, beobachten Sie sie während der nächsten halben Stunde genau: Kaninchen, die sofort erneut aufeinander losgehen, müssen erneut getrennt werden und sollten frühestens am nächsten Tag wieder zusammengesetzt werden. Insbesondere, wenn bereits länger gekämpft wurde, kann es sogar notwendig sein, die Vergesellschaftung abzubrechen und es erst nach einer bis mehreren Wochen erneut zu versuchen.

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Überforderung schwacher Tiere bei Vergesellschaftungen

Gesunde, fitte Kaninchen, die auf einer ausreichend großen und strukturierten Fläche vergesellschaftet werden, sind selten tatsächlich überansprucht; auch, wenn sie massiv gejagt werden und Fellbüschel verlieren, ist es für die Tiere nicht so schlimm, wie es für den Besitzer aussehen mag. Es gibt aber Ausnahmen.

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Wichtig ist vor allem, dass das „gejagte“ Tier sich im Normalfall schnell beruhigt; nachdem es sich ausgeruht hat, beginnt es meist, sich zu putzen und zu fressen.

Kranke, körperlich behinderte oder sehr alte Kaninchen können hingegen durchaus körperlich überfordert sein, vor allem auf kleiner Fläche und bei mangelnden Rückzugsmöglichkeiten. Daher sollten Sie sich eine Vergesellschaftung zwischen geschwächten und fitten Kaninchen im Voraus sehr gut überlegen und sich gegebenenfalls professionell beraten lassen.

Das Vergesellschaftungsgehege sollte bei Bedarf vergrößert werden können, und es ist auch gut möglich, dass die Zusammenführung komplett abgebrochen werden muss und Sie zwei harmonische Pärchen oder zwei harmonische Gruppen halten müssen.

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Ausbleibende Kontaktaufnahme bei Vergesellschaftungen

Langfristige Einzelhaltung oder eine zu frühe Trennung von der Mutter und den Geschwistern (das heißt, mit weniger als 10-12 Lebenswochen) können dazu führen, dass ein Kaninchen schlecht sozialisiert ist und panisch oder extrem unterwürfig auf Artgenossen reagiert. Auch traumatische Erlebnisse können eine derartige Verhaltensstörung nach sich ziehen.

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Werden zwei solcher Kaninchen zusammengeführt, ist dies zwar ungefährlich und keines der Tiere wird „unterdrückt“; doch letztendlich bleiben beide einsam, da sie sich nicht zueinander trauen. Dies sieht meist so aus, dass die Kaninchen sofort flüchten, sobald das jeweils andere Tier in Sicht ist, und dieses auch nicht hinterherläuft. Die Tiere leben dann im selben Gehege nebeneinander her.

Bei solchen Kaninchen besteht die Lösung oft tatsächlich darin, die Fläche auf ein Minimum zu verkleinern und nur noch einen Unterschlupf anzubieten, der möglichst nach allen vier Seiten offen sein sollte, damit die Tiere in Blickkontakt miteinander bleiben. Auch sollte nur eine Futterstelle zur Verfügung stehen.

Auf die Weise sind die Tiere „gezwungen“, miteinander in Kontakt zu treten; mit dem erfreulichen Effekt, dass sie in der Regel sehr schnell realisieren, dass durch das jeweils andere Kaninchen keine Gefahr droht. Oft sind gerade diese Tiere dann innerhalb kurzer Zeit unzertrennlich und genießen die Gesellschaft in vollen Zügen.

Um die Kontaktaufnahme zu unterstützen, locken Sie die Kaninchen aktiv mit Leckerbissen zueinander, bis sie aus derselben Hand fressen. Sie können auch Leckerlis auf den Rücken der Tiere verteilen; dies führt dazu, dass sie sich gegenseitig das Futter aus dem Fell sammeln und dem jeweils anderen Kaninchen das Gefühl vermitteln, freundlich geputzt zu werden.

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Panik während der Vergesellschaftung

In seltenen Fällen reagieren Kaninchen mit Panik auf Artgenossen. Dies ist in folgenden Fällen möglich:

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  • Schlechte Sozialisierung: zu frühe Trennung von Mutter und Geschwistern (d. h. vor der 10.-12. Lebenswoche)
  • jahrelange Einzelhaltung
  • eingeschränkte Sehfähigkeit
  • neurologische Beschwerden, z. B. Gleichgewichtsstörungen, Orientierungsprobleme, Vestibularsyndrom

Letzteres kann einerseits dazu führen, dass ein Kaninchen selbst in Panik gerät, da es nicht spontan die Flucht ergreifen kann; aber auch dazu, dass das neue Partnertier verstört auf die unnatürlichen Bewegungsmuster reagiert.

Wilde Verfolgungsjagden und Fluchtmanöver dürfen dabei nicht mit "echter" Panik verwechselt werden. Für letztere gibt es verschiedene Anzeichen:

  • Schreien
  • orientierungsloses Gegen-Wände-Laufen
  • stundenlange Ruhelosigkeit, in denen das Kaninchen weder ruht noch frisst

In derartigen Extremfällen kann es ausnahmsweise sinnvoll sein, die Kaninchen vorübergehend mit einem Gitter zu trennen, damit das verängstigte Tier zur Ruhe kommen kann. Es kann seinen Vergesellschaftungspartner dann zunächst "aus sicherer Ferne" beobachten und sich an seine Verhaltensweisen und Bewegungen gewöhnen.

Sobald das Kaninchen sich beruhigt und entspannt gefressen hat, sollten die Tiere zügig wieder zusammengesetzt werden.

Kommt es am Gitter zu Aggressionen, muss sofort eine räumliche Trennung erfolgen, da der angestaute Frust sich ansonsten bei der erneuten Zusammenführung entlädt!

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Rückkehr ins gewohnte Revier

Ein bei vielen Zusammenführungen kritischer Punkt ist das Zurücksetzen der Gruppe ins Revier der „alteingesessenen“ Tiere. Dieser Schritt darf keinesfalls überstürzt erfolgen, obwohl man als Besitzer häufig dazu neigt. Wenn Sie hier nicht genügend Geduld aufbringen, gefährden Sie die komplette Vergesellschaftung.

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Auch, wenn die Gruppe bereits friedlich wirkt oder die Tiere sich „kaum noch“ jagen: Werden sie in einen Bereich umquartiert, den eines der Tiere als sein Revier wiedererkennt, kann es unmittelbar zu heftigen Kämpfen kommen; mitunter sind die Kaninchen dann auch nicht mehr zu beruhigen, und die komplette Vergesellschaftung ist gescheitert. Es sollte daher auch unbedingt unterlassen werden, es vorzeitig „einfach mal zu probieren und zu beobachten“.

Solange noch regelmäßig Spannungen zu beobachten sind – beispielsweise, dass ein Kaninchen in Abwehrstellung geht, wenn ein anderes auf es zu rennt, sich die Tiere gegenseitig anknurren oder fortjagen – , sollten die Kaninchen im Vergesellschaftungsgehege bleiben.

Wie lang dieser Zeitraum sein sollte, hängt individuell von den Tieren ab. Grundsätzlich gilt: Je "unspektakulärer" die Zusammenführung ist, d.h. desto weniger Jagden und Aggressionen es gibt und je früher geschmust wird, desto eher können Sie die Kaninchen guten Gewissens "umsiedeln". Generell sollten Sie allerdings mehrere Wochen im neutralen Gehege einplanen.

Wenn die Tiere gut miteinander harmonieren, können sie behutsam ins vorherige Revier integriert werden. Hierfür gilt:

  • Vor dem Umsiedeln sollte eine komplette Reinigung und Geruchsneutralisation durchgeführt werden. Dies gilt für den Boden, die Gehegebegrenzungen, Möbel- und Einrichtungsgegenstände. Was nicht gut gewischt werden kann, können Sie auch mit Essigreiniger einsprühen.

  • Vergrößern Sie die Fläche schrittweise. Bei zuvor freier Wohnungs- oder Zimmerhaltung bieten Sie den Kaninchen zunächst einen halben Raum an und beobachten Sie ihr Verhalten gut. Sind die Tiere friedlich, können Sie Ihnen nach und nach mehr vom früheren Revier „zurückgeben“. Auch von einem zuvor genutzten Außengehege sollte zunächst nur ein Teil angeboten werden, der der Größe des Vergesellschaftungsgeheges entspricht und bei friedlichem Verhalten nach und nach vergrößert wird.

  • Bieten Sie anfangs nur so viele Einrichtungsgegenstände an, wie den Kaninchen im Vergesellschaftungsbereich zur Verfügung standen. Verwenden Sie möglichst dieselben Gegenstände. Nach und nach können mehr Einrichtungsgegenstände integriert werden.

  • Vermeiden Sie es auch nach einer geglückten Zusammenführung in der ersten Zeit, Unterschlüpfte mit nur einem Eingang, lange Tunnel und anderweitige „Sackgassen“anzubieten. Erst, wenn alle Kaninchen auch im „alten“ Revier gut miteinander harmonieren, ist es dafür an der Zeit.

  • Falls Sie eine (erneute) Revierbildung beobachten sollten, muss genauso vorgegangen werden wie zuvor im Vergesellschaftungsbereich (siehe oben, Lösungen für mögliche Probleme).


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