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Fellpflege beim Kaninchen

Kaninchen sind sehr reinliche Tiere, die ihr Fell mehrmals täglich intensiv pflegen; sie putzen sich sogar häufiger als Katzen. Kurzhaarige Kaninchen brauchen daher nicht engmaschig gebürstet oder gekämmt zu werden. Während des Fellwechsels sollten sie allerdings unterstützt werden.


Bezoar-Prophylaxe: Kaninchen im Fellwechsel unterstützen

Bezoare entstehen bei Kaninchen, die infolge des Putzens ihres eigenen Fells oder eines stark haarenden Partnerstiers über einen längeren Zeitraum zu viele Haare verschlucken, und können zu lebensgefährlichen Verschlüssen des Magenausgangs oder des Dünndarms führen.

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Während des Fellwechsels sollten alle Kaninchen unterstützt werden. Dazu zählt einerseits das Entfernen loser Haare (durch Kämmen oder Herausziehen, im Extremfall durch Scheren - s. u.), andererseits die Gabe bestimmter Abführmittel. Beide Maßnahmen helfen effektiv prophylaktisch gegen die Bildung von Trichobezoaren (= Haarballen) im Magen-Darm-Trakt: Durch das Entfernen losen Fells reduzieren Sie die Haarmenge, die im Verdauungstrakt landet; durch Abführmittel erleichtern Sie den Transport abgeschluckter Haare durch Magen und Darm.

Sind Sie sich bei der Beurteilung des Haarausfalls unsicher, werfen Sie einen Blick auf den Kot der Tiere: Normale, trockene Köttel, die von einem Haar oder einer Haarsträne perlschnurartig zusammengehalten werden (Köttelketten), sind ein deutliches Anzeichen für viel Fell im Verdauungstrakt. Grundsätzlich gilt: lieber etwas häufiger und länger unterstützen als zu wenig.

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Lose Haare entfernen

Je nachdem, wie stark Ihre Kaninchen haaren, sollten sie mitunter täglich von abgestorbenen Haaren befreit werden. Manchmal finden sich regelrechte Flocken aus abgestoßenen Haaren im Fell, die mit der Hand einfach herausgezogen werden können.

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Die meisten Kaninchen mögen das Herausziehen loser Haare gar nicht - vermutlich, weil sie das Gefühl haben, "gezwickt" zu werden - , aber es ist effektiver und geht schneller als Kämmen. 

Es hat sich bewährt, in einer "Streichelbewegung" von vorne nach hinten über den Rücken jeweils eine große Handvoll Haare zu greifen und diese sanft herauszuziehen. Dies ist - zumindest für verschmuste Kaninchen - deutlich angenehmer als das "vorsichtige Büschel-für-Büschel-Zupfen", auf welches die meisten Tiere sehr empfindlich reagieren. 

Einige Kaninchen wechseln ihr Fell so "radikal", dass dabei jeden Tag gigantische Fellmengen abgestoßen werden. Das ist kein Grund zur Sorge: Solange beim Kämmen und Herausziehen keine größeren kahlen Stellen entstehen und unter den abgestorbenen Haaren bereits ein nachwachsender Flaum zu sehen ist, ist alles in Ordnung. 

Kämmen: Als Kamm eignet sich ein gewöhnlicher Flohkamm oder eine Zupfbürste. Weiche Bürsten sind für die Kaninchen besonders angenehm, während des Fellwechsels aber meistens nicht effektiv genug.
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Laktulose gegen Haarballen

Beim Tierarzt gibt es spezielle Präparate für Kleinsäuger, die die Ausscheidung verschluckter Haare erleichtern sollen (z. B. Rodicare® Hairball). Darin enthalten sind u. a. Laktulose und gequollene Flohsamenschalen, die die Haare umhüllen und "glitschig" machen. Beide Inhaltsstoffe können auch separat erworben werden: Laktulose erhalten Sie in der Apotheke oder beim Tierarzt und Flohsamenschalen z. B. in der Drogerie.

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Zuckerfreie Laktuloseprodukte sind zu bevorzugen; insbesondere, wenn ein Kaninchen zu Durchfall neigt, kann gezuckerte Laktulose problematisch sein. Beispiele dafür sind Laxatract® und Laxulon®.

Um Ihre Kaninchen während des Haarwechsels zu unterstützen, ziehen Sie 1 ml Lactulose pro kg Körpergewicht des jeweiligen Tieres auf. Dort hinein mischen Sie eine kleine Messerspitze Flohsamenschalen. Diese Mischung geben Sie zweimal, bei Bedarf dreimal täglich ins Mäulchen ein. Manche Kaninchen nehmen sie komplett freiwillig aus der Spritze oder aus dem Napf.

Mag ein Kaninchen keine Flohsamenschalen, kann alternativ auch Laktulose pur gegeben werden. Bereits damit ist eine sehr gute Prophylaxe möglich. Viele Kaninchen schlecken die pure Laktulose dann wie ein Leckerli aus der Spritze.

Ist das nicht der Fall, können Sie einige grobfaserige Pellets (z. B. Cuni Complete Adult®) für 5-10 Minuten in Laktulose einweichen und den Kaninchen dann im Napf anbieten. Verschätzen Sie sich aber nicht in der Menge: In der Regel genügen 2-3 Pellets pro ml Laktulose und somit auch pro kg Körpergewicht. Größere Mengen sind nicht zu empfehlen.


Durchfall durch Laktulose

Da es sich bei Laktulose um ein Abführmittel handelt, kann sie zu einer weicheren Kotkonsistenz führen. In diesem Fall hat sich Folgendes bewährt:

  • Überprüfen Sie, ob Ihr Laktulosepräparat Zucker (z. B. in Form von Laktose, Fruktose oder Galaktose) enthält. Ersetzen Sie es gegebenenfalls durch ein zuckerfreies Präparat (s. o.).
  • Teilen Sie die Tagesdosis Laktulose auf mindestens 3 Rationen auf.
  • Falls dies nicht ausreichend ist, reduzieren Sie die Tagesdosis leicht.
  • Achten Sie beim nächsten Mal darauf, die Laktulose einzuschleichen, indem die mit einer geringen Dosis beginnen und diese über ca. 3 Tage steigern.
  • Reagiert ein Kaninchen trotz allem mit Matschkot auf Laktulose, sollte abgeklärt werden, ob evtl. ein gesundheitliches Problem vorliegt (z. B. Darmparasiten, Zahnfehlstellung, Gebärmuttererkrankung)

Ausführliche Informationen zum Thema Durchfall finden Sie hier.

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Leinsamen als Haarballen-Prophylaxe

Einen ähnlichen Effekt wie Laktulose und Flohsamenschalen hat eingeweichter Leinsamen(schrot), von denen täglich sehr kleine Mengen (ca. 1/2 TL pro kg Körpergewicht) gereicht werden dürfen. Allerdings gilt dabei die gleiche Warnung wie für Menschen, die Leinsamen zu sich nehmen: Beim Verzehr der "trockenen" Samen drohen Verstopfungen oder sogar ein Darmverschluss, da sie im Magen-Darm-Trakt stark aufquellen.

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Lassen Sie die Leinsamen daher immer mindestens eine halbe Stunde lang quellen, ehe Sie sie einem Kaninchen anbieten! Besonders gut abführend wirken die Samen, wenn Sie sie nicht in Wasser, sondern in Laktulose einweichen.

Größere Mengen an Leinsamen sind nicht zu empfehlen, da sie extrem fett- und proteinhaltig sind und stark sättigend wirken. Dadurch begünstigen sie eine Gewichtszunahme sowie Verschmutzungen mit liegengelassenem Blinddarmkot und vermindern die Aufnahme von Grünfutter - welches aufgrund seines Rohfaser- und Flüssigkeitsgehalts essenziell bei der Ausscheidung verschluckter Haare ist.

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Ananassaft etc. gegen Haarballen?

Ananas- und Kiwisaft sind entgegen der landläufigen Meinung nicht dazu fähig, Haarballen aufzulösen oder die Ausscheidung einzelner Haare zu fördern.


Bezoar-Prophylaxe durch artgerechte Ernährung

Die beste allgemeine Prophylaxe gegen Verstopfungen ist ein reichliches Angebot von Grünfutter rund um die Uhr. Der hohe Wassergehalt hält den abgeschluckten Futterbrei geschmeidig; die enthaltene Rohfaser verhindert erstens die dichte Zusammenlagerung von Haaren und Futter im Magen fördert zweitens einen gleichmäßigen Weitertransport.


Fellpflege bei Angora, Löwenköpfchen, Teddy und Co.

Langhaarige und sehr "flauschige" Kaninchen müssen regelmäßig gekämmt, gebürstet und geschoren werden. Dies hat mehrere Gründe:

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Verdauungsproblemen durch Trichobezoare (Haarballen) kann mit regelmäßigem Kämmen und Scheren effektiv vorgebeugt werden (s. o.).

Vor allem bei Angorakaninchen entwickeln sich ohne eine konsequente Fellpflege mit der Zeit regelrechte Filzmatten, die langfristig zu Hauterkrankungen führen. Nicht selten sind schwere und hoch schmerzhafte Hautentzündungen unter dem Filzmantel vernachlässigter langhaariger Tiere zu finden.

Filzstellen werden je nach Größe entweder herausgekämmt oder herausgeschnitten. Zum Herauskämmen eignen sich Flohkämme. Zum Herausschneiden verwenden Sie unbedingt eine stumpfe Schere oder einen Rasierapparat, um das Kaninchen nicht zu verletzen, falls es sich unvermittelt bewegen sollte. 

Achtung: Filzknoten reichen oftmals bis unmittelbar an die Haut. Um zu sehen, wie tief Sie schneiden können, fassen Sie einen Knoten mit beiden Händen und ziehen Sie ihn vorsichtig zu beiden Seiten auseinander. Auf die Weise sehen Sie, bis wo sich die Haare spalten lassen. Im Zweifelsfall arbeiten Sie sich immer langsam voran und schneiden den Knoten erst im oberen Bereich ab, um sich dann allmählich der Haut anzunähern.   

Verfilzungen an den Fußsohlen dürfen nie grob herausgeschnitten werden! Es muss immer ein ausreichendes Polster verbleiben, welches ein Wundsitzen (Pododermatitis) verhindert.

Zumindest im Sommer sollten langhaarige sowie besonders "plüschige" Kaninchen eine Kurzhaarfrisur erhalten. Dies mag vielleicht keinem klassischen Schönheitsideal entsprechen, doch lange Haare sind für die hitzeempfindlichen Tiere während der heißen Sommertage eine Qual und führen im schlimmsten Fall zu einem tödlichen Hitzschlag.

Am angenehmsten und gesündesten für die Tiere ist in jedem Fall eine ganzjährige Kurzhaarfrisur: Bei kurzem Fell entfällt das tägliche Bürsten und Kämmen, es bleiben weder Streu noch Köttel hängen, das Sichtfeld ist uneingeschränkt und beim Putzen werden weniger Haare verschluckt. Insbesondere das Fell von Kaninchen, die regelmäßig Köttelketten ausscheiden, an Verstopfung leiden, schon einmal einen Darmverschluss hatten oder bei denen ein Magenbezoar nachgewiesen wurde, sollte unbedingt dauerhaft kurz gehalten werden.

Kaninchen, denen ständig lange Haare im Gesicht hängen, sind nicht nur massiv in ihrer Sicht eingeschränkt, sondern können auch Augenprobleme bekommen, da ihre Augen permanent durch die Haarspitzen gereizt werden. 

Kaninchen mit kleinen, kurzen Ohren und einer üppigen Kopfbehaarung haben ein erhöhtes Risiko, eine Ohrenentzündung zu entwickeln. Auch hier empfiehlt es sich, die Ohrmuscheln regelmäßig freizuschneiden, damit die Gehörgänge ausreichend belüftet werden.

Lange Haare im Anogenitalbereich begünstigen Verschmutzungen durch Urin und Köttel. Mögliche Folgen sind Hautentzündungen und ein lebensgefährlicher Befall mit Fliegenmaden. Bleibt öfter mal "etwas hängen", sollten die Haare um den After herum kurz gehalten werden. Das gilt ganz besonders für Kaninchen, die zu Durchfall neigen.

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Kaninchen scheren

Bei Tieren in Winteraußenhaltung darf das Fell nicht zu kurz geschoren werden, um weiterhin eine ausreichende Wärmeisolation zu gewährleisten. Die Haare sollten nach der Schur nicht kürzer sein als bei einem durchschnittlichen Kurzhaarkaninchen. Ebenfalls muss im Sommer immer ein dichter Flaum belassen werden - insbesondere bei Außenhaltung, um keinen Sonnenbrand zu riskieren. 

Der Wangenbereich sollte ausgespart werden, um nicht versehentlich die sensiblen Barthaare abzuschneiden.

Achten Sie beim Kauf einer Schermaschine darauf, ein möglichst leises Modell zu wählen. Laute Geräte können für ein Kaninchen sehr beängstigend sein - insbesondere, wenn es noch nicht daran gewöhnt ist. Es sollte sich um eine Schermaschine speziell für Tiere handeln; Rasierapparate für den Menschen verstopfen beim Scheren von Kaninchenfell sofort. Gute Modelle haben ihren Preis, lohnen sich auf lange Sicht aber sehr!

Verfilzungen an den Fußsohlen dürfen nie grob ausgeschoren werden! Es muss immer ein ausreichendes Fellpolster belassen werden, damit beim Sitzen keine wunden Areale (Pododermatitis) entstehen. Verwenden Sie zum Entfilzen der Sohlenballen daher nie ein elektrisches Gerät, sondern arbeiten Sie mit den Fingern, einem Flohkamm und, wenn zwingend erforderlich, einer Schere.


Fellpflege bei Kaninchen mit Handicap

Kaninchen bestimmten Erkrankungen und körperlichen Behinderungen benötigen mitunter Hilfe bei der Fellpflege. Dazu gehören:

  • Kaninchen mit Gleichgewichtsproblemen
  • Kaninchen mit Wirbelsäulenarthrose / -spondylose
  • Kaninchen mit nur einem Vorder- oder Hinterbein
  • Kaninchen ohne Schneidezähne
  • Kaninchen mit chronischem Schnupfen

Bei diesen Tieren sollte besonders auf Filzknoten etc. geachtet werden.