Infusionen
Neben der Bekämpfung der Ursache ist der wichtigste Bestandteil einer erfolgsversprechenden Therapie die Infusion. Diese sollten Sie nach tierärztlicher Anleitung regelmäßig zu Hause durchführen. Dabei wird dem Kaninchen sterile Infusionslösung an der seitlichen Brust- / Bauchwand unter die Haut gespritzt.
Empfehlenswert ist eine Menge von mindestens 50 ml / kg alle 1-3 Tage oder 100 ml / kg alle 2-4 Tage. Geringere Dosierungen haben meist keinen merklichen Effekt, da sie gegenüber der Flüssigkeitsaufnahme über die Nahrung kaum ins Gewicht fallen. Die Menge und Intervalle der Infusionen müssen immer an den individuellen Patienten angepasst werden, indem das Krankheitsstadium berücksichtigt wird und die Blutwerte anfangs engmaschig kontrolliert werden.
Ist das Kaninchen in einem sehr schlechten Zustand, kann es notwendig sein, dass der Tierarzt es stationär aufnimmt und intravenös, also direkt in die Vene, infundiert, bis per Blutuntersuchung eine deutliche Besserung zu erkennen ist.
Subkutane (= unter die Haut verabreichte) Infusionen hingegen können und sollten Sie nach tierärztlicher Anleitung künftig zu Hause durchführen, um die Nierenfunktion zu unterstützen, ohne das Kaninchen dabei dem Stress eines Tierarztbesuches auszusetzen.
Fenbendazol
E.C.-positive Kaninchen mit chronischer Niereninsuffizienz sollten mit Fenbendazol behandelt werden, da die Vermutung naheliegt, dass sich der Erreger im Nierengewebe manifestiert hat und für die Schädigungen verantwortlich ist. Durch das Medikament wird die Erregerdichte eingedämmt und das weitere Fortschreiten der Erkrankung gehemmt. Ist nicht bekannt, ob das Kaninchen ein E.C.-Träger ist, sollte eine Blutserum-Untersuchung auf Antikörper eingeleitet werden.
Antibiose
Liefert das Harn- oder Blutergebnis den Verdacht auf eine bakterielle Ursache, muss eine sofortige Antibiotika-Therapie erfolgen, die vorzugsweise mit der Gabe eines Präbiotikums kombiniert wird, um die Darmflora zu schützen.
Chirurgischer Eingriff
Ein Blasenstein muss operativ entfernt werden; es sei denn, er ist so klein, dass er durch die Harnröhre passt und auf natürlichem Weg ausgeschieden werden kann. Eine OP ist auch bei einem soliden Nierentumor möglich, allerdings sollte zuvor per Röntgen- und Ultraschalldiagnostik geprüft werden, ob in der zweiten Niere oder in anderen Organen bereits Metastasen oder leukosebedingte knotige Veränderungen zu finden sind. In diesem Fall sollte dem Kaninchen keine Operation mehr zugemutet werden.
Eine durch Nierensteine funktionsunfähige Niere kann ebenfalls operativ entfernt werden, wenn sie dem Kaninchen Schmerzen bereitet. Einzelne Nierensteine können auch entfernt werden, ohne das komplette Organ zu entnehmen. Allerdings wird das Nierengewebe durch den Anschnitt zwangsläufig mehr oder weniger stark geschädigt.
Vor der Entfernung eines Nierensteins oder einer kalzifizierten Niere sollte immer geprüft werden, ob die zweite Niere überhaupt noch intakt ist und die Funktion der ersten übernehmen kann (Ultraschall, Ausscheidungsurographie).
SUC
Bei SUC handelt es sich um eine Kombination dreier homöopathischer Medikamente (Solidago compositum, Ubichinon compositum und Coenzyme Compositum), welche die Nierenfunktion unterstützen sollen. Die Wirksamkeit ist medizinisch nicht nachgewiesen, viele Tierärzte berichten jedoch von positiven Erfahrungen. Die Medikamente können über die regelmäßigen Infusionen gegeben oder separat gespritzt werden.
Bei Nierenpatienten ist eine naturnahe Ernährung mit einem reichlichen Grünfutterangebot rund um die Uhr von besonders großer Bedeutung, um die Flüssigkeitszufuhr zu erhöhen.
Animation zum Trinken
Zusätzlich können Sie das Kaninchen zum Trinken animieren, z. B. indem Sie das Wasser 1:1 mit Karotten- oder Fruchtsaft verdünnen und zusätzlich zum Trinkwasser anbieten. Viele Kaninchen schlabbern den verdünnten Saft mit Leidenschaft. Auch ungesüßter Tee trifft den Geschmack einiger Kaninchen.
Vermehrtes Trinken ersetzt jedoch keinesfalls die regelmäßigen Infusionen, da die aufgenommene Flüssigkeitsmenge viel geringer ist als die empfohlenen Infusionsmengen.
Ernährungsanpassung
Nierenkranke Kaninchen, die ihr Gewicht nicht halten, sollten zusätzlich zum gewohnten Futter kalorienhaltige Kost erhalten. Generell eignen sich hierfür besonders Wurzel- und Knollengemüse, die Sie zusätzlich zu rohfaserreichem Frischfutter (Blätter, Kräuter, Gräser, Zweige, ...) rund um die Uhr anbieten können. Sollte der Patient dennoch weiter abnehmen, können Sie ihm zusätzlich kleine Mengen "Energiebomben" wie Hafer- oder Kokosflocken oder Erdnusskerne abieten (etwa 2-3x täglich 1 Esslöffel).
Auf ausgesprochen harte Futtermittel wie Erbsenflocken, Mandeln, Gemüsechips etc. sollte hingegen verzichtet werden, da sie Zahnerkrankungen fördern - und nierenkranke Kaninchen Narkosen und Operationen besonders schlecht vertragen!
Da ein erhöhter Energiegehalt der Nahrung zwangsläufig mit einer geringeren Wasserkonzentration einhergeht, muss die mit den Infusionen erfolgende Flüssigkeitszufuhr gegebenenfalls erhöht werden.
Im Falle einer Nephrokalzinose dürfen keinerlei Kalziumkonzentrate gefüttert werden. D.h. insbesondere Trockenkräuter, Kräuterheu und Trockengemüse sowie sämtliche Mischfuttersorten, Minerallecksteine, Pellets und Leckerlis aus dem Zooladen müssen konsequent vom Speiseplan gestrichen werden. Auch bei gesunden Kaninchen sind diese Futtermittel nicht empfehlenswert.
Vermeintlich kalziumreiche Frischfuttersoren (z.B. Löwenzahn, Kohlrabiblätter, ...) sind grundsätzlich kein Problem, da gleichzeitig mit dem Kalzium auch so viel Flüssigkeit aufgenommen wird, dass das Kalzium sich gar nicht in den Harnwegen anlagern kann. Sie sollten nicht vom Speiseplan gestrichen werden, um die Fütterung nicht unnötig einseitig zu gestalten.