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Hitzschlag beim Kaninchen


Ursache

Kaninchen sind physiologisch nicht in der Lage zu schwitzen und daher enorm hitzeempfindlich. Während Wildkaninchen sich an heißen Sommertagen in ihre kühlen Bauten zurückziehen, sitzen unsere Heimtiere schnell “in der Falle”: Freigehege ohne Schattenmöglichkeit oder mit schlecht durchlüfteten Plastikunterschlüpfen, Südbalkone, auf denen sich die Hitze staut, ein “kurz” abgestelltes Auto, das plötzlich in der prallen Sonne steht, oder ein Transport zum Tierarzt im nicht klimatisierten Fahrzeug können binnen kürzester Zeit zu einem lebensbedrohlichen Hitzschlag führen.

Die tierschutzwidrige Haltung in Holzställen ist ebenfalls eine häufige Ursache von Überhitzung - auch im Schatten! Die extrem eingeschränkte Luftzirkulation führt zu einem massiven Hitzeschau im Innern des Stalls.


Symptome

  • Seitenlage, Benommenheit
  • schnelle, flache Atmung
  • Atemnot
  • Zyanose
  • Fieber

Ein überhitztes Kaninchen liegt flach, mitunter in Seitenlage, am Boden, atmet schnell und flach; die Körpertemperatur ist erhöht, die Schleimhäute sind zyanotisch (= bläulich) verfärbt.


Erste Hilfe und Therapie

  • Lagerung im Schatten / kühlen Raum
  • Kühle, feuchte Gliedmaßenwickel
  • kühle Wassersuspension
  • Sauerstoffzufuhr
  • Breitbandantibiotikum
  • Pro- /Präbiotikum
  • Temperaturkontrollen!


Bringen Sie das Kaninchen sofort in einen kühlen, unbedingt gut durchlüfteten Raum und bedecken Sie seine Gliedmaßen mit kühlen, feuchten Tüchern. Achtung: Verwenden Sie niemals Kühlakkus oder andere eiskalte Utensilien – ein derartiger "Kälteschock" wäre eine zu große Belastung für den bereits Kreislauf!

Flößen Sie dem Tier kleine Mengen kühlen Wassers ein. Steht Ihnen ein klimatisiertes Fahrzeug zur Verfügung, bringen Sie das Kaninchen auf direktem Weg zum Tierarzt oder in die Tierklinik: Je nach Schweregrad des Hitzschlages können kreislaufstabilisierende Maßnahmen wie intravenöse Infusionen (subkutane Infusionen reichen nicht aus!) und Sauerstoffzufuhr notwendig sein. Da eine Überhitzung des Organismus grundsätzlich die Entstehung einer Sepsis (Blutvergiftung) begünstigt, sollte das Kaninchen vorsorglich mit einem Breitbandantibiotikum und, um einer Entgleisung der Darmflora vorzubeugen, auch einem Pro-/ Präbiotikum versorgt werden.

Präbiotika (z.B. Apfelpektin oder Präparate wie "ProPreBac") enthalten Fasern, von welchen sich die gutartigen Darmbakterien ernähren. Probiotika hingegen enthalten die Bakterien selbst.

Reine Probiotika, d.h. Medikamente, welche anstelle ihrer Nahrungsquelle direkt die Bakterien enthalten, die sich im Darm ansiedeln sollen, sollten vor der Verabreichung genau auf ihre Zusammensetzung überprüft werden - denn viele Bakterien überleben die Magensäure nicht und kommen somit auch nicht (lebend) im Darm an. Andere (wie Laktobazillen) gehören nicht nur physiologischen Darmflora, ihr Nutzen ist daher fraglich. Gut geeignet sind Probiotika, die z.B. Enterococcus faecium enthalten - ein physiologisches und säureresistentes Darmbakterium der Kaninchen.

Das Pro-/ Präbiotikum sollte fünf Tage über die Antibiotikabehandlung hinaus gegeben werden.

Von überlebenswichtiger Bedeutung sind mindestens halbstündig durchgeführte Temperaturkontrollen:

Bei der Behandlung einer deutlich verminderten oder erhöhten Körpertemperatur besteht immer die Gefahr, dass das Kaninchen binnen kürzester Zeit ins entgegengesetzte Extrem verfällt - d.h. im Verlauf einer Hitzschlagtherapie plötzlich massiv auskühlt. Um die körpereigene Temperaturregulation wiederherzustellen, sind entsprechend häufige Kontrollen notwendig.

Eine Begleitperson für die Fahrt ist zu empfehlen, um die Tücher bei Bedarf wieder richtig zu platzieren. Die Mitnahme eines Partnertieres ist hier hingegen kritisch zu betrachten, da dessen Nähe das betroffene Kaninchen mitunter noch mehr "aufheizt".


Prognose

Die Prognose ist abhängig von dem Schweregrad der Überhitzung, dem Kreislaufzustand sowie Zeitpunkt und Qualität der Notversorgung und der tierärztlichen Therapie.


Prophylaxe

  • gute Belüftung
  • Schattenplätze
  • überhitzte Räumlichkeiten meiden
  • Hitzestau vermeiden

Lassen Sie die Kaninchen während heißer Sommertage nie auf Süd- oder Westbalkonen, in überhitzten Dachgeschosswohnungen oder Behältnissen in der prallen Sonne zurück.

Sorgen Sie immer für ein weitreichendes Angebot gut durchlüfteter, kühler Schattenplätze (Pflanzenbewuchs, Erde, Sonnenschirme, Pflanzsteine) oder eine ausreichende Klimatisierung (Auto, öffentliche Verkehrsmittel). Lassen Sie Tiere im Auto nie unbeaufsichtigt!