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Futterumstellung bei Kaninchen: Gewöhnung an Grünfutter

Ehe die Kaninchen Grünfutter bekommen, sollten schädliche Futtermittel abgesetzt werden.

Eine Futterumstellung ist vor allem dann notwendig, wenn ein Kaninchen bislang nicht optimal ernährt wurde; ferner bei bestimmten gesundheitlichen Problemen, doch prinzipiell gibt es so gut wie keine Erkrankungen, bei denen es helfen würde, sich von der ohnehin empfohlenen naturnahen Ernährung "wegzubewegen".


Wann sind Futterumstellungen notwendig?

Folgende Situationen sind möglich:

  • In den meisten Fällen werden Kaninchen von bisher (teilweise) trockener Ernährung auf ein Ad-libitum-Angebot von Grünfutter umgestellt.

  • Oft wird "Grünfutter" mit "Frischfutter" im Allgemeinen gleichgesetzt. Das ist weder korrekt noch sinnvoll: Der Begriff "Frischfutter" bezieht sich auf jegliche Futtermittel mit hohem Wasseranteil - als auch Wurzelgemüse und Obst beinhaltet, die wegen des geringen Rohfaser- und hohen Energiegehaltes jedoch nur als Leckerli geeignet sind. Daher muss gelegentlich von anderweitigem Frischfutter auf Grünfutter (Kräuter, Gräser, Zweige, Blätter, Blattgemüse) umgestellt werden.

  • Weiterhin kann dahingehend umgestellt werden, dass einfach nur bestimmte ungeeignete Futtermittel vom Speiseplan entfernt werden (Fertigmischfutter, Pellets, Brot, andere Mehlprodukte, Weizen allgemein, ...).

  • Kaninchen, die bisher ungeeignete Nahrungsmittel (siehe vorheriger Punkt) erhalten haben, sollten zunächst von dem schädlichen auf gut verträgliches Trockenfutter wie Heu und Stroh umgestellt werden, ehe das Grünfutter eingeführt wird.

  • Im Herbst wird oftmals von Wiesengrün auf Blattgemüse und Küchenkräuter umgestellt, im Frühling umgekehrt.

  • Eine Futterumstellung von überwiegend Grünfutter auf Heu oder ein anderes Trockenfutter bringt ausschließlich Nachteile mit sich und ist daher praktisch nie erforderlich.

  • Entgegen der landläufigen Meinung ist es nicht notwendig, bei einem bereits an Grünfutter gewöhnten Kaninchen jede einzelne neue Sorte langsam einzuführen, da der Wassergehalt sich nicht signifikant ändert. Neue Sorten können einfach zum bisherigen Menü dazugemischt werden.


Was muss wann beachtet werden?

Trockenfutter => Grünfutter

Diese Futterumstellung ist die wohl "schwierigste" (aber auch wichtigste), da die Darmflora sich auf eine Nahrung mit signifikant verändertem Flüssigkeitsgehalt umstellen muss. 

Wird ungesundes Futter abrupt durch gesundes ersetzt, können sich die spezialisierten Darmbakterien nicht schnell genug umstellen. Die Folgen können Durchfall oder sogar lebensbedrohliche Aufgasungen sein. Das Risiko ist umso höher, je schlechter verträglich die vorangegangene Nahrung war: So ist die Umstellung auf Grünfutter relativ unproblematisch, wenn zuvor lediglich Trockenfuttersorten gereicht wurden, die für den Darm gut verträglich sind (z.B. Heu, Trockenkräuter, -blätter und -blüten, Struktur-Müsli).

Schwieriger wird es, wenn der Kaninchendarm durch schädliche Nahrungsmittel wie Weizen, Pellets, Zuckerzusätze, Milch- oder Mehlprodukte vorbelastet ist. Diese Nahrungsmittel sollten sofort entfernt und durch die o.g. besser verträglichen Trockenfuttersorten ersetzt werden.

Erst, nachdem das Kaninchen 1-2 Wochen lang ausschließlich gut verträgliches Trockenfutter wie Heu erhalten hat, sollte allmählich das Grünfutter eingeführt werden.

Auf die Weise hat der Darm ausreichend Zeit, sich zu regenerieren, ehe er sich an etwas Neues adaptieren muss. 

Der Grünfutter-Anteil sollte über mehrere Tage hinweg langsam gesteigert werden, bis es schließlich ständig verfügbar ist. Bei Kaninchen, die zuvor sehr ungesund ernährt werden, sind langsamere Umstellungen von bis zu zwei Wochen ratsam.


Rohfaserarme Frischfuttersorten => Grünfutter

Die Grünfuttermenge wird über etwa eine Woche hinweg bis zum Ad-libitum-Angebot gesteigert. Währenddessen wird der Anteil des rohfaserarmen Frischfutters (Karotten, Gurke, Brokkoli, Kohlrabi, Äpfel usw.) langsam reduziert.

Bei normalgewichtigen Kaninchen muss es nicht komplett vom Speiseplan gestrichen werden, sondern kann weiterhin als Leckerli oder Belohnung gereicht werden.

Im Falle von Übergewicht oder der Neigung zu Verdauungsproblemen sollten rohfaserarme Frischfuttersorten zunächst komplett ausgeschlichen werden. Hat das Kaninchen sein Normalgewicht erreicht bzw. ist die Verdauung stabil, kann das Wurzelgemüse (und in Leckerli-Mengen auch das Obst) allmählich wieder eingeführt werden.

Tasten Sie sich in jedem Fall langsam an die Menge heran, die noch keine Gewichtszunahme bzw. Verdauungsprobleme auslöst. Führen Sie nicht alle Sorten auf einmal wieder ein, sondern eine nach der anderen. Beginnen Sie mit gut verträglichen Sorten wie z.B. Karotte, Sellerie und Apfel.

Zahnpatienten sollten, sofern sie ihr Gewicht damit halten, möglichst gar keine rohfaserarmen Futtersorten erhalten, sondern ausschließlich Grünfutter, Zweige, Heu und evtl. kleine Mengen Trockenkräuter, -blätter und -blüten. Denn: Je mehr Rohfaser sie aufnehmen, desto intensiver erfolgt der Zahnabrieb und desto seltener müssen sie zur Zahnkorrektur, bzw. desto geringer ist das Risiko einer Kieferabszessbildung.


Streichen ungesunder Nahrungsmittel

Sofern die Kaninchen außerdem Grünfutter und Heu erhalten, sollten die o. g. schädlichen Nahrungsmittel umgehend vom Speiseplan entfernt werden und die übrigen gewohnten, verträglichen Nahrungsmittel weiter gefüttert werden wie bisher. Falls das Grünfutter rationiert angeboten wird, wird seine Menge über 1-2 Wochen hinweg langsam gesteigert bis zur Ad-Libitum-Fütterung.


Schädliches Trockenfutter => verträgliches Trockenfutter

Kaninchen, die bisher massiv fehlernährt wurden - d.h. mit schädlichen Nahrungsmitteln (s.o.) und (fast) ohne Grünfutter - , sollten zunächst auf ein verträgliches Trockenfutter wie Heu und Stroh umgestellt werden, ehe die Grünfuttermenge erhöht wird. Auf die Weise kann sich der Darm zunächst regenerieren, ehe er mit etwas Neuem "konfrontiert wird.

Der Wechsel von schädlichem auf verträgliches Trockenfutter kann und sollte sofort erfolgen.

Durch den unveränderten Wasseranteil sind keine Probleme zu erwarten, und der Darm wird umgehend entlastet. Verträgliche Trockenfutterarten sind z.B. Heu, Trockenkräuter, -blätter- und blüten sowie strukturierte, naturbelassene Futtermischungen (z.B. Nösenberger Struktur-Müsli).

Das verträgliche Trockenfutter sollte über 1-2 Wochen gereicht werden, ehe mit der Umstellung auf Grünfutter begonnen wird. Für diese wiederum sollten etwa 1-2 Wochen eingeplant werden.


Wiesengrün => Blattgemüse & Küchenkräuter

Diese Umstellung ist aufgrund des gleich bleibenden Wassergehaltes sehr unproblematisch und kann sofort erfolgen. Auch kann im Sommer durchaus mal für einen Tag das Wiesengrün durch Blattgemüse ersetzt werden.


Blattgemüse & Küchenkräuter => Wiesengrün

Auch diese Umstellung ist relativ unproblematisch. Lediglich im Frühjahr sollte sie über einige Tage hinweg erfolgen, da die jungen Pflanzen im Gegensatz zum Wintergrünfutter einen relativ hohen Eiweißgehalt besitzen. Dieser kann bei komplett ausbleibender Gewöhnung zu Aufgasungen führen.


Die Fütterung schrittweise umstellen

Folgende Strategien haben sich bei der Umstellung auf Grünfutter bewährt:

  • Reichen Sie den Tieren über einen Zeitraum von - je nach Art der Umstellung - wenigen Tagen bis zu 2 Wochen hinweg von Tag zu Tag immer größere Mengen, wobei Sie mit wenigen Blättchen oder Hälmchen beginnen. Dies ist besonders im Frühjahr wichtig, da die jungen Pflanzen viel nährstoffreicher sind und somit blähender wirken als Grün aus dem Spätsommer oder Herbst.

  • Eine Möglichkeit, die Kaninchen besonders sanft und insgesamt schneller an Grünfutter zu gewöhnen, besteht darin, die tägliche Ration in mehrere Portionen aufzuteilen und über den Tag verteilt zu reichen, sodass nur wenig auf einmal gefressen werden kann und zwischen den Mahlzeiten reichlich Heu aufgenommen wird.

  • Um ein "Herunterschlingen" des leckeren Grüns zu vermeiden, kann es mit einer großzügigen Portion Heu vermischt oder überall im Gehege verteilt werden.

  • Beginnen Sie mit ein bis zwei verschiedenen Grünfuttersorten, um den Darm nicht zu überfordern. Nach und nach werden weitere Sorten "eingeschlichen".

  • Beginnen Sie mit leicht verträglichen Futtersorten wie Küchenkräutern, Karottengrün, Blattsalaten, Fenchel, begrünten Zweigen sowie bereits hochgewachsenen Gräsern und Wiesenkräutern. Erst, wenn die Kaninchen diese ständig zur Verfügung haben, führen Sie weitere Sorten wie Klee, Kohl und Jungpflanzen ein.

  • Sollte eines der Kaninchen mit Verdauungsproblemen reagieren, setzen Sie das neue Futter nicht wieder komplett ab! Dies wäre wiederum eine abrupte Umstellung, die den Verdauungstrakt belastet. Reichen Sie stattdessen wieder die Menge, die noch gut vertragen wurde. Behalten Sie sie bei, bis die Symptome abgeklungen sind, und steigern Sie die Menge beim nächsten Mal langsamer.

  • Bei Kaninchen mit sehr empfindlicher Verdauung empfiehlt es sich, während der Futterumstellung ein Präbiotikum und ggf. auch ein Antitympatikum zu verabreichen. Präbiotika enthalten die Nahrungsgrundlage der physiologischen Darmflora, unterstützen also eine geregelte Verdauung. Antitympatika beugen Aufgasungen vor.

  • Bei hartnäckigen Verdauungsproblemen trotz Beachtung aller Ratschläge lassen Sie die Zähne Ihres Kaninchens anschauen sowie den Kot auf Darmparasiten (v.a. Kokzidien) untersuchen. Hierzu müssen Köttel von 3 aufeinanderfolgenden Tagen gesammelt und beim Tierarzt abgegeben werden.

  • INFO: Zahnerkrankungen
  • INFO: Darmkokzidiose

Gibt es weiterhin Probleme mit der Futterumstellung? Hier finden Sie viele hilfreiche Tipps für "Extremfälle":